Endstufe von Class A auf Class A/B umstellen

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Son of Dionysos
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Hallo,

ich habe hier sehr lange nichts mehr von mir hören lassen, und war eher als stiller Mitleser unterwegs. Allerdings hat bei der vorletzten Probe mein Verstärker (VHT Pitbull 50CL) auf einmal keinen Mucks mehr von sich gegeben, und daher suche ich jetzt etwas Rat.

Zur Situation. Ich konnte den Main-Switch umlegen, und bis dahin war auch alles in Ordnung. Als ich dann allerdings den Standby eingeschaltet habe gab es ein lautes Plöpp-Geräusch, und es kam kein Mucks aus den Lautsprechern. Daraufhin habe ich dann die Sicherungen überprüft, und siehe da, die DC-Sicherung war durch. Also zwei neue besorgt, bei der nächsten Probe ausgewechselt. Dann beim einschalten aber das gleiche Problem. Darauf hin habe ich mir dann mal die Röhren angeschaut, und gesehen, dass eine Endstufenröhre nicht mehr richtig glimmt. Daher gehe ich einfach mal ganz stark davon aus, dass die Röhre durch ist, und die Sicherung daher immer rausfliegt. Um jetzt aber auf meine eigentliche Frage und den Titel zu kommen :D

Die Endstufe lässt sich hinten über einen Schalter von Class A/B auf Class A umschalten. Ein nettes Feature, dass ich auch schon des öfteren genutzt habe. Jetzt stellt sich mir aber die Frage: Läuft die Endstufe im Class A Betrieb mit nur einer Röhre, anstatt zwei? Also könnte das erklären warum die eine kaputt gegangen ist? Weil sie einfach mehr beansprucht wird? Falls ja würde das ja bedeuten, dass ich die beiden Röhren zwischendurch am besten einfach mal untereinander tauschen könnte, damit sie gleich beansprucht werden? Und falls meine Vermutung richtig ist, wäre es auch möglich den Amp mit nur einer Röhre zu betreiben (Class A natürlich)? Falls ja, woher weiß ich in welchem Sockel eine Röhre stecken muss? Die Sache ist nämlich folgende, dass ich den Verstärker am langen Wochenende eigentlich zum aufnehmen benutzen wollte. Dafür reichen mir die 30 Watt, oder was er genau in Class A leisten soll nämlich mehr als aus. Und vorher schaffe ich es leider nicht den Verstärker wegzubringen, um neue Röhren einmessen zu lassen. Ansonsten müsste ich mich nämlich mal umhören, ob ich mir irgendwo einen Amp leihen kann.

Vielen Dank schonmal für eure Hilfe und beste Grüße
Thomas
 
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Also wenn der 30W haben soll damit, sind das wahrscheinlich einfach nur die beiden EL34 in Class A. Theoretisch könntest du den Amp da sogar mit einer Röhre fahren (ist ja "single ended"), aber dann klingt es sehr ulkig wenn du wieder in A/B zurück willst.

Der Unterschied ist einfach der Arbeitspunkt der Röhren (bzw. wie sie wann durchsteuern), im Regelfall sollten beide gleich belastet werden.
Class A/B-Verstärker ab 100W kann man idR auch noch betreiben wenn man ein Röhrenpaar zieht, ob und wie das bei Class A genau geht müsstest du jemanden fragen der sich mit diesen Amps speziell besser auskennt :redface:.

Meine Vermutung wäre: Kaputte Röhre ziehen geht im Class A, dann hast du aber max. 15W und musst bei der Boxenimpedanz aufpassen (16 Ohm Box an 8, 8 an 4 usw...). Ob es soundtechnisch dann alles noch hinhaut ist die andere Sache.
 
Erstmal vielen Dank für deine Antwort. Ich weiß nicht ob es hilfreich ist was hier in der Anleitung auf der vierten Seite steht? Dort heißt es: "POWER AMP MODE: Class AB/Class A – Class AB operates power tubes in fixed bias mode for full power for crisp highs and deep low end. Class A operated power tubes in Cathode Bias mode for full slightly reduced output (30 Watts in Class A/NORMAL Mode) and softer highs and lows." Bedeutet das so viel wie "signle-ended"? Zurückschalten will ich den Amp dann auf keinen Fall wenn ich ihn mit einer Röhre betreibe. Mir geht es im Endeffekt nur darum, ob ich den Amp irgendwie am Wochenende zum aufnehmen benutzen kann (15 Watt würden dafür ja auch mehr als ausreichen)? Wenn die Aufnahmen durch sind würde ich damit auf jeden Fall auch direkt zum Techniker. Und wie muss ich das mit dem fixed-Bias in Class AB und Cathode-Bias in Class A verstehen? Heißt das, dass ich die Endstufenröhren einfach gegen neue ersetzen kann, ohne diese erst einmessen zu lassen (also zumindest für den Class AB Betrieb)? Das wäre ja auch in Ordnung, weil dann würde ich mir ein neues paar holen, in Class AB aufnehmen, und den Amp danach zum Techniker bringen, um die Röhren auch für Class A richtig einzustellen.

Der Verstärker hat auf jeden Fall zwei EL34 Röhren in der Endstufe, und soll damit im AB Betrieb auf 50 Watt kommen, wie das ja auch so üblich ist. Wenn ich im Class A Betrieb wirklich eine Röhre ziehen könnte wäre das ja super. Stellt sich nur die Frage ob es egal ist welcher Sockel besetzt ist und welcher nicht? Impedanz anpassen wäre ja auch kein Problem. Das habe ich auf jeden Fall auch früher schonmal mit einem 100 Watt Amp gemacht, nachdem ich zwei Röhren gezogen hatte, und das hat prima funktioniert.
 
Und wie muss ich das mit dem fixed-Bias in Class AB und Cathode-Bias in Class A verstehen? Heißt das, dass ich die Endstufenröhren einfach gegen neue ersetzen kann, ohne diese erst einmessen zu lassen (also zumindest für den Class AB Betrieb)? Das wäre ja auch in Ordnung, weil dann würde ich mir ein neues paar holen, in Class AB aufnehmen, und den Amp danach zum Techniker bringen, um die Röhren auch für Class A richtig einzustellen.

Genau umgekehrt ist es richtig :D. Cathode-Bias heißt die Röhre(n) stell(en) ihren Arbeitspunkt "quasi" selbst ein. In Class AB hat man "fix eingestelltes" Bias was man ggf. einmessen/einstellen muss.

Wenn du also partout keine Zeit für nen Techniker hast wäre das Schlauste was du kurzfristig machen kannst, zwei neue EL34 zu besorgen und in Class A aufzunehmen (natürlich mit ggf. leicht anderem Sound). Danach kannste das Pärchen einmessen lassen und "safe" in A/B weiterspielen.
 
Oh ok Danke, dass du mich da korrigiert hast. Dann ist es ja für meinen Fall noch besser. Vielen Dank für deine Hilfe, ich denke dann werde ich es genau so machen. Dann muss ich mir für die Aufnahmen erstmal keine Sorgen machen, dass ich einen anderen Amp benutzen muss, und kann danach alles in Ruhe fertig machen lassen :)
 
...as habe ich auf jeden Fall auch früher schonmal mit einem 100 Watt Amp gemacht, nachdem ich zwei Röhren gezogen hatte, und das hat prima funktioniert.

...der aber dann sehr wahrscheinlich 4 Endröhren hatte, wo Du dann zweie von gezogen hast. Der Gegentaktbetrieb war dennoch geblieben; jetzt natürlich mit veränderter Anpassung an den Ausgangstrafo.

Das von Dir beschriebene "Single-Ended" ist eigentlich nur eine einzige Endröhre, die betrieben wird: Eintakt-Betrieb (i.d.R. mit Cathode-Bias, daher sehr oft auch als Eintakt-A-Betrieb benannt) statt Gegentakt-Betrieb (jetzt mehrere Biasing-Arten möglich) mit mindesten zwei, vier oder mehr Röhren.

Vorsicht, Glatteis: es gibt auch Eintakter, bei denen mehrere Endröhren parallel geschaltet sind (Laney fällt mir da spontan als Beispiel ein).
 
Genau dabei handelte es sich um einen alten Marshall Clone mit 4x EL34 Endröhren.

Also könnte es auch sein, dass mein VHT in Class-A NICHT "single-ended" ist, und somit auch hier beide Endröhren benötigt? Aber mit zwei neuen, und NICHT eingemessenen Röhren sollte es im Class-A Betrieb aber durch den Cathode-Bias kein Problem geben?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Vorsicht, Glatteis: es gibt auch Eintakter, bei denen mehrere Endröhren parallel geschaltet sind (Laney fällt mir da spontan als Beispiel ein).

Der Lionheart 50, ne? Von dem habe ich jetzt auch auf die Schaltung des VHT geschlossen, auch wenn die 30W aus zwei EL34 dann reichlich hoch gegriffen wären. Da könnte man dann zumindest einen kaputten Kolben ziehen ohne größere Probleme (natürlich immer mit Bedacht auf den Wechsel der Impedanz am AÜ).
 
Ich wäre vorsichtig den Amp mit nur einer Endröhre in „ClassA“ (was hier eine Fehlbezeichnung ist weil damit höchstwahrscheinlich eigentlich Cathodenbias gemeint ist) zu betreiben weil wenn hier nicht jede Röhre ihren eigenen Kathodenwiderstand hat brennt die verbliebene sofort ab mit evtl gravierenden Folgen für die periphere Beschaltung.
Was Du machen kannst ist den Amp mit einem neuen gematchten Paar zu versehen und in Cathodenbias betreiben bis Du dazu kommst ihn einem Techniker vorzustellen der den Bias anpasst...
..und im Nachtrag sei gesagt dass der Amp immer PushPull läuft, egal ob Class A/B oder „Class A“ und mit nur einem Kolben würde er nur halbseitig laufen was einfach Schieße klingt...
 
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...Also könnte es auch sein, dass mein VHT in Class-A NICHT "single-ended" ist...

Es könnte nicht nur so sein. Es ist so. Nochmal: Es ist ein GEGENTAKT-Verstärker. Der arbeitet aufgrund seines Schaltungsprinzips ganz anders als ein (Neudeutsch) SINGLE-Ended-Amp.

Guggschdu einfach mal hier oder hier. Ich habe den Eindruck, Du haust verschiedene Begriffe durcheinander:

- Schaltungsprinzipien von Amps
- Art der Bereitstellung der Gittervorspannung für Endröhren
- Lage des Arbeitspunktes an Endröhren.

...und somit auch hier beide Endröhren benötigt? Aber mit zwei neuen, und NICHT eingemessenen Röhren sollte es im Class-A Betrieb aber durch den Cathode-Bias kein Problem geben?

Richtig. Die Betonung liegt daber auf zwei Endröhren. Ich hab's oben vergessen, mitzuschreiben, aber @bluesfreak hat alles dazu Notwendige geschrieben.

...Lionheart 50...habe ich jetzt auch auf die Schaltung des VHT geschlossen...

Da der VHT einen Phaseninverter als Röhre hat, halte ich diesen Schluss für ziemlich mutig. ;)
 
Da der VHT einen Phaseninverter als Röhre hat, halte ich diesen Schluss für ziemlich mutig. ;)

Man lernt nie aus, danke fürs Klarstellen ;). Jetzt leuchten mir auch diese ganzen durcheinandergeschmissenen Begriffe ein wenig mehr ein, wenn man sich die ganzen Amps mal so ansieht.

Hab auch vorher nie verstanden was genau bei z.B. Mesa diese Spezialität an "Simul-Class" sein sollte, warum da ein Paar in "Class A" läuft und warum da jetzt genau 90 Watt rauskommen anstatt viel weniger. Aber jetzt mit dem Schaltplan und dem Hinweis dass das strenggenommen nur Kathoden-Bias meint, ergibt es Sinn. :D

Dachte ursprünglich immer dass Class A = "Eintakt". Aber selbst das schmeißen die Amp-Hersteller wohl durcheinander.
 
Japp. Diese ganze "Class-Geschichte"... Das ist immer ein Thema, wo man sich stundenlang drüber unterhalten oder sogar streiten könnte; da sind sich selbst viele Versierte nicht immer so ganz einig.

Zu nahe treten möchte ich niemandem, aber bei so manchen Herstellern wäre ich sehr vorsichtig, was solche Angaben angeht. Wie schnell kann man nur zum Beispiel marketingwirksam verkünden: "Ein Single-Ended-Class-A-Amp, der besonders durch diese Schaltung besticht, da ja kein Push-Pull-Prinzip angewendet wird und somit Oberwellen viel harmonischer wiedergegeben werden, was sich in einer wesentlich smootheren Wiedergabe besonders chrunchiger Töne am Sweetspot auszeichnet..." Durcheinandergehauener Blödsinn mit Anglizismen, das kommt immer! :great:

Dazu noch werbewirksam was von "liebevoll handverdrahtet", "NOS-Röhre", "premium selected" und so... Idealerweise noch irgend einen alten Heroen aus dem Hut zaubern, der so eine Kiste einst mal gespielt hat... Dass der arme Hund damals gerne was besseres gefiedelt hätte, es aber nichts besseres gab, weil schlicht Stand der Technik - ähm, das lassen wir jetzt beim Marketing einfach mal weg. Es genügt, mitzuteilen, dass das ja der "Sound, der Geschichte schrieb" ist. Vor allem muss der Preis nur hoch genug sein, um als Alleinstellungsmerkmal herausragend zu wirken. Und Dir wird so eine Kiste aus den Händen gerissen, glaube mir.
So, jetzt Schluss mit OT-Lästern. :embarrassed:

Letztendlich muss man wirklich in die Schaltung rein.
D.h. nicht nur reinschauen, sondern so eine Kiste auch unter Last mal ausmessen, was mit ihren Spannungen passiert, wo der Arbeitspunkt der Endröhren wirklich liegt und ob und wie der Arbeitspunkt der Röhren wandert. Erst dann kann man sich zu einer sicheren Aussage verleiten lassen, was es für eine Betriebsklasse ist.
 
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Super Danke für eure Hilfe und das Richtigstellen meiner Annahmen. Ich werde mich dann kurz mit ZWEI neuen Röhren in der Class-A Einstellung "behelfen", und dann auch schnellstmöglich zum Techniker. Möchte ja schon, dass ich den Amp dann auch wieder in vollen Umfang nutzen kann. Und bevor noch irgendwie der Schalter umgestellt wird, und man da nicht drauf achtet...
 

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