Der Lang Lang Thread

ich werde auf deine erneut gestellte frage nicht eingehen
denn
das habe ich nie gesagt^^
 
Placido Domingo ist ein intelligenter tenor. Als er anfing, Wagner zu singen, klang es knochenlos und konsonanten-arm wie sein "Heitschie-bumbeitschie" (keine garantie für rechtschreibung). Ich rief erschrocken "Sagts ihm denn keiner?" , ein paar wochen später sang er eine schöne, deklamierte gralserzählung, es hatte ihm jemand gesagt!
Gavrilow und Lang Lang haben gelegenheit, ihre produktionen zu sehen. Wenn ihnen gefällt, was sie da sehen, und ihre manager nicht davon abraten, mögen sie so weitermachen.
Ein vielbeschäftigter konzertbegleiter wand sich wie ein wurm, er muss es dann gesehen haben, oder jemand hat es ihm gesagt: er legte das ab und spielte trotzdem gut. Als ein junger dirigent bei einem pp bei "Wotans abschied" mit abschließendem feuerzauber konzertant fast unter das pult kroch, verpasste Josef Herrmann fast seinen einsatz, so lächerte es ihn.
 
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ich werde auf deine erneut gestellte frage nicht eingehen
denn
das habe ich nie gesagt^^

Die ging gar nicht an dich persönlich...

Der erste Absatz allerdings schon.
 
na , dass ich meine meinung über ein gut vorgetragenes musikstück, durch nachträglich erkannte affektiertheit ändere , wäre absurd.
ich würde höchstes darüber nachdenken, ob für mich ein unmittelbares live-erlebnis von nöten wäre oder aufzeichnungen genügten.

versteht mich nicht falsch:
ich bin auch überzeugter verfechter von einem "sinnespaket" und keinesfalls "hörpurist"
aber
ich entscheide das wohl von fall zu fall ob mich visuelle ablenkung in meiner wahrnehmung der musik unterstützt oder hemmt bzw das erlebnis durch die reizung mehrerer sinne NOCH besser wird (oder eben nicht).

eine lichtshow ist natürlich was anderes als (ich wiederhole) gesichtsgulasch^^
 
Es gehört zum kunsterlebnis, musilker bei der arbeit zu sehen, man hat bei einem orchsster gewissermaßen die partitur vor augen, wenn man beobachtet, wie das musikalische geschehen durch die instrumente wandert, bei neuen werken wird die struktur sichtbar.
Aber großaufnahmen von sängern und - innen mit zäpfchen-einsicht und schweißbildung müssen nicht sein, oper verlangt distanz.
Ich habe allemal Jacqueline du Prés u.a. mit vergnügen spielen sehen, aber himmelwärts gerichteter augenaufschlag erinnert mich an geistliche gemälde, für die der englischsprachige volksmund den "dying-duck-look" geprägt hat (zum schwan reicht es nämlich nicht).
Auch das spottlustige theatervolk liebt keine "outranten", man kennt sich.
 
Hallo ihr,

am letzten Sonntag waren in Stuttgart die Jazz Open. Hauptact waren Lang Lang und Dee Dee Bridgewater. Die beiden haben sowohl alleine als auch zusammen gespielt. Ich hab das Ganze live gesehen:rock::D. Auch -das Radio-Symphonie-Orchester war dort und hat zusammen mit Lang Lang Stücke von Gershwin und Chopin gespielt. Ein toller Abend, super Stimmung, eine super Soul-Stimme und tolle Chemie zwischen den Beiden auf der Bühne (DeeDee zu Lang Lang :"Du könntest mein Enkel sein!") :D.

Hier der Link von der Arte-Seite (hab's leider nicht geschafft, das Video einzubetten):

http://liveweb.arte.tv/de/video/Lang_Lang_Dee_Dee_Bridgewater_Radio-Sinfonieorchester_Stuttgart/

Der Link geht noch 4 Tage. Wer das Ganze im TV sehen will (ein bisschen gekürzt, wahrscheinlich ohne das Gerede dazwischen)

Sonntag, 21. Juli, 17:40-19:15 Uhr auf Arte

Lohnt sich auf jeden Fall, war super!

Grüße und viel Spaß!

harpy
 
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Er swingt nicht.
 
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LOL

Sorry, aber ich musste grad grinsen. Ist net bös gemeint, ich fand's nur lustig, das da bloß ein einziger Satz steht und musste lachen. :D Keine Ahnung warum lol

Dass das nicht sein Feld war, hat man gemerkt, stimmt. Aber in der Zeitung stand ein Satz, der vielleicht gar nicht so unwahr ist. Ich kann jetzt nicht zitieren, in etwa - "Es gibt nicht viele klassische Pianisten, die sich überhaupt mal an einen anderen Stil wagen.". Ob das so stimmt, weiß ich nicht, aber vllt sollte man es irgendwie auch so sehen. Ich denke, das Publikum wusste das auch und hat den "Ausflug" in dieses andere Gebiet honoriert.

Jedenfalls, ja, es war äbbes steif - aber was soll's, wir hatten alle SPASS (definitiv)!! Im Prinzip ist das mein Fazit von dem Abend. Wie genau man das nu alles analysiert,ob jetzt klanglich perfekt oder nicht, bleibt ja jedem selbst überlassen. ;)

Und na ja - auch ein Lang Lang ist am Ende nur ein Mensch. :)
 
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Hab das Konzert gestern Abend in Ruhe angesehen und genossen. Bei manchen Szenen bin ich auch mal zurückgesprungen, um sie noch einmal anzusehen. Das Konzert gefällt mir sehr!
@ harpy
Da hatten ganz offensichtlich nicht nur die Zuschauer Spaß! :)

Die nonverbale Kommunikation der Musiker war sehr schön zu beobachten. Da lag viel Herzlichkeit drin und der Spaß am gemeinsamen Musizieren kam deutlich herüber.
Lang Lang hatte für mich eine sehr überzeugende Ausstrahlung. Oft hatte ich das Empfinden - insbesondere bei Duettszenen mit Dee Dee (Somewhere over the Rainbow) - das Klavier ist Lang Langs Stimme, die durch seine Hände zu singen beginnt. Vielleicht ist dieses Empfinden dadurch beeinflusst, dass ich vor Jahren mit einem sehr alten Musiker, der aufgrund fortgeschrittener Krankheit nicht mehr in der Lage war zu sprechen, auf dieser Ebene kommunizierte. Er war fähig, mir durch Improvisationen seine Stimmung zu vermitteln oder mit uns beiden bekannten Melodien ganz konkrete Bedürfnisse zu äußern. Wie dem auch sei. Nachdem ich mich in Lang Langs Gestik "eingelesen" hatte, fand ich ihn sehr überzeugend. Von dem Konzert hätte ich gerne einen Videomitschnitt, damit ich es noch öfter ansehen kann. Lang Langs Interpretationen der verschiedenen Werke gefielen mir sehr gut. Ich glaube nicht, dass er schauspielert (im negativen Sinne). Er überzeichnet hier und da die Gestik, ähnlich, wie es Tänzer tun. Das finde ich aber nicht negativ. Schließlich steht/sitzt er auf der Bühne und muß ein weit entferntes Publikum erreichen, das Musik nicht nur hören, sondern auch sehen will. Die Interpretation von Gershwins "Rhapsody in Blue" habe ich schon oft und von unterschiedlichen Interpreten gehört. Diese hat mich irgendwie ganz besonders fasziniert. Höre sie gerade noch einmal.

Gruß
Lisa
 
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Hi Harpy
Da ich mit 'nem kaputten Fuß "abhänge" hab ich mir den Spaß gemacht, die Aufzeichnung "Rhapsody in Blue - hr-Sinfonieorchester - Fazil Say - Carlos Miguel Prietro" mit der Stuttarter arte-Live Sendung zu vergleichen. Ist wirklich interessant und die persönliche Ausstrahlung der Pianisten äußerst gegensätzlich. Fazil Say erlebe ich als introvertiert, während Lang Lang sehr offen wirkt und einen sichtbaren Dialog mit Dirigent, Orchester und - soweit das in so einer Großveranstaltung überhaupt auch nur ansatzweise möglich ist - dem Publikum führt. Das macht ihn sehr sympatisch. Lang Lang, Dirigent und Orchester spielen mit(!)einander. Er verführt mit dem was und wie er spielt so manches Orchestermitglied zu einem Lächeln. Die Blicke suchen und finden sich. Das ist lebendiges Miteinander, wie ich es mag. Ganz anders dagegen die Aufführung mit Fazil Say. Da es ein Lang Lang - Thread ist, lasse ich mich darüber nicht weiter aus. Seht es euch einfach selbst an und vergleicht. Noch ist die Chance da.



Hier noch ein Video mit Lang Lang. Da spielt der Gershwins Rhapsody in Blue mit einem anderen Orchester. Dort ist er ganz anders positioniert. Er sieht den Streichern teilweise in den Rücken. Und bei 4:00 dreht sich einer um, weil der offensichtlich unbedingt sehen will, was Lang Lang in dieser rasanten Passage macht. ... und lächelt.



Man mag über Lang Langs Musizierstil denken wie man will und kann seine Interpretationen sicher auch kontrovers diskutieren. Aber eines ist nicht zu leugnen: so wie er spielt, scheint er viel Freude an dem zu haben, was er tut und der Funke springt ganz offensichtlich zu vielen über.

Gruß
Lisa
 
"Rhapsody in Blue - hr-Sinfonieorchester - Fazil Say -

Ach du meine Güte... Da sag mal noch einer, Lang Lang veranstaltet Gesichtsgulasch... :rolleyes:

Lisa, danke für den Vergleich!

Was mir jetzt erst auffällt, wo ich das obere Video sehe: Ich kannte nur die Version vom unteren Video mit Lang Lang. Ist die gekürzt? Als ich das auf dem Konzert gehört hab, dachte ich, die haben da irgendwas reinimprovisiert, weil das Stück da viel länger war. Ist da was improvisiert oder wie ist das? :confused: Hilfe! lol

Noch ist die Chance da.

--> Sonntag, 21. Juli, 17:40-19:15 Uhr auf Arte

Da ich mit 'nem kaputten Fuß "abhänge"

GUTE BESSERUNG! :great:

LG
harpy
 

Ich sag´s mal noch deutlicher ..........
er hat Gershwin überhaupt nicht begriffen

was haben seine "künstlichen Verzierungen" die in der Rhapsody in Blue Partitur nicht geschrieben stehen (um 1:16:20 ) da zu suchen ?
Ein zaghafter Improvisationsversuch ?
Die gesamte Gestik erinnert sehr an Richard Clayderman : künstlich aufgesetzt und einstudiert
Prieto gefällt mir da in seiner Interpretation schon um Längen besser.

Kann jetzt völlig daneben liegen aber für mich ist die Aufnahme des Boston Pops Orchesters aus den 60ern ( LP ) eine der Besten was die Interpretation von Gershwin s Rhapsody angeht.
 
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Es liegt in der Natur der Sache, dass zurückliegende Erfahrungen und aktuelle visuelle Eindrücke die Interpretation dessen, was wir hören beeinflussen. Man nehme eine Musik und kombiniere sie mit Bildern, Videoclips, abstrakten Farbflächen oder eben den visuellen Eindrücken, die sich auf einem Konzert bieten. Und wenn zwei dasselbe Konzert aus unterschiedlichen Blickwinkeln filmen, cutten etc. können sich sehr unterschiedliche Wahrnehmungen entwickeln.
Eine Möglichkeit zum Selbsttest der lustigen Art: http://www.dailymotion.com/video/xetg19_fantasia-2000-rhapsody-in-blue_music#.UenL_qwx3BQ ;)
Dazu kommt die Erfahrung mit der Musik selbst, ob man sie schon mehr oder weniger oft in mehr oder weniger unterschiedlichen Interpretationen "nur" gehört / erlebt hat oder sich mit ihr aktiv musizierend auseinander gesetzt hat und dadurch mit ganz unterschiedlichen Erwartungen der Darbietung zuhört.

Noch ein paar Möglichkeiten Lang Langs Interpretation mit denen anderer Pianisten zu vergleichen.

Rhapsody in Blue (George Gershwin 1898-1937)


(1)
New York Philharmonic
Leonard Bernstein: Conductor, Piano
Royal Albert Hall, London, June 3-4, 1976
Teil 1 http://www.youtube.com/watch?v=ZmUHI2yTtVY
Teil 2 http://www.youtube.com/watch?v=BgPV0jLmdSM

(2)
Eldar Djangirov Rhapsody in Blue with the Russian National Orchestra
September 2011 Live at the Tchaikovsky Concert Hall. George
http://www.youtube.com/watch?v=VU11OmcKTpI

(3)
The Symphony Orchestra of the Bulgarian National Radio, Andrew Armstrong - Piano, Maxim Eshkenazy -- Conductor,
Fortissimo Fest, September 10
http://www.youtube.com/watch?v=qLTManObB40

(4)
Michel Camilo - Piano / Orquesta Nacional de España / Jesús López Cobos - Conductor
http://www.youtube.com/watch?v=AS_LiktEqCE

(5)
Rhapsody in Blue - Makoto Ozone
Teil 1 https://www.youtube.com/watch?v=NUYaxMFy2e8&list=PLDDA2A882FE0EFC67
Teil 2 https://www.youtube.com/watch?v=_7gbWzkn3Io&list=PLDDA2A882FE0EFC67
Teil 3 https://www.youtube.com/watch?v=L6E1JFrASLY&list=PLDDA2A882FE0EFC67

(6)
Flippo Faes und Junge Philharmonie Köln unter Leitung von Volker Hartung.
Live - Konzertmittschnitt aus der Musikhalle Hamburg vom Februar 1993.
https://www.youtube.com/watch?v=CmmF5XTWmGs

(7)
Paul Whiteman and his Concert Orchestra, Ross Gorman, Paul Whiteman and his Concert Orchestra, Ross Gorman
https://www.youtube.com/watch?v=vSdARok2S8U

(8)
Gershwin plays Gershwin
https://www.youtube.com/watch?v=1U40xBSz6Dc

Die Interpretationen fallen recht unterschiedlich aus. Ich habe den Eindruck, dass sich der Jazzpianist Makoto Ozone einige Freiheiten heraus nimmt. Ohne Noten kann ich das allerdings nicht kontrollieren.
Auffallend auch, wie unterschiedlich die Filme gestaltet sind. Das kann das Hören sehr beeinflussen.

Ich kann gut akzeptieren, wenn jemand mit Lang Langs Interpretation nicht einverstanden ist und dies auch begründen kann. Einfach zu behaupten, Lang Lang habe Gershwin überhaupt nicht begriffen, finde ich dagegen ganz schön überheblich. So etwas kann man - wenn überhaupt - erst sagen, wenn man mit ihm ein Fachgespräch geführt hat.
Jeder Musiker denkt sich in eine Komposition anders hinein. Und da niemand eine Maschine ist, erlebt man eine Musik bei jedem Live-Vortrag zumindest in Nuancen anders. Und man spielt sie auch immer wieder - zumindest in Nuancen - anders. Und was sich heute stimmig anfühlt, kann sich morgen falsch anhören, weil die Situation anders ist oder die eigene Stimmung eine andere ist. Und wenn ich ein und dieselbe Musik dank Konserventechnik immer wieder völlig identisch höre, kann es trotzdem sein, dass ich sie anders empfinde, nur weil ich in einer anderen Stimmung bin.

Wenn man jemanden kritisiert, sollte man nachvollziehbare Argumente vortragen. Ansonsten artet Kritik leicht stilloses Bashing aus, auch dann, wenn sie möglicherweise berechtigt ist.



@ harpy
Vielen Dank für die Genesungswünsche. Unkraut vergeht nicht. :D
 
Dem kann ich mich jetzt nur anschließen. Lang Lang Kritik ist sehr beliebt und irgendwie auch verständlich, denn wenn jemand auf den Olymp gehoben wird, wird das auch dementsprechend überprüft. Leider artet es oft mal in Bashing aus, ist natürlich auch alles Geschmackssache.

Keiner kann sagen, was er fühlt, was aufgesetzt ist und was nicht. Mag sein, das was geschauspielert ist, ihm aber Verziehrungen vorzuwerfen ist geradezu lächerlich. Gerade die individuelle Interpretation ist es, was einen Pianisten ausmacht. Dass er nicht swingt ist schon eher zutreffend und typisch Klassik Pianist. Gulda im Birdland ist auch eher peinlich.

Ich kann nur, wie weiter oben schon erwähnt, sagen, dass ich ihn für einen großartigen Pianisten halte, der für meinen Geschmack aber zu sehr "Dienst mach Vorschrift" macht. Er ist ein Popstar und Pop lebt von der Perfektion, nicht von der Interpretation. Er ist ja noch recht jung und hat noch viel Zeit...

Eins noch: ihm kann diese ganze Kritik vollkommen wurscht sein und ich glaube nicht, dass er sich rechtfertigen muss.
 
@Lisa2
Lang Lang ist durchaus ein bemerkswerter Pianist und hat ein großes Talent - ohne Zweifel
Nur er gehört eindeutig ins reine Klassik Lager - das ist seine Welt
Gershwin - gerade mit der Rhapsody in Blue - bewegt sich hier auf einem " Grenzpfad " musikalisch gesehen.
Genaugenommen muß man diese Komponsition als modern mit klassischen Elementen einstufen und nicht umgekehrt.
Somit durchaus vergleichbar mit " Music " von Miles Davis.
Wenn es denn schon Aufnahmen mit Gershwin spielt Gershwin gibt, so kann davon ausgegangen werden, daß es so interpretiert ist wie eben
komponiert.
Ich hatte bei dem Video eher den Eindruck Lang Lang ist Pianist und Dirigent zugleich. Seine Gestik und Mimik war nicht auf die Komposition als solche sondern eher auf seine Person ausgerichtet : mehr als voll von sich überzeugt.
Dagegen wirkte der Dirigent schon manchmal wirklich hilflos vor soviel Ehrerbietung vor dem Star des Abends. Ein Vergleich mit zuvor übertragenem und gespieltem ohne Lang Lang macht dieses sehr deutlich.
 
Keiner kann sagen, was er fühlt, was aufgesetzt ist und was nicht. Mag sein, das was geschauspielert ist, ihm aber Verziehrungen vorzuwerfen ist geradezu lächerlich. Gerade die individuelle Interpretation ist es, was einen Pianisten ausmacht. Dass er nicht swingt ist schon eher zutreffend und typisch Klassik Pianist. Gulda im Birdland ist auch eher peinlich.

Ich knüpfe mit meinen Gedanken mal hier an.

Wo ist die Grenze zwischen Schauspielerei und dem lebendigen Ausdruck eines Musikers? Gibt es die? Und wenn ja, erlebt die nicht jeder ganz individuell? Persönliches Erleben und Empfinden sind aber keine sachlichen Kritierien. Deshalb muss man akzeptieren, dass es andere ganz anders sehen und fühlen.
Der Begriff "peinlich" ist für mich sehr emotional besetzt. Woher kommt es, dass man ein Geschehen auf der Bühne als peinlich empfindet? Kann man so etwas sachlich begründen?

Wenn ein Musiker schauspielern würde, was wäre daran negativ? Die Tatsache an sich? Oder eher die Qualität, mit der es ihm gelingt oder auch nicht?
Ich denke, mit diesem Vorwurf muss man vorsichtig umgehen. Auf der einen Seite ist Schauspiel eine Kunst, andererseits wird dieser Begriff vorwurfsvoll im Sinne von "Lügner" benutzt.
Von Bühnendarstellern - Schauspieler (!), Tänzer, Opernsänger - erwartet man, dass sie in eine Rolle schlüpfen, sie gut ausfüllen und ein gutes Schauspiel "abliefern". Warum soll das ein Musiker nicht dürfen? Warum soll er seine emotionale Interpretation der Musik verstecken? Warum darf er nicht mit seinem Instrument in eine Rolle schlüpfen und darstellen?
In Schauspiel und Tanz werden Alltagsbewegungen studiert, also bewußt gemacht und mittels unterschiedlicher Techniken im Ausdruck gesteigert. Körpersprache auf diese Weise zu nutzen, um Empfindungen für den Betrachter (stärker) sichtbar zu machen, ist eine Kunst. Eine Kunst, die lange nicht jeder mag. Interessant ist, dass in dem Moment, in dem ich eine Geste ausdrucksstark überzeichne, diese auch stärker empfinde. Das muß man ausprobiert haben, um es zu verstehen. Im Unterricht erlebt man hin und wieder Schüler, denen dieses Überzeichnen einfach nicht gelingen will, weil ihnen die dabei entstehende Intensivierung der Gefühle unangenehm ist, sie das, was sie tun als peinlich empfinden. Es bereitet ihnen Pein (!) weil es gegen ihre Natur ist. Usw. Solche Menschen fühlen sich unter Umständen auch von den ausdrucksstarken Gesten anderer peinlich berührt und lehnen sie deswegen ab.
Ich finde es toll, wenn ein Musiker sein Instrument dermaßen beherrscht, dass er gleichzeitig damit tanzen kann, die Musik zu seiner Stimme wird und diese Stimme mit dem tänzerischen Ausdruck seines Körpers verschmilzt. Tanzen ist hier im Sinne von musikalisierter, ausdrucksstarker Bewegung gemeint, die bis zu extrem pantomimischer Überzeichnung gehen darf. Es gibt moderne Blockflötenensembles, die das können.


Hier noch einmal Lang Lang und die Rhapsody in Blue. Dieses Mal mit zwei Pianisten. Leider gekürzt.



- - - Aktualisiert - - -

@Lisa2
... Ich hatte bei dem Video eher den Eindruck Lang Lang ist Pianist und Dirigent zugleich. Seine Gestik und Mimik war nicht auf die Komposition als solche sondern eher auf seine Person ausgerichtet : mehr als voll von sich überzeugt.
Dagegen wirkte der Dirigent schon manchmal wirklich hilflos vor soviel Ehrerbietung vor dem Star des Abends. Ein Vergleich mit zuvor übertragenem und gespieltem ohne Lang Lang macht dieses sehr deutlich.

Ich gehe davon aus, dass Du die Stuttgarter Aufzeichnung meinst und stufe diese Meinung als persönliche Empfindung ein.
Auf mich wirkte der Dirigent durchaus nicht hilflos. Im Gegenteil! Ich hatte eher das Gefühl, die beiden sind sich einig, sie hören und sehen einander gut zu und musizieren dadurch mit(!)einander auf "Augenhöhe". Es wäre schlimm, wenn Lang Lang nicht von sich bzw. seiner Interpretation überzeugt wäre. Willst Du ihm allen Ernstes sein Selbstbewußtsein vorwerfen?
Das Verhältnis zwischen Dirigent und Starpianist kann man meiner Meinung nach erst dann voll und ganz beurteilen, wenn man die Probenarbeit beobachtet hat und dadurch weiss, wer die Interpretation des Stückes bestimmt. Tauschen sie sich aus? Oder versucht einer dem anderen seine Sichtweise aufzuzwingen? Macht jeder einfach, was er will? In vielen Fällen spiegelt sich der in den Proben gefundene Umgangston später mehr oder weniger intensiv im nonverbalen Dialog während der Aufführung wieder. Wenn es gut läuft, ist die Aufführung die in der Probenarbeit vorbereitete Erreichung des Gipfelpunktes nicht nur musikalisch, sondern auch emotional. Eine durch Bildschnitte kanalisierte Sichtweise liefert jedoch keine geeignete Beurteilungsgrundlage dafür, wer bei der Aufführung welche (Führungs-)Rolle spielt.

Gruß
Lisa

Nachtrag - Gerade gefunden: Ein Video, bei dem man dem 12-jährigen Nicholas Allgeier ganz in Ruhe aus Konzertbesucherwarte zusehen und zuhören kann. Hin und wieder wird etwas gezoomt, um zwischen Solo und Tutti zu unterscheiden. Alles schnittfrei. So hat man stets den Dialog zwischen Dirigent und Pianist im Blick und kann diesen dadurch weit aus besser beurteilen, als es bei hin und her springenden Kameraeinstellungen der Fall ist.

 
Zuletzt bearbeitet:
Natürlich ist ein Lang Lang von sich überzeugt - es wäre auch schlimm wenn es nicht so wäre-
Nur sein Metier ist und bleibt die Klassik und da macht so mancher ihm nichts vor , er kann es eben - jede Zeitepoche hat seine herausragenden Künstler und nach Lang Lang wird es auch wiederum andere geben
Nur Gershwin ist ein völlig anderes Terrain.

Ein Beispiel von jemandem der sich auf beiden Gebieten bewiesen hat wäre zB ein Eugen Cicero
Was den Aspekt an Mimik - Einfühlsamkeit in die Musik - Frage und Antwortspiel zwischen Musikern angeht schaue man sich einmal die Klavierduos
Marek & Vacek oder Labeque an.
Ein Lang Lang ist mit und durch die Klassik groß geworden - jeder weiß welch Knochenjob das ist. Ich mach ihm das in keinster Weise streitig und bewundere ihn ob solcher Fähigkeiten.
Wenn er sich jedoch etwas mehr mit Jazz beschäftigen würde traue ich ihm durchaus etwas zu. Nur wie Mc Coy hier richtig feststellt :
Es swingt in keinster Weise und damit kann der erlösende Funke auch nicht herüberspringen - es fehlt hier einfach etwas. Das Orchester im Video dagegen hat es begriffen und man hört es auch.
 
Und welche Kriterien sind für Dich und McCoy entscheidend dafür ob ein Musiker swingt?
Es gibt doch verschiedene Swing-Stile. Langsame und schnelle. Das Tempo kann es also nicht sein.
Ich höre natürlich sehr gut, wie unterschiedlich einige der Beispiele klingen und auch gespielt werden. Trotzdem wüßte ich gerne, ob das für Euch eher ein Gefühl ist, oder ob Ihr das mit sachlich vermittelbaren Fakten begründen könnt. Was würdet Ihr einem Schüler sagen, wenn Ihr ihm erklärt, wie er es machen soll und wie nicht? Auf welche stilprägenden Merkmale würdet ihr hinweisen, die Eurer Meinung nach bei Lang Lang zu wenig ausgeprägt oder gar nicht vorhanden sind?

Gruß
Lisa


P.S.

Hier ein Beispiel der ganz anderen Art:
Ein Orchester tanzt auf der Bühne und Lang Lang ist mittendrin. :D



Ob er swingt, grooved oder sonst was, kann man nicht erkennen. Dafür ist das Kameraauge zu weit weg.


Nachtrag
Rhapsody in Blue mit Eugen Cicero - für mich auf diese Weise ein völlig neues Stück und nicht mehr die Gershwin-Rhapsody, die ich sehr mag:

 
Nachtrag 2
Gershwins Rhapsody in Blue als Inszenierung mit dem Swiss Radio Symphony Orchestra ... von wegen schauspielernde Musiker ... ;)

 
Zuletzt bearbeitet:
hi,
Die Aufnahme von Cicero ist nur eine Improvisation über das Thema der Rhapsody in Blue, etwas völlig anderes.
Aber auch hier swingt es wenn man auf die relevanten Parts achtet.
In diesem Titel verwendet er jedoch nicht nur Swing Elemente sondern baut gleichzeitig auch südamerikanische Komponenten mit ein,
was im Jazz durchaus üblich ist, kehrt jedoch immer wieder zum Thema in seiner Urform geschickt zurück.
Swing oder überhaupt eine Beziehung zum Jazz muß man im Blut haben, man kann es jedoch auch lernen durch immerwährendes
Üben bis man wirklich völlig frei spielt .... ein manchmal langer Weg

Es ist schön wenn man sieht, daß sich ein Lang Lang auch darin versucht wie im Beipiel mit dem tanzenden Orchester. Er KLEBT jedoch noch förmlich an den Noten was man am umblättern bemerkt. Wenn er sich damit intensiv beschäftigt lernt er auch irgendwann das MONTUNO. Hat er das begriffen was da abgeht ist die Melodie zu diesem Gerüst völlig irrelevant, es paßt nahezu alles.
Vielleicht reicht da schon ein Besuch beim Karneval in Rio mit dem Sambagruppen, die solche Musik stundenlang spielen können.

Habe mal etwas recherchiert und die Aufnahme gefunden die ich anfangs meinte:
Boston Pops Orchestra , Arthur Fiedler: conductor , Earl Wild :piano
http://www.youtube.com/watch?v=2vMPwT50y8A

Bitte mal die Abschnitte entsprechend vergleichen ( 5:40 - 7:45 und 8:54 - 10:28 )

mit Ilana Vered ab 5:58 ; 7:16 - 8:30 auch das swingt im Gegensatz zu Lang Lang
Im Übrigen sehr eng an die Version des Boston Pops Orchesters angelehnt

und dem gleichen Part von Gershwin selbst gespielt. Vielleicht wird s dann deutlicher

Ich kann durchaus verstehen wenn sich jemand der sakrale Musik oder nur Klassik liebt wenig mit Jazz oder Swing anfangen kann.
Mir geht es umgekehrt ebenso. Jazz und Swing kann ich den ganzen Tag hören aber keine Klassik von morgens bis abends. Daß heißt jedoch nicht daß ich einen riesen Bogen darum mache - es ist halt nur wenn dann ein besonderer Anlaß.

Man kann sich ja auch mal fragen warum gerade Gershwin Titel sooft als Improvisationsgrundlage im Jazz Verwendung finden.
Selbst Bach eignet sich hervorragend dazu was ein Jaques Loussier umgesetzt hat mit seinen Aufnahmen Play Bach
 

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