Aktuelle Gedanken rund um den Gitarrenbau

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#1 Einige Gedanken zum Traumberuf des Gitarrenbauers

Ein Gespräch, das ich heute Mittag mit einem Bekannten geführt habe, hat mich mal wieder dazu gebracht, den Rest des Tages grübelnd durch die Gegend zu laufen... :D

Diese Gedanken würde ich euch nun gerne mitteilen, da ich denke, dass sie für den ein oder anderen E- und A-Gitarristen sowie -Bassisten ganz interessant sein könnten. Aus diesem Grund war ich mir auch etwas unsicher, bezüglich der Platzierung dieses Threads, denke aber, dass hier ein geeigneter Platz dafür ist.

Die kurze "Biograpie" dient nur als Einleitung... ;)



Schon als ich als kleiner Junge meiner erste Gitarre bekam, interessierte ich mich auch für deren Konstruktion. Je länger ich Gitarre spielte, je besser meine Fähigkeiten am Instrument waren, desto größer wurde auch mein Wissen sowie mein Wissensdurst, was die optimale Einstellung, die Optimierung und schließlich sogar den Bau von Gitarren anging. Dadurch dass ich ebenfalls Bass spiele und viele Erkenntnisse auch auf den Bass übertragbar sind, gilt hierfür selbiges.
Parallel hing ich praktisch jeden Tag in der Werkstatt eines befreundeten Geigenbauers herum, schaute zu und sog jedes Wort wie ein Schwamm auf - er brachte mit den Umgang mit jedem erdenklichen Werkzeug, das Schärfen und Schleifen der selbigen, sowie den Umgang mit dem Werkstoff Holz bei.
Schon während der Schulzeit zeichnete sich dann ab, dass ich mein Geld mit der Musik verdienen würde und nach dem erfolgreichen Abitur verbrachte ich dann praktisch auch meine gesamte Zeit mit Studiojobs, Auftritten und dem Komponieren. Der Bau von Instrumenten blieb erstmal auf der Strecke, aber nur um sich dann später wieder Stück für Stück in mein Leben zurückzuschleichen.

Was mit einigen Instrumenten für mich selbst begann, wurde schnell zu Auftragsarbeiten für Bekannte und schließlich durch Mund-zu-Mund-Propaganda eben auch Unbekannte.
Was als Interesse anfing und zwischenzeitlich von der Bildfläche verschwand, wurde zur Leidenschaft.
Vor einiger Zeit fing ich dann an, das ganze professionell aufziehen, nicht mit einer Ausbildung als Gitarrenbauer, sondern mit der "spontanen" (aber nicht überstürzten!), aber entschlossenen Gründung einer Firma. Zwar nur als weiteres Standbein neben der Musik, aber eben (m)eine eigene, kleine Firma!


Durch diese Arbeit und auch dadurch, dass ich schon früh viele Kontakte knüpfen konnte, habe ich doch einen relativ guten Einblick in die "Szene".
Es ist doch so, viele Menschen, mich selbst als Jugendlicher eingeschlossen, sehen den Beruf des Gitarrenbauers als eine Art "Traumberuf":
Man sitzt den ganzen Tag in seiner gemütlichen Werkstatt, hat seine eigenen Arbeitszeiten, nicht viel Stress oder Druck durch andere Menschen und baut die Instrumente, die wir alle hier so lieben.
Ich war mal bei einem befreundeten Gitarrenbauer in der Werkstatt, als ein Kunde im Gespräch meinte, "Ich bin richtig neidisch auf euch Gitarrenbauer, ihr habt so einen tollen Beruf".
Nun ja, prinzipiell hat er recht. Die Wahrheit sieht dann häufig so aus, dass die wenigsten diese tolle Arbeit so zu bezahlen bereit sind, dass sie sich lohnt...
Die Bezahlung hängt nun mal davon ab, wie viel der Kunde bereit ist zu Zahlen - bei Geigenbauern oder Gitarrenbauer, die ausschließlich klassische Gitarren bauen, liegt der Satz in der Regel gut doppelt so hoch, als wenn man hauptsächlich Western- oder E-Gitarren baut.
Viele Leute fangen bei einem Stundensatz von 35€ schon an zu hadern, nur um im Anschluss ihr Auto bei einer KFZ-Werkstatt zum Studensatz von 60€ einer Inspektion zu unterziehen...
Eben jene befreundete Gitarrenbauer (und er ist kein Unbekannter in der Szene!), verlangt im Moment etwa 30 - 35€ die Stunde, was im gerade so reicht - um gut über die Runden zu kommen muss er seinen Stundensatz langfristig auf etwa 40€ anheben - man kann nur hoffen, dass das die Kundschaft mitmacht...

Nicht umsonst bezeichnen sich viele Gitarrenbauer scherzhaft als schlecht bezahlte Tischler....


Ich will hier auf keinen Fall den Beruf des Gitarrenbauers, der ja auch irgendwie der meine ist, schlecht reden - ich liebe ihn und würde neben der Musik nichts anderes machen wollen.
Aber ich liebe ihn nicht, weil es leichte, entspannte Arbeit zu super Konditionen ist, ich liebe ihn, weil ich den Geruch vom Holz beim Zargenbiegen liebe, weil ich das knirschen von frisch gehobelten Spänen unter meinen Füßen liebe und weil ich es liebe, aus einem Block Holz ein so filigranes, elegantes und wohlklingendes Konstrukt wie eine Gitarre zu schaffen.



In diesem Sinne, seid nicht zu knausrig mit dem Gitarrenbauer eurer Wahl... ;)

Nein im Ernst, ich würde mich über eure Eindrücke und Gedanken zu dieser Thematik freuen! :great:



Grüße
Paul
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ein Tipp zum Fortbestehen deines Threads: Denk dran wie hier Eigenwerbung gehandhabt wird.
 
Ich denke nicht, dass ich hier in irgendeiner Art und Weise Eigenwerbung betreibe, zumal man von mir keinerlei Internetauftritt oder sonstiges finden wird..

Mir ging es rein darum, eine (hoffentlich) interessante Diskussion, zu der eben von mir angesprochenen Thematik/Problematik zu entfachen.

Falls das als Eigenwerbung gewertet wird, finde ich es bedauernswert, ändere bei Bedarf aber natürlich, die von euch angekreideten Abschnitte...


Liebe Grüße
Paul
 
Ja, ich werde mich hüten :)
War nur auch etwas verwirrt, weil ich deinen Post praktisch zeitgleich mit der versehentlichen Schließung durch Peter bemerkt habe... :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja was ist denn los?

Keine Meinungen? Keinerlei Diskussionsinteresse?


Greetz
 
Schön das du uns einen Einblick in den Beruf gibst. Ist gerade auch einer meiner "Traumjobs" Gitarrenbauer zu werden...

LG
 
...
Nicht umsonst bezeichnen sich viele Gitarrenbauer scherzhaft als schlecht bezahlte Tischler.
...
In diesem Sinne, seid nicht zu knausrig mit dem Gitarrenbauer eurer Wahl... ;)
...
Nein im Ernst, ich würde mich über eure Eindrücke und Gedanken zu dieser Thematik freuen! :great:



Grüße
Paul

ich versuch`s mal :)

sieh es doch mal so,

nem tisch merk ich`s ziemlich schnell an, ob er was taugt oder nicht. ich mein - er steht oder er steht nicht (im idealfall auch noch stabil...;)). das sieht jeder - entschuldigung - depp !
ner gitarre sieht man ihre qualität nicht auf den ersten blick an. die kann wunderschön anzuschauen sein, in tadeloser verarbeitung. klingen tut`s aber wie - nach gar nix halt.

jetzt guck doch mal nur z.b. hier das forum an.

schon mal aufgefallen, wie konservativ, verbohrt, abergläubisch (...) das gitarristenvölkchen so ist ?
das kommt dann noch dazu.

"ne fender und metal ? ha ha ha... . das wir nur mit ner jackson und nem emg was..."
"aber - maiden z.b. ..."
"die können nix."
"esp und blues ? ja aber sonst geht`s noch..."
"stimmt genau, sonst würd ja metallica da net druff spielen..."
"gibson forever, ich sag nur: Angus..."
"quatsch !!! wenn überhaupt, dann fender. hat schon Jimi gewußt..."
"ALLES blödsinn. ibanez, weil der Vai..."
"ach Vai - Satriani rules..."
"hi, hab hier ne gitarre gebaut :) wollt ihr mal testen ?"
"Hähhhh ??? wer bist du denn ? wo kommst du denn auf einmal her ? du baust gitarren ? kannst das überhaupt ? hast du überhaupt ahnung davon ? du baust doch tische ! wer spielt dich denn so ? weil gibson, fender und der Jimi und der Vai... *blubb* "
;)

vertehst, was ich damit sagen will ?

wer kauft schon gerne die "katze im sack". vor allem, wenn man konservativ, verbohrt und abergläubisch (...) ist :)

gruß
 
Hi,
endlich kommt mal etwas Bewegung in den Thread :)


ich glaube ich verstehe schon was du sagen möchtest, aber:
Ich denke, wer zu einem Gitarrenbauer geht, um sich eine auf seine Wünsche zugeschnitte Gitarre bauen zu lassen, weiß was er möchte und hat sich vorher eingehend informiert bzw lässt sich vom Gitarrenbauer beraten.
Jemand der seit 2 Wochen Gitarre spielt wird sich wohl eher weniger ein maßgefertigtes Instrument bauen lassen, ebenso wenig jemand, der meint er müsse eine Plüsch-Gitarre haben, um wie ZZ Top zu klingen...

Das konservative, "abergläubische" was du ansprichst, äußert sich dann ja wohl eher darin, dass man sich vom Gitarrenbauer eine Gitarre aus Honduras-Mahagonie, Rio-Palisander und was weiß ich bauen lässt, obwohl das klanglich und ökologisch mehr als fragwürdig ist....



Auf weitere Beiträge
Greetz
 
Guten Morgen,

ja, wer ist denn eigentlich die übliche Kundschaft eines Gitarrenbauers :confused:

Ich schätze jetzt mal Profimusiker und Semiprofis, die ein hochwertiges Instrument zwar einerseits als Werkzeug benötigen, aber andererseits im Regelfall selbst nicht gerade im Geld ersticken.

Ich denke, dass dem Gitarrenbauer der weitaus zahlungskräftigste Teil der potentiellen Kundschaft normalerweise entgeht- die betuchten Hobbyklimperer, die auch schon mal bereit sind, echt Geld in die Hand zu nehmen um sich selber für ein stressiges Arbeitsjahr zu belohnen. Und die wollen nicht nur ein gutes Instrument, die wollen auch eine gehörige Portion Mojo dazu haben- immerhin will man ja auch die Nachbarin und die Typen aus der Stammkneipe mit der Neuerwerbung beeindrucken. Dazu muss auf dem Teil allerdings ein Name stehen, den die alle schon irgendwo einmal gehört haben. Also wird das Geld in eine schweineteure Baukastengitarre gesteckt, die aussieht, als ob Jimi sie schon einmal abgefackelt hätte :igitt:

Auch die Kids, denen Onkel Herbert zum Abitur ein Instrument spendiert, sieht der Gitarrenbauer in der Regel nicht. Die stürmen ins nächste Musikgeschäft, wo der Himmel voller Fibson und Gender hängt, und treffen ihre Auswahl da.

Die erstgenannte Klientel denkt im Moment der Kaufentscheidung gar nicht daran, dass es die Möglichkeit gäbe, sich ein Instrument maßschneidern zu lassen; die zweite hat womöglich noch nie was davon gehört.

Kurz und gut- hier fehlt´s an Marketing. Nicht für den Einzelnen, sondern für die Zunft an sich. Wenn mehr Leute wüßten, wie viele ihrer Idole eben nicht mit der üblichen Massenware spielen und wenn im Musikgeschäft neben dem Gitarrenständer ein Werbeplaket des lokalen Lautenschnitzers hängen würde (jaja, ich weiß...:rolleyes:), wäre ein Riesenschritt getan.
In diesem Sinne auch :great: für den Thread.

LG
Chris
 
Shalom,

grundsätzlich gilt tatsächlich:

Ein Auftraggeber bezahlt dir jede Summe für die Auftragsarbeit, wenn du die Fähigkeit hast monopolistische Akzente zu setzen. Die meisten kunsthandwerklich Tätigen, unternehmen oftmals den Fehler, dass sie den kaufmännischen Erfolg (subjektive Erfolgsdefinition) in ihrem Talent begründet wissen wollen. Das ist ehrenhafte Nostalgie aber nicht geeignet um den Kühlschrank voll zu bekommen.

Genau das funktioniert heute eben nicht mehr oft, weil Globalisierung wie folgt arbeitet: Weltmarkt = Einflussnahme in die Regionalität = Marktabhängigkeit. Was bedeutet das eigentlich genau?

Im Umkehrschluss bedeutet es: Think big -
Nur eine relativ Unikate Marktpräsenz, sowohl ganz klein als auch ganz groß gesehen, schafft Nachfragesituationen. Nachfragesituationen erhält man aber nicht nur dadurch, dass man etwas besonders gut kann. Gerade zu Beginn seiner Tätigkeit nicht.

Wie weckt man Nachfragen?

1. MARKETING - Zielgruppe definieren, Potential errechnen, Ansprache der Zielgruppe/Bedürfnis wecken, Unikate Demonstration des Produkts, Erarbeitung monopolistischer Standards, Marktanteil sichern.

2. QUALITÄT - spricht sich rum und wird zum Segment = Empfehlung

3. PRÄSENZ - Angesprochene Zielgruppen möchten professionelle Nähe genießen. D.h., dass eine ständige Ansprechsituation (auf hohem Niveau) gewährleistet sein muss. Also, dein " Büro" ist die Visitenkarte deiner Power. Kunden erwarten heute beste Kommunikation. Alles andere bekommen sie nämlich im Kaufhaus auch.

Es fehlen noch ein paar Punkte, aber ich möchte mal nicht langweilen ;-)

Der folgende Spruch ist von mir: "Erfolg zu haben ist schwerer als man glaubt, aber leichter als man denkt. Erfolg entsteht dann nicht, wenn man um die Dinge nicht weiß, die zu unternehmen gewesen wären. Erfolg ist möglich, wenn man die Dinge unternimmt, die einem unangenehm erscheinen."
Was bedeutet das?

Betrachte deine Tätigkeit als Gitarrenbauer mal etwas mutiger und expansiver.
Think big.


Gruß

Sixstring tom
 
Ich bin so gemein und behaupte das der Gitarrenbau ein Handwerk ist wie jedes andere und gemütlich in der werkstatt herumtüdeln ist nicht. Eine Auftragsarbeit soll doch auch zeitlich eingehalten werden. Würde man als Kunde selbst erwarten. Ich muss zu geben. Ich bin spießig und konversativ. Einem gelernten Zupfinstrumentenmacher bin ich bereit mehr zu zahlen als einem selbsternannten Gitarrenbauer der vielleicht mit Holz in seinem Berufsfeld nichts zu tun hatte oder Angestellte beschäftigt die im Beruf nichts mit dem Bau von Instrumenten zu tun hatten weil sie Tischler Bürokaufmann-Azubi oder Zivi sind. So spießig darf ich aber auch sein da es in meinem Berufsfeld nicht anders ist. Ich bin qualifiziert für vieles aber das wird nicht anerkannt wenn ich es nicht auf Papier habe.
 
Guten Mittag :)

Vorneweg: Hier ging es keinesfalls um meine Tätigkeit in diesem Bereich, sondern um eine allgemeine "Sondierung" der Lage.



Zu der Sache mit dem Marketing. Das ist schon richtig, gilt aber eher für Gitarrenbauer, die es sich leisten können, ausschließlich von ihren Instrumenten zu leben und das sind im Verhältnis doch eher wenige, die sich zudem, wie von euch angesprochen haben, einen Namen in der Szene "erarbeitet" bzw durch geschicktes Marketing bekommen haben.
Nun gibt es aber noch unzählige andere Gitarrenbauer, deren Hauptarbeit es eben ist, Reparaturen, Restaurationen usw durchzuführen. Und hier kommen wir zum Problem. Für diese Arbeiten sind die meisten Leute nicht bereit, ein angemessenes Geld zu zahlen und oft ist es auch einfach schwer, das ganze wirklich dem Aufwand angemessen in Rechnung zu stellen...


@razorburst: Tur mir Leid, aber deinen Post verstehe ich (noch?) nicht so ganz. Ich meine da ist ja nichts gemeines dran, der Gitarrenbau ist ein Handwerk wie jedes andere - wie im AUsgangspost schon angedeutet, nur ein schlechter bezahltes...? Und dass gelerne Gitarrenbauer etwas anderes sind, als Leute, die ihre eigene kleine Firma haben, ist auch selbstverständlich. Aber dort herrschen dann ja auch andere Angebote und Anforderungen.


@drw: Hallo Chris,
auch hier schätze ich die Lage anders ein. Zumindest was die Anfertigung von Instrumenten angeht, ist, zumindest in meinem Umfeld, der Kreis der "betuchten Hobby-Gitarristen" eher der größere Kundenkreis. Leute, die schon lange Gitarre spielen, Geld gespart haben oder nicht sparen müssen und sich nun einfach mal "ihr" Instrument leisten wollen, teilweise auch mehrere.

Semi-professionelle Musiker würde ich eher als "häufige Reparatur- und Wartungskunden" einstufen.


Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
ZITAT VON: RAZORBURST: "Ich bin spießig und konversativ. Einem gelernten Zupfinstrumentenmacher bin ich bereit mehr zu zahlen als einem selbsternannten Gitarrenbauer der vielleicht mit Holz in seinem Berufsfeld nichts zu tun hatte oder Angestellte beschäftigt die im Beruf nichts mit dem Bau von Instrumenten zu tun hatten weil sie Tischler Bürokaufmann-Azubi oder Zivi sind."

Hi Razorburst,

ich finde das gar nicht spießig. Du kalkulierst Risiken. Das Wissen um eine richtig gute Ausbildung des Auftragnehmers ist relative Minimierung von Risikopotential.
 
Nun gibt es aber noch unzählige andere Gitarrenbauer, deren Hauptarbeit es eben ist, Reparaturen, Restaurationen usw durchzuführen. Und hier kommen wir zum Problem. Für diese Arbeiten sind die meisten Leute nicht bereit, ein angemessenes Geld zu zahlen und oft ist es auch einfach schwer, das ganze wirklich dem Aufwand angemessen in Rechnung zu stellen...

Mahlzeit,

ja, hm, ich schätze da sind wir auf ein Problemchen gestoßen. Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, als ich mein gutes Stück :D zum Gitarrenbauer getragen habe, weil ich einen anderen Hals dran haben wollte (wir reden über eine Strat, wohlgemerkt). Hat nicht die Welt gekostet, war sauber gemacht, alle waren zufrieden. Ich wäre schlicht nicht auf die Idee gekommen, selber Hand anzulegen, weil damals (wie das klingt :rolleyes:) How- To- Informationen einfach nur in der Gerüchteküche zu haben waren.

Heute finde ich im Netz in Windeseile Step- By- Step Workshops, womöglich bebildert, die mich durch jede denkbare Bastelarbeit und jede Reperatur diesseits eines Sprengstoffschadens führen. Tatsächlich waren es bei mir eben solche Workshops, die mich selber zum Gitarren- Basteln "verführt" haben.

Für den Fachmann heißt diese leichte Informations- Verfügbarkeit für jedermann, dass die Erwartungshaltung seines Kunden bezüglich des Reparaturpreises sehr eingeengt ist. (jeder ist ja jetzt "Experte" und weiß, das man diese und jene Sache in 5 Minuten mit einer Hand auf dem Rücken zusammenbringt- also warum traut sich der Kerl 80€ verlangen...;))

Ich denke, dass der Markt für Reparaturspezialisten, wie du sie erwähnt hast, schlicht und ergreifend austrocknet. In diesem Sinne auch +1 :great: zum Beitrag von Sixstring Tom, der da schrieb
Think big -
Nur eine relativ Unikate Marktpräsenz, sowohl ganz klein als auch ganz groß gesehen, schafft Nachfragesituationen. Nachfragesituationen erhält man aber nicht nur dadurch, dass man etwas besonders gut kann

Auf das Beispiel umgelegt, würde ich das so interpretieren: der Gitarrenbauer sitzt nicht nur in der Werkstatt und wartet auf Kunden, er wirft Samstags auch mal seinen Krempel ins Auto, fährt zum Musikfest in Gigritzpatschen und macht dort hinter der Bühne einen Stand auf, wo er für die anwesenden Musiker gegen Einwurf einer Münze den Gitarren- Roadie spielt. Die augenblicklichen zusätzlichen Einnahmen fallen m. E. da gar nicht ins Gewicht verglichen mit dem Bonus der Eigenpräsentation. Das ist eine Möglichkeit von Marketing und nur als Beispiel gedacht.

sixstring tom schrieb:
Hallo drw .. sind wir etwa im gleichen Berufsfeld tätig ;-)) ..?

Hallo Tom, schätze nicht, außer du spielst auch mit Flugzeugen:D

Sorry für den langen Beitrag und LG
Chris
 
Moin starling,

ist schon klar daß du den Job liebst und nicht die Bezahlung. Ich glaube auch nicht, daß man Bezahlung lieben könnte, wahrscheinlich wäre es immer zu wenig.

Ich habe mich letztens kurz mit einem Gitarrenbauer unterhalten und da habe ich gedacht, shice, wieso hast du nicht DEN Beruf ergriffen. Aber ehrlich gesagt, ich finde es schon sehr erstaunlich, daß ein Gitarrenbauer heute überhaupt eine Lebenschance hat, wo Gitarren seit langer Zeit industriell vom Band kommen. Und das in guter Qualität. Und es kommt hinzu, daß die großen Firmen gewaltige Marketing-Power haben, Werbeverträge mit den Stars usw. Mit den Berufquatschern könnte ich mich nie messen, daher ist es für mich sinnlos sowas zu versuchen (Gitarren zu bauen). Aber dafür interessiert mich der Gitarrensound und seine Entstehung immer mehr. Vielleicht werde ich Hobby-Gitarrenbauer, also Amateur. Wenn ich mal Zeit hab. Vielleicht.

btw: Welche Lage wolltest du sondieren? 5. Bund? Haha. Ne im Ernst.
 
In eine ähnliche Richtung wie drw geht auch mein Ansatz:

Es gibt Foren wie dieses hier, wo jeder seine Fragen und Probleme loswerden kann, worauf hin er von hundert (Möchtegern-)Fachleuten zugeschwallt wird, wie er "mal eben" seine PU´s umlötet, wie im Handumdrehen der Halsstab einzustellen ist usw. usf.
Völlig ungeachtet vom Background des Fragenden und auch in totaler Ignoranz der Umstände.
Da wird dem Fragestellenden mal eben empfohlen, an seiner 2 Monate alten Gitte dieses Bauteil zu tauschen, jenes Kabel umzulöten usw. Gewährleistungsbestimmungen? Pah!
Da werden ganz offensichtlichen Röhrennoobs mit 18 Monate alten Verstärkern bei Klangdefekten Tips an den Kopf geschmissen, wie man mal eben seine Röhren wechseln kann (ist ja immer die Röhre, wenn´s Scheisse klingt) und auch, als der Jenige fragt, wo er denn eine Röhre herkriegt und was für eine er braucht, kommt noch immer keiner auf die Idee, ihm ganz klar zu sagen: lass´die Finger davon und geh zum Fachmann!

Worauf ich mit dieser Litanei hinaus will, ist einfach die Tatsache, dass in "der Szene" eine Grundtendenz vorherrscht, dass wohl nur der ein "echter" Mann/Musiker/Rocker wasauchimmer ist, der eine halbe Werkstatt im Keller hat und alles selber kann.

"Wer seine(n) Gitte/Amp zum Fachmann bringt, ist ´ne Pussie!"

Ich persönlich bringe am Samstag eine Gitarre zum Gitarrenbauer, weil ich Saitenlagen-Schwierigkeiten habe und will, dass sich jemand, der (tatsächlich) was davon versteht, den Hals, Sattel und die Brücke mal anguckt und mir sagt: "Jap, kann ich richten." oder auch "Vergiss es, für die Fenix lohnt das nicht."

Bin ich halt ´ne Pussie, komm´ ich gut mir klar... :great:
 
Ist halt ne Gradwanderung...
Bei meiner 100€ Squier hab ich auch andere PUs eingelötet, meine 600€ Vendetta lass ich aber lieber vom Fachmann mit neuem PUs und Push/Pull Poti ausrüsten.
Ist halt, wie du schon sagtest, immer eine Abwägung von Nutzen und Risiko.
Aber wenn mans vorsichtig angeht kann man bei E-Gitarren viel selbst machen, Saiten- und Halslage und Löten ist ja nun weder sehr gefährlich noch sehr kompliziert.

Ich finds gut, dass ich in der Nähe eines Gitarrenbauers wohne, auch wenn ich sonst noch ne einiges mehr an Geld auf meinem Konto hätte... Eigentlich wollt ich nur nen Poti austauschen lassen, jetzt bin ich über 3000€ los... :rolleyes:
 
Die vorrangehenden Aussagen mal pauschalisierend zusammengefasst, ist der Grundtenor also, dass es einfach zu viele Gitarrenbauer gibt und die Zeiten der Reparaturdiesntleistung (zumindest vom Gitarrenbauer) größtenteils ausgestorben sind?
Beziehungsweise dass Gitarrenbauer sich einfach durch Marketing in der Szene platzieren müssen?
Was ja wieder für die Anfangsaussage spricht, denn hunderte etablierter Marken bzw Gitarrenbauer sind dann ja doch etwas unrealistisch?


Grüße
 

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