Improvisation auf der Posaune

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wibem
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Hallo, ich möchte mich gern am Improvisieren mit der Posaune versuchen.
Wie geht man da heran? Grundkenntnisse über Akkorde und Improvisation sind vorhanden. Es geht mir mehr darum, was die spezielle Vorgehensweise bei der Posaune ist. Auch Hinweise auf spezielle Bücher zu dem Thema, CDs, Videos oder auch Namen von guten Posaunenspielern wären hilfreich.
 
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Hallo Wibem

großes Thema - bin ich schon seit Jahren dran.

1. Viel Jazz hören - und nicht nur Posaunisten. Meine Lieblingez.Zt. (unter den Posaunisten) sind hier Steve Davis(jedes seiner Soli sollte ausgedruckt werden), Curtis Fuller, Nils Wogram (unereichbar) und natürlich Albert Mangelsdorf (schon alleine wie er im Jazz sein ganz eigene Ding macht)

2. man kommt ums Üben der vielen möglichen Skalen nicht rum - auch wenn man sie dann nicht unbedingt im Solo spielt - aber man
lernt sein Instrument kennen - und gewinnt wahnsinnig an Grundlagen und Technik - und es sollte keine "unbequemen" Skalen geben
-also durch jede Tonart durch (Gute Grundlagen-Übungen hier in "Patterns for Jazz" von Jerry Coker u.a.- gibts im Bass-Schlüssel)
schöne Schule (für Fortgeschrittene und nicht nur Jazzer) "Trombone Technique through Music" von Ed Neumeister.)

als Material zum Einstieg eignet sich auch die ganzen Aebersold - Sachen -( aber nicht daran kleben bleiben)

§.Jazz bedeutet aber v.a. auch mit anderen zusammenspielen - auf andere hören - also such Dir vielleicht Leute die das gleiche
Ziel und Motivation haben wie Du.
Es gibt in jeder größeren Stadt auch Amateur Jazz Sessions.
Sehr gut auch Work Shops - man lernt dort nicht nur viel Theorie und Technik, sondern auch viele gleichgesinnte Leute kennen.

Fürs Üben im stillen Kämmerlein sehr gut (finde ich) "Band in the Box" - ein tolles Computerprogramm wo Du dir nach Geschmack eine
Begleitband zusamenstellen kannst und die Akkorde jedes denkbaren Jazzstücks eingeben kannst. Toll hie auch Du bestimmst das Tempo - bei Aebersold
leider fest vorgegeben (und meist für Anfänger zu schnell)
Du brauchst natürlich auch die "REALBOOKS"( zumindest Band 1 und 2 gibts im Bassschlüssel) in dem Melodie und Akkorde der wichtigsten
Standarts stehen

3. obwohl ich schon sehr lange Posaune spiele habe ich mir auch einen professionellen Lehrer gesucht - nicht nur für den Unterricht - er gibt dir auch
Feedback über das was Du da produzierst und hilft Dir vor allem weiter falls Du (geschieht leicht) in eine Sackgasse geraten bist.

4. Noch eine persönliche Sache: Jazz kann man ja an der Musikhochschule studieren - meine Erfahrung ist: toll die spielen alle wie die
Götter - haben alles drauf von Charlie Parker , John Coltrane, Michael Brecker usw. - aber klingen alle irgendwie gleich,
Such Dir Vorbilder - natürlich - hör Dir die Großen an - aber versuch auch Dein eigens Ding zu machen.

Übe nicht nur Skalen und Akkordfolgen - setz Dich einfach auch mal hin und spiele frei vor dich hin - höre wie Du klingst


Bernd
 
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Für alle Improvisation gilt, dass sie vom musikalischen Hören (plus Erfahrung/Licks) gesteuert wird. Manche Menschen können das intuitiv auf dem Instrument umsetzen, die meisten müssen systematisch dafür üben.
Im zweiten Fall wirst Du z.B. typische Akkordverbindungen oder Skalen bei Vorbildern natürlich viel sicherer erkennen, wenn Du übst, sie singen zu können und mit dem Instrument auf Akkordverbindungen anzuwenden. Die wichtigsten Skalen <-> Akkorde bilden den Grundstock, den man dann musikalisch aufbauen kann.
Viel gute Info: http://www.jazzbooks.com/mm5/download/FQBK-handbook.pdf

Unabhängig vom Instrument finde ich als "Anleitung" dazu das Buch von Kellert, Frtisch, Lonardoni - Improvisieren sehr gelungen. Es verbindet unzählige praktische Übungen mit dem benötigten musiktheoretischen Hintergrundwissen in sehr eingängiger Art und Weise, wie es bis jetzt kein anderes Buch schafft.
Hier gibt es etwas Einblick: Inhaltsverzeichnis Improvisieren

Ich empfehle bei diesem Buch den Einstieg mit dem zweiten Kapitel, S. 52. Für die sehr guten Übungen sollte man sich wirklich Zeit zu lassen, damit sich auch das Ohr für die Klänge entwickeln kann. Blattsingen der Vorschläge und kontrollieren auf dem Instrument ist dabei als Übung natürlich Gold wert.
Ebenso die Anwendung des jeweiligen Stoffs auf typische Akkordverbindungen, wie sie den Stücken von Snideros Jazz Conception Reihe und bei den sehr bekannten Jamey Aebersold Play-Alongs stehen. Bei Bedarf kann ich noch detaillierte Infos geben.

Speziell für Jazz ist Frank Sikora, Neue Jazz-Harmonielehre ein musiktheoretisches Standardwerk, aber sowohl umfassender als auch wegen der theoretischen Tiefe anspruchsvoller.

Bei jeder Richtung (Pop, Rock , Jazz...) ist es unumgänglich, sich mit den Solos seiner Lieblingsinstrumentalisten zu beschäftigen.
Man sucht sich zunächst ein möglichst einfaches Solo heraus, lernt es nachzusingen, dann nachzuspielen und schließlich (bei Spaß daran nd Wissendurst), es zu analysieren.
Wenn das allein zu schwer fällt, hilft vielleicht der Austausch im Forum, aber vermutlich noch mehr ein Lehrer, der einen Plan hat, das Handwerkszeug der Improvisation zu vermitteln.

Wenn Du soweit bist, kannst Du bei Fragen je nach "Problem" sicher jede Menge Hilfe im Bereich der Musiktheorie, bei den Genres oder hier, z.B. bei Spieltechnik und Posaunenpraxis, bekommen.

Ein aktueller deutscher Posaunist, der mir gefällt ist z.B. Jürgen Neudert, Kostproben findest Du bei Youtube und natürlich auf seinen CDs.
Sehr bekannt sind Bart van Lier, der lange bei Peter Herbolzheimer gespielt hat oder z.B. Andy Martin, Ray Anderson und Mark Nightingale.
Legendären Ruf erreichten z.B. J.J. Johnson und Albert Mangelsdorff.
Diese Auswahl ist natürlich sehr bruchstückhaft und nach meinem Geschmack bzw. CD Regal. :)

Den Nutzen von Band In A Box kann ich nur bestätigen. Ich kenne das Programm seit den frühen 90ern und habe es damals noch vor WWW Zeiten direkt bei Peter Gannon bestellt, per Disketten-Post und ein späteres Upgrade auf CDs aus Amerika. :D
Obwohl ich eine (nicht mehr ganz aktuelle) Ausgabe mit etlichem Gedöns habe, benutze ich beim Üben nur die einfache Variante mit MIDI-Sounds.

Was das "eigene Ding" betrifft, so sehe ich das entspannt. Es gibt unzählige Künstlersprüche zu dem Thema, sehr bekannt ist ein angebliches Zitat von Picasso: "good artists borrow, great artists steal" und eines von Clark Terry: "imitate, assimilate, innovate". Das Letztere nachweisbar zu leisten, ist freilich nur recht wenigen Profis vergönnt.

Gruß Claus
 
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Herzlichen Dank für die vielen Hinweise. Damit ist mir schon ein gutes Stück geholfen.
 

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