Hallo!
Ich spiele seid ca. zehn Monaten Schlagzeug und da unsere Band leider nur sehr selten proben kann, habe ich bisher erst ca. 25 - 30 mal spielen können (mal einen Tag, mal zwei). Zuhause habe ich nicht die Möglichkeit zu üben, was ich sehr bedauere. Und noch nehme ich keinen Unterricht, was sich aber ändern soll. Ich bin also ein Anfänger, habe aber anscheindend etwas Talent, denn ich konnte vom ersten Tag an recht gut den Takt halten und habe auch von Probe zu Probe Vortschritte gemacht.
Das nur kurz vorweg, damit man eine ungefähre Ahnung davon bekommt, in wie weit ich mitd er Materie in Kontakt stehe (wie sich das anhört

).
Mein Schlagzeug habe ich schon vor einigen Jahren von meinem Bruder geschenkt bekommen (es stand aber nur rum und ich hab ein paar mal kurz dran gesessen), der es vom Schlagzeuger seiner Band bekam. Es ist ein Fabrikat aus Taiwan mit der Aufschrift "Thunder" und ist nicht gerade als hochwertig zu bezeichnen. Es war auch ziemlich heruntergekommen (dreckig wie sau und rostig noch dazu - muss feucht gelagert worden sein), was ich aber ziemlich gut abändern konnte. Auch eine Reparaturen habe ich mit meinem Vater durchführen müssen.
Es war dann wieder benutzbar und halbwegs vorzeigbar. Der Klang war für mich auch noch annehmbar. Nur die Becken waren gräuslich in meinen Ohren. Da kam der HiFi-Freak in mir durch. Der Becken-Klang wollte mir nicht wirklich gefallen. Es sind übrigens Paiste 302er...
Ich habe aber einige Proben so gespiel und wir hatten sehr viel Spaß. Dann viel meine Fußmaschine auseinander und ich beschloss eine neue zu kaufen, und zwar gleich eine richtig hochwertige und auch gleich eine Doppelfußmaschine. Also nach Frankfurt zum Musik-Schmidt gefahren und ein super Angebot für eine Gibraltar Intruder wahrgenommen (nach kurzem Antesten). Und dort hatte ich dann meinen ersten Kontakt mit anderen Becken, als meinen doofen 302er. Mal alle möglichen im Becken-testraum angetippt und versucht all die unterschiedlichen Klänge zu verarbeiten. War dann aber, wie bei dir, etwas ernüchternd und so kaufte ich keines.
Nach ca. einem Monat bin ich dann aber nochmal hingefahren und hatte mich diesmal etwas vorbereitet. Ich hatte mich hier im Forum etwas ins Thema Becken eingelesen (nur grob - welche Marknen uns Serien gibt es und welche sind absoluter Schrott) und auch einige Beispielklänge auf den Homepages der vier "großen", bekannten Hersteller angehört (die Serien, die ich mir preislich auch leisten konnte). Dann hab ich mit einem Mitarbeiter der Drumabteilung gesprochen, der sich als sehr freundlich und hilfsbereicht zeigte und auch meine Anfängerfragen ganz gelassen beantwortete. Ich erfuhr, dass es verschiedene Bronze-Legierungen im Beckenbau gibt und sich dadurch, aber auch durch verschiedene Verarbeitungsmethoden und Becken-Formen, sowie deren Materialstärke, die unterschiedlichst klingenden Becken erzeugen lassen. Messing-Becken seien allgemein nicht sehr hochwertig und von minderwertigem Klang. Ich solle nicht auf Marken achten, sondern einfach verschiedene Becken anspielen und den Klang als Kaufkriterium nehmen.
Ich war dann ziemlich scharf auf ein neues Ride-Becken und der Mitarbeiter half mir, aus der Flut an Becken, einige Rides im Bereich um 150-200 Euro herauszusuchen. Nach kurzem Anspielen am Test-Schlagzeug kristallisierte sich schnell heraus, dass die dünneren und leichteren Rides nicht mein Fall waren. Das 22" Paiste Alpha Rock Ride hatte es mir ziemlich angetan und sich gegen die andere Becken durchgesetzt. Darunter Zildjian ZHT und ZHT Titanium, Paiste PST5, Sabian XS20 und noch ein paar andere. Es hatte einen viel klareren Ping, einen geringeren Wash, ein schönes langes Sustain, war deutlich lauter und vor allem ließ es sich sehr angenehm spielen (beim Spielgefühl viel das Sabian mir als besonders unangenehm auf). Der Mitarbeiter sagte mir dann noch, dass es recht schweres Ride für Metal auch besser wäre, weil es sich viel weniger aufschaukelt, als leichtere. Da es ein stark reduziertes Vorführmodell war (wie auch die meisten anderen Testkandidaten), habe ich zugeschlagen.
Bei HiHat und Crashes war es dann aber für mich sehr viel schwieriger, etwas nettes zu finden, was mir gefiel. Ich war überfordert und hab es erstmal beim Kauf des Rides belassen. Das war auch gut so. Wie schon einige hier geschrieben haben, kann man sich schnell "übertesten" und hat dann keinen Durchblick mehr.
Ich war dann kurz später nochmal dort und habe feststellen müssen, dass mir keine einzige HiHat gefiel, die halbwegs erschwinglich war (bis 350 Euro). Irgendwie klangen die alle so metallisch und hatten zu wenig Wärme und vor allem kein fettes Zischen, was ich auf manchen Aufnahmen (z.B. Bolt Thrower) sehr mag. Also nochmal einige Crashes angespielt und auch dort gefiel mir nichts so wirklich, bis auf ein 18" Meinl Classics Medium. Aber ich habe es nicht gekauft, auch wenn es ziemlich günstig war. Ich wollte noch mehr becken anhören. Auch mal in anderen Läden.
Zwichenzeitlich war ich (und die Band) begeistert vom neuen Ride-Sound, welcher tausend mal besser zu unserer Musik passt, als der des 302er Rides. Und ich habe einen Tama 1st Chair (HT 530) zum Geburtstag geschenkt bekommen, was eine wichtige Ergänzung für mein Schlagzeug-Set war, denn ich musste vorher auf einem alten, kleinen "Bürostuhl" mit Rollen sitzen.

Ich rollte also nach einigen Minuten des Spielens etwas nach hinten, wodurch das SPielen nicht gerade erleichtert wurde. Mit dem neuen Hocker konnte ich gleich besser spielen.
Im Österreich Urlaub (Städte-Reise) kamen wir auch nach Wien (wer hätte es gedacht?

) und dort bin ich 10 Minuten vor Ladenschluss ins Drumhouse, wo ich schnell noch ein paar HiHats antesten konnte (Ufip, Zildjian, Sabian und Masterwork), doch es gefiel mir wieder keine. Ich sagte gerade zu meinem Vater, dass ich gerne mal noch eine von Paiste oder Meinl testen würde, da kommt ein anderer Kunde runter in die Beckenabteilung und hörte das. Er sagte mir, dass oben im Laden eine gebrauchte 14" Paiste 2002 Sound Edge HiHit im Angebot stehe. Gleich rauf und angetestet. WoW!

Da war er endlich, der HiHat-Sound den ich wollte. Fett zischend, eher warm, als kühl und schön unmetallisch. Der Zustand war sehr gut, bis auf ein paar Schweißflecken, die sich ins Metall gefressen hatten (was aber nicht schlimm ist). Für 190 Euro war sie mir. Da sie neu immerhin fast 350 Euro kostet, war das ein guter Deal, denke ich. Die Optik konnte ich mit dem Obenland Reiniger übrigens stark verbessern. Sie sieht fast wie neu aus.

Ich bin mehr als glücklich mit diesen Becken. Mein Schlagzeug wurde dadurch deutlich aufgewertet. Ich setze mich dran und freue mich sofort, weil die HiHat so klasse klingt. Ein tolles Gefühl.
Nun ging es daran neue Felle zu erwerben, denn die alten Remo Embassadors, die aufgezogen waren, sahen ziemlich zerschunden aus und klangen nun auch nicht sooo toll (die musste der Vorbesitzer ewig gespielt haben). Über Felle habe ich dann ziemlich viel im Internet gelesen und mich letzten Endes für Ein Aquarian Super-Kick I für die Bassdrum und Aquarian Super-2 für die Toms entschieden. Gleich noch eine neue Snaredrum dazubestellt, weil bei der alten fast alle Metallteile durchgerostet und die Gewinde fast alle ausgerissen waren. Habe eine gehämmerte Stahl-Snare von Millenium beim Thoman genommen, die ich wirklich klasse finde. Die neuen Felle begeistern mich aber am meisten. Es ist eigentlich jetzt ein anderes Schlagzeug. Es klingt völlig anders, um Längen besser. Vor allem im Bandkontext fällt dies sehr deutlich auf. Man wird mit der Zeit auch einfach anspruchsvoller und will mehr...
Tja, nun fehlte nur noch ein anständiger Crash-Sound. Da ich im Forum schon über diverse Eigenbaumaßnahmen im Beckenbereich gelesen hatte, probierte ich das einfach mal an meinem 14" 302er Crash aus. Mit dem 5 mm Bohrer ein Loch rein (ca. 4 cm vom Rand entfernt) und angetestet. Keine Klangveränderung. Noch ein Loch. Noch nichts. Zwei weitere Löcher. Aha, etwas tut sich. Noch vier Löcher. Gar nicht übel, schon besser, der Klang. Mal sehen, was passiert, wenn man die Löcher größer macht. 8 mm Bohrer und danach den 13er angesetzt. Spritzigerer und lebendigerer Sound. Etwas rauher und lauter. Noch zwei reihen kleinere Löcher etwas weiter innen gesetzt und schon hatte ich ein Becken mit kurzem Sustain und einem rauhen, fetzigen und beißenden Klang. Klasse für Akzente und im Metalbereich sicher auch sehr nützlich. 16" Crash und 20" Ride auch noch mit Löchern versehen, allerdings nur mit 5 mm und recht nahe am Rand. Lautstärke gewonnen und einen lebendigeren, angenehmeren Klang erziehlt. Das Ride lässt sich jetzt richtig gut crashen.
Dennoch wurde beim Proben schnell klar, dass die Becken auf dauer zu leise sein würden und auch klanglich (bis auf das 14er) natürlich nicht ganz meinen Vorstellungen entsprachen. Und schon reifte die Überlegung nach zwei Crashbecken zu schauen, obwohl in knapp 10 Monaten schon einiges an Geld für's Schlagzeug drauf gegangen war. Aber es musste eben sein.
Beim Besuch meiner Oma in Hamburg ging ich also ins Just Music, wo ich vor ein paar Monaten schonmal ganz kurz reingeschaut, aber nichts angetestet hatte. Die haben gerade erweitert und eine Etage nur voll mit Drums und Zubehör. Da musste es doch was tolles geben, beckenmäßig. Aber weit gefehlt. Ich kam rein und schaute mich eine Weile um. Keiner der Mitarbeiter sprach mich an und fragte, ob er helfen könne (wie ich es vom Musik-Schmidt kenne). Das war schonmal doof. Also Becken angucken. Die vier "großen" marken und außerdem Masterwork waren dort vertretet. Große Auswahl. Erstmal zur Kasse und gefragt, ob man sich die selber aufs Schlagzeug hängen darf zum anspielen. Darf man. Der Mitarbeiter war allerdings überhaupt nicht auskunftsfreudig und schien keine Lust zu haben mir ein paar Fragen zu beantworten. Na ja, in den becken-Raum. Leider stand da nur ein Kinderschlagzeug ohne Hocker. Da hatte ich dann schon nicht mehr wirklich Bock aufs Anspielen. Dann hatten die fast nur Crash Becen da, die deutlich über meinem Budget lagen und noch dazu überhaupt nicht nach meinen Vorstellungen klangen. Das einzige, das mir wieder ganz gut gefiel war das 18" Meinl Classis Medium und dazu noch die Thin Ausführung. Aber der Klang hat mich einfach nicht umgehauen und daher habe ich die Teile liegen lassen.
Etwas enttäuscht verließ ich den großen Musik-Bunker, von dem ich mir mehr erhofft hatte. Ich hatte schon gedacht, dass es jetzt erstmal nichts wird mit neuen Crashes, aber dann bin ich doch noch in einen anderen laden in Hamburg gegangen. Tittmann's Drum & Saxophon Studio hatte ich noch in den Gelben Seiten gefunden, als einen der wenigen Läden, bei dem das Wort Drum oder Schlagzeug in der Anzeige vorkam. Und dort erlebte ich dann das genaue Gegenteil, wie im Bunker. Ein Mann mittleren Alters begrüßte mich freundlich und fragte, was er denn für mich tun könne. Ich antwortete, dass ich zwei neue Becken bräuchte und fragte welche Marken er führt. Da hat er etwas enttäuscht geguckt und dachte sicher, dass ich ein Markenfetischist bin. Er fragte, was ich denn genau suchen würde und ich sagte, dass es mir nicht auf den Aufdruck auf den becken, sondern auf deren Klang ankommt. Da hat er gesagt "Das ist die richtige Einstellung!" und hat sich sichtlich gefreut.

Er hat mich dann vorbei an einem Regal mit (für einen kleineren Musikladen) recht vielen Becken in einen kleinen Raum geführt, in dem ein test-Schlagzeug aufgebaut war, von welchem aus man eine ganze Armada an becken erreichen konnte. Das war sehr schön gemacht. Mehrere Rack-Systeme hintereinander auf Treppen aufgestellt halten ca. 25 Becken, an die man gut rankommt. Er sagte, dass er mir die Becken des türkischen Herstellers Amedia sehr empfehlen könne, da sie ausgezeichnet klingen würden und von Hand abgedreht sowie gehämmert werden und dafür ein wirklich sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hätten. Er schlug dann diverse Becken einzeln an, kombinierte aber auch einige mit schnelleren Abfolgen und stoppte einige. So hatte ich einen guten Überblick über so ziemlich die gesamte Shaban Classic Serie. Wir haben dann meine Favoriten aus dem Testraum mit nach draußen zu dem Regal genommen und auf die gummierten Haken (gibt's dafür eigentlich einen Namen?

) gesetzt. Dort ging dann das Vergleichen mit einigen weiteren Becken weiter. Ich konnte mehrere 14", 15", 16" und 18" Crashes aus einer Serie miteinander vergleichen. Das war echt klasse und hat mich viel mehr überzeugt, als die Riesenauswahl mit Becken von vielen verschiedenen Herstellern in den großen Musikhäusern. Er hat mir dann die Sticks gegeben und ich konnte in Ruhe alle Becken testen und er hat mir bei einigen Kombinationen gesagt, dass sich die Becken, seiner Meinung nach, gut ergänzen würden. Aber ich solle das nicht als Maßstab ansehen und auf jeden Fall selber entscheiden, welche zwei Becken ich nehmen will. Ich habe dann auch noch ein paar Crashes aus der Thrace Serie von Amedia mit in den Test aufgenommen. Aber die unpolierten Shabans gefielen mir etwas besser und sind noch dazu die günstigeren. Es waren dann schließlich ein 15" und ein 16" Crash gefunden, die ich total geil fand und nochmal mit ans Schlagzeug nahm, um sie nochmal richtig anzuspielen. Sie klangen grandios und so viel die Wahl auf die beiden türkischen Bronze-Teller, auf denen ihr Schmied auch handschriftlich seinen namen hinterlassen hat: Ahmet.
Der nette Ladenbesitzer hat mir zwischen durch noch davon berichtet, dass er persönlich bei Amedia in Istanbul zugegen war, um unzählige Becken anzuhören, Änderungswünsche zu äußern und zu bestellen. So hat er in seinem Geschäft nur Becken (außer einigen Paistes und Zildjians), die seinen persönlichen klanglichen Ansprüchen genügen. Da ist man doch etwas stolzer solche Becken zu besitzen, als bei Massenware.

Gekostet haben mich die Becken zusammen 225 Euro. Da habe ich einige Becken angespielt, die dagegen wie ein Klumpen Stahl klangen, aber einzeln schon mehr kosten.
So, war ein langer Text, aber ich musste das irgendwie loswerden, als ich deinen Thread gelesen habe. Ich hoffe, dass ich damit vielleicht dem ein oder anderen Becken-Suchenden (vor allem Anfängern) ein bischen helfen konnte, hauptsächlich, was die Einstellung zur Suche anbelangt. Mehr Auswahl muss nicht immer besser sein...
Schöne Grüße,
Sven