Hi,
die erste Maßnahme wäre aus meiner Sicht, die Ursache etwas besser einzugrenzen. Dazu sollte man vor allem auch andere Gitarren ausprobieren, den Preamp in Verbindung mit einer anderen Endstufe betreiben (kann ruhig eine PA-Transe sein), eventuell eingeschleifte Effekte rausnehmen, eine andere Box probieren. Vielleicht lässt sich auch ein anderer Preamp finden, die man mal mit dem ganzen restlichen Rig kombiniert. Ein halbwegs vernünftiger Modeller tuts auch, Hauptsache, man hat mal einen Vergleich. Oder der erwähnte Sansamp, der stellt ja schließlich auch eine vollwertige Vorstufe dar.
Erst dann wird man sich darüber klar, ob das Problem überhaupt da sitzt, wo ihr es jetzt vermutet. Sollte es wirklich am Preamp liegen, ist es entweder eine Sache der Einstellung oder ein Defekt, denn dass ein ENGL im Normalzustand weder genug Verzerrung noch Druck aufbaut, kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Vielleicht hat auch eine Röhre einen Schlag, da gibt es schon mal Ausreißer, und wenn es die Eingangsröhre ist, wird alles schlapp klingen.
Oder die Röhren sind insgesamt ausgelutscht. Der Preamp ist ja schon ne Weile auf dem Markt, falls er also nicht erst neu gekauft wurde, könnten die Röhren auch insgesamt lahm geworden sein. Nachdem ich zuletzt gerade mein Rack neu aufgebaut habe, habe ich mich mit ein paar Preamps näher beschäftigt. Sowohl meine bisherigen (Engl und Peavey) sowie zwei gebrauchte (Brunetti Mille! bzw. Groove Tubes Trio) haben dabei deutlich auf den Röhrenwechsel reagiert. Letztere hatten beide schon ein paar Jahre auf dem Buckel und klangen erstmal vergleichsweise engbandig und drucklos - mit frischen Röhren war/ist das eine ganz andere Geschichte. In meinem ENGL E 530 haben mir zwei JJ-Röhren deutlich besser gefallen als die Werksröhren.
Ähnliches gilt für die Röhrenendstufe. Bei meiner alten Peavey hat schon der Austausch der vergleichsweise günstigen Treiberröhren (12AX7 und 12AT7) den sprichwörtlichen Vorhang vor der Box weggezogen, und den Bassregler (Resonance) musste ich auch erstmal ein Stück zurückdrehen. Falls die ENGL schon etwas älter ist, kann sich das also lohnen.
Einstellungstechnisch kann ich sagen, dass ich den maximalen Druck eigentlich nie bei vollem Gain bekommen habe, egal bei welchem Preamp. Meistens ist der schon bei 3/4 erreicht, und danach wird es noch etwas komprimierter und "fuzziger", aber der konkrete Punch geht dafür wieder flöten. Die Mitten zu weit rausdrehen ist meistens keine gute Idee. Dabei gehen oft auch die tiefen Mitten verloren, die man so schön im Brustkorb spürt, und die die Endstufe richtig ins Arbeiten bringen. Probier aus, ob es mit Mid Edge besser oder schlechter wird, der schalter verschiebt die Einsatzfrequenz des Mid-Reglers.
Für Rhythmus würden die meisten eher Lead I wählen. Etwas weniger Gain als II, aber in der Abbildung tighter und punchiger. Dennoch kann es bei extremeren Soundvorstellungen durchaus sein, dass Lead II sich besser eignet, eben wegen der höheren Kompression. Da ihr eh keine Soli spielt (boah, das würde mir echt fehlen...), sollte man den Lead II durchaus mal probeweise als Rythmus-Kanal missbrauchen. Vielleicht ist es das, was ihr sucht.
Dann mit Contour experimentieren - obwohl das ein Mid-Boost ist, den man für Death Metal spontan eher nicht einschalten würde, kann es druckvoller klingen, ihn einzuschalten und dafür Mid zurück zu drehen. Ähnliches gilt für den HiGain Schalter - beide Varianten sind interessant, viel Gain am Knopf und aus lassen, oder HiGain drücken und dafür Gain etwas zurückdrehen.
MLP (Mega Lo Punch) sollte man auch immer in Abhängigkeit zum Basspoti sehen. Ist das eingeschaltet, würde ich den EQ bassmäßig vorsichtig behandeln. Mit "viel hilft viel" kommt man bei dem Preamp mMn nicht weiter. Der "Druckpunkt" ist immer auch abhängig von der verwendeten Box, manche reagiert besser aufs Basspoti, eine andere kommt erst mit MLP aus den Puschen.
Das Noisegate sollte man auch mit Vorsicht behandeln. Nur einschalten, wenn nötig, und dann auch nicht zu aggressiv einstellen, ansonsten kann es doch ein wenig den Attack verschlucken.
Gruß, bagotrix