Fehlersuche bei altem Klavier

  • Ersteller netvergrampfn
  • Erstellt am
Danke für die PN, nachdem ich eigentlich von einem Flügel ausgegangen bin und sich das jetzt als Pianino entpuppt poste ich die Antwort lieber hier damit andere sie auch lesen können
Im Falle von Pianino ganz oben Deckel abnehmen oder aufklappen.
Auf der Innenseite der oberen Vorderwand müßten links und rechts Entriegelungen sein. Wenn diese geöffnet sind kannst du die obere Vorderwand zuerst leicht nach vorne kippen und dann nach oben ziehen und abnehmen. Dann Tastendeckel öffnen und zusammen mit dem dahinterliegenden Holzteil meist auch nach schräg vorne oben rausnehmen - aufpassen das Du damit nicht an Mechanikteile stößt.
Danach hast du das gesamte Innenleben auf dem "Präsentierteller" in etwa so vor Dir - das ist als Beispiel ein altes Oberdämpferpianino.

Oberdämpferpianino.jpg


Bei Pianinos wird die Dämpfung normalerweise so bewerkstelligt das die Hämmer mit einem, vom linken Pedal betätigten Querbalken näher an die Saiten geschoben werden.
Prüfe mal ob die Mechanik richtig in ihren Aufnahmeteilen an der Unterseite sitzt (sind entweder Formholzteile oder justierbare Kugelpfannenlager aus Metall), oben ist die Mechanik entweder durch Formholzteile mit Riegeln oder Schrauben gesichert. Wenn dieses passt könnten noch lockere Hämmerverschraubungen oder ausgeschlagene Hämmerlagerungen die Ursache sein warum Saiten verschiedener Töne gemeinsam angeschlagen werden.

Jedenfalls lässt der optische Zustand des Steingraebers auf pflegliche Behandlung schließen nur wäre bei dem Alter durchaus möglich das er noch keinen Vollpanzerrahmen (Stimmwirbel durch Bohrungen in Gußplatte) hat, dies ist von der Stimmstabilität dann sicher ein größeres Manko muß aber auch nicht heißen das er nicht trotzdem brauchbar ist.
Hatte jahrelang ein großes Czapkapiano ohne Vollpanzerrahmen in Zentralheizungswohnung als Stimmkunden welches häufig gespielt wurde, dies zog ich auf 440 Hz und es wurde immer brutal gestimmt (Saite überziehen und dann bei nachlassendem Stimmschlüssel mit Handkantenschlägen auf die Tonhöhe "geprügelt"); es reichte eine Generalstimmung und eine Zwischenkorrektur pro Jahr immer aus.
 
Hallo,
danke nochmals Meister Petz, habe die Posts zu Flügel/Pianino gelesen und wollt nochmal kurz vor der endgültigen Auflösung am nächsten Dienstag oder Mittwoch (Klavierbauertermin) antworten.
Habe wie gesagt das Klavier schon einmal komplett (nicht komplett, die Verkleidungen und die Mechanik raus) auseinandergenommen und dabei eben den einen oder anderen Reparaturfall gefunden (eine Saite gerissen, die Befestigung der 'Umlenkung' des linken Pedals hab ich jetzt selbst geklebt, drei von den Lederchen (die wie Gürtelschnallen befestigt sind) gerissen und eine Dämpferlagerung war kaputt, habe ich auch geklebt), bei der Sache mit der 'Verschiebbarkeit' würde ich fast sagen, das ist bei mir in der Mechanik trotz Pianino mit drin, es verschiebt sich die Mechanik entlang der Saiten und wird durch eine Blattfeder (ein Blatt, das federt) zurückgestellt und die Idee ist vielleicht die richtige:
der Pedalweg wird ja über das von mir geklebte 'Scharnier' und einen ca.50cm langen 'Stock' hochgeleitet, bevor er nochmals über ein Holzteil in eine Horizontalbewegung der Mechanik umgesetzt wird. Dieses Holzteil hat wiederum aus Filz und ??? eine Dämpfung, die recht verbraucht aussieht (dicke Dämpfungsschicht, die komplett -1cm- eingedrückt ist, was sicher nicht normal ist). Da die auch die 'Rückstellposition' bestimmt, kann das durchaus sein, daß da der eine oder andere Millimeter verschoben ist und deshalb die Saiten nicht perfekt getroffen werden.

Ich werde nächste Woche genau Bericht erstatten, bis denn!
Stefan.
 
Stefan bitte spar Dir den Meister denn ich bin keiner sondern nur technisch interessierter Laie der versucht halt von der technischen Seite zu analysieren. Bin jedenfalls gespannt was rauskommt aber wenn die Mechanik wirklich bei Dir seitenverschieblich ist fällt mir schon mal ein Stein vom Herzen denn sonst hätte die ungewollte "Mehrtönigkeit" auf gröbere Unregelmäßigkeiten schließen lassen; so wärs erklärbar das die Mechanik einfach zu weit zurückgeschoben wird und deshalb die Hämmer Saiten treffen die eigentlich für sie tabu zu sein hätten...;-)
Bändchen zu ersetzen ist etwas lausige Angelegenheit weil die in der Bohrung des Gegenfängers verklebt sind und der geht meist nicht beschädigungslos runter. Schlimmstenfalls müßtest du neue komplette Gegenfänger mit Stil und Bändchen besorgen und die nach Entfernung des alten Gegenfängerstiels und vorsichtiges Aufbohren des alten Sitzes in der Hammernuß neu verkleben.

Falls Du irgendwelche Teile brauchen solltest hab ich glaub ich irgendwo auch noch ne "Wühlkiste" mit paar Mechanikteilen eines geschlachteten Pianinos rumliegen, in diesem Fall bitte PN.
 
Hallo!
wollte mich mal wieder mit einem neuen Zwischenstand melden, wir haben jetzt vor einer Woche einen uns bekannten Klavierbauer da gehabt, der sich das gute Stück eingehend angeschaut und die Wirbelsitze üprüft hat und erstmal die noch zu besorgenden Teile (Saite, ...) aufgenommen hat.
Zwischenstand ist der:
Klavier ist nicht Schrott, wie mnutzer und petz geschrieben haben, ist Mechanik in -ohne Kunstgriffe- regulierbarem Rahmen verschoben/ einzustellen, Resonanzboden und Stimmstock sind ok, also nicht im Neuzustand, aber ausreichend gut.
Leider ist bei vier Wirbeln der Widerstand nach seinen Erfahrungen für eine Stimmung zu gering; da das Klavier vorher auf jeden Fall zu trocken stand, würde er noch drei, vier Wochen warten, bis er die endgültige Stimmung probiert und bis dahin hoffentlich der Stimmstock noch ein wenig gequollen ist/Feuchtigkeit aufgenommen hat.
Also von daher sind wir zufrieden bis begeistert, die Frage, die ich jetzt wieder hätte, wäre die, mit welcher Akklimatisationszeit man rechnen kann, wenn das Klavier vorher richtig trocken stand, also innerhalb welchen Zeitraums auch die vielleicht etwas verbauten Holzteile die der optimalen Temp/Feuchtigkeitswerten entsprechende Holzfeuchtigkeit haben.
Sollte man bei Temperaturen von 22-25 Grad Celsius versuchen, die Raumluftfeuchtigkeit auf nahe 70% zu bringen (ist momentan so ca. bei 60%)?
Wie lange würdet Ihr eine 'Durchfeuchtungszeit' schätzen?

Vorsichtshalber schreibe ich noch dazu, daß es mir klar ist, daß es nichts bringt, das Klavier bei 85% Feuchte zu stimmen, da nur dann die Wirbel halten.
Meine Frage geht nur in die Richtung Sicherstellen, daß die jetzt optimale Feuchtigkeit auch wirklich im kompletten Klavier ist und nicht nur, dort, wo das Wasser kondensiert oder von mir über die Tasten geschüttet wird.

Danke!!
netvergrampfn.
 
Leider ist bei vier Wirbeln der Widerstand nach seinen Erfahrungen für eine Stimmung zu gering; da das Klavier vorher auf jeden Fall zu trocken stand, würde er noch drei, vier Wochen warten, bis er die endgültige Stimmung probiert und bis dahin hoffentlich der Stimmstock noch ein wenig gequollen ist/Feuchtigkeit aufgenommen hat.

Wie lange würdet Ihr eine 'Durchfeuchtungszeit' schätzen?

Ich würde keine erhöhte Luftfeuchtigkeit produzieren weil das längerfristig nichts bringt wenn das Piano in diesem Raum stehenbleiben soll und mit den 60 % leben muß und außerdem könnte eine zu hohe Feuchtigkeit wiederum andere Schäden nach sich ziehen. Aklimationszeit mindestens aber 6 Monate.
Ich würde die vier betreffenden Wirbel mit einer Reibahle ausbohren um sicherzustellen das die Bohrung wieder rund ist und dann dickere und wenn möglich auch längere Wirbel einsetzen, dann sollte wieder Ruhe sein.
Jedenfalls freuts mich sehr das Dich der Steingraeber nicht enttäuscht hat - hätte ich von ihm aber auch nicht erwartet!
 

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