HAMMOND XB1 oder NORD Electro 3 bei Ebay

[Hakim78]

Black Crows, "A Conspiracy", Hammond-Solo von Ed Harsh. Genau diesen Sound will ich haben! Aber wenn ich im Musikladen stehe, und die aktuellen Produkte von Hammond und Clavia (Nord Electro) so anspiele (zugegebenermaßen über Kopfhörer), dann mag mich das nicht so recht vom Stuhl hauen.
Insbesondere die Lesliesimulationen sind doch eher zurückhaltend. Wenn ich dann aber Konzerte sehe, z.B von Southside Johnny, Long John Baldry oder Bernard Allison, dann sehe ich die XB2 oder das NORD Electro 2 oder 3, und die Sounds sind absolut atemberaubend! Was also ist das Geheimnis??? Ein echtes Leslie??? Mehr üben (die Tasten noch doller drücken???) Mehr trinken???
Was soll ich mir kaufen? Die Hammond xb1 oder das Nord Electro, das mir persönlich eher zusagt, wegen der größeren Tastatur (73) und der E-Piano- und Pianosounds (und weil es rot ist).
Bei Ebay sind ganz interessante Auktionen am Start.
Was ist davon zu halten?

 

[andi85]

Du weißt doch: "The more YOU drink, the better WE sound."

Eigentlich hast du dir die Frage aber fast schon selbst beantwortet: Über Kopfhörer klingen die Instrumente anders als im Zusammenspiel, das Spielerische tut ein Übriges (was nicht gegen deine Fähigkeiten gehen soll, ich glaube, so geht es allen hier), außerdem kann es sein, dass manche noch mit einem echten Leslie oder einer besseren Simulation nachhelfen. Ich hatte eine Zeit eine XB-2 mit dem Boss RT-20, das klang gar nicht so schlecht.

Ich persönlich würde eher den Electro kaufen, da der meines Wissens aktueller ist als die XB-1 und ich mit meinem sehr zufrieden bin. Dazu muss ich aber sagen, dass ich schon einige Jahre keine XB-1 mehr gespielt habe.

P.S.: Über Kopfhörer reißt mich der Electro 2 auch nicht vom Stuhl. Im Zusammenspiel macht es dann aber trotzdem Freude

 

[Alt-Orgler]

Wenn ich zwischen XB-1 und Nord wählen müsste, würde ich das Nord nehmen: Hat richtig gute E-Piano-Sounds (Rhodes, Wurlitzer), gute integrierte Effekte (inkl. Overdrive) und eine gute Orgelsimulation, wenn man auf Zugriegel verzichten kann (für manche ein Killer-Argument), denn das Nord hat ja nur Taster und LED's. Ich habe die beiden noch nie im direkten Vgl. gehört und bei der kleinen Hammond ist's auch schon 'ne Weile her, aber ich habe die Orgel-Sounds der Nord-Geräte stets in guter Erinnerung, das der kleinen Hammond nicht.

Mit eingebauten Leslie-Simulationen wird man eigentlich nie glücklich. Zum Thema, wie man Abhilfe schafft und was die bessere Wahl ist zwischen Original-Leslie, Leslie-Simulation oder anderen "Rotationsverstärkern" gibt es einige Themen (such mal unter den Stichworten Leslie-Sim oder Leslie-Clones). Ich selbst habe hierfür seit ein paar Tagen für 400 Eier den Ventilator und bin damit recht glücklich. Allerdings entnehme ich Deiner Vor-Auswahl, dass Dein Budget begrenzt ist, daher könnte auch eine alte Leslie-Simulation Dynacord CLS 222 (noch analog, gibt's oft mal in der "Bucht" für wenig Geld) interessant sein. Hatte ich bis vor kurzem und hat mich knapp 20 Jahre lang begleitet.

Was auch was bringt ist eine Röhrenvorstufe um einen angezerrten (warmen) Sound zu bekommen. Aber Röhre muss dann schon sein. Lass besser die Finger von billigen E-Gitarren-Transistor-Overdrive-Boden-Tretern. Ich hab's versucht: War nix g'scheits.

Über Kopfhörer klingen die Dinger tatsächlich ganz anders. Du müsstest das ganze schon - falls irgend möglich - in ordentlicher Lautstärke über einen guten Keyboard-Amp antesten.

Ich hoffe, das hilft erst mal weiter.
Viele Grüße vom Alt-Orgler

 

[ToS]

Ich hatte eine XB1 mit RT20 und spiel momentan ein Nord Electro 2.
Falls du nicht unbedingt richtige Zugriegel haben willst und es nicht nur eine Frage des Geldes is, würd ich dir auf jeden Fall zu einem Nord raten.
Die Nord Electros brauchen auch nicht unbedingt eine externe Lesliesim und wenn, dann würde imho eh nur der Ventilator in Frage kommen bzw eine Soundverbesserung bringen.
Die Sache mit den Kopfhörern kann ich auch bestätigen - über Kopfhörer nervt mich das Nord Electro (da schwör ich auf Software wie die VB3) aber im Proberaum klingts dann geil.

Je nachdem wie wichtig dir die Sample Library und die Klaviersounds sind, kannst du auch einen Nord Electro 2 ins Auge fassen. Ist gebraucht deutlich häufiger und billiger zu kriegen als ein Nord Electro 3 und soo groß is der Unterschied bei Orgel und E-Piano Sounds imho nicht. Ein NE2 plus Ventilator dürfte noch billiger als ein gebrauchtes NE3 kommen und wird wahrscheinlich was Hammondsounds angeht besser klingen.

 

[Manned]

Beim Einsatz des Nord Electro 3 mit einer externen Lesliesimulation oder auch einem echten Leslie (oder -Clone) ist zu bedenken, dass dann die interne Zerre nicht mehr zur Verfügung steht, weil die nur mit der internen Leslie- oder Ampsimulation arbeitet und diese ja dann tunlichst abzuschalten ist ! Sicher für Dich nicht wichtig, aber vielleicht auch nicht ganz unerheblich !

 

[Hakim78]

Habe gerade erstmal gegoogelt, was der Ventilator sein soll: ich dachte, dass ist ein Kosename für Leslies generell. Aber jetzt bin ich (schon wieder) schlauer! Danke!
Auch der Tip mit der fehlenden Zerrung bei ausgeschalteter Leslie-Simulation am NE ist affengeil: Aber macht der Ventilator nicht auch Zerrung?
Der Doppler-Effekt eines echten Rotors fehlt den Simulationen aber doch völlig, oder? Macht der Effekt irgendeinen spür-(hör-)baren Unterschied? Wenn ich das eingangs erwähnte Orgelsolo aus "A Conspiracy" (Album-Version, Black Crows, Amorica, Track 2) höre, so kann ich mir schon vorstellen, dass der Raumklang und damit auch der Dopplereffekt insbesondere beim Anlaufen des Rotors eine gehörige Rolle spielt.
Habe übrigens gerade von einem Hammondfreak vor Ort den Tip bekommen, bei internen Leslie-Simulationen nicht zwischen Slow und Fast zu schalten, sondern zwischen Stop und Fast: so kommt deutlich mehr Leben in die Bude! Macht wohl Steve Winwood so. Werde das bei Zeiten austesten.

 

[Manned]

Wenn Du den Unterschied zwischen einem 147er Röhrenleslie und dem Ventilator hören willt, kannst Du das unter dem folgenden Link tun:

http://www.man-dan.de/

Der Ventilator hat schon eine eigene und sicher auch gar keine schlechte Zerre. Allerdings ist der Ausgangspegel des NE3 leider zu gering, um auch bei leiseren Sounds in die Zerrung des Ventis zu kommen. Abhilfe würde eine zusätzliche Vorstufe (idealerweise eine Röhrenvorstufe) bringen.

 

[ToS]

Beim Einsatz des Nord Electro 3 mit einer externen Lesliesimulation oder auch einem echten Leslie (oder -Clone) ist zu bedenken, dass dann die interne Zerre nicht mehr zur Verfügung steht, weil die nur mit der internen Leslie- oder Ampsimulation arbeitet und diese ja dann tunlichst abzuschalten ist ! Sicher für Dich nicht wichtig, aber vielleicht auch nicht ganz unerheblich !

Das heißt, wenn man etwas Verzerrung haben will, muss man die Lesliesim oder eine der (imho nicht so toll klingenden) Ampsims aktivieren? Das is ja bescheuert gelöst...beim NE2 is ja die Verzerrung komplett separat verwendbar.
Ich versteh nicht ganz, wieso Clavia bei ein paar Sachen vom NE2 zum NE3 einen Rückschritt gemacht hat: nur noch ein Regler pro Effekt (macht bei Tremolo oder Ringmodulator absolut keinen Sinn), keine Anpassung der Velocitykurve...

 

[LittleMopp]

Hallo,

ich hatte zwischenzeitlich beide Instrumente gleichzeitig, und rate dir unbedingt zum Nord! An die Taster habe ich persönlich mich schnell gewöhnt.

Und der Sound des Nord ist in meinen Ohren dem der Hammond XB1 um Welten überlegen. Das Nord ist so unglaublich leicht und hat so viele Sounds, dass ich für spontane Proben, Jam Sessions und kein Bock - Termine oder alles Mögliche einfach mit dem Nord spiele. Ruck zuck steht alles, es klingt gut und man kann auch mal Klavier drauf spielen, trotz fehlender Hammermechanik. Das Nord ist einfach viel vielseitiger!

Vor allem die erwähnte Lesliesim des Nord ist eigenständig schon gut zu gebrauchen und deutlich besser als die der Hammond. Und, was mich damals am meisten gestört hatte an der XB-1: die Vibrato / Chorus Section ist sehr "cheesy", sehr aufdringlich und meines Erachtens beim Nord um Längen authentischer.

Alles zusätzliche Equipment wie Ventilator, Röhrenvorstufe, was auch immer, würde ich erstmal überdenken. Ich war kurz davor, mir sowohl Ventilator als auch Röhrenvorstufe zu kaufen. Die 400 Euro für den Röhrenpreamp, den ich angepeilt hatte, hatte ich dann doch nicht sofort parat - Gott sei Dank! Ist für mich absolut nicht nötig, weil der Ventilator schon hervorragend klingt. Und selbst auf den verzichte ich, wenn es nicht "so drauf ankommt" oder ich keine Lust oder Zeit zum Aufbauen habe.

Kauf dir das Nord Electro, macht man nichts falsch mit bei der Alternative!

Beste Grüße!

 

[andi85]

Grundsätzlich zu Leslie vs. Effektgerät: Du kannst dir das so vorstellen, dass das Effektgerät versucht, so zu klingen wie ein aufgenommenes Leslie. Je nach Qualität der Simulation wird das mehr oder weniger authentisch, aber grundsätzlich sollten alle Bestandteile der Modulation vorhanden sein.

 

[Hakim78]

Hat jemand von Euch das Dynachord CLS 222 oder kann mir etwas darüber sagen? Das könnte ich von einem Gitarren-Kumpel abkaufen, allerdings soll der Fußtreter defekt sein. Klingt das Teil ähnlich wie der Ventilator, besser? schlechter? Soll ja so`ne Art Legende sein?!?! Das könnte ich wenigstens ins Rack einbauen! Wäre schon cool, oder?
Bräuchte dann nur noch ne Orgel (oder `n NE3)

 

[ToS]

Das Dynacord klingt für sein Alter erstaunlich gut aber als möglichst authentische Simulation eines Leslies is es den neueren digitalen Geräten absolut unterlegen. Is eher ein Gitarreneffektgerät, merkt man auch daran, dass es nur den Effekt und nicht den Leslieboxeigenklang (im Sinne von Frequenzverlauf) nachbildet.
Im Falle Nord gilt: wenn externe Lesliesim, dann Ventilator. Alles andere bringt keine Soundverbesserung.

 

[Alt-Orgler]

Hi Hakim78,

ich hab ja schon erwähnt, dass ich das Teil (CLS 222) habe und fast 20 jahre gespielt habe. Jetzt habe ich den Ventilator und natürlich klingt der Ventilator besser. Fairerweise muss man natürlich beim Vergleich die Zerrung ausblenden, da das Dynacord nur das Leslie simuliert und keinen integrierten Overdrive (geschweige denn eine Röhrenvorstufe) hat. (Hat zwar einen Pre-amp-Regler, dient aber nicht zum Zerren.) Die neuen digitalen Sims haben fast immer eine mehr oder weniger aufwendige Möglichkeit zum An- bis verzerren. Was man dem Dynacord lassen muss: Es ist ein Rack-Gerät. (Wenn man eh schon ein Rack hat...), ist für sein alter erstaunlich gut und war sehr lange "DIE amtliche Leslie-Simulation", spielte also früher die Rolle, die ich heute dem Ventilator zusprechen würde. Vorausgesetzt man spielt es über die PA oder eine eigene Stereo-Monitor-Anlage (ich habe eine Endstufe und spiele die über zwei Marshall 2x12er Stereo-Gitarrenboxen) hat man einen wirklich guten Sound. Da man das Dynacord (war früher auch mal richtig teuer) heute teilweise für weniger als 100 Euro bekommt, darf man, bei einem Preisunterschied von 300 Euro zum Ventlilator schon mal kurz nachdenken, wenn das Budget knapp ist. Aber ToS mag Recht haben, dass die interne Leslie-Sim des Nord evtl. nicht schlechter ist, als die des Dynacord. (Ich würde aber wetten, dass das Dynacord besser ist, als die Leslie-Sim in der XB-1, aber die ist, wenn man die Beiträge so liest wohl mittlerweile aus dem Rennen.)

Viele Grüße vom Alt-Orgler