Der Chor singt sehr laut ...

  • Ersteller Lalla-Lilli
  • Erstellt am
Hallo,
Dass der Bass da Probleme bekommt, kann ich ehrlich gesagt nicht so richtig nachvollziehen,
...doch, die Möglichkeit besteht ;) Es braucht nur eine Aufstellung S-A-T-B (oder auch spiegelverkehrt herum) im Kreisbogen zu sein, dann kriegt der Baß als "Außen" sehr viel vom Sopran mit und hört vergleichsweise weniger Alt und Tenor... :evil:
Bei zweireihiger Aufstellung mit A-S vorne und T-B hinten ist die Gefahr nach meiner langjÀhrigen Chorerfahrung geringer (allerdings klassisch, kein Gospelchor...)

Ganz wichtig natĂŒrlich auch:
Hoffentlich macht sich Lalla-Lillis Chorleiter darĂŒber Gedanken, wie er Freude am Singen und gleichzeitig guten Klang miteinander vereinbart und sie nicht als Pole gegenĂŒberstellt.
Und wie auch schon von HaraldS ausgefĂŒhrt - hier ist die Balance fĂŒr die Chorleitung nicht einfach zu finden...

Viele GrĂŒĂŸe
Klaus
 
RĂŒckmeldungen in Form von "Buchungen" (also Singanfragen fĂŒr Gottesdienste, Hochzeiten) gibt es schon ... und wahrscheinlich ist es wirklich so, dass, wer vorne steht, den Chor ganz anders wahr nimmt als der SĂ€nger "mittendrin".

Das klingt doch ganz positiv, eventuell ist es tatsÀchlich ein eher innerchorisches Problem.
Beitrag automatisch zusammengefĂŒgt:

Es braucht nur eine Aufstellung S-A-T-B (oder auch spiegelverkehrt herum) im Kreisbogen zu sein, dann kriegt der Baß als "Außen" sehr viel vom Sopran mit und hört vergleichsweise weniger Alt und Tenor... :evil:

Könnt Ihr es vielleicht einmal mit eine modifizierte Aufstellung probieren?
 
Ich denke nicht, dass die Art der Aufstellung einen wirklichen Einfluss auf die Dynamik hat. Es kann eher sein, dass in dem "großen Saal", der es ja ist, keine Dichte vorliegt und jeder den Eindruck hat, es sei zu leise. Oder aber sie hören sich zu gut, weil sie zu dicht stehen und haben nicht die Contenance, sich zurĂŒckzuhalten, wenn sie sich "scheinbar" zu leise hören. Das kann man bei SĂ€ngern beobachten, die von kleinen in große Chöre wechseln: Sie kriegen mehr von anderen ab und drehen unbewusst mehr auf. Der Chor lĂ€uft dann in der LautstĂ€rke weg, weil jeder "aufrĂŒstet". Der Chorleiter muss das wahrnehmen und entsprechend dirigieren. Dann kann es sein, dass (gfs infolge o.g. Effekte) der Chor sich einfach LautstĂ€rke angewöhnt hat.

Dazu kann man auch mal mit einfachen Mitteln eine Aufnahme machen und schauen, ob es an der generellen geringen Dynamik und zu hoher LautstĂ€rke liegt, oder der Chor auch schon im StĂŒck in der LautstĂ€rke steigt, wieviel das ist und ob das nicht gfs sogar ein Fehleindruck von dir ist - was ja alles sein kann.

Am Ende muss der Chorleiter die ppp und fff definieren und durchsetzen.
Da kann auch ihm so eine Aufnahme helfen, wenn er mit der Maus schnell zwischen Anfang und Ende springt.
Dann wird er gfs auch hören, dass ihr ein steigender Chor oder sinkender Chor seid.
Die lauten sind meistens Steiger, in Konzerten machen sie aber gegen Ende hin schlapp, werden ungenau und dann steigt die Tonhöhe nicht mehr, dafĂŒr hĂ€ngt das Tempo durch.
 
Beim Singing Day von John Rutter wurde ĂŒbrigens (von „vorne“ gesehen) S-T-B-A aufgestellt, halbrund. Keine Ahnung, ob er das vorgab, oder ob die Location das normalerweise so macht, aber ich fand’s angenehmer als S-A-T-B oder zweireihig.
 
Unser Chor hat ca. 25 Mitglieder

Das wiederum verunsichert sehr den Bass/Tenor (ca. 7)

Insgesamt oder jeweils?

Ist jetzt nur eine rein spekulative These. Ist es nicht ganz normal, dass höhere Frequenzen sich stĂ€rker durchsetzen? Bei einem Ungleichgewicht 7 MĂ€nnerstimmen vs. 18 Frauenstimmen wird dies zusĂ€tzllich begĂŒnstigt. Hinzu kommt, dass die meisten MĂ€nner in Amateurchören wahrscheinlich keine ausgebildeten BĂ€sse und Tenöre sind, sondern ihre Tessitur gerade so passt, dass sie einigermaßen damit besetzt werden können. Da sind die Soprane natĂŒrlich am lautestesten.

Bei so einem Ungleichgewicht hat der Chorleiter natĂŒrlich weniger Werkzeuge.
 
Zuletzt bearbeitet:
Scheint eine allgemeine Krankheit zu sein, dass die MĂ€nner in Chören unterbesetzt sind und die Disbalance scheint sich sogar zu verstĂ€rken(?). Bei nur 3-4 Stimmen pro Register ist das auch kaum noch ein Chor im eigentlichen Sinn. Ich arbeite schon seit Jahren mit Verdopplung (also Teile der MĂ€nnerstimmen nochmal extra einsingen und drĂŒberlegen etc.)
 
Hallo,
Bei nur 3-4 Stimmen pro Register ist das auch kaum noch ein Chor im eigentlichen Sinn.
...Widerspruch, aber energisch ;) Es gibt hinreichend Kammerchöre in einer 16er Besetzung - wir hatten selber in unserem Kammerchor ĂŒber die ganzen 90er bis in die frĂŒhen 2000er nur in einer Maximalbesetzung von 16 (mit vier pro Stimme) gesungen, das klang auch immer gut ausgewogen. Probleme kann es in so einer recht kleinen Besetzung natĂŒrlich bei doppelchörigen Werken geben, da mĂŒssen sich die dann nur noch jeweils zwei Stimmen schon gut mischen, das ist eher problematisch. Und das Ausfallrisiko ist recht hoch. GrundsĂ€tzlich klingen und als Chor wirken wird eine Besetzung bei guter Chorleitung aber trotzdem, gute Einzelstimmen sind natĂŒrlich Voraussetzung.
Mittlerweile haben wir eine "GrundstÀrke" von 20 und stocken die je nach Projekt noch etwas auf.

Viele GrĂŒĂŸe
Klaus
 
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mit vier pro Stimme) gesungen, das klang auch immer gut ausgewogen.
Bei balancierten VerhĂ€ltnissen ja - ich hatte eher die Unausgewogenheit im Sinn, weil sich ein stark unterbesetztes Register nicht mehr durchsetzt. Gleichwohl ist auch ein perfektes 4:4:4:4 reichlich wenig, wenn es an bestimmte Literatur geht. "O magnum mysterium" mit weniger als 20 Personen ist einfach viel zu dĂŒnn.

Und das Ausfallrisiko ist recht hoch.
und das kommt noch hinzu. Hatte mal eine Diskussion mit einem Chorleiter, der bemĂ€ngelte, das von den eigentlich 70 aktiven Mitglieder, maximal 60 in der Probe sind, weil immer einer krank oder indisponiert war. Nimmt man dann die, die das gesamte Liedspektrum ĂŒberwiegend mit eintrainiert haben, sind es nicht einmal 40 stabile Stimmen auf die man setzen kann und die andere mitziehen. Von denen sind dann die meisten Frauen und es bleiben 5 BĂ€sse und 8 Tenöre. Wenn man daraus ein perfektes SATB stellen wollten, hĂ€tte man 5:5:5:5, also einen "Kammerchor" :)
 
Hatte mal eine Diskussion mit einem Chorleiter, der bemĂ€ngelte, das von den eigentlich 70 aktiven Mitglieder, maximal 60 in der Probe sind, weil immer einer krank oder indisponiert war. Nimmt man dann die, die das gesamte Liedspektrum ĂŒberwiegend mit eintrainiert haben, sind es nicht einmal 40 stabile Stimmen auf die man setzen kann
Ich glaube, bei kleineren Chören sind die Leute nicht so schnell indisponiert. Gegen Krankheit kann man schwer etwas tun, aber wenn der Chor klein ist, fĂŒhlen sich die Mitglieder eher verpflichtet, habe ich den Eindruck.
 
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Ist es nicht ganz normal, dass höhere Frequenzen sich stĂ€rker durchsetzen? Bei einem Ungleichgewicht 7 MĂ€nnerstimmen vs. 18 Frauenstimmen wird dies zusĂ€tzllich begĂŒnstigt. Hinzu kommt, dass die meisten MĂ€nner in Amateurchören wahrscheinlich keine ausgebildeten BĂ€sse und Tenöre sind, sondern ihre Tessitur gerade so passt, dass sie einigermaßen damit besetzt werden können. Da sind die Soprane natĂŒrlich am lautestesten.
Die These ist IMO recht gewagt!
Seit etwa einem halben Jahrhundert singe ich immer wieder in Amateurchören - Kirchenchöre kleiner Gemeinden, LiederkrĂ€nze auf dem Dorfe, Betriebschöre, so was. Und immer waren die Frauenstimmen weit in der Überzahl - und immer hielten die wenigen MĂ€nner mit!
Denn es ist meiner Erfahrung nach so, dass nicht die MĂ€nnerstimmen in solchen Chören untrainiert sind, sondern speziell die Soprane. Bass, Tenor oder Alt zu singen bedeutet, notenkundig bzw. erfahren genug zu sein, eine Harmoniestimme zu fĂŒhren; eine Sopranistin (so denken viele) braucht nur die Melodie singen zu können. (Ich rede wohlgemerkt von AmateursĂ€ngern, egal welcher Stimmlage!)
Die Wahrscheinlichkeit ist daher relativ hoch, dass ein paar der wenigen MĂ€nnerstimmen in einem Amateurchor irgendwann mal frĂŒher mit Stimmbildung oder gar GU in BerĂŒhrung gekommen sind. Und das reicht meistens aus, um gegenĂŒber den vielen untrainierten Sopranistinnen den Ausgleich zu schaffen!

Cheers,
Jed
 
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Die These ist IMO recht gewagt!
Seit etwa einem halben Jahrhundert singe ich immer wieder in Amateurchören

Ich habe noch nie in meinem Leben in einem Chor gesungen, kann daher nur meine Erfahrungen als Hörer wiedergeben: Wenn ich mir Chöre anhöre, was aufgrund vieler Straßenfeste in meinem Kiez nicht so selten vorkommt, sind die Frauenstimmen eindeutig dominant. Aber vielleicht habe ich auch was an den Ohren. Bin ja auch nicht mehr der jĂŒngste.

Und immer waren die Frauenstimmen weit in der Überzahl - und immer hielten die wenigen MĂ€nner mit

Ich wage noch eine These: Da du selbst SĂ€nger in diesen Chören warst, war deine Position vermutlich mitten unter deinesgleichen - zwischen/neben den anderen mĂ€nnlichen Chorkollegen. NatĂŒrlich hörst du euch ausreichend laut, wenn ihr direkt nebeneinander steht. Aber hast du deinen eigenen Chor auch mal von außen als Publikum gehört?

--
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann da @Jed voll zustimmen - so ist es auch bei uns in den meisten Laienchören.
Die MÀnner zwar stark unterbesetzt können sich in der Regel aber locker behaupten (ich leite auch Chöre und höre das auch von vorne).
Lg Thomas
 
Aber hast du deinen eigenen Chor auch mal von außen als Publikum gehört?
Auf Aufnahmen, ja, also, die Chöre in denen ich singe und in denen das VerhÀltnis Soprane zu Reststimmen Àhnlich ist. Die Unterstimmen behaupten sich da ganz gut meiner Meinung nach.
 
Eine kleine Anekdote aus meiner Jugend: Ich war auf einer MĂ€dchenschule und und dementsprechend bestand unser Oberstufen- Kammerchor aus etwa 20 SĂ€ngerinnen mit hoher oder sehr hoher MĂ€dchenstimme. Wurde mal eine MĂ€nnerstimme benötigt, wurde der Part von den Herren aus dem Lehrerkollegium ĂŒbernommen, einem ausgebildeten Bass und zwei halbwegs brauchbaren Tenören. Nicht optimal, aber hat funktioniert.

Technisch gesehen singt ja auch die ĂŒberwiegende Zahl der weiblichen ChorsĂ€ngerinnen (ohne gesangliche Aubildung) noch mit ihrer MĂ€dchenstimme, da kann dann auch eine deutlich geringere Anzahl an MĂ€nnern ein angemessenes Gegengewicht darstellen.
 
Technisch funktionieren unausgeglichene Besetzungen schon: der Tonsatz erklingt vollstÀndig, sobald jede Stimme irgendwie besetzt ist.

Aber inhaltlich funktionieren sie selten, weil viele ChorsĂ€tze (bzw. deren Komponisten/Arrangeure) eben doch damit rechnen, dass nicht ein Teil des Tonsatzes viel lauter und deutlicher zu hören ist als der andere - damit verĂ€ndert sich nĂ€mlich die Aussage und Wirkung des Werkes. Und oft in eine ungeplante oder ungewollte oder einfach ungĂŒnstige Richtung.
 
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Aber inhaltlich funktionieren sie selten, weil ...
Was wir (oder zumindest ich) hier behaupten ist, dass auch mit numerisch ungleicher Besetzung ein harmonisches Ganzes entsteht, wenn die schwĂ€cher besetzten Register mit krĂ€ftigeren Stimmen aufwarten können. Das sind bei Laienchören halt sehr oft die MĂ€nner, die ja gewohnt sind, dass sie immer numerisch unterlegen sind und etwas "mehr" geben mĂŒssen.
Normalerweise habe ich auf Grund des ĂŒblichen MĂ€nnermangels auch die Frauenregister stĂ€rker besetzt. Jetzt hatte ich ein dreistimmiges Projekt und habe dabei alle drei Register gleich groß eingeteilt (mach aus den beiden MĂ€nnerregistern Eines, und plötzlich hast du mal genug MĂ€nner :) ). Und das Resultat war, dass ich die ganze Probenarbeit damit gekĂ€mpft habe, die MĂ€nnerstimmen in der LautstĂ€rke weit genug runter zu bringen. Das ist bei nicht ausgebildeten Stimmen nĂ€mlich alles andere als trivial wenn du den Klang nicht zerstören willst. Einfacher wĂ€re es gewesen, die HĂ€lfte der MĂ€nner heim zu schicken (was man natĂŒrlich nciht machen kann und auch nicht machen will).
lg Thomas
 
Hallo,
...ein harmonisches Ganzes entsteht, wenn die schwÀcher besetzten Register mit krÀftigeren Stimmen aufwarten können.
...DAS ist der Punkt - aber ich sehe auch die Gefahr, die @HaraldS nennt: Es besteht je nach dem die Gefahr, daß durch "Dagegenhalten" die Feinheiten der Musik, je nach StĂŒck, verloren gehen können.
Etwas aus der Rubrik "selbst erlebt": Vor vielen Jahren waren wir zu vier MĂ€nnerstimmen (2 BĂ€sse, 2 Tenöre, einer davon war unser damaliger Chorleiter) am Karfreitag bei einem Kirchenchor in einer etwas weiter weg liegenden Großstadt zur Aushilfe engagiert - es ging um die Choralpassion von Hugo Distler. Der dortige Kirchenchor war etwas grotesk besetzt, einer Übermacht an Frauenstimmen standen 2 BĂ€sse und 3 Tenöre gegenĂŒber (einer war ĂŒber 90...). Unser Chorleiter nahm uns drei andere vor der Messe beiseite und erteilte folgenden Rat: "Vergeßt die Dynamik, die da drin steht. Nur fortissimo, wir mĂŒssen den Chor mitziehen..."' Und so war's auch... kĂŒnstlerisch eine mittlere Katastrophe.
Aktuell: Unsere derzeitige Kammerchorbesetzung ist auch leicht frauenstimmenlastig. Da wir aber alle Unterricht nehmen, können wir die Klangbalance trotzdem gut halten., außerdem ist unser Chorleiter mĂ€chtig auf Zack :great: Dennoch ist es, je nach Projekt, schön, wenn noch zwei oder drei BĂ€sse dazukommen - es singt sich einfach entspannter ;)

Viele GrĂŒĂŸe
Klaus
 
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Und noch etwas: Gospel ist eigentlich Gottesdienst, Gottesdienst in Musik.
Diesen Einwand finde ich wirklich wichtig. Gospels sind Glaubenzeugnisse und ich befĂŒrchte, dass jemand der nur die Musik gut findet, aber den Glauben nicht praktiziert, diese StĂŒcke nicht mit Inbrunst vortragen kann und notgedrungen durch seelenlose LautstĂ€rke ausgleichen muss.
 
Gospels sind Glaubenzeugnisse und ich befĂŒrchte, dass jemand der nur die Musik gut findet, aber den Glauben nicht praktiziert, diese StĂŒcke nicht mit Inbrunst vortragen kann und notgedrungen durch seelenlose LautstĂ€rke ausgleichen muss.
Hm, ich habe lange in einem Gospelchor gesungen und bin nun wirklich nicht glĂ€ubig. Ich bilde mir ein, dass die spirituelle Wucht der Musik und der Melodien auf sehr viele Menschen wirkt und es wirklich eher mit dem musikalischen Können als mit der inneren Einstellung zu tun hat, wie der Chor klingt. Man kann auch mit glĂ€ubiger Inbrunst sehr schief und scheußlich singen ;-)
 
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