Ach ja, den Humbucker, der an und für sich recht ordentlich ist hat noch die "Slideblues" spezial Behandlung bekommen…. die Weicheisenkerne der einen Spule wurden gegen Alnico 5 Magnete getauscht… was dann noch mal 4 Euro gekostet hat… und dem PU mehr Brillanz gegeben hat…
Gute Idee, ich frage mich, warum das noch kein Hersteller serienmäßig anbietet. Von Seymour Duncan gibt es den SH3, der aufgebaut ist wie zwei nebeneinander montierte Strat-PUs. Aber eigentlich könnte man doch eine Hälfte des SH3 mit einer Hälfte z. B. des SH1 mischen.
PU mit hoher Güte und hoher Resonanzfrequenz nehmen und durch einen Drehschalter, bestückt mit 5+ verschiedenen Kondensatoren parallel zum Signalweg verschiedene Resonanzfrequenzen erreichen.
Absolut richtiger Ansatz! Herunterdrücken lassen sich Resonanzfrequenz und Güte immer noch. Bei einer Spätachtziger-Klampfe, die entfernt nach Fender aussieht und ab Werk gar kein Tone-Poti hatte, sowie bei neuzeitlich wirkenden Eigenentwürfen bin ich auch wenig zimperlich, was Modernisierungen anbetrifft. Bei einer alt aussehenden Gitarre ist es dagegen aus meiner Sicht schon ein schönes Gefühl, wenn man weiß, dass auch das Innenleben originalgetreu oder zumindest stilistisch passend ist.
Warum gibt es überhaupt Leute, die so ticken? Ich denke, das wurde in dem Buch "Fender - ein Sound schreibt Geschichte" gut auf den Punkt gebracht. Es ist wohl zu einem nicht geringen Teil die Sehnsucht nach der guten alten Zeit, als man Ahornfurniere und Bierflaschen noch aus unterschiedlichen Materialien herstellte.

Das Dielektrikum eines Kondensators oder die Isolation eines Kabels wurde noch aufwändig aus pflanzlichen Werkstoffen gefertigt. Man produzierte aufwändig oder, weniger positiv ausgedrückt, unrationell, weil man es anders gar nicht konnte. Dafür herrschte dann auch Vollbeschäftigung, und der Wohlstand stieg.
Aber auch in anderer Hinsicht kann man die damaligen Produkte als aufwändig betrachten. Zum Beispiel war erstklassiges Tonholz noch in rauen Mengen verfügbar, weil der Produktionsausstoß noch zu gering war, um eine Verknappung zu bewirken. Viele Hersteller setzten sich außerdem zum Ziel, das denkbar beste Produkt herzustellen. Und sie bauten Produkte, die erstaunlich lange hielten und sich im Falle eines Defekts wirtschaftlich reparieren ließen. Das konnten sie auch unbehelligt tun, als der Außenhandel noch in den Kinderschuhen steckte und wenig Konkurrenz herrschte. Die Firma Maytag rühmte sich, jede ihrer Waschmaschinen reparieren zu können, die sie in den letzten 33 Jahren gebaut hatte. Grundig-Bandmaschinen, die jetzt auf den Markt kamen, waren teilweise ebenfalls 35 Jahre später noch reparabel.
Ab den Sechzigern wurde alles anders. Damals wurden Fender, Gibson und Vox verkauft, und ihre Produkte gingen bald den Bach 'runter. Die Kunststoffchemie bescherte uns für Alles und Jedes Ersatzstoffe, die so praktisch waren, dass sich die gekrönten Häupter vergangener Jahrhunderte wahrscheinlich alle zehn Finger danach geleckt hätten. Heute haben wir uns längst an diesen "Plastikkram" gewöhnt. Oft genug wird daraus billige Schleuderware hergestellt. Die alten Zeiten sind vorbei und kommen nicht wieder.
Für viele verkörpert eine Gitarre, die zu den Zeitzeugen der Pre-CBS-Ära gehört oder zumindest diesen Anschein erweckt, ein Stück Beständigkeit. Da muss dann auch das Innenleben stimmen. Die Magnete müssen den richtigen Durchmesser haben, waren zu bestimmten Zeiten angeschliffen und davor und danach eben nicht; die Vulkanfiber-Platten müssen die richtige Farbe haben, und natürlich gehört in eine 1960er Klampfe kein billiger Polysol-Draht der Marke "1 Euro pro Spule". Da muss es dann je nach Baujahr und Modell formvar oder plain enamel sein. Nicht zu vergessen das Klebeband zum Schutz von Humbuckerspulen, das anfangs auch in der Stegposition der Telecaster verwendet wurde und dann einer Baumwollumspinnung weichen musste, die auch noch mehrfach ihre Farbe wechselte.
Unterschiedliche Windungszahlen auf den beiden Spulen eines Humbuckers sind auch so ein Faktor. Früher, als die Dinger weniger präzise gefertigt wurden, schlich sich ein solcher "Fehler" schon mal ein. Das Ergebnis (wird m. W. von Lindy Fralin und Gibson inzwischen wieder gebaut) soll lebendiger klingen als die in puncto Brummunterdrückung perfekte Standardware. Den Tonabnehmern von Boris Dommenget soll inzwischen übrigens eine Klangverbesserung beschert worden sein. Früher wickelte er jeden Tonabnehmer selbst, und heute macht das seine Freundin. Seitdem klingen sie angeblich besser.
Kann alles stimmen, muss aber nicht. Da ich in absehbarer Zeit keinen neuen Humbucker brauche, werde ich das nicht überprüfen können. Meinen zukünftigen Bedarf an Single Coils werde ich wohl bei Leosounds (Strat), Lindy Fralin (Tele) und Seymour Duncan (Tele) decken, weil die zu den wenigen mir bekannten Herstellern gehören, bei denen ich auf Anhieb originalgetreue Modelle gefunden habe. Mit Ersatztypen für 1979er Teile sieht es da schon schlechter aus. Bei den Werten für Potis und Kondensatoren bin ich da weniger pingelig, da wird genommen, was passt, und ggf. auch schon mal ein Detail der Verkabelung geändert, um die Gitarre vielseitiger zu machen. Bei Kopien von Fender-Instrumenten aus den Fünfzigern kann ich mir auch Roederstein-Wachspapierkondensatoren mit 6,8 nF gut vorstellen. Sehen zwar nicht exakt so aus wie die Luxe-Teile, wurden aber im Gegensatz zu denen in der ursprünglich verwendeten Technologie gefertigt und ermöglichen auch, wenn kein Widerstand mehr in Reihe liegt, hoffentlich einen brauchbaren Klang (Resonanzfrequenz wird "nur" noch um eine Duodezime vermindert). Bei Gitarren mit Scheibenkondensatoren würde ich noch wesentlich kleinere Werte bevorzugen. Dann liegen die beiden Resonanzfrequenzen so dicht beieinander, dass sich die Höhen nur noch in geringem Umfang und dafür entsprechend feinfühlig bedämpfen lassen, andererseits aber am Linksanschlag des Tone-Potis ein Klang erreicht wird, wie er auch mit einem moderat "ge-overwoundeten" Tonabnehmer erzielbar wäre. Mehr als diese zwei Klangfarben braucht man in der Praxis nicht wirklich.
Letztlich muss aber jeder selbst wissen, was er braucht. Anstatt zu meckern, sollten wir lieber froh sein, dass es wenigstens bei den Tonabnehmern noch Qualität und Vielfalt gibt. Wir haben ja in den letzten Jahren mit Marktwirtschaft und Freihandel durchaus auch andere Erfahrungen gemacht und beobachtet, wie gerade sie den Einzug sowjetischer Verhältnisse begünstigen.