Hat "Reden" je etwas gebracht?

  • Ersteller Gast91043
  • Erstellt am
G
Gast91043
Gesperrter Benutzer
Zuletzt hier
11.03.16
Registriert
27.04.08
Beiträge
908
Kekse
2.523
Moinchen,

es liegt auf der Hand bei Problem in der Band ein Gespräch zu führen. Nur nach 3-4 Gesprächen* habe ich inzwischen immer ein ungutes Gefühl bei dem Thema. Die Probleme können verschieden sein, nur habe ich immer das Gefühl das sich die angesprochenen Personen in ihrer Ehre verletzt fühlten.
Gespräche fanden immer in der gesamten Band statt und es sprach immer jemand mit dem besten Kontakt zu dieser Person. Leider führte kein Gespräch bisher zu einer Besserung und endete eigentlich immer mit dem Ausstieg dieser Person. Ich kenne solche Gespräche aus der Freizeit und aus dem Berufsleben, selten habe ich eine so starke Abwehr Reaktion wie bei Musiker gesehen. Versteht mich nicht falsch, Gespräche sollten helfen Probleme zu lösen, niemand wurde rausgeworfen. Ich empfinde es nur als schade das man Leute verliert wegen evtl. nur Kleinigkeiten.

Wie ist eure Erfahrung?




*In verschiedenen Bands mit verschiedenen Problemen.
 
Eigenschaft
 
Natürlich hilft Reden. Aber wenn man nicht weiß, warum der andere so reagiert, nützt es nicht viel.

Manch einer, der etwas z.B. immer wortwörtlich nimmt - und nicht sinngemäß versteht, so wie ja überwiegend gesprochen wird von den meisten - empfindet Angriffe, wo keine sind. Oder jemand, der der nicht zwischen den Zeilen oder am Stimmklang erkennen kann, wie etwas wirklich gemeint ist, versteht die Welt auch nicht und reagiert gestresst, eckt überall an.
Die anderen wiederum verstehen die Aggression nicht, und empfinden ihrerseits wieder das Gespräch als anstrengend und sind ratlos und ggf. auch aggressiv oder reden gar nicht mehr, weil sie ratlos sind.

Das kommt tatsächlich auch meinem Empfinden nach bei Musikern oft vor. Meine Erklärung ist, dass sie besonders empfinden und aus diesem Grund in ihrer Musik besser aufgehen können, sie hören z.B. Dinge, die andere nicht hören, aber dafür filtern sie andere (manchmal zwischenmenschliche) Informationen weg, denn kein Mensch kann alle Eindrücke verarbeiten, die auf ihn einstürzen. So kommen ungewollte Angriffe zustande, wo alle denken, im falschen Film zu sein. Denn ich unterstelle, dass alle das Beste wollen.

Streit wird es immer geben, wenn man nicht versteht, wie der andere "tickt". Aber wenn man es versteht, kann man mit neuen, besseren Spielregeln miteinander umgehen. Und sich von der andern Denkart bereichern lassen.

Es kommt auf die Basics an, im Verstehen, alles andere ist Oberflächenpolitur. (wenn nicht anders möglich, ist auch eine Oberflächenpolitur möglich, hält bloß nicht so lange.) Verstehen und Achten kostet mehr Zeit und Intellekt, bringt aber langfristig mehr Bewegung nach vorn.

Nebenbemerkung: Ein Gespräch mit mehreren Zuhörern kann als Bloßstellung empfunden werden, auch bei Kleinigkeiten. Besonders wenn es öfter vorkommt. Niemand wird gern bloß gestellt!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
vielleicht ist es in manchen Fällen auch besser wenn jemand alleine mit der betroffenen Person redet, (natürlich nachdem alle erwähnenswerten Punkte mit dem Rest besprochen wurden) weil man sich instinktiv angegriffen fühlt, bzw in den Verteidigungsmodus verfällt wenn 5 Leute an einem rumkritisieren. Das hat nochnichteinmal zwangsläufig mit dem Ton des Gesprächs zu tun, gegen eine Überzahl lässt es sich nur schwer andiskutieren, vorallem wenn man nicht allzuselbstsicher ist.

Das Musiker da empfindlicher reagieren als zb. Kollegen klingt auf mich auch logisch, schließlich verbindet man mit Musik als Kunstform persönlich meist mehr als mit seinem Beruf. Man muss eben immer darauf achten nicht nur zu kritisieren, sondern auch positives Feedback geben. Wenn man sich Mühe gibt und nur kritisiert wird (auch wenn man einen guten Job macht und der Rest der Band größtenteils der gleichen Meinung ist) ist es klar das man sich irgendwann nichtmehr wohlfühlt.

Und leider gibt es zu "Reden" nicht wirklich Alternativen wenn es um Problemlösungen innerhalb einer Gemeinschaft geht.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
vielleicht ist es in manchen Fällen auch besser wenn jemand alleine mit der betroffenen Person redet, (natürlich nachdem alle erwähnenswerten Punkte mit dem Rest besprochen wurden)

Das fände ich völlig daneben! Wenn der mit dem besten Draht zum Problemkind mal (inoffiziell) dezent vorfühlt, ist das was anderes, aber sich hinter jemandes Rücken abzusprechen und dann einen Diplomaten zu schicken, ist doch erst recht "alle gegen einen".
 
Im Berufsleben ist es anders, weil da noch ein Chef ist, dessen Meinung dann letztendlich gilt. Außerdem hängt die Existenz dran. Man kann nicht so einfach beleidigt sein und aufhören.
 
Das fände ich völlig daneben! Wenn der mit dem besten Draht zum Problemkind mal (inoffiziell) dezent vorfühlt, ist das was anderes, aber sich hinter jemandes Rücken abzusprechen und dann einen Diplomaten zu schicken, ist doch erst recht "alle gegen einen".
Und was wäre dein besserer Vorschlag? Einer soll sich vor der Gruppe rechtfertigen? Meine Meinung und meine Erfahrung: Da bleibt einem doch noch mehr im Halse stecken, als im 4-Augen Gespräch unter Freunden.


Das löst alles das Grundproblem nicht, wie ich oben schrieb.

Außerdem: wenn der, der sich mit dem Kritisierten am Besten versteht, beim Bloßstellen noch der Wortführer ist, dann ist das doppelter Verrat.

Es hilft nur, sich die Ursachen hinter dem Verhalten erklären zu lassen, manchmal - nicht immer - stecken sogar gute Ansätze dahinter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich denke, worauf es ankommt ist das WIE. Ich erlebe es selber gerade, sitze wegen kommunikationsunfähigen Bandmitgliedern auf gepackten Koffern. Dass man überhaupt persönlich und direkt kommunizieren muss, wenn es Probleme gibt, haben alle verstanden. Was aber nicht geht, ist wenn die Kommunikation so aussieht, dass einer loskritisiert (oft mal komplett ohne Einleitung worum es überhaupt geht, es kommt gleich der Vorwurf) und der Kritisierte überhaupt nicht zu Wort kommt oder nichts mehr dazu sagen kann, weil man schon längst verurteilt worden ist. So funktioniert Kommunikation nicht, wenn da schon ein Angriff - Verteidigungs - Gefälle ist. Kommunikation funktioniert nur auf Augenhöhe und gegenseitigen Respekt. Wenn man aber nur Vorwürfe an den Kopf gehauen bekommt, am besten noch irgendwelche völlig an den Haaren herbeigezogene oder völlig missinterpretierte Beweggründe, und bereits verurteilt wurde dass man das personifizierte Problem sei und vielleicht noch in Kombination, dass alle Mühen, die diese Person eingebracht hatte mit keinem Wort honoriert werden, dann liegt die Konsequenz nahe sich zu verabschieden. Und noch schlimmer ist es, wenn es dann ein alle gegen einen Szenario ist, wo im Grunde schon die Falltür unter deinen Füßen geöffnet wurde ohne die Chance vorher etwas erklären und richtigstellen zu können. Da hat derjenige nichts mehr zu verlieren und ist dann halt weg.

Wichtig ist es also, wenn man kritisiert, nicht gleich mit Wertungen und Vorwürfen zu kommen. Wenn es ein Problem gibt, sollte man das mMn erst aus eigener Sicht beschreiben, wie man es selbst empfunden hat. Dann sollte man die andere Person ausreden lassen, was diese in dieser Situation empfunden hat. Dann kann man schon mal gucken inwiefern sich das deckt und ob es dem Gegenüber eigentlich bewusst war, wie er gerade rüberkommt. So kann man oft schon Missverständnisse aufdecken und dann gemeinsam dran arbeiten wie man solche Situationen in Zukunft vermeiden kann. Der Trick liegt also darin, den Gesprächsparner auf seine Seite zu ziehen und eben nicht zu verstoßen.

Beispiel:
A: Hey, was du da gestern abgezogen hast, fand ich ja echt scheiße von dir! Wegen dir standen wir wie die Deppen da!
B: Ey, was machst du mich jetzt blöd von der Seite an? Ich habe echt alles versucht und meinen Arsch für euch aufgerissen, aber ich hatte halt Mordszeitdruck! Aber ist ja eh alles falsch was ich mache. Mir reichts, ich geh!

Alternative:
A: Du, ich hab das Gefühl, dass du gestern beim Gig irgendwie unkonzentriert warst. Das hat mich ganz schön verunsichert, dass ich ständig meinen Einsatz verpasst habe. War was?
B: Ja, sorry, dass ich dich rausgebracht hab. Habe mir echt Mühe gegeben, aber ich hatte die ganze Zeit nur im Kopf, dass ich morgen meine Arbeit abgeben muss. Das hat mich voll vereinnahmt.
A: Verstehe, dann sollten wir mal zusehen, dass wir nicht immer zu Semesterende Gigs haben. Sag doch nächstes Mal was, wenn dir das zeitlich nicht so passt. Kann dir auch nur empfehlen schon lange vorher anzufangen. Mir hat es so jedenfalls das Leben erleichtert.

Ich hoffe, ich konnte damit ein wenig verdeutlichen, dass es viel auf das WIE ankommt und nicht DASS man was gesagt hat. Wichtig ist natürlich auch die Devise: Der Ton macht die Musik.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 8 Benutzer
Und was wäre dein besserer Vorschlag? Einer soll sich vor der Gruppe rechtfertigen? Meine Meinung und meine Erfahrung: Da bleibt einem doch noch mehr im Halse stecken, als im 4-Augen Gespräch unter Freunden.

Wenn es nur noch darum geht, eine Entscheidung oder ein Ultimatum zu verklickern, und schon nur noch von Rechtfertigung redet, kann man das vielleicht so sehen (ich würde es trotzdem extrem!!! übel nehmen, wenn ich dabei nicht allen gegenüber säße). Aber wenn es so weit ist, ist es meiner Meinung nach eh zu spät.

Genau auf das, was du im letzten Satz schreibst, will ich hinaus: es muss diskutiert werden. Das geht aber nur unmittelbar, da kann man nicht eine Person bevollmächtigen für den Rest der Band zu sprechen, eben weil es essentiell ist, Argumente (die nur im schlimmsten Fall nur Rechtfertigung sind) anzuhören und v.a. darauf zu antworten (entweder erwidern oder sich überzeugen lassen und entgegen kommen). Da kann sich der bisherige Konsens der Rest-Band also auch sofort verändern. Daher sage ich: das Problemkind bekommt nur im Plenum zumindest die Chance, jeden einzelnen zu überzeugen und gleichzeitig kann nur hier das wirkliche Interesse der Rest-Band (die eben kein "Rest" ist, sondern mehrere Individuen) vertreten bzw. die optimale Lösung für die ganze Band gefunden werden.
 
Oft wird auch erst geredet wenns Probleme gibt.
Habs schon öfter erlebet das niemand interessiert wie ich was sehe
bzw gesehen habe.
Oftmals waren die dann auch noch überrascht als ich alles hingeschmissen habe.
Manche Probleme würden nicht entstehen wenn generell
ne gute Kommunikationstour gepflegt wird.
Auch kommt es oft zu Diskussionen weil einer eben bestimmte Eigenarten hat.
Da sollte man auch mal drüber nachdenken ob Sinn macht jemand aendern zu wollen
oder man drüber stehn kann.
Letzlich isses nie einfach und den perfekten Weg muss jeder für
sich finden.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Hat Reden je etwas gebracht? Interessante Frage.
Zunächst mal bin ich grundsätzlich der Ansicht, dass Reden die Basis jeder guten Zusammenarbeit ist.
Solang es sich dabei nicht um ermüdende Monologe einzelner Mitstreiter handelt. Es gibt ja Leute, die sich als sehr kommunikativ verstehen,
dabei aber übersehen, dass stundenlange Abhandlungen nicht viel mit Kommunikation zu tun haben und eher das Gegenteil bewirken. Lassen wir das also außen vor.


Je länger ich drüber nachdenke, umso mehr komme ich zu der Einsicht, dass man die Eingangsfrage nicht allgemein gültig beantworten kann.
Dazu ist einfach jede Band-Konstellation zu einzigartig, jedes Bandmitglied zu individuell.
Natürlich wünscht sich wohl jeder eine freundschaftliche, offene, inspirierende und inspirierte Gemeinschaft gleichberechtigter Menschen, die alle irgendwo dasselbe wollen.
Aber wie sieht denn die Praxis aus? Doch eher ganz anders.
Unterschiedliche Motive, Musik zu machen, komplett andere Musikgeschmäcker, Leute, die jeder für sich unterschiedlich mit Konflikten umgehen etc.
Das alles zu managen kann ein ziemlicher Akt sein, den man bis zu einem gewissen Punkt durch Reden ausgleichen kann.
Reden und aufeinander zu gehen.
Sollten die Differenzen zu groß und grundsätzlich sein, bringt das aber alles nichts. Dann sollte man sich der Einsicht nicht verschliessen, dass Reden nicht passend machen kann, was zu unpassend ist.


Trotzdem, bei kleinen "Unstimmigkeiten" wie Terminabsprachen, Organisatorisches, Probenplanung etc. sollte man sich schon durch Reden verständigen können.
Die größeren Dinge wie Zuverlässigkeit, Motivation, Motiv usw. wird man durch Reden nicht großartig ändern können.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
... Wenn man aber nur Vorwürfe an den Kopf gehauen bekommt, am besten noch irgendwelche völlig an den Haaren herbeigezogene oder völlig missinterpretierte Beweggründe, und bereits verurteilt wurde dass man das personifizierte Problem sei und vielleicht noch in Kombination, dass alle Mühen, die diese Person eingebracht hatte mit keinem Wort honoriert werden, dann liegt die Konsequenz nahe sich zu verabschieden. Und noch schlimmer ist es, wenn es dann ein alle gegen einen Szenario ist, wo im Grunde schon die Falltür unter deinen Füßen geöffnet wurde ohne die Chance vorher etwas erklären und richtigstellen zu können...


So geht es mir gerade. Ich packe heute abend meine Trommelkoffer und bin weg. Reden wird da in DIESEM Fall nichts mehr bringen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Das meinte ich, es wird meist nicht nachgefragt, was wirklich mit einem vor geht, sondern es wird etwas unterstellt, was man sich selber zusammenphantasiert, aber nichts mit den Gedanken des andern zu tun hat.
Das muss immer nach hinten los gehen. Anstatt die guten und andern Ideen zu nutzen. Ist mir selber auch schon so gegangen und ich bin damit richtig auf die Schn... gefallen, manchmal braucht man länger, um Dinge wirklich zu verstehen.
 
So geht es mir gerade. Ich packe heute abend meine Trommelkoffer und bin weg. Reden wird da in DIESEM Fall nichts mehr bringen.

Na dann alles Gute dir.

Dass "Gehen" eine befreiende Wirkung hat und viele neue positive Impulse erzeugen kann, habe ich auch erst im Laufe der Jahre gelernt.
Mittlerweile bin ich immer weniger bereit, Kompromisse im persönlichen Umgang über einen längeren Zeitraum einzugehen.
Was nicht passt, passt nicht.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Es kommt immer drauf an.
Die Erfahrung, die DerAlucard gemacht hat, habe ich auch gemacht. Wir hatten bandintern ein Problem mit massivem Alkoholkonsum während der Proben und daraus resultierender mangelnder Konzentration. Da haben wir dann mehrheitlich beschlossen, bei Proben ein Alkoholverbot einzuführen (mit Ausnahmen wie Grillen am Proberaum oder wenn 3/4 der anwesenden Bandmitglieder sagen "jopp, hoch die Tassen!").
Diese Lösung war denjenigen, die wenig tranken oder aber tranken und trotzdem konzentriert spielen konnten, nicht die fairste, aber eben ein Kompromiss.

Das Problem ist, dass es zum einen schonmal schwer ist, einen Kompromiss an Leute zu vermitteln, die insoweit nicht einsichtsfähig sind. Hat man das geschafft, ist es aber nochmal schwerer, demjenigen den Kompromiss zu erläutern und so zu begründen, dass derjenige ihn akzeptieren kann. Im Prinzip hat man schon verloren, wenn die angesprochene Person eine solche Begründung (nach Beschlussfassung bei vorheriger Diskussion) überhaupt fordert.

Ich bin kein Freund von Konventionalstrafen o.ä. und denke, dass man sich in der Band immer wird arrangieren können, wenn man es nur will. Wichtig ist, dass man es hinkriegt, dass alle an einem Strang ziehen - nicht nur kurzfristig, sondern dauerhaft.

Klar sind Musiker da empfindlichere Seelen als einige andere Leute. Schließlich ist bei jeder Kritik, und sei sie noch so klein, irgendwo im Hinterkopf der Gedanke "Scheiße, die wollen mich aus der Band werfen". Egal, ob gerechtfertigt oder nicht - wenn die Kritik als solche vorgebracht wird ("Du säufst zuviel"), kommt bei vielen einfach dieser Automatismus, der eine Abwehrhaltung hervorbringt.

Es bringt auch nicht immer was, zu sagen "Ich habe es so empfunden, dass...", weil besonders renitente Naturen dem mit einem "Watt wird datt hier? Zeit für Gefühle? Ich find's anders, sopp" reagieren. Kommt man mit den Leuten ansonsten gut klar und passt es musikalisch, will man sie natürlich auch nicht verprellen, auch wenn ein objektiver Dritter sagen würde: "Hey, wisst ihr was? Das mit den beiden klappt nicht. Da müssen wir uns was einfallen lassen...".


Gespräche sind mit Sicherheit sachdienlich und notwendig - aber es kommt stark drauf an, wie das Gespräch geführt wird und was genau besprochen wird. Trifft man gemeinschaftlich Beschlüsse, an die sich keiner hält, kann man es auch gleich lassen.
Hierbei muss man allerdings auch eine gewisse Umgewöhungszeit berücksichtigen und Kulanz walten lassen. Hat einer bei jeder Probe konsequent seine ein bis zwei Bierchen getrunken und trotzdem sauber gespielt, wird er sich damit schwerer tun, bei der Probe "trocken" zu bleiben, als derjenige, der eh nur Wasser getrunken hat.
Direkt von 100 auf 0 kommt man eben nicht - und es ist wichtig, auch kleine Erfolge zu honorieren. "Hey, heute bei der Probe hast du nur 2 Bier getrunken und keine 7! Hat man deinem Spiel direkt angemerkt, es klingt besser! Weiter so!" ist nunmal motivierender als "Boah Alter, du säufst ja immer noch bei der Probe und kannst den Song immer noch nicht, was soll denn das?".

Es kommt auf die Leute an, mit denen man zusammenspielt - und die Gründe für ihr Verhalten. Manchmal sollte man als Band auch einfach die Bandinteressen ein wenig zurückstellen und für den Mitmusiker, der gerade eine schwere Zeit durchmacht, da sein, seine angenehme Flucht vor der harten Realität sein.
Und auch dafür ist es wichtig, dass man miteinander redet. "Leute, ich bin momentan nicht so gut drauf, weil... kann sein, dass mein Spiel ein wenig drunter leidet" - sowas sorgt bei mir immer dafür, dass ich Verständnis zeige und meine Hilfe anbiete. Allerdings sollte derjenige auch was dafür tun, dass sich sein Zustand wieder bessert, sofern und soweit er darauf Einfluss hat.
Das sollte allerdings auch nicht bei jeder Probe zum Thema werden.

Eine "Patentlösung" gibt es nicht - aber nur dem sprechenden Menschen kann geholfen werden.

Bei uns hatte sich eine Rednerliste bewährt. Alle sitzen im Kreis, einer ist Protokollführer und erteilt jeweils das Wort, so dass alle sich mal richtig auskotzen kann, der Betroffene sofort erwidern kann und vor allem jeder jeden ausreden lässt. Erfordert Disziplin, aber die sollte man eigentlich erwarten können, finde ich.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
So geht es mir gerade. Ich packe heute abend meine Trommelkoffer und bin weg. Reden wird da in DIESEM Fall nichts mehr bringen.

Was hätte dich im Vorfeld davon abhalten können?
 
@ falcone: Danke ;)

@gug: Meine eigene Dummheit?

Nee, im Ernst: Hier passt es halt nicht mehr. Gewisse Dinge sind besprochen worden, wurden aber von der Band nicht umgesetzt.
Andererseits werden mit die Wörter teilweise im Mund rumgedreht, auf Argumente und sachliche Hinweise meinerseits wird gar nicht erst eingegangen.

Da nutzt Reden dann halt nix mehr :nix:.

Deswegen blase ich jetzt aber kein Trübsal, sondern versuche nun mal ein schon lang bei mir im Hinterkopf vorhandenes Projekt umzusetzen:

Die Gründung einer Prince-Tribute-Band, die aber auch Songs anderer Interpreten mit ins Programm nimmt.
Sowas gibt es bei uns im Umkreis noch nicht.
 
Ich denke, hier wurde viel Gutes und Richtiges geschrieben. Für mich sind bei allen Arten von "Problemen die besprochen werden sollten" zwei Dinge wichtig.
Erstens - Selbstkritik (Selbstdisziplin): Man sollte sich immer an die eigene Nase fassen, dass eigene Handeln überdenken. Bei Konflikten gibt es immer zwei Seiten. Vllt hat man unbewusst ein "Fehlverhalten" provoziert. Man sollte immer zu erst über sich selber nachdenken, bevor man den Fehler bei jemand anderem sucht.
Zweitens - wie oben schon geschrieben "Der Ton macht die Musik". Das Gespräch richtig einzuleiten ist sehr wichtig. Wenn man zunächst mit etwas Positivem beginnt und danach erst kritisiert (konstruktiv kritisiert!), hat der Gesprächspartner viel bessere Möglichkeiten darauf zu reagieren. "Wie Du X umsetzt, finde ich richtig gut, aber bei Y hakt es meiner Meinung nach noch etwas."

In einem Kommunikationstraining habe ich mal gelernt, dass jeder über sich selbst herausfinden sollte, welche Rolle er in einer Gruppe ausübt. Ist man der Anführer, orientieren andere sich an mir? Oder ist man eher der stille Beobachter? Bin ich einer der geführt werden möchte, will ich lieber selber mitbestimmen... Wenn man seine Rolle und die der anderen kennt (und somit die Charaktere einigermaßen richtig einzuschätzen vermag), dann kann man Gespräche viel besser gestalten.
 
Ergänzend würde ich auch immer schauen, dass eine gesunde Kommunikationskultur herrscht.
Meiner Meinung nach ist eine schleichende Untergrabung des Zusammenhaltes nicht tolerierbar.
Wenn Leute einerseits nach dem Mund reden, andererseits aber bei Abwesenheit einzelner über diese herziehen, schadet das dem Bandklima schleichend und irreversibel, wenn man dieser doch sehr verbreiteten Unsitte nicht offen gegenüber tritt.
Warum manche so etwas tun müssen... Keine Ahnung.
Meiner Beobachtung nach sind es aber die, die andere Mitmusiker als potentielle Konkurrenten verstehen.
So etwas geht m. M. n. gar nicht.
 
Klar sind Musiker da empfindlichere Seelen als einige andere Leute. Schließlich ist bei jeder Kritik, und sei sie noch so klein, irgendwo im Hinterkopf der Gedanke "Scheiße, die wollen mich aus der Band werfen". Egal, ob gerechtfertigt oder nicht - wenn die Kritik als solche vorgebracht wird ("Du säufst zuviel"), kommt bei vielen einfach dieser Automatismus, der eine Abwehrhaltung hervorbringt.
Sehe ich nicht ganz so. Die meisten, die ich kenne, sind eher unempfindlich, müssen sie auch sein, denn gerade bei Rockmusikern, herrscht oft schon ein sehr direkter und rüger Umgangston, z.B. "Was spielst Du denn da schon wieder für ne Scheissse!" - das muss man abkönnen, hat überhaupt nichts damit zu tun, dass man denjenigen rauswerfen will.
Reden ist wichtig, der Umgangston ist u.U. gewöhnungsbedürftig, aber irgendwann wissen alle, wie sie mit entsprechenden Sprüchen umgehen müssen. Das Problem ist leider, dass manche nicht kritikfähig sind, und dann kann so ein Gespräch auch schnell ausarten bis zur Eskalation. Und ja, das kann auch mal zum Austritt aus einer Band führen. Entweder ist die Band sich einig, dass ein Musiker nicht mehr tragbar ist, und man sich von ihm trennt, oder wie im Fall von Trommler, das man für sich selbst die Entscheidung trifft.
 
Kommt immer stark darauf an - die Leute, mit denen es dann "Probleme" gibt, sind aber meistens die "unsicheren", die sachliche Kritik schnell in den falschen Hals kriegen können und sich entweder komplett zurückziehen oder aber sich in die Ecke gedrängt fühlen und nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" agieren. Das kann dann auch mal schnell eskalieren...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben