Harmonik der Klassik

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Heho, Ich habe die Frage was die klassische Musik(also wirklich Musik ala Mozart) so "klassisch" klingen lässt, damit meine ich diesen häufig recht reinen klang den man häufig damit assoziiert.
Finde dazu leider nichts im Internet, denke mal ich suche schlecht^^
hoffe die Frage ist klar, sonst probier ich es besser zu erklären
vieeeeeeelen dank schonmal :)
 
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Die Frage ist schon klar ... aber die Antwort darauf ist schwierig ...

Ich habe zwar noch nie darüber nachgedacht, aber es ist wohl ein Mix aus verschiedenen Faktoren, der das Klangerlebnis "Klassik" ausmacht, mal abgesehen von der augenscheinlichen Instrumentierung. Als da wären: Bestimmte Form der melodischen Gestaltung, immer wiederkehrende kadenzielle Formeln, ...

Aber wenn man E I N E N Faktor nennen sollte, der den größten Anteil am "Sound" von "Klassik" gegenüber dem Sound von moderner (Pop-/Rock-/-...)Musik ausmachten sollte, dann wäre es wohl die ausgedehnte Verwendung von Sextakkorden und sextakkordischen Strukturen, und ganzen Melodiebögen, die auf dem Sound der sextakkordischen Akkordbewegungen aufgebaut sind. Meiner Meinung nach zumindest ...

LG, Thomas
 
Es ist der Quartsextakkord als Dominantvorhalt, eindeutig!
 
Und Mozarts Verneigungsmotiv. :D


EDIT: Die vielen Vorhalte machen natürlich einiges aus. Dann die Klangfarbe des ORchesters und wie schon erwähnt die Floskeln.
Man spricht in der Wiener Klassik (bzw. seit Ende des Barocks) ja von einem "galanten Stil", oder empfindsamen Stil, der den Barock dann immer mehr ablöste und der ist zum Beispiel auch viel weniger polyphon durchdrungen, als wie bei Bach etwa.
 
Ich denke du hast zum Teil die Antwort selbst gegeben.

Das, was du als "rein" bezeichnet hast, würde ich als "einfach" bezeichnen.

Die Harmonik ist tatsächlich recht einfach, und lässt sich oft auf eine Dominant-Tonika Spannung beschränken. (Das sag ich jetzt mal so pauschal, natürlich sieht das auch oft anders aus, aber man nehme das bekannte Beispiel des "Türkischen Marschs" das fast nur aus Tonika, Subdominante und Dominante.

Ich denke dieser typische Klang kommt vor allem von Spannung und Entspannung, die sich nach vielen, konkreten Regeln zusammensetzen kann (und es in der Klassik oft tut)

Liebe Grüße

niehmand
 
Klassik mit einfach zu assoziieren, find ich echt niedlich. Aber Punk-Musik ist ja auch einfach, und RocknRoll dann wohl auch :D

Ne, mal im Ernst: Mozarts Streichquartette klingen dann doch ein wenig kompexer als das, was man im Supermarkt von ihm so hört.
 
Du wirst aber meine Einschränkung mit Sicherheit nicht überlesen haben, und dich auch bestimmt gefragt haben, auf was kingcools hier eher abgezielt hat?!

Ich habe ein konkretes Beispiel genannt, das zeigt, dass

Meine Aussage war, dass man viele Stücke im Endeffekt auf einfache(re) Harmonikmuster beschränken kann. Da sind Melodien und Rhythmen schonmal komplett ausgeschlossen.

Und ich bin auf Klaviersolostücke eingegangen, gut, das habe ich nicht erwähnt.

Naja, ich will ja nicht überreagieren, aber irgendwie fühle ich mir etwas unterstellt.

Von daher,

Liebe Grüße

niehmand
 
Hi niehmand,
der "Türkische Marsch" ist ein Genre-Stück, so ähnlich wie eine Polacca oder ein Ungarischer Tanz. Die bewusste Einfachheit dieses Stücks kommt von der damaligen Vorstellung, dass türkische Musik so geklungen habe ... also eine Art Verballhornung von klassischer (d.h. damals an den Höfen der Kalifen gespielten) türkischen Musik. Die Wiener sind ja mal ne Zeit von den Türkern belagert worden, insofern darf man ihnen das auch nicht übel nehmen ;-)
Ich wollte auf keinen Fall was unterstellen.
Zurück zum Thema: Was in der klassischen Musik wohl auch wichtig ist, ist das ausgeprägte Denken in Takten, d.h. Taktschwerpunkten u.ä. Bei Mozart findet man am Anfang der "kleinen" g-Moll-Sinfonie eine Menge an interessantem Zeugs wie Phrasenverschiebungen, so genannte Takterstickungen und lauter andere Sachen. Wenn man die Takte mitzählt, kommt man schnell durcheinander. Das Spannende ist, dass man das der Musik nicht anmerkt.
Das neue Taktverständnis ist auf jeden Fall etwas, worin sich die Klassik vom Barock unterscheidet.

Von einem "reinen Klang" auszugehen, finde ich problematisch. Vielleicht klingt Klassik so, weil sie auf klassischen Instrumenten gespielt wird???

Grüße
Jerzy.
 
Hi Jerzy,

Ich wollte anhand des Beispiels am Türkischen Marsch zeigen, dass sich vieles um Spannungen und Entspannungen dreht.

Ich habe das unglücklich formuliert, denn das, was ich unter dem vom Threadersteller angesprochenen "reinen Klang" verstehe, tritt sowohl bei einfacheren Stücken als auch bei höchst komplizierten Stücken auf.

(Wobei ich hier vor allem auf Klavier-Solo-Klassik zurückgreife.)

Ich ziehe also meine Aussage von rein -> einfach zurück :great:

Grüße niehmand ;)
 
Zurück zum Thema: Was in der klassischen Musik wohl auch wichtig ist, ist das ausgeprägte Denken in Takten, d.h. Taktschwerpunkten u.ä. Bei Mozart findet man am Anfang der "kleinen" g-Moll-Sinfonie eine Menge an interessantem Zeugs wie Phrasenverschiebungen, so genannte Takterstickungen und lauter andere Sachen. Wenn man die Takte mitzählt, kommt man schnell durcheinander. Das Spannende ist, dass man das der Musik nicht anmerkt.

Takterstickung! Das interessiert mich. Auf welchen Takt genau beziehst Du Dich dabei? --> SCORE
 
Ich glaube, das, was der Threaderzeuger mit "reinem Klang" meint ist wohl das Gegenteil von den teils "dreckigen" (ohne Wertung !) Klängen in Blues und Jazz und allem, was von dort herkommt. Also all diese DomSeptAkkordkonstruktionen, angereichert mit BlueNotes und sonstigen "seltsamen" Tensions und Alterationen, trickreiche SusAkkorde, und so weiter. Dementgegen kommt klassische Musik ja weitgehend mit "reinen" Dreiklängen bzw. deren Umkehrungen aus, und schafft es, alleine daraus (harmonische) Spannung zu erzeugen. Jeder, der einmal versucht hat, zu einem Werk von Bach oder Händel zum Dazuspielen die entsprechenden Gitarreakkorde dazuzuschreiben, und somit überhaupt die Musik in dieser Art und Weise zu deuten, weiß, WIE tricky und gleichzeitig einfach das harmonische Geschehen dort sein kann. Womit wir wieder bei meinem diesbezüglichen Statement mit den Sextakkorden wären ... :) Jede Popgruppe, die anfängt, Sextakkorde für sich zu entdecken, wird sofort völlig anders klingen, als zuvor, bzw. als der verbleibende Rest der Popwelt ... (Beispiele: ABBA, QUEEN, ...)
 
Hi, CUDO II. Vielen Dank für die Noten. Dabei hab ich aber gesehen, dass mir da in der Eile ein Fehler unterlaufen ist. Ich meinte die größere g-moll-Sinf. KV550, und zwar dort 1. Satz. Die Phrasenverschränkung (Begriff nach Clemens Kühn, Formenlehre der Musik) findet sich in T. 19-20, wo die Streicher den Fagotten ins Wort fallen. "Takterstickung" ist ein Begriff von Heinrich Christoph Koch, einem Musiktheoretiker der Klassik. Das was in den Takten 27-28 passiert, könnte man so bezeichnen, da die Phrase hier einfach "erstickt" wird. (Das liegt nicht nur an den Melodien, sondern auch an der ganzen Periodik. Mozart lässt einfach mal nen Takt weg ;-)

Bei der "kleinen g-moll" müsste ich mir das nochmal genauer anschauen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass auch dort einige Takte ganz hinterlistig gemeuchelt werden, ist relativ groß :)

Wie spielen in der Big Band demnächst ne Jazz-Bearbeitung von der 550er. Eigentlich müsste das ein bisschen nach Mahvishnu-Orchestra klingen, wenn man die Takte alle so beibehalten möchte.
Ich kenne eine ClassicMeetsPop-Einspielung aus den frühen 70ern (Waldo de los Rios), die einfach alles geradebügelt und das Stück damit echt platt macht.

Grüße
Jerzy.
 

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