E-Gitarre Studieren - Perspektiven, Tätigkeitsfelder nach Abschluß?

Bitte das Thema nicht weiter Richtung Schul-/Bildungssysteme verwässern. Sollte doch weiterer Austauschbedarf dazu bestehen, dann wäre ein neues Thema im Sub Off-Topic angebrachter, denn hier geht es lt. Titel um die Perspektiven NACH ABSCHLUSS ;). Die Kernfrage im Startpost lautete zur Erinnerung:
Nun ist meine Frage,was man alles mit einem E-Gitarrenstudium noch anfangen kann-ich denke als Studiomusiker kriegt man auch keinen festen Job?

LG Lenny (für die Moderation)
 
Die Perspektiven variieren je nach Anspruch und wie du dein Studium gestaltest. Ich lebe in Köln und habe mein Studium (nicht Musik) durch Konzerte finanziert. Ein Musikstudium garantiert dir erstmal recht wenig, viele Musikschulen verlangen eben einen Abschluss oder der Quereinstieg ins Schulsystem wird so ebenfalls ermöglicht. Von meinen Musiker-Kollegen, die dies hauptberuflich machen, haben ca. 80% Musik studiert. Im Grunde lebt aber fast keiner von Konzerten, alle machen noch etwas nebenbei, viele, wie schon hier oft genannt, sind eben Musiklehrer. Andere haben angefangen als Produzenten zu arbeiten und mein Drummer in meiner Rockband ist Chefredakteur von Drums&Percussion. Neben der Schule bieten sich produktionsorientierte Wege, journalistische Perspektiven. Du kannst auch nur von Gigs leben, aber dann spielst du eben auch die scheiß Gigs auf Schützenfesten etc. Dann kann man eben im Zweifel nicht so picky sein, das meinte ich am Anfang mit Anspruch. Auch abhängig vom Ort, in Köln kannst du eher von "qualitativer" Musik leben, da es Plattformen für Jazz etc gibt, als auf dem Land, wo die Plattformen und damit verbunden auch das Budget weniger sind.

Noch etwas möchte ich mit auf den Weg geben: An der Musikhochschule wird auch nur mit Wasser gekocht. Es gibt gute und schlechte Dozenten, es wird aber nichts vermittelt, was nicht auch schon irgendwo geschrieben steht, oder zu hören ist. Das Studium bedeutet in erster Linie folgendes: Du hast Zeit dich ohne schlechtes Gewissen, ohne eigentlich für ne Matheklausur lernen zu müssen, ohne was anderes im Kopf zu haben, nur mit deinem Instrument zu beschäftigen. Darum geht es. Das kann viel Wert sein...ich hätte gerne mehr geübt und mehr Sachen ausgecheckt...aber ich musste eben mein Lehramts Studium abschließen....man kann aber auch ohne Studium mit viel Fleiß zu gleichen Skills kommen, aber eben ein zweites Standbein haben durch eine andere Ausbildung, so wie ich es gemacht habe.
 
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Du hast Zeit dich ohne schlechtes Gewissen, ohne eigentlich für ne Matheklausur lernen zu müssen, ohne was anderes im Kopf zu haben, nur mit deinem Instrument zu beschäftigen.

Es heißt aber auch, dass man sich damit beschäftigen muss, auch wenn man mal lieber etwas anderes (und sei es nur ein anderes Instrument) machen möchte (z.B. auch in den Ferien).
Das hat mich abgehalten (abgesehen vom Talent :p). Das Hobby wird zum Beruf und ob es dann noch Spaß macht?
 
Hm.

Ich hab einige Jahre als Gitarrenlehrer Miete und Lebensunterhalt verdient. Das war eine interessante aber auch harte Zeit! Ich unterrichtete an 6 Tagen und hatte am Sonntag Bandprobe. Die Ferien waren dringend nötig, damit ich wieder wusste wo oben und unten war. Ich hab da auch viel Fehler gemacht und mich auch nicht selten verarschen lassen. Jung, naiv und unerfahren! Bin ich heute auch noch, finde das geil. ;)

Ich hatte einige Kollegen, die auch ein Studium im Rücken hatten. Fast jedem ging es so wie mir! Es gab dann noch ein paar wenige, die tatsächlich ihren Fuß in der städtischen Musikschule hatten, die konnten ganz gut davon leben. Und andere finanzierten sich ihr Leben mit Tanzbands. So sieht aus meiner Sicht eher der Alltag aus. Die wenigsten haben coole Studiojobs mit tollen Hotels und vernünftiger Gage. Viel mehr hängt man selbst an irgendwelchen Pfeifen fest und rennt seiner Gage hinterher. Das muss man schon mögen. Ein Studium ist ne tolle Sache und ich bin überzeugt, dass das einen Musiker charakterlich und musikalisch nach vorne bringen kann.

Was passiert, wenn man soziale Leistungen in Anspruch nehmen muss? Wenn nach ein paar Wochen die Künstlersozialkasse dein Krankengeld weiterzahlt, sind die Schülerlein irgendwann weg. Die Jobs machen in der Zeit andere weiter und du kannst wieder bei 0 anfangen. Ich will keine Angst machen, Mist kann in jedem Job passieren. Aber die Realität ist nicht, dass man als Berufsmusiker immer nur das tut, was man liebt und was du dir jetzt vielleicht gerade vorstellst. Steuer, Rechnungen, Bürokram, Akquise, Ablehnungen, Rückschläge ... Ich bin nach meiner Gitarrenlehrerzeit an einen Fließbandjob gekommen und konnte tatsächlich nach Jahren wieder richtig entspannen dabei. Das klingt total verrückt und paradox, aber in meinem Fall war das die Realtiät. Noch dazu musste ich mir nicht mehr von Eltern der Schüler Fragen anhören wie "Was machen Sie eigentlich beruflich?". Eine Schülern fragte mich sogar mal, warum ich keinen richtigen Beruf habe. Dabei waren 50-60 Stunden in der Woche normal.

Du brauchst ein gutes Konzept und gute Nerven, dann kann das schon was werden! Und du musst auf Leute zugehen und dich gut verkaufen können.

Oder du studierst Musik, danach Wirtschaftsingenieurwesen, suchst dir einen Teilzeitjob und machst einfach DEINE Musik. ;) Das ist aktuell ungefähr so mein Konzept.
 
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