Nahezu alle Schüler die in den letzten Jahren zu mir gefunden haben und die vorher bei einem anderen Lehrer waren, also keine Autodidakten, konnten zwar häufig Techniken hatten aber keinerlei Ahnung welche Note auf der Gitarre an welcher Position ist.
Na und?
Und ich stelle bevor Ich überhaupt mit irgend etwas anfange folgende Frage: "Welcher Ton befindet sich auf der B Saite im 2. Bund" kommt dann nicht wie aus der Pistole geschossen C# hat der Gitarrenlehrer meiner Meinung nach versagt, WENN der Schüler seit über einem Jahr Unterricht hat.
Ich habe bis vor ca. 1/2 Jahr nicht gewusst, dass B die englische Entsprechung vom deutschen H ist. Habe ich es gebraucht? Nein.
Mir ist schon klar dass viele der Meinung sind dass man keine Noten LESEN können muss um Gitarre zu spielen, aber ohne zu wissen WO überhaupt die Noten liegen ist man vollkommen lost.
Nicht unbedingt, wenn jemand "nur" Akkorde spielt (oder meinetwegen zupft). Da kann es genügen, wenn man weiss, wie die Akkorde gegriffen werden.
Wenn man nicht einmal weiß aus welchen Tönen G-Dur besteht muss Ich nicht anfangen Harmonielehre zu lehren.
Ich hatte mal jemanden ganz toll Klavier spielen gehört. Dann habe ich betreffende Person gefragt, warum es woanders nicht so gut klingt. Die Antwort war ein Verweis auf die Harmonie-Lehre. Das war vor 35 Jahren - vergessen habe ich das nicht. Erst vor kurzem fing ich an, mich damit zu beschäftigen.
Sicher die Leute können schnell spielen mit auswendig gelernten Skalen, aber wenn man sie fragt welcher Ton befindet sich im 7. Bund auf der G Saite fangen sie an von G aufwärts zu zählen. Absoluter absurder Wahnsinn.
Wieso denn? Wenn diese Person Akkorde spielt, braucht sie dieses Wissen oft nicht.
Es gibt nichts was euch beim Gitarre spielen schneller voran bringt und zwar in JEDER kommenden Übung als zu wissen wo sich die Noten befinden auf der Gitarre.
Wieso denn? Ich habe vor 40 Jahren erstmal Akkorde gelernt. Klar, auch Sprüche wie "Ein Alter Dackel Geht Heimlich Essen" (lustiger als "Ein Anfänger..."). Dann bin ich relativ schnell zum Akkord-Zupfen übergegangen - hat den Leuten gefallen, mit denen ich musiziert habe.
So das wars, musste das mal loswerden. Wenn ihr also schon Jahrelang Gitarre spielt aber nicht ohne nachzudenken die erste Frage beantworten konntet, was zur Hölle tut ihr mit eurer Zeit???
Spielen.
Du bis sicher ein toller Gitarren-Profi und spielst von Akkorden über Arpeggios und Riffs bis zu Flamenco alles. Aber will der Schüler das auch so professionell wie Du es tust?
Es kommt darauf an, mit welchem Hintergrund man anfängt oder weitermacht. Ich habe angefangen, weil ich Gospel begleiten wollte. Das Lernen der Akkorde waren keine grosse Sache und ging relativ flott vonstatten. Mehr brauchte ich nicht, auch wenn ich schon da mit Zupfen anfing. Irgendwann habe ich aufgehört zu spielen, weil ich andere Sachen im Kopf hatte.
Dann fing ich vor etwas über einem halben Jahr mit der Ukulele an, weil ich dieses Ding witzig fand. Schlussendlich bin ich dann zur Gitarre zurückgekehrt und lerne aktuell die einzelnen Noten der Saiten (also das, was Du "forderst"), um nach Noten spielen zu können. Der grosse Unterschied zu vorher ist der, dass ich mich nun für etliche Feinheiten interessiere, die auch die Harmonie-Lehre betreffen. Wäre aber vor 40 Jahren jemand gekommen und hätte mir gesagt, ich müsse die einzelnen Noten der Saiten je Bund lernen, hätte ich ihm den Vogel gezeigt.
Schlussendlich ist es egal, warum man ein Instrument lernen möchte. Wenn einer seine Freude am Spielen der Akkorde, meinetwegen zur "Mundorgel" (Liederbuch), kann das für diese Person der richtige Weg sein. Jemand anders geht das ganz anders an und lernt Noten, um die "Ode an die Freude" spielen zu können. Aber auch da braucht man nicht unbedingt die Noten irgendwo auf den Saiten zu kennen, sondern kann von EADGHE ausgehend die jeweiligen Noten der Saite lernen (EfgAhcDefGaHcdE). Beide Wege sind richtig.
Solange man nicht als Profi-Musiker seinen Lebensunterhalt verdienen muss, darf und soll Musik - auch das eigene Klimpern - Spass machen.