DPs probegespielt und GHS für Anfänger?

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guzolany
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Hallo Forum,

nach längerem stillen Mitlesen und DP-Kaufwunsch bin ich gestern zum Vergleichen und "Probespielen" nochmal beim hiesigen Händler gewesen (eher "Probeklimpern" - habe vor 30 Jahren mal "Heimorgel" angefangen (furchtbar!) und seither nichts mehr gemacht). [Wer das nachfolgende etwas längliche Gedröhne nicht lesen, aber mir trotzdem antworten will – meine Frage kommt unten nach dem Fettdruck...]

Ein Problem bei dem Händler sind am Samstag-Nachmittag die penetranten Möchtegern-Lang-Langs - diesmal eine adoleszente Blonde mit süffisantem Dauergrinsen, aber ohne Kaufabsicht, die von zwei Jungs beschwärmt wurde und den Laden wohl deshalb inbrünstig mit atonaler Dröhnung flutete, sodass man nicht mal mehr mit Kopfhörer (die zum Ausprobieren extra ausgegeben werden) eine Chance hatte, die eigenen Probe-Töne zu hören. Beachtlich ist auch die Ausdauer dieser Performance-Künstler...

Mir ging es gestern vor allem um die Tastaturen der DPs im Preisbereich zwischen 600 und rund 1500 Euro und um Klangeinschätzungen via Kopfhörer, um auf diese Weise erstmal grob aussortieren zu können. "Laut" spielen kommt dann in der nächsten Proberunde, und das soll dann besser gleich der Verkäufer machen...

Das Aussortieren hat auch sehr gut funktioniert, vor allem, weil mir die Druckpunkt-Simulationen bei Yamaha GH3X und insbesondere bei den RH III von Kawai und bei Roland gar nicht gefallen haben, die ich bei leichtem Tastendruck regelrecht "hakelig" fand. Auf dem Kawai CN-25 stand so ein durchsichtiges funktionsfähiges Plastikmodell der Tastatur, wo man die Druckpunkt-Lippe auch sehr schön in Aktion sehen und zugleich unschön fühlen konnte. Bei stärkerem Anschlag stört sie nicht mehr, aber dann ist sie ja auch überflüssig.

Roland F-130R und F-20 gefielen mir auch in Sachen Klangerzeugung nicht und bereits bei mittelstarkem Anschlag unschön metallisch. Die F-20-Tastatur empfand ich zudem als unpräzise und einige Tasten des Vorführgerätes hatten ein abweichendes Anschlag-Verhalten. Beim F-130R fand ich auch den Effekt durch den 3. Sensor fast nicht existent – "halb" repetierte Anschläge reagierten ebenso schlecht wie bei den meisten 2-Sensor-Tastaturen (positive Ausnahme: Yamaha P-115). Auf Roland hatte ich wegen der Datenblatt-Features insgeheim besonders gehofft und war deshalb besonders enttäuscht.

Was ich gut nachvollziehen konnte, das sind die positiven Kritiken zum Kawai ES-100, das ich in seiner Preisklasse auch "blind" kaufen (lassen) würde. Schade, dass es keine "Ivory-Touch"-Oberfläche hat – ich erinnere noch aus den Heimorgel-Zeiten meine Neigung zu Schwitzfingern. Es gab im Forum Stimmen von Leuten, die die "raue" Oberfläche für sich als essenziell ansahen. Das kann ich nachvollziehen, aber bei der Kombination "keine Druckpunktsimulation" + "Ivory-Touch-Oberfläche" schrumpft die zur Wahl stehende Geräteauswahl ja dramatisch.

Bei den "drei großen Anbietern" sehe ich da dann eigentlich nur das angegraute Kawai CL-36 mit seiner 96-stimmigen Polyphonie, magerem Lautsprecher-Sound und Kopfhörer-Rauschen, das als einziges DP-Modell auch noch von der seit Juli von Kawai ausgelobten Garantieverlängerung ausgeschlossen ist (kein gutes Zeichen). Bei Yamaha das YDP-162 und das CLP-525. Letzteres ist eigentlich ganz schön, aber mir gefällt die harte GH(3)-Gewichtung nicht so sehr. CLP-525 und -535 hatten übrigens Probleme mit meinem hochohmigen Kopfhörer und spielten selbst bei Lautstärkeregler auf Anschlag unangenehm leise.

Mit etwas Verachtung habe ich auch noch das Auslaufmodell Casio PX-750 probiert, das dort gerade für 600 Euro geschleudert wird (war kürzlich wohl sogar noch günstiger). Erstaunlich angenehme Tastatur mit einer durchaus spürbaren 3-Sensor-Technik, OHNE DP-Simulation und MIT "Ivory"-Oberfläche. Aber auch mit künstlichem Klang, wie ich finde. Und insgesamt eher "bad vibrations", wenn ich an das Thema "langlebige Investitionsgüter versus Casio" denke...

Bei den Portables haben mir das Kawai ES-100 und das Yamaha P-105/115 am besten gefallen – trotz "Glatt-Tasten" und letzteres trotz seiner viel (oder nur überzufällig häufig von stuckl?) geschmähten GHS-Tastatur und vielleicht sogar eher noch in der wohl technisch ähnlichen "Möbel-Variante" YDP-142 (mutigerweise nur mit 2 x 6 Watt LS?!).

YPD-142 fand ich spontan angenehm "niedrigschwellig": Günstig und komplett (also nicht Ständer + Pedalerie noch extra zu erwerben [das P-105/115-"Pedal" ist ja eher eine Zumutung]), für den blutigen Ex-Heimorgel-Anfänger in den Grundfunktionen vielleicht ausreichend (OK, "Pure CF" klingt wohl auch etwas "niedrigschwellig", aber wir reden von einem DP-Möbel für gut 750 Euro). Und die "Möbel-Version" finde ich auch ganz schön.

Nach der ganzen Konfabulation nun aber noch die Frage, wegen derer ich (u.a.) oben so länglich herumgetextet habe:

Yamahas GHS-Tastatur ist ja im Vergleich tatsächlich merklich "leichter". "Klapperig" fand ich sie dabei aber nicht. Wie muss man das als Alt-Heimorgler und Nicht-Pianist einschätzen: Ist diese GHS-Leichtigkeit evtl. eine "falsche Anfänger-Präferenz", also "zu schön leicht", während die echte Piano-Welt eher zur Härte neigt? GHS für den Anfänger also eher "gefährlich", weil nicht authentisch genug und mit dem Risiko, sich an ein zu leichtes Spiel zu gewöhnen ("sich den Anschlag zu versauen", insbesondere, wenn man den "wahren Anschlag" nie kennengelernt hat und ignoranterweise auch erstmal mit einem "Onlinekurs" anfangen will?) und bei einem Kontakt mit einem echten ("schweren") Piano dann das "P" im Gesicht zu haben oder keine vernünftigen Töne herauszubringen?

Der Verkäufer sah das Risiko übrigens nicht so groß, auch nicht bei GHS, solange man bei gewichteten Tastaturen bleibe. Aber Verkäufer... Immerhin wollte er mich also nicht in eine teurere Tastaturklasse "hineinquatschen". – Nebenbei: Das ES-100 fand ich gar nicht so viel "schwergängiger" als GHS, gerade im Vergleich zu GH(3).

Danke und Grüße, guzolany
 
Eigenschaft
 
Wenn man auf einem Instrument ohne Druckpunkt übt, wird man auf einem Instrument mit Druckpunkt (also so gut wie alle modernen akustischen Flügel) ggf. Schwierigkeiten beim Pianissimo-Spielen bekommen, weil man die Spieltechnik nicht üben kann. Die "Lippe" erschwert es etwas, aber nur dann kann man es auch üben.

Bei der GHS sind vor allem die Tasten zu kurz, was dann über das geringere Hammergewicht kompensiert wird. Die AHA-IV-F beim ES100 hat schwerere Gewichte (Das ganze Gerät wiegt dadurch auch gleich ein paar kg mehr), hat dafür aber auch einen längeren Hebel, die Tasten sind also hinten besser zu spielen. Zum Tastengewicht selbst: Das ist Geschmackssache. Generell wird es aber bei wenig Gewicht bei höherem Tempo schnell ziemlich laut. Leise und schnell spielen wird dann schwieriger, die realisierbare Dynamik ist mit leicht gewichteten Tasten eingeschränkt. Bei entsprechend längeren Tasten bei den teureren Modellen werden deshalb auch die Hämmer immer schwerer gewichtet. Zu beachten ist noch, daß es beim Digitalpiano keinen Unterschied zwischen Tastengewicht mit Dämpfern und ohne Dämpfer gibt. Bei einem Flügel ist das anders, sobald das Pedal unten ist, werden die Tasten leichter. Romantische Stücke in ppp werden also auf einem Digi nie besonders elegant aussehen.

Zum Preisvergleichen: Beim Kawai-Einstiegsmodell ist bereits ein hevorragendes stufenloses Pedal im Piano-Design dabei, bei Yamaha muß dieses für 60-80 € (FC-3A) dazugekauft werden. Der üblicherweise mitgelieferte Keyboard-Fußschalter ist fürs Klavierspiel nicht geeignet. Wenn du nach einem günstigen ES100-Konsoleninstrument komplett mit Unterbau und Pedalerie suchst, sieh dir mal das CN14 an. Normalerweise kann man aber auch die Ständeroptionen der Portablen problemlos günstig reinverhandeln, letztere sehen bei Kawai übrigens wesentlich besser aus als bei Yamaha, die bis hoch zum P-255 nur Plastikpedale anbieten.
 
Sehe ich ähnlich wie die beiden vorigen Beiträge. Wenn die Tasten zu leichtgängig sind, hat man Schwierigkeiten, leise und nuanciert zu spielen. Bei Yamaha würde ich deshalb erst ab der GH einsteigen.
 
Ganz großen Dank für die raschen Antworten und insbesondere für die Erklärungen von jtsn!!
So prägnant zusammengefasst hatte ich das bisher noch nicht gelesen bzw. das Zusammenspiel der Argumente noch nicht verstanden.

Dann bleibt es bei der Auswahl zwischen ES-100 und CN-14. Das Casio-Angebot ist natürlich preislich extrem reizvoll, wobei die Meinungen zur PX-150-Basis ja durchwachsen sind. Aber ich setze mich morgen auch nochmal in die Casio-Ecke. Schade finde ich auch, dass das CL-36 so in die Jahre gekommen ist und es nicht mal in die Garantieverlängerung geschafft hat. Das Format und die Tastatur incl. "Ivory" fand ich schön. Bei der Gelegenheit: Was ist eigentlich von Tests z. B. bei amazona oder bonedo zu halten? Sind die unabhängig und für Euch (Experten) inhaltlich auch nachvollziehbar? Beim CN-14 wurde (wie beim CL-36) ein Rauschen auf dem Kopfhörerausgang bemängelt, beim ES-100 jedoch nicht. Die Basis soll doch dieselbe sein?!

Ich habe im Forum schon Abbildungen zu ES-100-Lösungen mit Fremd-Ständern gesehen, die zum Teil ja sehr schön aussehen (incl. Ausblick über die Dächer der Stadt...). So eine "freitragende" Brückenkonstruktion wie K&M 18810 fänd ich nett – aber bei der Wackelfreiheit gehen die Meinungen doch noch etwas auseinander?

Wo ich gerade dabei bin, und dann kann ich auch Ruhe geben:

Wie störend ist die reduzierte Beinfreiheit bei "X"-Ständern in der Praxis wirklich? Bei den "Möbel"-Klavieren ist ja auch irgendwann Schluss, weil das senkrechte Holz kommt und die Pedale noch davor sind? Eine Möglichkeit zum schnellen Verstauen wäre auch noch eine grundsätzliche Option und mit einem "X"-Ständer wohl am schnellsten. Aber vielleicht darf man das Risiko der Faulheit nicht unterschätzen – das Gerät zum Üben auf lange Sicht immer erst wieder aufbauen zu müssen anstatt sich gleich kurz mal ransetzen zu können, ob das wohl wirklich so gut ist... Wenn überhaupt, dann vermutlich eher ein "Doppel-X" mit Doppelstreben wg. der Stabilität? Und wie sind die Erfahrungen mit mobilen Bänken? Oder ein Klavierhocker, bei dem man die runde Sitzfläche oben rausdreht? Dann dreht man sich beim Spielen auch immer mit, wenn es von links nach rechts geht? Und schon sind es wieder ein Dutzend Fragen.

Nochmals vielen Dank für die Antworten! – So eine Art "Foren-DPs" in den verschiedenen Klassen gibt es ja wohl nicht und kommt vermutlich auch nicht in Frage, weil die Geräte zu komplex und die Anforderungen/Geschmäcker zu individuell sind, nehme ich an? (Im Gegensatz zum Beispiel zu "Taschenlampenforen" mit "Forenlampen"– mir fällt gerade kein besseres Beispiel ein) Am Ende kreist ja aber alles doch schwerpunktmäßig um eine recht überschaubare Anzahl an Geräten, und trotzdem komme ich (oder jemand anders) dann wieder mit der 1001. Frage zur "Kaufberatung"...

Schönen Sonntag noch,
guzolany


Edit: Dieses Metallic-Rot beim Casio hat natürlich was... Und wenn es fürs anfängliche Klimpern reicht... grummel... ;-)
 
Ich würde einen X-Ständer vermeiden und eine Tischform wählen wie die KM18810 (sehr elegant) oder KM18950 (es gibt auch niedrigpreisige Versionen). Sind einfach wesentlich stabiler, die X-Ständer wippen bei ordentlichem Spiel konstruktionsbedingt doch merklich hin und her, auch die doppelt verstrebten. Manchmal hab ich mir daran auch schon die Knie gestoßen, wenn das Pedal nach hinten rutscht...
 
Ich hab mit den x Dingen keine Probleme.

Die stands von herkules find ich auch gut.
 

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