Leider etwas zu spät für einen Veranstaltungshinweis, aber doch interessant. Vor gut einem Monat lud die Westsächsische Hochschule Zwickau/Studiengang Musikinstrumentenbau, zu einem Vortrag mit Prof. em. Dr.-Ing. Manfred Zollner unter dem Titel "
Physik der Elektrogitarre - Da Capo al Fine".
Die Einladung möchte ich gerne zitieren, ich habe mir erlaubt, die mir persönlich besonders wichtige Aussage, grafisch hervorzuheben.
Ich dachte zuerst das war ironisch gemeint:
"der zweifelsfrei führende deutsche Wissenschaftler in Sachen E-Gitarre"
Aber ich vergesse immer, dass sich nicht jeder in akademischen Kreisen auskennt. Tatsache ist, Zollner ist zweifellos der führende deutsche Wissenschaftler in Sachen E-Gitarre. Nicht weil er das besonders gut oder richtig macht, sondern, allein schon deswegen, weil er der wahrscheinlich einzige deutsche Wissenschaftler in Sachen E-Gitarre ist. Wissenschaftler ist kein geschützter Begriff und auch der unbekannteste Dozent einer Fachhochschule darf sich Wissenenschaftler nenne, genau wie ein Privatier oder ein Professor an einer Universität.
Wissenschaftliche Äußerungen dürfen kritisiert werden. Jedenfalls in der freien Welt. In den USA ist das gerade im Wandel, Türkei Russland und andere dulden keine Kritik, aber in Deutschland darf man noch kritisieren, auch, wenn das nicht jedem gefällt.
In Universitäten und anderen Hochschulen ist das auch (noch) üblich und gewünscht, selbst, wenn der kritisierte einen Nobelpreis hat und dutzende Doktortitel.
Der Wissenschaftler muss sich also an seinen Veröffentlichungen messen lassen.
Die Auswertung des von dir verlinkten Tests:
View: https://youtu.be/TbYHhCwql14?si=Di3rqC7BVro5ufHh&t=260
Ich habe mal die Ergebnisse verlinkt, aber schon Methodik und Fragestellung ist falsch.
Fragestellung war: Klingt eine ES-Gitarre luftiger als eine Solid-Body.
Was ist daran falsch? Zuerst einmal müsste man testen ob die Teilnehmer überhaupt Unterschiede hören. In dem Test gab es nicht einmal die Möglichkeit mit "höre keinen Unterschied" zu antworten.
Es wird von Z. vorausgesetzt, dass Unterschiede hörbar sind. Diese sollen dann den richtigen Gitarren zugeordnet werden.
Das allein widerspricht schon seiner Hauptthese, dass elektrisch verstärkte Gitarren alle gleich klingen.
Statt einen ABX-Test macht er einen Zuordnungstest, bei dem noch nicht einmal zweifelsfrei gesagt werden kann ob überhaupt Unterschiede gehört wurden.
Ergebnis ist dann eine dem Zufall entsprechende Verteilung.
Ob es jemanden gab, der alles richtig gemacht hat wird nicht erwähnt. Im Prinzip reicht ja einer aus, der alles korrekt hört um zu beweisen, dass zumindest einer die ES erkannt hat (als luftiger empfindet). Letztlich wäre es egal, wenn 99 falsch liegen, wenn es einen gibt, der es richtig macht, wäre es bewiesen, dass die ES erkennbar ist.
Leider geht das mit dem Test nicht, weil reines Raten möglich ist. Und die Wahrscheinlichkeit richtig zu raten kann man ja ausrechnen.
Kann jetzt mal jemand der Autoritätshörigen erklären warum der Test von Reth Shull methodisch schlechter ist? Abgesehen davon dass Reth Shull keinen Preis eines deutschen gemeinnützigen Vereins bekommen hat, ist sein Test nicht unwissenschaftlicher.
Bitte, bitte, dann einfach die geeignete Methode benennen und anfangen zu messen, worum es hier geht.
Hatte ich bereits mehrfach. Heißt ABX- Test, ich zitiere aus Wikipedia:
Der Testperson werden zunächst A und B präsentiert, wobei sie nicht weiß, welche Quelle jeweils dahinter steht. Dann wird ihr eine dritte Quelle X präsentiert, die zufallsbedingt entweder mit A oder B identisch ist. Die Testperson muss nun entscheiden, ob X der Quelle A oder der Quelle B entspricht. Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt, wobei A, B und X gewechselt werden. Empfohlen werden 10 bis 15 Durchgänge.
Auswertung
- Liegt der Anteil richtiger Entscheidungen der Testperson bei etwa 50 Prozent, so entspricht das einem reinen Raten oder Würfeln. Daraus folgt, dass die Testperson keine sichere Zuordnung treffen kann, also keinen auswertbaren Unterschied zwischen A und B erkennt.
- Liegt der Anteil richtiger Entscheidungen deutlich über 50 Prozent, dann ist davon auszugehen, dass die Testperson einen Unterschied zwischen A und B erkennen und korrekt zuordnen kann.
- Liegt der Anteil richtiger Entscheidungen deutlich unter 50 Prozent, dann erkennt die Testperson zwar einen Unterschied zwischen A und B, ordnet ihn jedoch falsch zu, d. h. sie hält A für B und B für A.
Das Verfahren ist sein Jahrzehnten wissenschaftlicher Standart. Problematisch ist hier die geeigneten Samples zu finden. Z. kritisiert zum Beispiel bei Shull, dass dort nicht nur der Hals, sondern auch andere Dinge verändert wurden, seine Samples wären also ungeeignet. Dass er den gleichen Fehler bei seinem ES-Test macht verschweigt er.
Für mich würde es reichen, wenn man jeweils ein Duzend Aufnahmen von 2 annährend baugleichen Gitarren macht, einmal Eschekorpus, einmal Linde z.B.. Wissenschaftlich wäre das aber nicht und könnte zu recht kritisiert werden.
Wissenschaftlichkeit beansprucht aber Zollner für sich, kann den Anspruch aber nicht ansatzweise erfüllen, wie oben beschrieben.