Da es heute nur Scheiße im Fernsehen gibt und ich nich in irgendeine Pinte gehen kann, da ich morgen früh aufstehen muß und ich die alte Mistfeile außerdem jetzt auf den Tag 2 Monate besitze, gibts mal ein kleines Review meinerseits:
Kaufentscheidung:
Als erstes einmal war natürlich G.A.S für den Kauf verantwortlich. Und da ich mal wieder nen semibezahlten Messebaujob hatte und nach dem Schuldentilgen noch ein bißchen Kohle über, dachte ich mir, daß ich mir mal ne neue Gitarre kaufe. Für Studenten ja normalerweise kein so einfaches Unterfangen, da ich aber eigentlich eh ne neue brauchte und wie gesagt ein bißchen Kohle da war und mir alles Andere was ich so hatte bzw. hab nicht mehr so wirklich zusagte und eigentlich Schrott ist, machte ich mich auf die Suche.
Nun denn, durch Zufall entdeckte ich dann jenes Instrument beim großen T und da ich schon immer eine gewisse Affinität zu Juniors hatte, war ich, natürlich auch ob des Preises von schlanken 222 euro ziemlich angetan. Das einzge wirkliche Manko war die Farbgestaltung. Die Sunburst kam sowieso nicht in Frage, da es bis auf 3 Bursts (ich werde jetzt aber nicht sagen welche, sonst gibts nachher nur Streit)

meiner Meinung nach nur unerträgliche gibt, das hier erhältliche Burst gehört in jedem Fall zu letzterer Gruppe. Also blieb nur noch Gelb. Ne gelbe Gitarre...grübel, grübel...ich weiß ja nicht. Lange Rede kurzer Sinn, ich habe letztendlich doch meinen "Gitarren müssen Schwarz oder Weiß sein"-Dogmatismus überwinden können und mir die Kiste bestellt.
Ihre Argumente waren dann doch zu verlockend: Body und geleimter Hals aus Mahagoni, nur zwei Knöppe und ein Pickup und vor allem kein nerviger Les Paul Toggle-Switch mehr im Weg -> DANKE!
Ehrlicherweise muß ich aber auch zugeben, daß wenn ich die Vintage Gitarren vorher entdeckt hätte, mir die Vintage VR100CR geholt hätte, auch wenn Rot ebenfalls nicht so meine Welt ist, die Juniors mit Double-Cut sind doch ne Spur heißer.
Verarbeitung + Optik:
Erstmal zur Optik:
Ganz ehrlich: dieses Gelb geht mir so dermaßen auf den Sack, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen.
Das TV-Yellow der originalen Gibson Juniors finde ich gar nicht so schlimm, da es durch die dünne Lackierung und die erkennbare Maserung einen eher dezentes, dunkleres Gelb ist. Meins hier sieht aus wie ne Bonbonverpackung. Dichtes, fettes, grelles Gelb.
Gut, ist leider nicht zu ändern und da der Hals ebenfalls lackiert ist, trau ich mich an das ganze Abschleifen und Umlackieren nicht ran. Einziger Weg: möglichst schnell abrocken.
Ich werde demnächst nochmal die Grover Rotomatics (ja auch die waren im Preis inbegriffen) gegen Mechaniken mit weißen Flügeln wie auf originalen Juniors tauschen, da mir die Epiphoneheadstocks eh schon viel zu klobig sind und das ganze in diesem Fall mit Chrommechaniken noch klobiger wirkt. So viel erstmal zur Optik.
Kommen wir zur Verarbeitung:
Die Gitarre war unterirdisch eingestellt, die Brücke schief, die Saitenlage auf dem Weg zum Mond, wer war nochmal dieser von und zu Oktavreinheit usw. - von wegen jedes Instrument wird vorher eingestellt. Aber gut, darüber hab ich weltmännisch hinweggesehen und alles selbst eingestellt.
Die Lackarbeiten sind ein wenig schlampig ausgeführt vor allem am Hals. Ich meine auch, daß der Lack nicht durchgängig das gleiche Gelb hat, sondern an manchen Stellen etwas heller ist, was man aber nicht sieht, wenn man sich die Gitarre nicht von allen Seiten minutenlang ansieht. Alles in Allem ist die Lackierung aber im Rahmen.
Die Potis fühlen sich billig an, sind es zu 99,9% wohl auch (ich kenn mich da nicht aus), der Volumepoti brummt jedenfalls beim zudrehen, dafür verrichtet der Tonepoti seine Arbeit ordentlich. Die Potiknobs sind der letzte Plastikmist und werden genauso wie die Potis getauscht.
Der Sattel ist Mist und schlecht gekerbt -> wird getauscht. Die Brücke hat nach 2 Monaten die ersten Rillen, ergo ist sie viel zu weich -> wird gegen Wilkinson oder Rockinger Alu-Bridge getauscht.
Alles andere wie der Hals und die Bünde ist wirklich top, sogar die Buchse fürs Kabel ist richtig gut verarbeitet.
Sound + Bespielbarkeit:
Der trockene Sound ist wirklich gut. Klingt voll, ausgewogen und ist erstaunlich laut. Zuhause spiele ich so trotz anderer Möglichkeiten fast ausschließlich unverstärkt.
Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich sie noch nie Clean gespielt habe, da Clean eh nicht zu meinem Repertoire gehört, bin ich da wohl drüber hinweggekommen.
Kommen wir zum Zerrsound: Der P100 ist wirklich ein absoluter Langweiler, wenig Output, wenig Aufregendes, hat was von Altenheim.
Da aber Brücken-, Sattel- und Mechanikentausch an erster Stelle stehen und somit kein Geld für nen neuen PU da ist, mußte ich mir was einfallen lassen und griff auf den alten Junior-Trick zurück indem ich einfach die Polepieces weiter rausgeschraubt habe. Und siehe da, auf einmal war Leben in der Bude, dafür kleben sie jetzt aber auch fast unter den Saiten.
Alles in allem ist die Gitarre extrem höhenlastig, für mich als Rhythmuspart in der Band war das ein enormes Problem, zumal sie dazu noch ständig gefiept hat wie ein angestochenes Schwein, wenn ich mich zu nahe an meinen amp begab. Mittlerweile hab ich einen Bad Monkey vorm Amp und einen Equalizer im Fx um noch den letzten Rest rauszukitzeln und muß sagen, das Ding ist ein Tier. Der Tonepoti ist fast zugedreht und ich habe einen unglaublich fetten Rhythmussound, zugegeben Leadparts machen jetzt ein paar Probleme, aber das bekommt man in den Griff, wenn man den Tonepoti einfach weiter aufdreht. Dazu kommt, daß das Fiepen komplett verschwunden ist. Und Sustain hat die, meine Herren. Die muß ausgebremst werden, sonst hat man am Ende des Songs immernoch den ersten gespielten Ton im Hintergrund.
Manch einer wird sich jetzt wahrscheinlich fragen, warum ich sie überhaupt behalten habe und da kommen wir unweigerlich zum Punkt Bespielbarkeit: LOVE!
Ehrlich, das ist kein Schönreden, nach all der Kritik, ich kann es problemlos einsehen wenn ich Schrott gekauft habe. Aber ich habe lange nicht mehr so viel Spaß mit einer Gitarre gehabt, sogar stumpfes Pentatonikprügeln macht Laune. Das Halsprofil und die großen Bünde (verglichen mit meiner ES335-Kopie) sind für meine relativ monströsen Wursthände wirklich ein Traum. Für kleine Hände ist sie hingegen m.M.n. eher nichts. Aber wie gesagt, das betrifft mich ja nicht

Der Hals ist schön kurz bzw. gestaucht, was sie echt fix macht. Man kann sie einfach gut beherrschen und hat das Gefühl immer alles blind im Griff zu haben.
Fazit:
Ich wollte eine Gitarre ohne viel Gedöns (ja, dazu gehört für mich schon der Toggle-Switch), die ich für schmales Geld bekomme. Wie gesagt, im Nachhinein hätte ich mich für die Vintage entschieden, ob mich das glücklicher gemacht hätte, kann ich natürlich nicht sagen.
Alles in allem habe ich, wie alle meine Vorredner schon sagten, eine Baustelle erworben. Die ausgelobten 222 Euro sind bei mir nicht das Ende der Fanenstange und ich komme mit allen Neuteilen aber ohne neuen PU auf knapp 300 Flocken für MEINE Junior. Aber auch das ist ein angemessener Preis für das gelbe Miststück.
Daß bei diesem Preis und einer Vollmahagonikonstruktion sowie Grover Rotomatics alle anderen Bauteile eigentlich nur Müll sein können, war ja voraus zu sehen.
Mit ein Bißchen Arbeit ist sie ein wirklich schönes Instrument. Heißt aber gleichzeitig, daß sie nichts für Anfänger ist, weder vom Handling usw. noch vom Sound.
Und wenn sie nicht Gelb wäre könnten wir echt auch im hellen rummachen, aber so fummel ich halt nur im Dunkeln oder ohne hinzugucken, man kann schließlich nicht alles haben

Ich mache nächste Woche nochmal Detailfotos.