Fachliches Niveau von Gitarrenzeitschriften (online/print)?

  • Ersteller crazy-iwan
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Also ich kenne super gute Gitarristen denen es z.B. wurscht ist welcher Humbucker gerade in der Klampfe ist, Hauptsache es brummt nicht.
Andere wiederum befassen sich gerne eingehender mit der Materie und philosophieren stundenlang darüber ob in den alten PAFs nun Alnico 3 oder Alnico 4 verwendet wurde ohne jemals einen echten alten gehört zu haben. Wiederum andere sagen alles Humbug und lassen das Ozilloskop sprechen in der Meinung das dadurch alles klar wird.
Testberichte können m.E. nie neutral sein, weil es die Menschen die testen nicht sind sondern können immer nur Anhaltspunkte geben. Entscheiden nach Gehör muss man dann selbst.

PS: da fällt mir noch ein guter Spruch von Gregor Hilden ein. Auf die Frage, warum auf seinen Videos alle Gitarren immer gleich gut klingen kam die Antwort "weil ich sie verkaufen will".

Kleine Korrektur: die korrekte Widergabe des Zitates (von meiner Seite FAQ) lautet: Deine Videos sind klasse, aber warum klingen auf Deinen Videos alle Gitarren gleich?
Weil sie ja schließlich auch alle verkauft werden sollen (!) - und wenn dann plötzlich eine schlechter klingt - werde ich die ja nie los...!

zudem eingebettet in einen Satirekontext soll natürlich mit dem Mittel der Ironie genau der Vorwurf lächerlich gemacht werden, dass alle Vidoes gleich klängen. Ich meine natürlich, dass dem nicht so ist - aber Ironie zu erklären ist scheinbar immer etwas schwierig..?!
 
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aber Ironie zu erklären ist scheinbar immer etwas schwierig..?!
Ja, weil da meist dazugehört, dass man die Person kennt um das einschätzen zu können.
Trotzdem ist mir die Ironie in der obigen FAQ aufgefallen :)
 
Damit Tests einzelner Instrumente oder Geräte in welchem Medium auch immer für mich wieder interessant werden (und ich somit auch bereit wäre, Geld dafür auszugeben), müssten sie mir einen deutlichen fachlichen Mehrwert bieten.

Der Amazona-Artikel über aktive und passive Pickups ist da ein klares Negativ-Beispiel. Ich kann dem ersten Kommentar darunter nur zustimmen, "alchemistisches Niveau" und "anekdotisches Erfahrungswissen", das für den Unkundigen durch die Verwendung von Fachbegriffen (Dynamik, Sustain, Kompression, Frequenzgang) ein wissenschaftliches Fundament vorgaukelt, das aber beim genauen Lesen nicht belegt wird. Der Schluss (es gibt keine Faustregeln, im Blindtest scheitern alle) ist das Beste an diesem Artikel, nur fatal, dass er damit allen seinen anderen Aussagen selbst widerspricht.

Was meine ich mit Mehrwert? Nun, wie wäre es denn z.B. mit einem standardisierten Aufbau zur Messung von Frequenzgang und Ausgangspegel (gerne mit variablen Lasten) von Tonabnehmern? Wie wäre es damit, die tatsächlichen Unterschiede und ihre Auswirkungen isoliert zu betrachten und nicht im Systemkontext? Dann könnte man Fragen beantworten, wie etwa kann ein Tonabnehmer komprimieren oder Einfluss auf das Sustain haben und wie groß sind diese Effekt?
Wenn ich beispielsweise zwei Tonabnehmer mit unterschiedlichem Ausgangspegel an einem Amp-Setup vergleiche und bei dem mit mehr Pegel mehr Kompression wahrnehme, hat dann der Tonabnehmer komprimiert oder doch der Verstärker?

Gleiches Thema bei Verstärkern und Lautsprechern. Es wäre doch richtig interessant zu wissen, welche Lautstärke ein Verstärker mit Box unverzerrt und maximal erzeugen kann. Und da will ich nicht nur eine subjektive Aussage lesen, sondern schlicht Messwerte. Dafür einen standardisierten Messaufbau zu erstellen ist nun wirklich kein Hexenwerk. Frequenzgänge und Abstrahlverhalten sind weitere Aspekte, die für mich zur Beurteilung wichtig sind. Subjektive Eindrücke sind nie verkehrt, aber durch Daten untermauert wesentlich mehr wert.

Positive Beispiele sind für mich etwa die technical reviews im Bass Gear Magazine oder die Blindtests von Andertons auf Youtube. Besonders letztere zeigen doch immer wieder, wie schnell wir uns durch die weit verbreiten Pauschalisierungen und Klischees in die Irre führen lassen können.

Zusammengefasst, ich sehe bei allen Gitarrenmedien kein großes fachliches Niveau im Sinne eines technisch wissenschaftlichen Anspruchs. Damit sind sie für mich reine Unterhaltungsmedien mit Information über Neuigkeiten. Das ist auch in Ordnung, denn aus meiner Sicht ist die Entmystifizierung der Elektro-Gitarre und der dazugehörigen Technik weder von den Herstellern, noch von der Presse und auch nicht von der Mehrheit der Kunden gewünscht.
Denn natürlich bietet eine Aussage wie "aktive Tonabnehmer haben weniger Dynamik" eine anschaulichere "Wahrheit", als etwa die Aussage "Tonabnehmer xy erzeugt in unserem Messaufbau mit der tiefen E-Saite eine Ausgangsspannung von z mV".
 
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Die Kunst besteht doch darin, genau zu testen (exakt zu messen) und einfach, anschaulich und unterhaltsam zu schreiben.
 
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Die Kunst besteht doch darin, genau zu testen (exakt zu messen) und einfach, anschaulich und unterhaltsam zu schreiben.
Und das schaffen leider wenige, und grad bei Gitarren sind Messpunkte auch extrem schwierig zu definieren :)
 
Zusammengefasst, ich sehe bei allen Gitarrenmedien kein großes fachliches Niveau im Sinne eines technisch wissenschaftlichen Anspruchs.
Da stimmen ich Dir zu - aber ich wüsste auch nicht, wie es anders sein sollte. Wenn man die Leistungsfähigkeit von PCs vergleichen will - da gibt es standardisierte Methoden, die z.B. Prozessorleistung mess- und somit vergleichbar macht ...

... aber lässt sich das auf den "Klang" von Musikequipment übertragen? Es lässt sich meiner Meinung nach nicht anhand von Messwerten prognostizieren, was beim Ohr des Hörers ankommt - bzw. wie die Hörinformation von dessen Gehirn verarbeitet und interpretiert wird ...

Es wäre doch richtig interessant zu wissen, welche Lautstärke ein Verstärker mit Box unverzerrt und maximal erzeugen kann. Und da will ich nicht nur eine subjektive Aussage lesen, sondern schlicht Messwerte.
Was würde das nützen? Die Messung würde sinnigerweise in irgendeinem optimierten, "neutralen", optimal bedämpften Raum stattfinden - aber ist das auf jeden unserer akustisch total unterschiedlichen Proberäume übertragen? Da wären möglicherweise für die empfundene (!) Lautstärke viel entscheidender, welche Frequenzbereiche der Amp betont - und das auch wieder in Abhängigkeit davon, was der Raum schluckt ...

Insofern: Versuch macht kluch. Testergebnisse nützen mir gar nichts, wenn ich den Testaufbau nicht bzgl. aller Aspekte exakt reproduzieren kann.

Damit sind sie für mich reine Unterhaltungsmedien mit Information über Neuigkeiten.
Da sind wir uns einig. Unzufrieden kann nur der sein, der mehr erwartet - was ein kaum zu erfüllender Anspruch ist.

Na, klar: Ich würde auch gerne mal eine klare Ansage lesen wie: "Von den letzten zehn Starts, die mir zum test geschickt wurde, ist das die schlechteste, weil (und dann folgt eine fundierte Begründung ..."

Aber was wäre dieses Urteil wert? Wäre es objektiv? Übertragbar? Ein Redakteurskollege nimmt dieselbe Klampfe in die Hand und meint anschließend vielleicht: "Geiles Teil, die beste Strat seit langem!" Und jetzt?

Ich meine, kennen wir das nicht alle? Eine Kollege ist mega-begeistert von seinem Neuerwerb, man selbst spielt drauf und gibt sie mit einem diplomatischen "Glückwunsch, guter Kauf!" an den stolzen Kumpel zurück, denke aber "Keine Ahnung, was der an dem Teil findet." Und umgekehrt ;-)

Kein noch so technisch fundierter Test kann unfehlbar vorhersagen, wie ein Gerät in meiner Kette klingen wird. Dieses Urteil kann ich mir nur selbst bilden.

In dem Kontext, gerade (auf dem Klo, mach das mal mit 'nem Tablet ...) in einer G&B 9/2014 gelesen, "Test" des Servus Yodelmaster Delay, der Autor schreibt:

"Mehr noch als bei Verzerrern oder etwa Modulationseffekten entscheidet das subjektiv gefühlte Erleben des Delay-Effektes, ob es bleiben darf oder gehen muss. Und da reicht oft schon der erste Ton aus der Blechkiste. Kein Wunder, dass man bei solch einem subjektiven Entscheidungskriterium keinem Rat, keinem Test und keiner Empfehlung Folge leisten kann und schlichtweg alles selbst ausprobieren muss."

That's ist. "Mehr" nimmt der Autor nicht für sich in Anspruch. Dennoch erklärt er anschließend technische Hintergründe zu Eimerketten-Schaltungen, benennt Chip-Typen, nennt Beispiele, welche Delay-Pedale ihm sonst gefallen und erklärt, für welche Zielgruppe dieses Gerät in Frage kommen könnte. Ich finde das journalistisch-fachlich sauber aufbereitet.

Für mich ein typischer G&B-Artikel, der mich jetzt möglicherweise animiert, das Teil mal anzuchecken, um mir selbst ein Urteil bilden. Mehr will so ein Test (in deren eigenen Anspruch!) nicht leisten, mehr kann ein solcher Artikel auch nicht leisten.
 
... aber lässt sich das auf den "Klang" von Musikequipment übertragen?
Vollständig sicher nicht und bei Gitarren auch noch viel weniger, als etwa bei Verstärkern oder Lautsprechern. Aber es gibt aus meiner Sicht Aspekte, die durchaus messtechnisch erfasst werden können und die auch einen Mehrwert bieten. Ob etwa eine Box in jedem Winkel deutlich anders klingt oder eher gleichmäßig lässt sich gut erfassen.
Insofern: Versuch macht kluch. Testergebnisse nützen mir gar nichts, wenn ich den Testaufbau nicht bzgl. aller Aspekte exakt reproduzieren kann.
Der Reiz liegt hier weniger in den absoluten Werten, sondern in der Relation zu einem bekannten Normal. Nehmen wir an, der Messaufbau wäre repräsentativ gewählt (typische Proberaumgröße, typische Raumausstattung) und es gäbe nicht nur einen Test, sondern durch viele Tests vieler Geräte eine ganze Datenbank. Wenn darin dann auch mir bekannte Geräte dabei sind, kann ich über die Betrachtung des Deltas auch die Werte anderer einordnen. Wenn ich weiß, dass mir Amp x von der Lautstärke reicht, habe ich eine bessere Idee, ob das bei Amp y ebenfalls der Fall sein wird.
Es gibt auch Mess- bzw. Auswertungsverfahren, die psychoakustische Effekte (empfundene Lautstärke) mit berücksichtigen.

Natürlich ist das alles nicht einfach, mit viel Aufwand und Wissen verbunden. Aber das wäre eben für mich der Anreiz, Geld in derartige Informationen zu investieren, wenn mir mehr geboten wird, als ich so schon weiß oder an was ich auch so einfach komme. Dass ich damit schon mal grundsätzlich nicht die Zielgruppe bin, ist mir auch klar.
 
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Der Reiz liegt hier weniger in den absoluten Werten, sondern in der Relation zu einem bekannten Normal.
Den Wunsch teile ich, sähe ihn aber eher durch einen Vergleich mit bekannten Referenzpunkten machbar: Bei "Strat-Hals-PU über Plexi á la Hendrix" kann sich so ziemlich jeder etwas vorstellen. Wie ein Tubescreamer funktioniert + klingt, ist auch eine Art "Standard" unter dem sich (fast) jeder aus eigener Erfahrung/zumindest mal gehört haben etwas vorstellen kann.

Ich würde es daher begrüßen, wenn die Autoren bei Ihren Beschreibungen öfter Vergleichen zu anderen Geräten/Gitarren ziehen würde, die eine Art Standard definiert haben. Das ist dann noch immer subjektiv genug, hilft aber mal einer groben Einordnung, die ich - so wie Du - zielführender fände*.

An der Stelle würde ich auch die kritische Vermutung gelten lassen, dass sich die Redaktionen da bewusst nicht auf das Glatteis von klaren Vergleichen/Ansagen begeben, weil man den "unterlegenen" Hersteller nicht ärgern will.

Insofern wäre aber die Frage auch weniger, ob man Vergleichbarkeit anhand von Messwerten schafft oder in Form (subjektiver) Vergleiche mit bekannten Standards oder dem Autor bekannten Konkurrenzprodukten - sondern, ob man überhaupt eine Vergleichbarkeit herstellen will ...

Vielleicht könne eine Annäherung sein, zu jedem "Test" ein "Pro" und ein "Contra" von zwei unterschiedlichen Testern formulieren zu lassen - so wird noch einmal deutlich unterstrichen, dass Hörempfinden unterschiedlich ist und die Tauglichkeit eines Teils ja vor allem auch davon abhängt, was der individuelle Musiker damit machen möchte, wie und wofür er es einsetzt?


* Mitunter geschieht das ja auch; wenn ich bei einem "Test" lese: "Ähnlich einem Marshall 2203, aber mit mehr Gain-Reserven und klarerer Definition der Bässe" oder ähnliches. Ob man diese Eigenschaften dann als "besser" oder "schlechter" gegenüber dem genannten Vergleichsobjekt bewertet, bleibt einem ja immer noch selbst überlassen ...
 
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Was würde das nützen? Die Messung würde sinnigerweise in irgendeinem optimierten, "neutralen", optimal bedämpften Raum stattfinden - aber ist das auf jeden unserer akustisch total unterschiedlichen Proberäume übertragen? Da wären möglicherweise für die empfundene (!) Lautstärke viel entscheidender, welche Frequenzbereiche der Amp betont - und das auch wieder in Abhängigkeit davon, was der Raum schluckt ...

Insofern: Versuch macht kluch. Testergebnisse nützen mir gar nichts, wenn ich den Testaufbau nicht bzgl. aller Aspekte exakt reproduzieren kann.
Jain...natürlich müssen derartige Tests unter genormten Bedingungen stattfinden damit man Produkte untereinander Vergleichen kann. Wenn jeder anders testet wäre es ja sinnlos.
Was sich mir immer nicht so recht erschließt, warum man erwartet das dass Ergebnis aus den genormten Tests auch jeder bei sich mit sehr individuellen Bedingungen erreicht.
Der geliebte Vergleich PKW -> in dem Fall der Verbrauch. Wir hatten ein genormtes Testverfahren für alle Hersteller, das hat Jahrzehnte funktioniert. Jeder wusste das die Angaben im Verkaufraum in der Praxis kaum erreicht werden können. Auf einmal war es ein Problem und nicht nachvollziehbar das Opa Kurt aus'm Alpenvorland mehr verbaucht als Angegeben.
Ich betrachte Tests unter genormten Bedinungen eher um bestimmte Sachen miteinander zu vergleichen und das geht damit auch. Wenn unter gleichen Testbedingungen Amp 1 also früher anfängt zu verzerren als Amp 2 dann wird das auch bei mir so sein. Man muss sich halt von dem Gedanken befreien das man genau das gleiche Ergebnis auch bei sich unter allen Lebenslagen erzielt.
Kein noch so technisch fundierter Test kann unfehlbar vorhersagen, wie ein Gerät in meiner Kette klingen wird. Dieses Urteil kann ich mir nur selbst bilden.
Eben, es kann bestenfalls eine Orientierungshilfe sein. Es kommt immer darauf an was man erwartet und wie man die gelieferten Infos verarbeitet.
Zusammengefasst, ich sehe bei allen Gitarrenmedien kein großes fachliches Niveau im Sinne eines technisch wissenschaftlichen Anspruchs. Damit sind sie für mich reine Unterhaltungsmedien mit Information über Neuigkeiten.
Einen wissenschaftlichen Anspruch hatte ich noch nie an Zeitschriften, im Kern dienen fast alle der Unterhaltung. Und so sehe ich auch Guitar sowie G&B.
 

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