Falsche Einstellung zum Üben?

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Hi,

Es ist ein Thema, was mich schon immer beschäftigt hat und mich seitdem ich musiziere nicht mehr loslässt. Ich fühle mich wie in einem inneren Konflikt mit mir selbst, den ich allerdings nicht ganz verstehe.

Als ich mit ca. 14 Jahren mit Musik anfing, klimperte ich etwas auf meiner Bassgitarre und dachte, würde die Töne irgendwie treffen. Ein Bekannter aus meinem Dorf fragte, ob ich jemanden kenne der Bass spielt, da sie einen Bassisten in der Band suchen, habe zugestimmt, weil ich mir denk ich selbst was vorgemacht habe und dachte, ich könnte da sicherlich musikalisch mithalten und drauf loslegen.

Die erste Bandprobe mit den Jungs war eine Katastrophe! Ich hab nur wenige Töne getroffen und irgendwie nicht verstanden, dass man ganz Bünde greift, und keine halbe.. :screwy:

Genau wie erwartet, waren die anderen nicht der Meinung, dass ich zu ihnen passen würde, da sie Lieder wie Smells like teen spirit, Zombie etc schon eigentlich perfekt spielen konnten. Ich fühlte mich dort von Anfang an fehl am Platz, mit einer ungestimmten Bassgitarre und einem JCM800er Combo, der jedoch aufgrund eines Defektes nicht besonders gut klang.

Jedenfalls kam ich ca. ein halbes Jahr später mit einem in die Klasse, der eine Band aufmachen wollte, und so beschlossen wir das zu versuchen, er zeigte mir auch, was Tabs sind, wie man danach spielt, wie man sie liest, etc. Ab hier habe ich dann mal eine richtige Bassgitarre + Verstärker gekauft, und mich richtig ins Zeug gehängt, ab hier wurde es dann nur noch besser. Später waren alle diese Lieder für mich kein Problem mehr, im Gegenteil, ich konnte die Lieder alle auf Bass während der Gitarist noch dran zu knabbern hatte (Green Day Lieder wie Wake me Up when september ends) und die Band lief aber eigentlich sehr gut. Später kam dann eine Sängerin dazu, und erst nach einem halben Jahr besorgte sich unser Gitarist seinen ersten Verstärker mit Verzerrer drin (sonst spielte er immer Clean, direkt von der Gitarre ins Mischpult, und es klang grausam :rolleyes:)

Ab nun ging es nur noch steil aufwärts, wir fanden einen zweiten Gitaristen, hatten ein Setlist von 7 Lieder, die wir so ziemlich gut drauf hatten. Wir hatten unseren ersten Auftritt und die Leute waren begeistert. (ein Publikum von ca. 25 Leuten, mit ein paar Musikinteressierten darunter)

Nunja, ab hier ging es auch wieder bergab, unsere Sängerin verliess die Band, sowie unser zweiter Gitarist. Da wir jetzt auch alle Auftritte vergessen konnten, übten wir an Rythmus und Schnelligkeit, am Ende kamen wir zum Metal (Lieder wie Territory von Sepultura, Prophecy von Soulfly, ...) Daran hatte anfangs unser Schlagzeuger zu knabbern, aber wir spielten dann nur noch Metal, später auch Bloodline von Slayer, Let the bodies hit the floor, etc.

Irgendwann merkte ich, dass das nicht das war, was ich machen wollte und dadurch, dass die Sängerin uns damals verlassen hatten und wir "einfach so" jemanden engagierten, der dann "Screamen und Growlen" lernen sollte, kamen wir einfach nicht vorran. Hier sah ich die Gelegenheit, Gitarre zu probieren und ging in eine zweite Band, die erst gerade anfingen und ich Lieder wie Nothing else Matters bereits spielen konnte. So hatten wir auf einen Schlag ca. 3-5 Lieder mehr. Ich war dann ein halbes Jahr in der zweiten Band, bis Sylvester 2007, wo ich dann endgültig beschloss, die Metalcoverband zu verlassen angesichts der Tatsache, dass es keine signifikante Fortschritte gab und dafür mir der Weg zum Proberaum viel zu weit war. Ab jetzt widmete ich mich der anderen Coverband voll und ganz bis zur deren Auflösung in diesem Sommer.

Soviel zu meiner bisherigen "Musikkarriere", aber eigentlich komme ich jetzt auch zu meinem eigentlichem Problem. Ich führe ständig einen Konflikt, der mich treiben soll, immer besser zu werden, und ich mich teilweise dafür hasse, wenn etwas nicht gelingt. Ich habe jetzt als Gitarrist viele Erfahrungen gesammelt (nach ca. 8 Auftritten) und habe immer im Hinterkopf den Gedanke, mein Spiel zu perfektionieren. Ich vermute allerdings, dass es zum Teil auch daran liegt, dass man mich mit 14 aus der Band geworfen hat, was aber unter denen Vorraussetzungen völlig normal war.. Irgendwie kann ich mich nicht damit abfinden, dass es Leute gibt, die musikalisch einfach besser sind, aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrungen, die sie gemacht haben, als ich erst gerade mal anfing über Musik nachzudenken. Ich finde, dass ich generell viel zu spät angefangen habe und manche mir in meinem Alter haushoch überlegen sind, zumindest kommt es mir so vor. Nicht, dass ich meinen Altersgenossen es nicht gönnen würde, aber es geht hierbei um mich selbst.

Klingt ziemlich scheisse, wie ich das hier formuliere, aber wisst ihr was? Genau diese Einstellung kotzt mich an! Ich weiss selbst, dass manche mehr, andere weniger begabt sind, manche längere Erfahrungen gemacht haben, andere mehr. Irgendwie komme ich aber nicht damit klar, obwohl ich jeden Tag dahin strebe. Aber ich würde gerne wissen, wieso ich gerade so denke, und wie ich mich am besten damit abfinden kann. zB bin ich desöfteren sauer auf mich selbst oder sehe mich als total talentfrei an, weil ich z.b absolut garnicht improvisieren kann (dafür aber um Längen besser nachspielen), jetzt arbeite ich an Gehörbildung, indem ich viele Lieder versuche herauszuhören, aber es bringt eben nicht den gewünschten Erfolg. Ich verlange mir Sachen ab, die ich auch trotz viel Mühe nicht erreiche.

Jeder sollte etwas perfektionistisch sein, wenn er was erreichen will, aber gleich so?

P.S: Ich bin gerade wieder dabei, meine zweite Band zu gründen, mit Leuten die ich mir sorgfältig ausgewählt habe. :)

Grüsse
 
Eigenschaft
 
Irgendwie kann ich mich nicht damit abfinden, dass es Leute gibt, die musikalisch einfach besser sind

Das einzige was ich dir ganz sicher sagen kann: egal wie gut du wirst/bist, es gibt immer jemanden der besser ist.

Klingt abgedroschen, aber wenn du dich damit abfindest, wird dein Leben um einiges leichter. Was kann ich dir raten: RAUS AUF DIE BÜHNE.

Bei 8 Gigs kann man nicht wirklich von Erfahrung sprechen. Lieber nicht ganz perfekt spielen, aber spielen (vor Publikum) als im Proberaum versauern.
Ich bin wahrscheinlich einer der schlechtesten Musiker hier im Board, aber nach der Zahl der Gigs die ich spiele sicher in den Top 10% der User. Es muß nicht perfekt sein, aber es soll was rüberkommen, dann klappts auch mit dem Nachbarn ;-)
 
Das einzige was ich dir ganz sicher sagen kann: egal wie gut du wirst/bist, es gibt immer jemanden der besser ist.

Klingt abgedroschen, aber wenn du dich damit abfindest, wird dein Leben um einiges leichter. Was kann ich dir raten: RAUS AUF DIE BÜHNE.

Bei 8 Gigs kann man nicht wirklich von Erfahrung sprechen. Lieber nicht ganz perfekt spielen, aber spielen (vor Publikum) als im Proberaum versauern.
Ich bin wahrscheinlich einer der schlechtesten Musiker hier im Board, aber nach der Zahl der Gigs die ich spiele sicher in den Top 10% der User. Es muß nicht perfekt sein, aber es soll was rüberkommen, dann klappts auch mit dem Nachbarn ;-)
Dies bin ich mir bewusst, aber ich frage mich, woher diese Denkweise oder Neigung kommt? Klar gibt es immer bessere, aber man muss das "gut" nicht steigern, ich würde am liebstens schonmal "gut" spielen, aber wie definiert man das schon?!

Grüsse
 
Also ich finde gut ist man wenn man sein gefühl gut rüberbringen kann bzw Songs mit gefühl rüberbringt.
Arbeite am selbermachen.
Auch wenn sich sachen aus andern Songs in deinen Dingern wieder finden. Ich glaube dann findest du einen Weg den DU gehst weil es DEIN Gefühl ist und nicht das eines anderen.
Musik ist ein weg dir zu helfen deine Gefühle auszudrücken.
Wenn du unzufrieden bist spiel Metal, Punk , Emo oder ganz einfach Blues.
Musik wurde immer schon dazu benutzt Gefühle auszudrücken, aufzufangen und zu reflektieren.
Wenn es dir gelingt mit deinen Gefühlen auch andere anzusprechen, aufzufangen oder anzustecken dann verkaufst du dich gut.
Oder fühlst dich gut... eigtl beides.

mMn ist es das was gute Musiker von schlechten unterscheidet. aber selbst das muss man entweder können oder lernen.

Schöne Grüße

der dekan
 
Vielleicht ist es die Angst vor dem vesagen. Ein falscher Ton auf der Bühne ist für einige der Weltuntergang, für mich der Beweis, dass ich kein Profi bin (und selbst denen passiert das ab und an).
 
Ich glaube, der Tag an dem man (als Band oder als Einzelmusiker) kein Beduerfnis mehr hat, etwas am Spiel zu verbessern, sich weiter zu entwickeln oder weiterzukommen, dann sollte man am besten die Musikerkarriere an den Nagel haengen und Briefmarken sammeln.
Wichtig ist aber (wie Du ja schon erwaehnt hast), dass man sich fuer die grossen Ziele kleine, erreichbare Etappenziele formuliert, damit nicht das Erfolgserlebnis ausbleibt (also statt nach dem ersten Demo von der Headliner-Tour zu sprechen, sollte man sich eher mal vornehmen, mal 10-20 gigs in der Umgebung mit befreundeten Bands zu spielen und so)...
Viel Erfolg und nicht vergessen: Ehrgeiz ist der Weg, Spass das Ziel!
 
Du willst wahrscheinlich zu perfekt sein. Das geht vielen Musikern so, sie sind viel zu kritisch. Ok, eine gesunde Selbstkritik ist immer gut, nur so kann man sich verbessern.
Aber jede Note bei einem Auftritt auf die Waagschale werfen, bringt nix.
Und glaub mir die meisten Fehler, hörst nur du bzw. deine Bandkollegen. Das Publikum, wenn es nicht gerade beispielsweise die Absolventen der Musikhochschule sind :D, bekommen von den Fehler kaum was mit.
Solange du einen Song nicht fünfmal anfängst oder einfach mittendrin aufhörst, ist alles nicht so schlimm.
Selbst ein vergeigtes Solo, ein ausgelassener Refrain, zweimal den selben Text gesungen (alles schon passiert) ist kein Beinbruch.
Selbst Profis haben ihren schlechten Tage - dann aber ein gutes Konzert hinzulegen ist die Kunst.

Es wird wohl kaum jemand im Publikum stehen und eine Strichliste führen, wieviel Fehler du gemacht hast. Die Leute wollen unterhalten werden, tanzen, Spass haben.
Wenn du das schaffst, ist egal wieviele Fehler du machst.

Nochwas zum Thema: Alter um ein Instrument zu lernen.
Unser Gitarrist ist 54 und hat erst mit ca. 30 angefangen Gitarre zu lernen. Mittlerweile spielt er so gut, dass er in mehreren Bands spielt und spielte und sich nebenbei ein schönes Zubrot verdient hat.
Er ist halt sehr ehrgeizig und übt viel und Musik ist sein grösstes Hobby geworden. Die Leidenschaft macht es, die einem antreibt.

Ich selbst habe auch erst mit 16 angefangen Schlagzeug zu spielen. Einen "Lehrer" hatte ich für ca. 3 Stunden, den Rest hab ich mir mehr oder weniger selbst beigebracht. Ich habe auch jahrelang (genauer gesagt mehr als 10 Jahre) gar nix gemacht und hab vor knapp 15 Jahren erst wieder angefangen.
Es gibt sicher tausende Drummer, die besser sind als ich und davon hunderte Teenies, die mich locker and die Wand spielen. Darum geht es aber nicht.
Ich weiss, dass ich nicht der Beste bin, versuche aber immer mich zu verbessern und bin stolz wenn ich endlich wieder was geschafft habe, an dem ich schon ewig rumhänge.
Mein Glück war vielleicht, dass ich eigenlich immer positives Feedback hatte auch wenn ich Fehler gespielt hatte.
 
Hi,
Irgendwie kann ich mich nicht damit abfinden, dass es Leute gibt, die musikalisch einfach besser sind, aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrungen, die sie gemacht haben, als ich erst gerade mal anfing über Musik nachzudenken. Ich finde, dass ich generell viel zu spät angefangen habe und manche mir in meinem Alter haushoch überlegen sind, zumindest kommt es mir so vor. Nicht, dass ich meinen Altersgenossen es nicht gönnen würde, aber es geht hierbei um mich selbst.

Ich kann dich gut verstehen, habe selber erst mit 18 wirklich Gitarre zu spielen (zeitgleich mit einer Bandgründung), davor nur rumgeklimpert und n paar Akkorde gekonnt und könnte mir dafür jedesmal in Arsch beißen, dass ich nicht früher angefangen hab, wenn ich manche 15,16-jährige spielen hör, die schon seit 3 Jahren Unterricht haben (Ich hab mir alles selber beigebracht). Aber ich rege mich darüber nicht auf, weil die besser spielen, das ist mir völlig egal, da es immer bessere geben wird und die sich das auch erarbeiten mussten, vielmehr muss ich oft staunen und denken: "Wow, genial was der Junge da abzieht, Respekt!". Daran kotzt mich nur die Tatsache an, dass ich persönlich nicht schon früher damit angefangen habe, aber wayne... Hab einfach Spaß beim Spielen!

Dies bin ich mir bewusst, aber ich frage mich, woher diese Denkweise oder Neigung kommt? Klar gibt es immer bessere, aber man muss das "gut" nicht steigern, ich würde am liebstens schonmal "gut" spielen, aber wie definiert man das schon?!
Woher die Denkweise kommt? Ganz einfach: Herzlichen Glückwunsch, du bist Gitarrist! (Viel zu weit verbreitet unter Gitarristen diese musikalischen Schw***vergleiche oder auch diese Neiderei...)

Vielleicht hast du selber gemerkt, dass du beim Zusammenspiel mit anderen am meisten lernst, daher denke ich, dass mit deiner nächsten Band einige Steigerungen in deinem Spiel bemerkbar machen werden.

Und ganz wichtig: Versuch, von diesem Denken wegzukommen! Das versaut dir nur irgendwann die Musik und die Auftritte! Sch**** doch drauf, dass du noch nicht improvisieren kannst, dafür bist du vllt. ein genialer Rhytmusgitarrist oder kannst super banddienlich spielen. Das bringt einer Band viel mehr. Denn nicht der Ultrakrassemördermäßigesologottgitarrist macht die Musik, sondern die Band macht die Musik. Vor kurzem habe ich auch wieder einen Gig einer jungen Band gesehen, da war auch einer von diesen Gitarristen da, quasi noch ein Kind, aber abgegangen an seinem Instrument wie Zakk, leider war der Rest der Band grottig --> klang scheiße. Von den Nichtmusikern hats keine Sau interessiert, dass der Kleine gut gespielt hat, da war einfach die Band scheiße. Bei den Musikern hieß es "Der linke Gitarrist spielt genial, aber der Rest taugt nix." Davon hat keiner was...

Lieber nicht ganz perfekt spielen, aber spielen (vor Publikum) als im Proberaum versauern.
Genau, kann ich nur unterschreiben. Schau dir hierzu mal diesen Thread an
https://www.musiker-board.de/vb/live-stage/288937-wieviel-kriegt-publikum-fehlern-mit.html
 
Dies bin ich mir bewusst, aber ich frage mich, woher diese Denkweise oder Neigung kommt? Klar gibt es immer bessere, aber man muss das "gut" nicht steigern, ich würde am liebstens schonmal "gut" spielen, aber wie definiert man das schon?!

Grüsse

Ganz einfach:
Gut definiert sich entweder über:
a) Publikum (Band/Musik/Musiker finde ich gut/nicht gut)
b) andere Musiker/Kritiker (der bringt´s/der bringts nicht, versteht sein Handwerkszeug/ist virtuos/innovativ ...)
c) Deine eigenen Ansprüche

Andersrum:
Wenn man Deinen post liest geht es um Leistung. Du hast ja auch immer viel geschafft, jedenfalls jeweils gesehen von Deinem Ausgangspunkt aus (absolute beginner).
Trotzdem stellt Dich das nicht zufrieden.

Ich denke, es liegt daran, dass Du nicht danach gehst, wo die Leidenschaft liegt. Warum machst Du eigentlich Musik? Um anderen zu beweisen, dass Du Gitarre oder Bass spielen kannst? Um anderen zu beweisen, dass Du einen song fehlerfrei nachspielen kannst?

Wenn Dich Musik zu machen nicht erfüllt, dann such Dir einfach ein anderes Hobby: Schneckenweitwurf, Langstreckenjojo, Rasenbingo - was weiß ich.

Sobald Du etwas in der Musik findest, richtest Du Dich nicht mehr ausschließlich danach, keine Fehler zu machen und anderen zu beweisen, dass Du es kannst.
Und was Du in welcher Musik und wie findest - diese Frage kannst nur Du Dir beantworten.

Noch mal andersrum:
Du willst perfekt sein? Okay - warum nicht:
Dann ist ab jetzt Dein Ziel, was Du perfekt erfüllen willst: Mach die Musik, die Dir am meisten bringt, die Dich erfüllt, die Deine Emotionen brennen läßt. Und mach das so gut wie möglich.

Ich verlange mir Sachen ab, die ich auch trotz viel Mühe nicht erreiche.
Machst Du das auf anderen Gebieten auch so?
Ist übrigens einer der besten Wege, sich Streß zu bereiten und sein eigenes Unglück zu basteln.

Kleiner Literaturhinweis:
Peter Watzlawick: Anleitung zum Unglücklich-Sein
http://www.dieterwunderlich.de/Watzlawick_unglucklich.htm

x-Riff
 
Hi,

Schonmal vielen Dank für die ganzen Anregungen, über manche Punkte habe ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht.. :)
Aber, was ich dazu sagen muss, Musik ist für mich mein Leben. Ich liebe es aufzutreten, und wenn ich dort stehe, sind mir eigene Fehler hier und da eher egal. Ich verspüre das ganze nur, wenn ich Zuhause rumsitze und die Gitarre anschaue und dabei denke, was ich aufholen könnte. Aber ich wills nochmal betonen: Ich bin nicht neidisch auf irgendjemanden oder will mich mit ihm messen, aber ich stelle meine eigenen Ansprüche viel zu hoch, und dass Musik mein Leben ist, merke ich selbst auch daran, dass ich dafür alles tue, meine Ersparnisse ins Equipment fliessen und ich mich jeden Morgen wenn ich aufstehe auf die bevorstehende Probe freue. Ich liebe das Gefühl, in einer Gemeinschaft Musik zu machen. Das Problem aber bin ich selbst scheinbar.

Habe heute darüber nachgedacht und mir ist vorallem aufgefallen, dass ich auch sehr oft zu anderen Musikern sage, dass ich sie gut finde. Es gibt Leute, die ich bewundere, mit denen ich mich andererseits auch garnicht messen will. Aber ich merke, dass ich mich wohl öfters mit denjenigen messen will, die mir das Gefühl geben, dass sie auf mich herabschauen. Dabei sollte mir das egal sein.

Grüsse
 
Du solltest dir auch immer vor Augen halten, dass ein Instrument zu spielen nicht Leistungssport gleichzusetzen ist.

Überhaupt ist Musik an sich ein qualitatives Merkmal. Dies bedeutet, dass alles im Auge des Betrachters liegt. Wer sagt was gut und was schlecht ist? Man kann Musik nicht messen. Klar man kann messen welcher Gitarrist schneller die Tonleitern auf und ab spielt und solche Sachen. Aber das sagt doch nichts darüber aus, ob man ein guter Musiker ist.

Wie x-Riff schon angesprochen hat: Worum geht es dir in der Musik? Was willst du erreichen? Willst du gute Songs schreiben? Dafür musst du kein Profi-Musiker sein. Es geht ums Gefühl, was du vermitteln willst.

Üben ist eine gute Sache und man sollte sich auch immer neue Ziele setzen, aber man darf nebenbei nicht vergessen, Musik zu machen. Du solltest stolz darauf sein, was du erreicht hast und dir nicht den Spaß an der Sache verderben lassen, denn sonst nützt das alles nichts.

Mich erfüllt es z.B. Songs zu schreiben. Es gibt viele die besser sind als ich, aber ich lass mich dadurch nicht die Laune verderben. Einige der besten Songs wurden von Menschen geschrieben, die nicht unbedingt Virtuosen auf ihrem Instrument sind. Meiner Meinung nach sollte die Gitarre nur ein Mittel sein um Gefühle und Emotionen zu vermitteln. Ich spiele Gitarre weil es für mich solch ein passendes Mittel ist. Ich spiele nicht Gitarre um des Gitarrespielens wegen.

Vielleicht kannst du ja damit was anfangen.

mfG
HansRock
 
Aber ich merke, dass ich mich wohl öfters mit denjenigen messen will, die mir das Gefühl geben, dass sie auf mich herabschauen. Dabei sollte mir das egal sein.
Grüsse
Wenn Du auf dich mit denen mißt, die nichts besseres zu tun haben als auf Dich herabschauen (und das würden sie nicht tun, wenn sie es nicht nötig hätten) - dann musst Du sehr aufpassen, dass Du nicht deren Perspektive übernimmst: nämlich auf Dich herabzublicken ...

Was mir aber auch noch eingefallen ist:
Hast Du mal einen guten Lehrer gehabt? Ich vermute mal, Du bringst Dir viel autodidaktisch bei - und ich habe da überhaupt nix gegen. Aber da ist einfach die Gefahr mit verbunden, dass man seine eigenen Lernerfolge und das Fortkommen nicht realistisch einschätzen kann, weil einfach die Vergleichsmöglichkeiten und Erfahrungen fehlen.

Möglicherweise mangelt es auch an einem vernünftigen Aufbau der Übungen, so dass Du zwar viel übst, aber weniger schnell vorankommst als möglich wäre. Und es kann an realistischen Etappenzielen mangeln - nur immer auf die Spitze des Kilemantscharo zu blicken spornt nicht wirklich an. Aber wenn man weiß: noch zwei Stunden bis zur nächsten Rast, noch 5 Stunden bis zur nächsten Hütte und noch 12 Tage bis zum Gipfel - da hat man beim Aufstieg ein ganz anderes Gefühl als wenn man das eben nicht weiß.

Überhaupt: schaff Dir Etappenziele und freu Dich erst mal, wenn Du angekommen bist!
Mir kommt es so vor, als wenn Du, sobald Du bei einem Ziel angekommen bist, sofort das nächste in Angriff nimmst und von da aus betrachtet nicht siehst, was Du schon geschafft hast sondern nur, was Du noch vor Dir hast ...

Das ist dem Lernen und der Lust und der Freude sehr abträglich.

Nimm Dir einfach mal eine konkrete Passage vor, die Du fehlerfrei spielen willst und die nicht allzu schwer ist - die Du also zu 80 oder 90 % beherrscht. Und die nimm Dir mal ganz konzentriert vor. Und dann freu Dich, dass Du es geschafft hast - und dann nimm Dir das nächste Ziel vor.

Gibt ein schönes Paradoxon: Wir brauchen so viel Geduld, weil wir so viel vorhaben ...

Ach so: und ich hoffe, dass das mit der neuen Band gut hinhaut und ihr einen guten Start habt! Klingt auch so, als wärst Du da eben nicht irgend ein angedetschtes Rad am Wagen sondern gleich vom Start an mit dabei. Das kann vieles erleichtern - dann musst Du nicht mehr um Akzeptanz und Deinen Platz in der Gruppe rangeln - auch dabei geht viel Energie flöten ... Wünsche Dir viel Erfolg dabei!

x-Riff
 
Zuerstmal sollte geklärt werden was du unter "besser sein" verstehst?

Schneller spielen? Ist reine Übungssache.
Tone? Kommt mit der Zeit von ganz allein.
Songwriting? Kann man bis zu einem gewissen Grad auch lernen.

Die Frage ist, was willst du können? Was ist dein Ziel?

Ich habe z.B. bisher auf Konzerten von anderen Gitarristen immer Lob für meinen Sound bekommen und auch Songwritingtechnisch bin ich gut dabei weil ich mich die letzten Jahre viel mit der Funktionsweis eund den Mechanismen hinter der Musik beschäftigt habe.
Dafür bin ich kein besonders schneller und sauberer Gitarrist.

Du solltest dir erstmal im Klaren darüber sein, was du erreichen willst bevor du anfängst zu üben, nicht umgekehrt.
Ganz davon abgesehen lernt man als Gitarrist nie aus. Du wirst immer jemanden treffen der bestimmte Sachen besser kann als du, je eher du dich damit abfindest, desto leichter fallen dir deine zukünftigen Lernprozesse.
 

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