Hallo Tanjer,
willkommen im Musiker-Board.
Vermutlich geht es dir um einige Ideen und Erfahrungen von anderen Posaunisten (o. Blechbläsern?), die das Problem kennen bzw. überwunden haben. Und darum, was unterrichtende Posaunisten in solchen Fällen mit ihren Schülern unternehmen.
Ich hatte vor Jahren einmal auf der Trompete über Monate im unteren/mittleren Bereich bisweilen ein leichtes Zittern der Ansatzmuskulatur. Das trat nicht immer auf, war aber auch nicht vorhersehbar oder durch Ermüdung bedingt.
Besonders bei den langsamen, langen Tönen in den damaligen Bindeübungen zum Einspielen (Colin) war das schon ein ziemlich entmutigender Einstieg in die Übungs- oder Unterrichtseinheit.
Meinem damaligen Lehrer ist exakt NULL dazu eingefallen, um mir in dieser Frage weiterzuhelfen.
Er erzählte mir lediglich die Anekdote, dass das Phänomen vor Jahren bei einem anderen, bereits älteren Schüler noch schlimmer aufgetreten war und dieser schließlich mit der Trompete aufgehört hatte.
Soviel zur allgegenwärtigen Zuversicht, dass Unterricht bei einem Lehrer Probleme löst.
Ich habe meinen Unterricht einige Zeit später beendet. Hauptsächlich wegen des Eindrucks, dass es mehr ein "überwachtes Üben" als effektive Wissensvermittlung war.
Unter meinen insgesamt vier durchweg formal qualifizierten und erfahrenen Lehrern war genau einer, dem immer etwas einfiel, um mir über eine gerade bestehene Hürde zu helfen. Der Unterricht bei ihm endete auch nur zwangsläufig wegen meines Wegzugs über hunderte Kilometer.
Letztlich war es keine einzelne Maßnahme, die mir weiterhalf, sondern ein vollständiges Umlernen (druckschwacher Ansatz, korrekte Ansatzmaske, bessere Atemtechnik, musikalischer Denken).
Den Ansatz habe ich völlig neu mit einigen begleitenden Übungen der
Malte Burba Brass Master Class DVD trainiert (maximale Binnenspannung, max. Kontraktion). Das dauert natürlich "ewig", aber zum Glück bemerkt man in Kombination mit den anderen Änderungen relativ bald die ersten positiven Auswirkungen.
Damals habe ich beim Spielen über Wochen alle paar Takte unterbrochen und mich vergewissert, ob der Ansatz und die Ausführung wirklich "wie im Lehrbuch" bzw. wie auf PlayAlongs waren (Mundstück in der Horizontalen lippenmittig, Ansatzmaske).
Das Üben von Musik anhand musikalischer Vorbilder finde ich extrem wichtig. Man spielt das gleiche Stück wie auf einer guten CD und bemüht sich darum, möglichst genauso zu klingen.
Dadurch muss man unbewusst viel mehr richtig machen als bisher. Alles das, was man komplett automatisiert und damit unbewusst richtig macht, ist später auch unter Stress abrufbar (Vorspiel, Bühne).
Ganz wesentlich für den Erfolg war die Verbesserung der "richtigen" Atmung durch einige Übungen und vor allem ausgiebes Einspielen mit Breath Attacks, also dem Spielen ohne Zungenstoß. Das mach ich seither bis heute und wohl auch in alle Zukunft.
Beim Atmen liegt die (angemessene) Spannung immer auf der Ausatmung, das Einatmen regelt ein Reflex durch "Loslassen" am Ende der Ausatmnung. Falls das nicht wirklich klar ist, sollte man es üben.
Geeignet sind für Breath Attacks Einspielübungen wie Tonleitern und Arpeggien.
Arban (Ed. Goldman/Smith, Fischer New York) ist voll von Material dafür.
Falls Du es mit der unten notierten Übung ausprobieren willst: die ganze Phrase auf einen Atem, man holt also keinesfalls für jede betonte Note erneut Luft. Die Höhe wird natürlich auf einen bequemen Umfang angepasst. Diese Übung an sich ist für Fortgeschrittene andererseits ideal, um Höhe auszubauen.
Ob das Üben durch Mouthpiece Buzzing auf den vergleichsweise riesigen Posaunenmundstücken ebenso phänomenal wie mit Trompetenmundstücken funktioniert, kann ich nicht beurteilen. Auch nicht, ob man Posaunisten raten darf, sich einfach ein
billiges Trompetenmundstück für Übungszwecke zuzulegen, wenn man von der äußerst effektiven Methode profitieren will.
Beim "Selbstversuch" fand ich mein Posaunenmundstück jedenfalls ungeeignet, weil die Lippe damit viel zu frei schwingen kann. Die Übung ähnelt dadurch dem freien Lip Buzz, um den es aber gar nicht geht. Dies soll nämlich weniger eine Ansatzgymnastik sein als vielmehr eine Übung, die eine musikalische Stütze (= intuitiv angemessene Ausatmung) und das Ohr trainiert.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=3nF0thnUZwA#t=55s
