Diskussion: Was wollt ihr langfristig mit der Musik erreichen?

Ich weiß nicht, ob das ein eher unüblicher Grund ist, aber bei mir war auch immer der Wunsch Musik zu verstehen, Antrieb. Mich hat Musik schon immer "gepackt", auch wenn ich nie erklären konnte (kann ich auch heute nicht), warum. Da ich völlig unmusikalisch war, war Musik machen wie Böhmische Dörfer. Ich wollte verstehen, was ich da höre, wie die Sachen gemacht werden, was heißt es überhaupt ein Instrument zu spielen, was bedeutet es zu singen? Was muss man tun, damit sich ein Instrument oder der Gesang gut oder zumindest nicht schlecht anhört? Was für Fähigkeiten müssen da zusammenkommen, damit die Summe mehr ist als die einzelnen Teile und was sind die einzelnen Teile überhaupt? Was macht meine Lieblingsband auf der Bühne da überhaupt?

Inzwischen verstehe ich das alles ein bisschen besser und habe jetzt so einen "Keine Musik mehr zu machen ist auch keine Lösung" Status. Es macht Spaß, manchmal ist es ok, manchmal ganz gut, manchmal nicht so. Das ist mehr als ich je erwartet habe. Es gibt schlimmere Hobbies.
 
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Was will ich eigentlich mit meiner Musik erreichen?
  • Zunächst möchte ich mich selbst erreichen, nämlich erkunden, was in mir steckt und wozu ich musikalisch in der Lage bin.
  • Längerfristig möchte ich gerne auch andere mit meiner Musik erreichen, ganz egal wo und wie - ob allein oder gemeinsam, ob über Bühne, Radio oder Internet.
Letzteres ist leider immer schwieriger geworden, wir alle werden immer stärker überschwemmt mit Angeboten, jetzt auch noch mit künstlich erzeugter Musik. Doch noch bleibt uns Lebenden zumindest die kleine Bühne.
 
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In der Tat ein sehr interessantes Thema, liebe Gloria!
Ich gehöre zu denen im Forum, die nicht mehr langfristig denken müssen - denn mit 78 habe ich wohl den größten Teil meines Musiklebens hinter mir und kann meinen Werdegang überblicken.
Was Ziele anging: bei der Musik verhielt es sich immer so, wie beim "richtigen Leben" - nach und nach erfuhr ich, wozu ich fähig war und was ich interessant fand, und in der Folge entdeckte ich Möglichkeiten, meine Fähigkeiten zu entwickeln und einzusetzen und meine Interessen zu frönen. Das war bei der Schulbildung, beim Sport, beim Beruf und bei der Liebe genauso. Ein Berufsziel hatte ich ganz am Anfang schon: ich wollte Lehrer werden. Nach (Gottseidank!) nur 2 Jahren merkte ich, dass das nichts für mich war. Ab dann war es mein Ziel, aus jeder Lage das beste zu machen, und ich bin einigermaßen gut damit gefahren.

Auch meine Musik hat sich "natürlich" entwickelt. Meine Eltern machten Musik, ich sang mit und durfte mit ihren Instrumente spielen (später spielte ich auf den Instrumenten.) So wie manche Kinder gerne Räuber und Gendarm spielten oder Comics lasen, nudelte ich auf Papa'ss Mandoline herum. Einfach aus Spaß an der Freud'. Singen tat ich gerne Sonntags in der Kinderkirche. Etwas später spielte ich zu Schallplatten von schottischer Tanzmusik die Geige mit. Und irgendwann kam der Stimmbruch, und ich ging in den Kirchenchor und sang zum ersten Mall für andere Leute.
Das war in den 1960er-Jahren in Irland. Folk war cool. Mit dreien aus dem Chor, Einem Mädchen (Sopran) mit einer Gitarre, meinem Kumpel (Tenor) mit Tin Whistle und mir (Bariton) mit Mandoline formierten wir eine Gruppe und probten regelmäßig. Zwei Auftritte hatten wir sogar: einmal beim Chorausflug, einmal bei einem geselligen Abend des Jungbauernverbands!

Danach migrierte ich nach Deutschland. Meine musikalischen Verbindungen lösten sich, und ich spielte solo für mich. Mittlerweile spielte ich auch Banjo und Gitarre (hat sich so ergeben; Multiinstrumentalität als Ziel hatte es nie gegeben!) Dann fing ich an, bei Treffen unseres internationalen Kulturvereins ab und zu ein Liedchen zu trällern. Daraus ergaben sich Aufragen, ob ich diesen oder jenen Abend in kleinem Kreis musikalisch gestalten könnte - was ich natürlich tat.
Dann meinte meine Frau, so alleine singen müsste anstrengend sein - ob ich nicht eine Gruppe fände? Ich annoncierte am schwarzen Brett meiner Betriebsstätte, und es meldeten sich eine Handvoll Kollegen, die Lust hatten, im weitesten Sinne Folkmusik zu machen. Es kristallisierte sich ein Kreis von Interessenten mit Gitarren, ein Banjo, eine Querflöte, eine Mundharmonika, eine Geige und 3 brauchbaren Stimmen. Wir arbeiteten uns in das "Lagerfeuerrepertoire" hinein. Es machte Spaß!
Dann kam das jahr 1991, und Dublin wurde zur Kulturhauptstadt erkoren. Mein Kulturverein beschloss, einen Konzertabend mit traditioneller irischer Musik und Tanz zu veranstalten. Der Vereinsvorsitzender sagte zu mir: "Du bist doch Ire und hast eine Gruppe - könntet ihr in der Pause eine halbe Stunde irische Musik im Foyer spielen?" Der Kollegenkreis bestand erst seit einem Monat! Wir schwenkten sofort repertoiremäßig auf Irisch um, und nur 3 Monaten nach unserer "Gründung" spielten wir eine halbe Stunde irische Musik. Das war die Initialzündung für 20 wunderbare Jahre der "bezahlten Hobbymusik" wie ich es nenne. Sofort fanden wir einen Kneipier, der uns für St. Patrick's Night engagierte - und alle Jahre wieder während der 20 Jahre, in denen die Gruppe bestand. Wir probten wöchentlich und hatten immer etwas Interressantes zu tun, um unser Repertoire für das nächste Jahr zu erweitern. Wir bespielten auch Straßenfeste, Kulturvereine, Jazzlokale, lieferten mehrere Jahre hintereinander Themenmusik für eine Wohltätigkeitsgala, beteilgten uns an den "Wein, Spargel und Musik"-Wochenenden eines Winzers im Rheinhessischen.
Seitdem es die Gruppe als solche nicht mehr gibt (obwohl wir uns bei Geburtstagen u.ä. zusammensetzen und Jammen) spiele ich wieder solo. Patrick's Nite in der Kneipe habe ich ein paar Jahre alleine fortgesetzt und auch noch die schottischen "Burns Dinner"- Veranstaltungen begleitet (als Grundschulkind lebte ich einige Jahre in Schottland und sog das Repertoire auf).

Im Alter bin ich allerdings wieder zum Chor gekommen (als Student sang ich in drei Chören parallel) als unser Kirchenchor ein "Mozart-Requiem-Projekt" startete. Schon wieder "für andere" singen! Nach dem Projekt bin ich im Kirchenchor geblieben. Regelmäßige, persönliche Kontakte und das singen für andere. So soll meine Zielgerade aussehen! Oder nicht? Wir werden sehen!

Ansonsten beschäftige ich mich mit meinen Instrumenten, Mittlerweile sind das Banjo, Concertina, Waldzither und Autoharp. Allesamt sind sie mit zugeflogen und ich habe mich in sie verliebt. Das lernen von neuen Techniken soll jung halten, also nur zu!
Übrigens, Songwriting war auch nie ein Ziel von mir; aber wenn man viel spielt und viel singt, kommen einem Melodien und Verse in den Kopf, die heraus müssen! Mein erster bezahlter Gig war abends in einer Kneipe, wo ich im Hintergrund irische Musik zur Gitarre sang. Das Erlebnis habe ich in einem eigenen Lied verarbeitet: "I sat in the bar, my guitar on my knee / and strummed a few chords for the folks I could see ..." Und als die Folkgruppe fahrt aufnahm, meinten die Jungs, wir müssten ein Lied über meinen Geburtsort im Programm haben. Ich fand kein Lied über Ballymena (abgesehen von einer umgetexteten schottischen Ballade) und dichtete und komponierte ein eigenes Lied, das bei unserem Publikum sehr gut ankam!

Hat alles unheimlich Spaß gemacht. Ich wüßte nicht, was hätte schöner sein können, wen ich mir definitive Ziele gesetzt hätte.
Wie heißt es so schön: Das Leben ist das, was passiert, während zu deine Pläne schmiedest!
Cheers,
Jed
Das ist wirklich interessant und positiv - und eigentlich sollte es ja auch so sein....

Bei mir war das völlig anders - ich galt zwar als Kind, welches "gut singen kann" - aber das sind viele Kinder, schätze ich einmal.
Wenn ich mit meinem Vater im Gasthaus war, bin ich vor der Jukebox gehockt und hab dort mitgesungen. Das sind meine ersten Erinnerungen ans Singen. Damals war ich noch nicht einmal in der Schule...
Es hat aber dann niemanden weiter interessiert, ob man etwas daraus machen könnte - und offensichtlich waren auch meine eigenen Ambitionen nicht groß genug, da irgendetwas zu unternehmen. In jüngeren Jahren war das überhaupt kein Gedanke, zB eine Band zu gründen oder sowas.
Vor allem, glaube ich, ist es auch für Sänger recht schwierig - wenn man ein Instrument spielt, ist es vermutlich einfacher.

Ich war zwar immer der Meinung, dass ich doch ganz passabel singe, wusste es aber nie wirklich. Und das, obwohl ich im Freundeskreis durchaus musikalisch ambitionierte Leute hatte und habe - einen Musiker, der einige eigene Bands hatte, mit dem ich aber nie gesungen hab - und eine Freundin, die bei uns die "Rolle" der Sängerin innehat. Was heißt, dass sie diejenige ist, die bei diversen Geburtstagen, etc., immer gesungen hat. Und auch mit ihrem Lebensgefährten als Duo (Gitarre und Gesang) immer wieder auftritt. Und dagegen kam ich nicht wirklich an.
Der Musikerfreund ist leider vor ein paar Jahren gestorben, bevor es dazu kam, dass ich einmal mit einer seiner Bands singen konnte - er hatte aber auch immer Sängerinnen. Dazu kommt noch, dass diese Musiker sehr aufeinander eingespielt waren und meistens vor ihren Auftritten nicht geprobt haben. Davor hatte ich dann schon einen Bammel.

2017 wollte ich es dann wissen und hab mir von meiner Familie Gesangsstunden gewünscht. Und meine Gesangslehrerin hat mir dann GsD bestätigt, dass ich nicht Zeit meines Lebens einem Irrglauben aufgesessen bin, zu meinen, ich könne ganz gut singen.
Und dann kam eben die Frage - WAS singe ich? Veröffentlichen wollte ich unbedingt.
Und deshalb die eigenen Songs...

Und - selbst wenn ich es tatsächlich noch anstreben würde: die "große" Karriere mach ich nicht mehr, dazu bin ich als 63er Jahrgang auch schon zu alt. Was mir irgendwie manchmal schon auch leidtut. Newcomer sind meistens jung...
 
Ich habe ehrlich gesagt nur Bruchstücke gelesen.

Aber ein gut gemeinter Rat:
Es ist letztlich völlig egal, wie gut man singen oder ein Instrument spielen kann – ob das nun tatsächlich zutrifft oder nicht. Im besten Fall schmeichelt es dem eigenen Ego, mehr nicht.

Wirklich entscheidend ist, was man daraus macht.
Wenn man sich weigert, mit anderen Musik zu machen – also wirklich gemeinsam, mit Kompromissen, Offenheit und dem Willen, aufeinander zuzugehen – und wenn man nicht bereit ist, sich den mühsamen Weg in die musikalische Welt zu erarbeiten, dann wird man eben ein ungehörter Bedroom-Rocker bleiben. Und ewig nach Ausreden suchen warum es doch nicht geklappt hat.

So ist das nun mal. Harte Realität.
(für einen Großteil der Hobby-Musiker)
 
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Ich habe ehrlich gesagt nur Bruchstücke gelesen.

Aber ein gut gemeinter Rat:
Es ist letztlich völlig egal, wie gut man singen oder ein Instrument spielen kann – ob das nun tatsächlich zutrifft oder nicht. Im besten Fall schmeichelt es dem eigenen Ego, mehr nicht.

Wirklich entscheidend ist, was man daraus macht.
Wenn man sich weigert, mit anderen Musik zu machen – also wirklich gemeinsam, mit Kompromissen, Offenheit und dem Willen, aufeinander zuzugehen – und wenn man nicht bereit ist, sich den mühsamen Weg in die musikalische Welt zu erarbeiten, dann wird man eben ein ungehörter Bedroom-Rocker bleiben. Und ewig nach Ausreden suchen warum es doch nicht geklappt hat.

So ist das nun mal. Harte Realität.
(für einen Großteil der Hobby-Musiker)
Das klingt jetzt sehr hart - aber das ist vermutlich auch die Realität, da hast du schon recht.
Allerdings trifft es zumindest bei mir nicht ganz zu - ich bin ja ständig auf der Suche nach Mitstreitern. Erst vor 2 Tagen hab ich mich mit zwei Musikern getroffen, die haben dann am nächsten Tag festgestellt, dass sie sich doch lieber erst zu zweit "zusammenfinden" wollen, weil sie noch nicht so lange zusammen spielen.
Ein anderes Mal war es so, dass es daran gescheitert ist (oder wurde zumindest gesagt), dass ich halt keine Noten kann.
Und wie bereits erwähnt - Leute, die Musik machen wollen, wollen meistens Rock spielen.
 
nun, meine Erfahrung ist eine andere. Ich bin in meinem Leben schon sehr vielen Menschen begegnet, die keinen Rock spielen. Deutlich mehr als Rockern.
Ich bin oft beruflich in Kanada um mein Team zu treffen. Allein unter diesen Menschen spielen einige Gitarre oder andere Instrumente, die sie dann mitbringen. Wir verbringen dann den ganzen Abend damit alte Klassiker zu singen, die einfach jeder kennt (vielleicht bis auf die französischen Chansons, die mir nicht immer bekannt sind, aber ich lerne fleißig dazu).

Gerade Gitarristen mit einer Akustikgitarre, gibt es sehr viele. In vielen Gemeinden gibt es Musiker, die auf Dorffesten oder in Vereinen spielen. Kirchen haben Chöre und es gibt Open Stages wo man sehr viele sehr unterschiedliche Musiker trifft.

Es geht aber dabei erstmal darum Kontakte zu knöpfen und darum mit anderen zusammen zu Musizieren und Spaß zu haben. Dabei muss man aber auch offen sein wenn es um die Musik geht. Man muss auch ein wenig aus seiner Komfortzone raus. Es ist zuerst deutlich einfacher wenn man sich auf Klassiker aus vielen Genres einlässt. Egal ob Jazz, Soul, Chansons, Singer-Songwriter, Pop, etc.
Und mit der Zeit ergeben sich dann Möglichkeiten für eigene Projekte.
 
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nun, meine Erfahrung ist eine andere. Ich bin in meinem Leben schon sehr vielen Menschen begegnet, die keinen Rock spielen. Deutlich mehr als Rockern.
Ich bin oft beruflich in Kanada um mein Team zu treffen. Allein unter diesen Menschen spielen einige Gitarre oder andere Instrumente, die sie dann mitbringen. Wir verbringen dann den ganzen Abend damit alte Klassiker zu singen, die einfach jeder kennt (vielleicht bis auf die französischen Chansons, die mir nicht immer bekannt sind, aber ich lerne fleißig dazu).

Gerade Gitarristen mit einer Akustikgitarre, gibt es sehr viele. In vielen Gemeinden gibt es Musiker, die auf Dorffesten oder in Vereinen spielen. Kirchen haben Chöre und es gibt Open Stages wo man sehr viele sehr unterschiedliche Musiker trifft.

Es geht aber dabei erstmal darum Kontakte zu knöpfen und darum mit anderen zusammen zu Musizieren und Spaß zu haben. Dabei muss man aber auch offen sein wenn es um die Musik geht. Man muss auch ein wenig aus seiner Komfortzone raus. Es ist zuerst deutlich einfacher wenn man sich auf Klassiker aus vielen Genres einlässt. Egal ob Jazz, Soul, Chansons, Singer-Songwriter, Pop, etc.
Und mit der Zeit ergeben sich dann Möglichkeiten für eigene Projekte.
Du hast natürlich auch damit recht - aber zumindest bei mir ist es so, dass ich nix singen mag, was mir nicht gefällt, Komfortzone hin oder her.
Ich will ja Spaß beim Singen haben und mich nicht zu etwas quälen, was ich nicht mag.
Ich versuche eh immer wieder Neues - wenn es auch nur beim Karaoke ist. Das ist aber eine gute Übung.
 
Ich werde musikalisch wohl immer in der "Kreisliga" spielen. Das ist aber kein Problem, solange ich das Gefühl habe, die Leute für die 3 Minuten eines Liedes mit auf eine kleine Reise zu nehmen. Dann ist eigentlich schon genug erreicht.
 

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