Also warum hier jetzt eine schein-akademische Hintergrunddebatte darüber laufen muss, was "digital" bedeutet, verstehe ich nicht. Ich habe recht früh in der Diskussion klar gemacht, dass es weniger um digitale Effekte geht als um solche, die software-basiert sind. Digitale Delays als Pedal oder auch Rack-Version gibt es schon ewig....
Ich fand den Beitrag zur Live-Situation interessant. Natürlich ist es perfekt, wenn ein Gitarrist mit Kemper o. ä. ankommt und der Sound perfekt direkt ins Mischpult geht. Aber jetzt reden wir mal nicht über Profis, sondern Amateure, von denen es ja noch viel mehr gibt - vor allem wohl in einem Forum wie diesem.
Kleine Anekdote aus keiner eigenen Erfahrung: der andere Gitarrist in meiner Band hatte schon länger einen Kemper. So ein Teil wird dann zu Hause gespielt über eventuell nicht die neutralsten Lautsprecher, oder über In-Ears oder sonstwas. Und zu Hause wird dann der Sound optimiert, bis es eben so richtig gut klingt. Mit IRs und allem Drumherum.
Dann aber meinte ich nach einer der ersten Proben, als wir noch allein im Proberaum waren, dass sein Sound über die 4x12" irgendwie leblos klingt. Es stellte sich heraus, dass er die CabSim eingeschaltet hatte und mit dem Sound in die Endstufe und dann in die Box ging. Ich wies ihn drauf hin und meinte, er müsse die Simulation ausschalten, wenn er über eine Gitarrenbox spielt. Hat er getan und endlich klang es besser. Er war aber ganz unsicher und fragte, ob sich das echt so anhören müsste. Mittlerweile hat er sich dran gewöhnt und merkt ja auch, dass sich der Sound so durchsetzt und einfach "richtig" klingt.
Worauf ich hinaus will: die Generation von Gitarristen, die nur noch die Synthese der Sounds kennen, zu Hause über oftmals sehr zweifelhafte Abhörsysteme den Sound einer Gitarre kennen lernen, haben oft gar keinen Schimmer davon, wie alles ursprünglich zusammenhängt. Wie es klingt durch eine Gitarrenbox, wie es klingt, wenn man den Sound mit einem Mikrofon abnimmt, dass man dann noch ganz viel dran schrauben muss, bis es so gut klingt, wie man es von aufgenommenen Alben oder live kennt. Man kauft sich Presets, sucht sich eins aus, modifiziert es noch etwas, bis es noch geiler zu Hause klingt. Aber was der Mischer beim Auftritt dann aus der Kiste als Signal bekommt, ist dann vielleicht nicht optimal und dann erlebt man das, was oben schon als "Rettungsaktion" beschrieben wurde.
Auch hier wieder: mit dem richtigen Verständnis und Erfahrung kann das auch komplett gegenteilig sein und es ist alles perfekt.
Das ist natürlich wieder eine ganz andere Diskussion, aber irgendwie hängt es auch zusammen.
Bin gespannt, welche Reaktionen auf diese Antwort folgen.
