Erklärungsversuch:
Also, mit "Keyboard" wird normalerweise das gemeint, was auch "Personal Keyboard", "Arranger Keyboard" oder "Tischhupe" genannt wird. Universalgeräte, mit denen ein Musiker quasi eine ganze Kapelle ersetzen kann. Diese Geräte haben Klänge für sozusagen alle Musikrichtungen, besonders solche, die bei unseren Generationen gar nicht mehr gefragt sind, also hauptsächlich Naturklänge, und von dem ganzen Soundvorrat sind, wenn man Glück hat, 3-5% Synthesizerklänge. Großartig verändern kann man an den Klängen meistens nichts, und wenn, dann nicht sehr tiefgreifend, und Echtzeitänderungen sind noch unmöglicher. Dafür gibt's meistens aber eingebaute Lautsprecher und ein Rhythmusgerät mit Begleitautomatik, das von Volksmusik über Lateinamerikanisches bis zu Disco so einiges bietet.
^Das^ ist todsicher nicht, was du suchst.
Der Synthesizer hat weder Lautsprecher noch (normalerweise) so ein Fix-&-Fertig-Rhythmusgerät. Dafür kann man aber nach Herzenslust an den Klängen basteln und alle Parameter verändern, die das Gerät hergibt. Seit den 90ern haben gute Synthis auch immer Controller auf dem Bedienpanel, mit denen man bestimmte Einstellungen in Echtzeit verändern kann. Auch die Auswahl an Werksklängen ist nicht gerade auf Alleinunterhalter ausgelegt. Grundsätzlich kann man zwischen zwei Haupt-Synthesizertypen unterscheiden:
1. Der (virtuell-)analoge Synthesizer
Die meisten virtuell-analogen Synthis können zurückgeführt werden auf ein Vorbild: den Minimoog. Es sei denn, sie imitieren ausdrücklich ein anderes Modell. Jedenfalls kann man Naturklänge (Streicher, Bläser, Klavier usw. usf.) hier vergessen, hier geht nur elektronisch-synthetisch. Man hat eine Handvoll Wellenformen, die mit Filtern usw. bearbeitet werden; ich will hier nicht ins Detail gehen, aber obwohl das nach wenig klingt, geht eine ganze Menge. Nur keine realistischen Naturklänge. Vor allem aber hat man jede Menge Knöpfe und Fader für alle möglichen Zwecke und muß sich nicht (viel) durch Menüs kämpfen beim Klangschrauben.
Jüngere Beispiele: Roland SH-201, Korg microKorg, Korg R3, Korg Radias, Clavia Nord Lead-Reihe, Access Virus-Reihe
2. Der samplebasierte Synthesizer
Statt einigen wenigen Wellenformen aus Oszillatoren spielt diese Type, die auch ROMpler genannt wird, digital aufgezeichnete Klänge ab und kann so auch Naturinstrumente realistisch nachahmen. Genauso arbeitet auch das Arranger-Keyboard, aber ein anständiger Synthesizer hat auf jeden Fall eine erheblich größere Auswahl auch an elektronischen Klängen. Und vor allem kann man sie hier auch besser verbiegen. Nicht selten hat man ähnliche Möglichkeiten, am Klang zu arbeiten, wie beim virtuell-analogen Synthesizer. Nur hat man eben nicht für alles einen Knopf oder einen Fader, weil das bei diesen Geräten gar nicht verlangt wird. Man will eine Taste drücken oder zwei, zack, da ist das Rhodes, das Saxophon, das Streichorchester, die Hammond B-3 mit Leslie, das Strawberry-Fields-Mellotron, der Moog-Baß, der Vangelis-Bläsersound aus dem CS-80, der dicke Oberheim-Sound aus Jump, der fix und fertige Lucky Man-Leadsound. Wie gesagt, Klangbasteleien gehen, für einige Funktionen gibt es Controller, aber zum tiefgreifenden Schrauben muß man sich schon durch Menüs kämpfen.
Bei manchen Geräten kann man auch eigene aufgezeichnete Klänge, sogenannte Samples, einladen. Wenn man sogar selbst damit aufzeichnen kann, nennt man das Gerät einen Sampler.
Wenn dann auch noch ein kompletter mehrspuriger Sequencer dazu kommt (Sampler ist optional, heutzutage aber meistens dabei), redet man von einer Workstation.
Jüngere Beispiele: Roland Juno-D, Roland Juno-G, Roland Fantom-Reihe, Roland SampleCell, Yamaha MM6, Yamaha MO-Reihe, Yamaha Motif-Reihe, Korg microX, Korg X-50, Korg TR-Reihe, Korg Triton-Reihe Korg M3, Kurzweil PC-Reihe, Kurzweil SP-Reihe
Klangmodulationen gehen mit beiden Typen. Beim ROMpler wird man evtl. die Controller noch entsprechend einrichten müssen, je nachdem, wie die Werkssounds gebaut sind. Aufzeichnen und Loopen geht aber eher mit einer Workstation. Klar, es gibt auch Virtuell-Analoge mit Sequencer, aber der hat dann meistens wie z. B. bei Moog-Modularsynthis oder der Roland TB-303 nur 16 Schritte, die einzeln eingestellt werden müssen; nix mit Echtzeiteinspielen und beliebiger Länge. Eine anständige Workstation kann mindestens 16 parallele Spuren mit Noten und Controllerdaten handhaben, die jeweils auch schon mal so lang wie ein ganzer Song sein und zigtausende Daten enthalten können.
Und dann kommt noch ein Problem dazu. Wenn du es geschafft hast, eine modulierte Fläche in den Sequencer einzuspielen, mußt du irgendwie den ganzen Rest der Band zum Sequencer synchronisieren. Und am Schlagzeuger hapert es dann spätestens, denn
der gibt das Tempo vor, nicht irgendein starrer Zeitgeber in einem elektronischen Instrument. Der Synthi erkennt weder, wie schnell du spielst, noch wie schnell der Rest der Band spielt. Live wird das ein Mordsgebastel und führt zu viel bösem Blut, wenn es denn überhaupt funktioniert.
Edit: Was die Gerätetypen angeht, habe ich
hier mal was geschrieben.
Martman