Frage zu Vorzeichen

  • Ersteller Berengir
  • Erstellt am
Berengir
Berengir
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
05.10.16
Registriert
22.01.16
Beiträge
5
Kekse
0
Guten Tag

Ich bin Klavier Anfänger und mich würde es interessieren weshalb ein Musikstück oftmals mehr als 5 Vorzeichen hat obwohl es in einer Oktave nur 5 schwarze Tasten gibt.
so wie ich das verstanden habe müsste man mit 5 Vorzeichen alle schwarzen Tasten in jeder Oktave abdecken
 
Eigenschaft
 
:) Willkommen im Forum! :)

Mal die ganz simple Anleitung: Zähle vom C die Halbtöne bis zum G. Das ist die nächste Tonart mit einem Kreuz. Zähle genauso viele weiter und Du landest auf dem D, das dann zwei Kreuze hat. Dies kannst Du öfter machen und erhältst so alle Kreuz-Tonarten in der richtigen Reihenfolge. Und dieses System funktioniert eben auch über die ersten fünf Kreuze hinaus. Und wenn was geht, dann wird es auch gemacht. ;-) Ich finde es nervig, wenn eine Note für eine weiße Taste plötzlich per Vorzeichen zu einer anderen weißen Taste führt. Aber es gibt manchmal auch musikalisch gute Gründe dafür.

Hintergrund gibt es hier.
 
Hallo Berengir,

willkommen im Board!

Wenn man das Thema "Vorzeichen" nicht nur von der Tastatur ausgehend betrachtet, sondern auch von unserem Notensystem, dann kann man ganz allgemein sagen:
Notenköpfe liegen auf den Linien oder zwischen den Linien (durch Hilfslinien wird das System über die 5 Notenlinien hinaus erweitert).
Diese Noten stellen sogenannte Stammtöne dar. Davon gibt es 7 verschiedene (C D E F G A H) und sie entsprechen den weißen Tasten auf dem Klavier.

Ein Vorzeichen erhöht oder erniedrigt nun den Stammton, vor dem es steht:
  • Ein Kreuz um einen Halbtonschritt nach oben
  • Ein B um einen Halbtonschritt nach unten
Dies gilt generell für alle Stammtöne - ohne Ausnahme!

Und da sind wir schon beim springenden Punkt: Wenn ein Kreuz vor einem E steht, erhöht es dieses um einen Halbtonschritt nach oben. Ganz allgemein, so, wie bei allen andern Stammtönen auch.

Das Besondere ist in diesem Fall allerdings, daß ein Halbton über dem E überhaupt keine schwarze Taste ist, sondern eine weiße (das F). Macht aber nichts, das um einen Halbton erhöhte E heißt trotzdem Eis. Daß es sich zufällig um eine weiße Taste handelt und keine schwarze, tut der allgemeinen Logik keinen Abbruch.

Tonleitern...


... sind in der Notenschrift so aufgebaut, daß die Noten gleichmäßig und Schritt für Schritt ansteigen, d. h. unsere üblichen siebentönigen (heptatonischen) Tonleitern schreibt man ausnahmslos mit den Stammtönen und paßt die erforderlichen Ganz- und Halbtonschritte in der Tonleiter durch Hinzufügen von Vorzeichen aus.


Beispiel: Fis-Dur


Wenn man die Vorgehensweise, die unter "Tonleitern" beschrieben wurde, umsetzt, erhält man für Fis-Dur folgendes Ergebnis (Vorzeichen immer als Versetzungszeichen direkt vor die Noten geschrieben, damit es klarer wird):

fis-ok.png

Hier sehen wir grün eingefärbt das eis, bei dem es sich um keine schwarze Taste handelt, sondern um eine weiße!

Würde man stattdessen ein f schreiben, kätte man einen Sprung/Knick in der Tonleiter und eine Stufe wäre "doppelt besetzt", man müßte ständig Kreuze und Auflösungszeichen schreiben:

fis-nok.png



Beispiel: Ges-Dur


Die "Zwillingstonleiter" zu Fis-Dur (gleich viele Vorzeichen, nur Bes statt Kreuze und auf dem Klavier komplett identische Tasten) sieht dann so aus:

ges-ok.png

Grün eingefärbt diesmal das ces, das ja auch eine weiße Taste ist und enharmonisch verwechselt dem h entspricht.


Würde man das als h schreiben, hätte man auch wieder eine Sprung/Knick im Notenbild, eine doppelt besetzte Position und ständiges hin- und her-Aufgelöse:

ges-nok.png




So kommt es jedenfalls, daß man mehr unterschiedliche Vorzeichen als schwarze Tasten hat, weil eben sieben Stammtöne hat, von denen jeder erhöht oder erniedrigt werden kann, egal ob die Nachbartaste schwarz oder weiß ist.
Geigen, Gitarren, Trompeten usw. haben ja auch keine schwarzen Tasten, für die gilt aber die selbe Notenschrift. :)

Viele Grüße
Torsten
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 10 Benutzer
schöne Erklärung von Torsten, finde ich. Sehr bildlich.
Wenn ich meinen Senf noch dazu beitragen darf (sagt aber eigentlich das Gleich wie Torsten, nur verkürzt.....):

Die sieben Stammtöne A B C D E F G (oder im deutschsprachigen Raum: A H C D E F G ) kommen in einer Dur- oder Moll-Skala immer nur einmal vor. Und zwar immer in dieser Reihenfolge, ohne einen dieser Töne zu überspringen. Man kann sie verändern, also erhöhen oder erniedrigen, aber nicht auslassen, oder verdoppeln.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für die Antworten nun wird mir einiges klar
kann es aber auch vorkommen das unnötigerweise ein Vorzeichen zuviel eingetragen wurde? in der Notensammlumg PlayPiano Einfach Klassik wurde im ersten Musikstück 6 b's eingetragen obwohl laut Beschreibung nur schwarze Tasten benutzt werden sollen
 
Die Versetzungszeichen neben dem Schlüssel geben nur die Tonart an, also die Familie aus 7 Tönen - in Deinem Fall also auf die Tonart Ges-Dur bzw. Es-moll.
Ges As B Ces Des Es F
Das heißt aber nicht, dass das Stück auf diese Töne verpflichtet oder beschränkt ist. Der Komponist hat sich aber der Einfachheit halber auf die fünf schwarzen Tasten beschränkt, um es spielbarer zu machen. Auf die zwei weißen Tasten F und Ces wurde verzichtet.
Ist in diesem Fall schwer zu lesen, aber einfach zu spielen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
kann es aber auch vorkommen das unnötigerweise ein Vorzeichen zuviel eingetragen wurde?

Ja. Die Vorzeichen haben auch die Funktion, eine Tonart anzuzeigen. Wenn man zwei Kreuze sieht, kann man ziemlich sicher sagen, daß das Stück in D-Dur oder in der parallelen Moll-Tonart h-Moll steht. Aber es müssen nicht alle Töne tatsächlich vorkommen, es besteht also durchaus die Möglichkeit, daß ein Vorzeichen "nicht benutzt" wird.
Dennoch steht es da und hat auch seine Berechtigung, denn wenn man diesen Ton spielen würde (sei es bei Verzierungen/Trillern oder wie auch immer), wäre das Vorzeichen zu beachten.

in der Notensammlumg PlayPiano Einfach Klassik wurde im ersten Musikstück 6 b's eingetragen obwohl laut Beschreibung nur schwarze Tasten benutzt werden sollen
Wenn nur die 6 schwarzen Tasten vorkommen, entspricht das ja einer pentatonischen Tonleiter (fünftönig), die ist bei Gitarristen Brot und Butter, weil sie sich so schön zum problemlosen Improvisieren eignet.
Aber harmonisch gesehen liegt dem Ganzen dann Ges-Dur (oder Es-Moll, da müßte man das Stück kennen) zugrunde und die Vorzeichen sind völlig berechtigt. Wenn man das "überflüssige" ces wegließe, würden die Des-Dur-Vorzeichen harmonisch auf eine falsche Fährte locken.

Viele Grüße
Torsten


Edit: Diesmal war klangraumer schneller :)
Ist in diesem Fall schwer zu lesen, aber einfach zu spielen.
Das klassische Beispiel: Jeder kann's spielen, aber die Noten in Ges-Dur sehen sehen erschreckend aus: Der Flohwalzer! :D



Noch'n Gedicht:
Die Melodie von "Alle meine Entchen" benutzt auch nur 6 Töne der Dur-Tonleiter - die 7. Stufe fehlt.
In G-Dur könnte man also das fis-Vorzeichen weglassen.
Aber: dann denkt man, das Stück stünde in C-Dur, das ist natürlich Quatsch, und wenn man eine Begleitung dazuspielt, kommt in der Dominante D-Dur ein wunderbares fis vor - ohne das Vorzeichen würde man stattdessen f spielen - das wäre aber eindeutig falsch.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Nochmals vielen Dank
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben