ich kann mit melodisch moll nix anfangen

ginod
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Hallo,

der Titel sagt eigentlich schon mein Problem. Ich habe mich mal mit der melodischen Moll Tonleiter auseinandergesetzt.

Jetzt wollte ich ihren Klang erforschen. Angeblich gäbe es keine Avoid notes, aber bei mir klingt es oft schief und ich weiß nicht warum. Ich glaube ich habe noch nicht so den Kniff entdeckt bei dieser Tonleiter. Ich habe versucht mit einer C melodisch Moll Tonleiter über eine Dm7 | F7 | G7 | Progression zu spielen.

Es tauchen als Grundvierklang der moll sept akkord auf der 2. Stufe und 2 Dominantsept Akkorde auf der 4 und 5 Stufe auf.

Jetzt müsste ich ja mit der C melodisch Moll Tonleiter über diese Akkordefolge spielen können um einen dorisch b9 Klang zu erhalten. (wenigstens ansatzweise)

Aber ich finde es klingt echt nicht schön. Liegt es an mir oder ist es vielleicht einfach "Geschmackssache" diese Tonleiter zu nutzen. Aber von den versprochenen "No Avoid notes", was ich in einem Artikel aufgeschnappt habe, kann ich leider nix feststellen. Bie mir klingt es sehr oft einfach unharmonisch und ich bin eigentlich kein Anfänger an der Gitarre.

Wo liegt mein Fehler?
 
Eigenschaft
 
Als nicht so sattelfester Theoretiker bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich Dir helfen kann oder Dein Problem überhaupt richtig verstehe. Ich kann mit dieser Herangehensweise (C-melodisch-moll DENKEN, damit irgendeine D-Skala daraus entsteht ... , nur weil die gemeinsame Töne haben ...) nicht recht viel anfangen. Dennoch hier das, was ich vielleicht beitragen kann:

1) Melodisch Moll ist in erster Linie eine "melodische Farbe". Und zwar das vor allem bei AUFWÄRTS gehenden Linien. Bei ABWÄRTS-Linien wird sich seltener ein MM-Verlauf finden lassen. Probier es aus, und Du wirst gleich hören, warum das so ist (Verstärkung der Wirkung des Leittons). Bei einer Abwärtsbewegung wird man sich - in diesem Kontext - meist wieder in äolisch. Außerdem hat die MM-Farbe irgendwie die Tendenz, sich rasch wieder (in andere Moll-Farben) aufzulösen.

2) Der erste Kandidat für die Verwendung einer C-MM-Skala ist also ein C-Moll-Akkord. Und zwar kein Cm7, sondern logischerweise Cm-maj7 (Major/Minor).

3) Natürlich gibt es auch für MM eine diatonische Akkord-Funktionsreihe, die da lautet (z. B. in C-MM):

C-maj7 / D-7 / Eb+maj7 / F7 / G7 / A-7(b5) / B-7(b5)

Allerdings wird es Dir schwerfallen, aus eben den genannten melodischen Gründen eine wirklich befriedigende, längere, Akkordprogression zu bauen, die in diesem Sinne diatonisch ist. Und außerdem nochmals: Melodien gehen auf und ab, und die MM ist primär nur für die Aufwärtsbewegung geeignet.

Ich hoffe, das war wenigstens ein Denkanstoß für Dich.

LG,
Thomas
 
Und außerdem nochmals: Melodien gehen auf und ab, und die MM ist primär nur für die Aufwärtsbewegung geeignet.

Deshalb wird MM in Jazz etc. innerhalb einer Stufenharmonik (also alles außerhalb durchkomponierter "Klassik") ja auch auf- und abwärts gleich gespielt = sog. "Jazzmoll".

ginod schrieb:
Aber ich finde es klingt echt nicht schön. Liegt es an mir oder ist es vielleicht einfach "Geschmackssache" diese Tonleiter zu nutzen.

1. Wird MM eigentlich nicht durchgängig über vollständige Kadenzen eingesetzt.

2. Braucht jeder zunächst ungewohnter Mode Zeit, mit seinen Eigenheiten A) im Ohr anzukommen und B) zum klingen zu bringen. Deshalb erstmal mit Punkt 2 von turko anfangen und nur auf bsp. einem c-moll Akkord rumspielen.

Hier ein kurzes Beispiel für eine Sequenz in a-MM

Klick Mp3 melomoll

3. Häufigste "Einsatzgebiete" von MM sind eher punktuelle Spannungsverstärkungen in modalem Gebrauch.

Beispiel 1: Bespiel' einen C7 mit Bluestonleiter und verwende als Übergang zur Subdominante F7 einen Takt lang die MM-Skala in c# (ergibt den Mode = C alteriert/superlokrisch). Diese Variante dürfte Dir von diversen Jazzblues-Stücken gehörmäßig irgendwie schon mal bekannt vorkommen.

Beispiel 2: Spiele ein E als Grundton und verwende h-MM (=Mode mixolydisch #11). Wird gern im Fusion zur Steigerung genommen, wenn mixolydisch allein es nicht mehr tut:

Klick Mp3 mixo#11

4. Eine überraschend exotische Variante bietet die Wundertüte MM beim Einsatz im Mode Mixo b13 = entspricht nämlich der indischen Hindu-Tonleiter. Hier MM (a) über Tonbasis E als kurzes Audiobeispiel

Klick Mp3 mixob13

Zusammenfassung: MM ist ein sehr eigener Kosmos und bietet sehr viele interesssante Färbe-Möglichkeiten. Da diese sehr unterschiedlich klingen und sich deshalb nicht auf Anhieb erschließen, sollte man sich jedem Mode von MM einzeln mit Geduld behutsam nähern und geduldig die jeweiligen Eigenarten ausloten.

Anmerkung: Die Audiobeispiele sind kurze Schnipsel aus meinen eigenen Übungen, mir verschiedene MM-Klangmöglichkeiten zu erarbeiten. Wobei erarbeiten durchaus wörtlich zu nehmen ist. Der Klang kommt nicht von selbst zu einem, Man muss sich um ihn bemühen, seine Eigenheiten und mögliche Einsatzmöglichkeiten mit Geduld ausloten. Auch wenn ich das eher selten einsetze - es ist ein gutes Gefühl, es verwenden zu können, wenn man möchte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wow vielen Dank für eure Mühe. Jetzt weiß ich wenigstens, dass es wirklich an mir liegt, weil Hans Beispiele für mein Ohr echt toll klingen.

Ich werde versuchen die Möglichkeiten langsam auszuschöpfen und beginne wohl mal bei dem Cmmaj7 Akkord und die Einbindung der melodisch Moll Tonleiter in den Blues.

Vielen Dank
 

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