Funktionstheorie

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maziko
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Hallo,
Ich hätte eine Frage bezüglich der Funktionstheorie: Wie wird der eingekreiste Tonakkord in der angefügten Datei bestimmt? Handelt es sich hierbei um eine Subdominantparallele, einen Septakkord oder enthält der Tonakkord einen harmoniefremden Ton?
Danke!
Screenshot 2025-09-22 184024.png
 
Grund: Bild eingebunden
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Man könnte es als Subdominantparallele über einem Pedalton C deuten.

Stammt der Satz von Brahms selbst? Ich habe auch eine Version gesehen, die anstelle des d' ein e' hat, aber das kann auch eine andere Strophe des Liedes gewesen sein.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Brahms schreibt an der Parallelstelle in Takt 3 tatsächlich e':

1758665067234.png


Viele Grüße,
McCoy
 
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Stammt der Satz von Brahms selbst?
Denke schon. Hier ist das gesamte Lied.
---

Interessant! Brahms ist schon ein Fuchs. Die beiden Stellen sind ja nicht genau gleich.


Er macht die parallelen Sextakkorde nur bei den Vierteln, wenn der Hörer auch Zeit hat, die in Ruhe zu hören und sie betont sind.

1758717513445.png


Als Achtel-Durchgangstöne hat es weniger Gewicht und kommt so lockerer rüber, wie er es am Anfang gesetzt hat.

1758717496086.png

Beitrag automatisch zusammengefügt:

Subdominantparallele
Für mich klingt es hier mehr nach subdominantisch, also Bb-Dur Quintsextakkord über Pedalton C. Ist ja Romantik, kein Jazz, und dort die Standardkadenz...?
Die Töne sind natürlich die gleichen.
 
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Kannst Du mit unseren Überlegungen etwas anfangen, @maziko?

Viele Grüße,
McCoy
 
Ein schöner Chorsatz und eine durchaus spannende Frage.
Ergänzend zu den schon vorgetragenen Lösungen möchte ich noch einen anderen Blickwinkel vorstellen.

Der Chorsatz hat die Liedform AABA, der Takt 3 taucht daher in Takt 7 nochmal identisch auf (da der Text silbengleich ist, tatsächlich vollständig identisch), die fragliche korrespondierende Stelle in Takt 15 ist anders, aber ist sie auch im Hinblick auf die harmonische Analyse völlig anders zu bewerten?
Die Takte 3 und 7 sind sehr eindeutig der Dominante zuzuordnen mit D auf den Zählzeiten 1 und 2 (die Töne A und auf 2+ sind als melodische Durchgangstöne harmonisch nicht stark genug um eine eigene Funktion zu etablieren), und D7 auf Zählzeit 3, sowie D6 auf 3+ (D6 = Dominante mit Sexte aber ohne Quinte, eher selten, aber mit schöner zielstrebigen Wirkung hin zur T F-Dur auf der 1 im nächsten Takt).

Den fraglichen Akkord auf der 2 in Takt 15 als Sp mit C als Pedalton zu deuten führt in diesem Takt eine neue Funktion ein, was impliziert, dass es in diesem Takt eine vielfältigere harmonische Bewegung geben soll als in den Takten 3 und 7.
Mir will sich aber auch dieser Takt in seiner Klangprägung vollständig dominantisch ins Ohr ´drängen´. Dass die Dominante C-Dur auch hier prominent auf der schweren 1 auftritt assoziiert bei mir spontan den Klang der Takte 3 und 7, und dass das C als Pedalton über den ganzen Takt liegen bleibt tut sein übriges um diesen Eindruck zu verstärken. So betrachtet (bzw. gehört) wirkt der fragliche Akkord auf der 2 auf mich als Dominantseptnonenakkord (D79). Sicher fehlt hier die Terz E, ein Mangel, der üblicherweise einen Akkord sehr instabil und seine Zuordnung schwierig macht, ist die Terz doch der akkordbestimmende Ton schlechthin.
Aber dieser D79 ohne 3 ist für mich ausreichend etabliert, sowohl durch den vollständigen C-Dur Akkord auf der 1 des Taktes als auch durch die spontane Assoziation der Takte 3 und beim Eintritt dieses C-Dur-Akkords. Das E klingt sozusagen virtuell mit bzw. nach in diesem Kontext.
Es folgt, hier auf die ganze Zählzeit 3 ausgedehnt, wieder der D6 mit seiner schönen klanglich auflösenden, schlüssigen Fortschreitung zur T F-Dur im Schlusstakt.

So betrachtet wäre auch der Takt 15 in Gänze der Dominante zuzuordnen, wie schon die korrespondierenden Takte 3 und 7 (auch hier sind das F und A auf 1+ als rein melodische Durchgangstöne anzusehen). So höre und empfinde ich es auch.
Aber er ist eben keine stereotype Wiederholung des schon zweimal identisch gesungenen Taktes, sondern eine klangliche Auffächerung, eine Erweiterung, Variante, klanglich etwas weniger konkret, etwas mehr ´schwebend´. So sollte man es bei Brahms auch erwarten!

In Fällen wie diesen finde ich, dass eine Fokussierung auf einen Akkord analytisch in die Irre führen kann. Natürlich ist es das Prinzip der Funktionstheorie schlechthin, niemals einen einzelnen Akkord zu betrachten, sondern ihn immer analytisch vor allem auf sein direktes Umfeld zu beziehen. Hier würde ich das Umfeld aber unbedingt auf den ganzen Takt ausdehnen, wodurch dieser Akkord seine Gestalt als D79 schlüssig erhält (wie ich hoffentlich nachvollziehbar erläutern konnte).
Hier geht es sozusagen mehr um ein harmonisches Feld als um einzelne Akkorde.
 
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Ich hätte es nie im Leben so ausgedehnt und tiefgründig argumentieren können ... aber mein eigener Eindruck
war auch genau dieser:
Mir will sich aber auch dieser Takt in seiner Klangprägung vollständig dominantisch ins Ohr ´drängen´
LG - Thomas
 
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Mir will sich aber auch dieser Takt in seiner Klangprägung vollständig dominantisch ins Ohr ´drängen´.
Du hast es wunderbar begründet, ich hätte noch eine Frage dazu :nix:

auch hier sind das F und A auf 1+ als rein melodische Durchgangstöne anzusehen)
Das kann ich nachvollziehen. Dann würde ich doch aber diesen "rein melodischen" Tönen keinen Akkord zuordnen?

Denn wenn ich die 3 einem Akkord zuordne, dann klingt es für mich doch nach einem Wechsel vom dominantischen C7 auf einen subdominantischen Klang Bb56 / C und dann zurück zu C7.

Ein "Klangtest" wäre auf der 3 mal ein Bb im Bass zu spielen - das wäre der Akkord, den ich empfinde (im Satz geht es so natürlich wegen Parallelbewegung nicht).

Das kann ich theoretisch natürlich nicht so begründen wie Du ... Spricht da was dagegen ... oder andere Frage: Gibt es hier richtig oder falsch? Bzw. folgt irgendetwas aus den jeweiligen Ansichten?
 
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Für mich ist das so eine Art Chimären-Akkord. Der Dominantcharakter ist ganz klar durch das Pedal-C im Bass gegeben. Da kann man ja alle möglichen Akkorde über so einem Pedalton verschieben, ohne daß der funktionelle Dominantcharakter auf der Strecke bleibt. Trotzdem hat ja jeder Akkord über dem Pedalton eine andere Klangfarbe, und die wäre für mich in dem Fall eben irgendwie subdominantisch, egal ob es sich um die Subdominantenparallele oder um die Subdominante selbst handelt. Nur wie das funktionstheoretisch dann lehrbuchmäßig beschrieben wird, weiß ich nicht.

Viele Grüße,
McCoy
 
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