Drei Chöre im Melodiebass von Konvertermodellen?

Hallo Maxito, danke für die schnelle Antwort, stimmt, darauf hätte ich selbst kommen können! Es ist nicht mein Instrument, aber ich hätte es spannend gefunden, wenn es drei Chöre mit 16,16 und dann 8 oder 4 gehabt hätte, weil ich nach so einem Instrument suche. Hier hatte ich die Hoffnung, die beiden Chöre auf dem ganz hohen Stimmstock sahen nämlich gleich hoch aus - wobei auf den zweiten Blick die Metallteile an den Stimmzungen verschieden sind, so dass das der tiefste Chor ist und ein leicht höherer, der sich mit der tiefsten Oktave aber überlappt, kann das sein?

Also hätte dieses Akkordeon 6 Chöre im Standardbass und 2 Chöre (16,8) im Melodiebass?

Eine Oktavkoppel scheint dabei zu sein. Aber dann hätte ich ja im vollsten Fall (also beide Chöre 16,8 mit Oktavkoppel) nicht 16,16,8 - sondern 16,8 und dazu dann je eine Oktave höher, also 16,8,8,4?
 
wobei auf den zweiten Blick die Metallteile an den Stimmzungen verschieden sind, so dass das der tiefste Chor ist und ein leicht höherer, der sich mit der tiefsten Oktave aber überlappt, kann das sein?

Das täuscht - die sind genau um 1 Oktave verschieden. Die mit den ganz großen Gewichten ist der Grundbass, die auf der gegenüberliegenden Seite der Beibass - 1 Oktave höher. Und weil der tiefe Chor ja über mehrere Oktaven geht braucht er iin der nächst höheren Oktave die gleichen Töne, die der Beibasschor als tiefste Oktave hat. Drum sind die Stimmplatten in der Größe auch doppelt vorhanden - pro Chor 1x.

Dass die restlichen tiefen Töne an der Seite der anderen Chöre aufgeschichtet wurden ist hier eben konstruktiv so gelöst worden. War füher eine übliche Konstruktion. Das kenne ich von meiner Morino VIM ebenfalls genau so (also die Aufteilung der restlichen großen Stimmplatten auf die anderen Chöre)- wurde dann nachgebaut von Delicia und die ganz alten Golas mit Melodiebass waren ebenfalls im Bass so aufgebaut. Kann man also sagen: einer hats erfunden, hat ganz gut funktioniert und der Rest hats dann erstmal übernommen, denn darum sollte man was anderes machen wenn schon eine gut funktionierende Lösung vorhanden ist. Wobei ich nicht weiß ob Morino diese Anordnung erfunden hat, oder auch schon anderswo gesehen und dann übernommen hat.

Eine Oktavkoppel scheint dabei zu sein. Aber dann hätte ich ja im vollsten Fall (also beide Chöre 16,8 mit Oktavkoppel) nicht 16,16,8 - sondern 16,8 und dazu dann je eine Oktave höher, also 16,8,8,4?

Auch das hats früher öfter gegeben, daß man noch eine "hohe" Oktave dazuschalten konnte. Das war aber eigentlch nicht unbedingt ein Feature für den Melodiebass, sodnern eher für den Standardbass gedacht.. wirkte aber natürlich auch im Melodiebass. Diese hohe Oktave ist natürlich nicht komplett vorhanden, sondern wird aus den vorhandenen Tönen gebildet, nur halt ein Oktave höher abgegriffen. Das geht solange gut, solange man keine Oktavgriffe macht... denn dann greift man genau den Ton der de hohe Oktave bildet. Fällt meist nicht auf - ist klanglich aber dann trotzdem aus weniger "echten" klingenden Tönen zusammengesetzt und kann je nach Stück dann schon n bissl als anders klingend auffallen.

.. Und auch klar, bei den ganz hohen Tönen läuft diese Koppel dann ins Leere, weil keine weiteren noch höheren Töne vorhanden sind, die man abgreifen kann.

Aber auch ganz klar :mit so einer koppelbaren Oktave kann man keine weiteren Stimmplatten erzeugen, sondern nur vorhandene, die in dem Moment nicht genutzt werden, mitverwenden. Ein Doppel-16 ist somit natürlich nicht machbar. Für sowas müssen die Stimmplatten schon in Natura vorhanden sein!
 
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Also hätte dieses Akkordeon 6 Chöre im Standardbass und 2 Chöre (16,8) im Melodiebass?
Das kann so sein, muss aber nicht.
Zwei Chöre im M3 hat maxito ja schon beantwortet, aber die Choranzahl im M2 hängt nicht nur davon ab, sondern auch ob entsprechende Registerschaltungen vorhanden sind.
Meist kosten mehr Basschöre deshalb Aufpreis. Ich persönlich vermisse die zusätzlichen hohen Chöre bei meiner Guerrini nicht.

BTW: Ist das eine Paolo Soprani, oder wer beizt das Nussbaumholz sonst noch so rot?
 
Hallo ihr beiden, danke für die Antworten, Maxito v. a. für die ausführlichen Erklärungen! Jetzt ist mir das klar geworden!
Wenn man dann den vollen Melodiebass mit Koppel spielt, klingen dann, wenn man einen Knopf drückt, 4 Stimmzungen (sofern verfügbar) gleichzeitig? Oder wird immer nur ein Chor dazugekoppelt?
Das ist so eine Sonderanfertigung einer Victoria XB 440, die laut Victorias Seite immer einen 3chörigen Melodiebass haben, aber hier anscheinend nicht. Ich habe da einmal nachgefragt, die Modelle nach Fabrik haben (heutzutage - früher weiß ich nicht) auch einen tiefen Chor mit durchgehenden Stimmplatten und dieses Modell hier nicht. Dafür hat dieses Akkordeon einen 5. Diskantchor, die hohe Quinte, wobei ich sowas nie gehört habe. Die Hohner Imperator hat das ja auch, ich hatte mal eine in der Hand, aber habe den Klang vergessen (außer dass er blechern war).
Arrigo, mit den Registerschaltern - das Master- / Tutti-Register hat doch dann aber immer alle Chöre voll?
 
Hallo Sven Svensson,

weil ich nach so einem Instrument suche

Beltrami hat zwei schöne Instrumente im Angebot: CVP6 und CVP7:

http://www.beltrami-fisarmoniche.it/fisarmoniche.php?id3=31

http://www.beltrami-fisarmoniche.it/fisarmoniche.php?id3=30

Beide haben drei Chöre im Einzeltonbass:

Beltrami III.jpg


Gruß, Vladimir
 
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Danke Vladimir! Die sehen traumhaft aus! Die kosten sicher ein Vermögen! Das eine hat ja sogar 5 Chöre im Diskant, sicher auch mit Quinte. Die Marke Beltrami kannte ich vorher gar nicht :)
 
Arrigo, mit den Registerschaltern - das Master- / Tutti-Register hat doch dann aber immer alle Chöre voll?
Ja, aber das heißt eben unabhängig von der Anzahl der M3-Chöre nur:
Ist der Standardbass 4-chörig ist das Tutti/Master-Register 4-chörig, ist der Standardbass 5-chörig ist das Tutti/Master-Register 5-chörig und ist der Standardbass 6-chörig ist das Tutti/Master-Register 6-chörig.
Der Standardbass beim Melodiebassakkordeon ist, wenn er 4-chörig ist, nicht deshalb nur 4-chörig, weil keine Stimmzungen mehr übrig sind, sondern weil man klanglich nicht mehr braucht/haben will.
Auch wenn ich einen Fall kenne, in dem ein zusätzlicher Basschor ein tiefer Chor ist (Eriso), sind die zusätzlichen Basschöre in aller Regel hohe Chöre, so dass der Bass dadurch insgesamt höher wird, was im Jazz gewünscht sein kann, aber sonst eher nicht.
 
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Wenn man dann den vollen Melodiebass mit Koppel spielt, klingen dann, wenn man einen Knopf drückt, 4 Stimmzungen (sofern verfügbar) gleichzeitig? Oder wird immer nur ein Chor dazugekoppelt?

Da muss ich im Moment mit einer genauen Antwort passen ... weiß ich im Moment nicht sicher - da müsste ich jetzt erst die Kiste aufmachen und nachschauen.

Bei meiner Morino würde ich jetzt schätzen, das die hohe Oktave sich nur auf den Standardbass auswirkt, denn der Koppelschalter rückt 12 Koppelhebel in die Mechanik ein, oder rückt die aus dem Betrieb raus... das sieht sehr danach aus, dass dies nur für 1 Oktave gemacht ist und damit eigentlich nur im Standardbass dann wirkt.

Auf dem Foto sieht man die 12 schaltbaren Koppelhebel bei der Morino VIM Mechanik:

Bassmechanik-VIM.jpg

Wenn s wirklich jemand interessiert schau ich die nächsten Tage mal genau in die Kiste rein und schau nach, wie und wann die wirken.

Wenn ich ehrlich bin, dann hat mich dieser schaltbare hohe Chor im Bass bisher nur dahingehend interessiert, dass man ihn abschalten kann :D. Denn beim Bass mag ich zwar nciht unbedingt immer diese ganz tiefen Bässe (bis zum Kontra E) und mag s gern wenn der Bass nicht ganz so tief ist, aber diese kieksigen hohen Töne durch die hohen Chöre fand und finde ich im Bass eher störend - es soll ja ein Bass sein und kein "Piccolobass"!

Das mit dem schaltbaran hohen Chor kam eigentlich wo ganz anders her:

Beim Standardbass werden mit den Registerschaltern ja immer ein oder mehrere Chöre - beim Bass also immer eine Oktave! zu oder weggeschaltet. Bei vorgelagertenM MIII werden dann, weil anders als beim Konverter nicht die ganze Bassmechanik umgeschaltet wird, sondern über Zusatzhebel eigentlich immer aktiv im Eingriff ist, gibt das dann ein Problem wenn mit den Registerschaltern diverse Oktaven weggeschaltet werden können...

...Wenn man dan zufällig so ein Register geschaltet hat und MIII spielt, dann kanns einfach passieren, dass zwischendurch einfach mal ne Oktave nicht vorhanden war, weil die ja per Register grad ausgeschaltet ist... dann spielt man da schlichtweg ins Leere und hat eine "stumme Oktave" ... da iss natürlich beim MIII Spiel saublöd geht nicht. Drum wurden früher über lange Zeit bei MIII Bass nur 3 Registerschalter verwendet (wenns mehr waren, waren die oftmals doppelt vorhanden) so dass man per Registerschalter nur tiefe Oktave, hohe Oktave und Tutti schalten konnte. Damit war die Gefahr gebannt im MIII versehentlich ne Leerkotave zu schalten.

Damit klingt der Bass aber dann halt eher "Grundtönig". Weil aber zu der zeit der Sikant auch meist so aufnebaut war dass man "brillanten" Klang, also mit teilweise betonten Höhen bevorzugte (war damals halt so der angesagte Geschmack) da brauchte man dann einen Bass der eben zu so einem "brillant" klingenden Diskant passt und da brauchts dann halt auch einen hohen Chor. weil jetzt aber wegen der Gefahr von Leeroktaven diese Register nicht einfach auf die normalen Register gelegt werden konnten hat man dann oft einen Zusatzschalter angebracht, mit dem man dann noch zusätzlich den hohen Chor einschalten oder ausschalten konnte.

Wie gesagt, bei meiner Morinio hab ich den hohen Chor praktisch immer ausgeschaltet gelassen - ich weiß sicher, dass der beim Standarbass wirkt, aber ich meine dass der im MIII nie hörbar mit dazu kam. Drum glaube ich dass der nur auf den Standarbass wirkt.

Aber die Konstruktion kann man natürlich auch so umgestalten , dass die auch im MIII wirkt und ich meine @Akkordeonengel hat mal ein Instrument vorgestellt oder erwähnt, wo die Oktavkoppel auch im Melodiebass komplett wirkt.
 
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Diesen Schalter bei der Morino VI N kenne ich auch, die hohen Töne waren auch nie meins - aber ich hatte immer gedacht, dass das einfach so etwas ist wie wenn man im Diskant einen fünften Chor in allen Registern zusätzlich ein- und ausschalten kann wie bei diesen Quintchören oder bei der Scandalli Polifonico. Dass das bei der Morino eine Oktavkoppel war, hatt eich nicht gedacht,
denn Oktavkoppeln habe ich mir immer so vorgestellt, dass nicht bei jedem Chor / Register ein bestimmter Chor (hier der höchste) zugeschaltet wird, sondern immer eine Oktave höher als der Ton ist, den man anspiele - dann also beim Melodiebass, damit die tiefen Töne shcneller anspringen und man auch ein höheres Klangvolumen hat. Also war ich davon ausgegangen, dass es eine Mechanik gibt bei der Oktavkoppel, dass zu jedem beliebigen Melodiebasston der Ton eine Oktave höher dazukommt.
Ich habe einmal eine Bassmechanik komplett auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt, bis 5 h morgens, nur weil da ein Filz auf einer Klappe verrutscht war. Da habe ich das Teil gut verstanden. Aber die Convertermechanik ließ sich nicht so ohne Weiteres mehr durchschauen.
 
Also war ich davon ausgegangen, dass es eine Mechanik gibt bei der Oktavkoppel, dass zu jedem beliebigen Melodiebasston der Ton eine Oktave höher dazukommt.
Das klingt jetzt sicher blöd, aber du schreibst wirklich so als ob du das nicht wüsstest - was ich eigentlich nicht glaube:
So eine Mechanik gibt es, nämlich die ganz normale Registermechanik:
Habe ich Melodiebass in Oktavstimmung (8-16) (und den habe ich tatsächlich), dann kann ich vom einchörigen Register 16' auf das zweichörige Register (8-16) schalten und schalte damit zu jedem beliebigen Melodiebasston einen Ton eine Oktave höher dazu.
Und ja, das ist notwendig, damit die tiefen Töne besser ansprechen und auch, damit der Melodiebass mit mehrchörigen Diskantregistern mithalten kann.

Zu den zwei 16' Chören: Aus Platzgründen ist das nicht für jedes M3-Akkordeon möglich.
Klangbutter hat mal seine Jupiter so beschrieben, dass die tiefsten Töne (und nur diese) doppelt ausgeführt sind.
Und bei Eriso könnte ich mir gut vorstellen, dass es dreichörigen Melodiebass mit zwei 16'-Chören gibt, weil der Herr Sokollik einen tiefen Basschor zum Nachrüsten anbietet, und zwar indem ein normaler Stimmstock durch einen Winkelstimmstock (oder einen verlängerten) ersetzt wird, auf dem doppelt so viele Stimmzungen Platz haben. Ob das jedoch auch bei seinen Instrumenten mit sechschörigem Standardbass und dreichörigem Melodiebass so gelöst ist, weiß ich nicht.
 
So eine Mechanik gibt es, nämlich die ganz normale Registermechanik:

Das sind jetzt doch zwei verschiedene Sachen:

Beim "normalen" Melodiebass , so wie im Bild weiter oben, habe ich tatsächlich zwei separate Chöre (2x 58 Stimmplatten), so dass tatsächlich bei zweichörigem Register zwei sonst völlig unabhängige Töne vorhanden sind. Und die werden auch ganz normal mit Registerschiebern auf und zu geschaltet. Hier kann ich soviele Knöpfe drücken, wie ich will und habe dann für jeden Knopf einen zweichörigen Ton der erklingt.

Um das gegenüber der Oktavkoppel zu erläutern, wo der Unterschied liegt:

Habe ich zwei Chöre (normaler zweichöriger Melodiebass) eingesschaltet und Spiele dann einen Oktavgriff (das geht ja noch ganz gut im MIII) ... z.B. ein A, dann erklingen für den tiefen Ton A+a und für die Oktave a+a1... also vier Stimmzungen, wobei der höhere Tone jeweils aus dem zweiten Chor kommt.

Bei einer Oktavkoppel wird im vorhandenen Chor ein Ton zugeschaltet der eine Oktave höher klingt. Mache ich hier jetzt einen Oktavgriff, dann klingt für den tiefen Ton A+a (aus dem gleichen Stimmstock , jedoch eine Oktave höher) und für den gegriffenen Oktavton klingt dann aber nur noch a1... weil die Stimmzunge vom Ton ja schon durch die Oktavkoppel vom tiefen Ton mitangesteuert wurde habe ich den Ton nicht nochmals zur Verfügung - somit klingen dann insgesamt nur noch 3 Stimmzungen : nämlich A, a und a1.

... Und für die oberste Oktave in dem Chor klingt dann nur noch 1 Ton, weil für die Oktavkoppel ja keine höheren Töne auf dem Stimmstock vorhanden sind. Es sind ja nach wie vor nur 58 Stimmplatten für den Chor vorhanden!

Das alles darf man nicht mit einer festen Koppelung der Chöre für die unterste Oktave des tiefen Chors verwechseln. Bzw. genaugenommen gilt das für den ganzen Stimmstock auf dem die tiefen Töne sitzen (und der hat bei MIII instrumenten meist 15 Stimmplatten drauf). Hier habe ich in natura 2 Chöre zur Verfügung mit jeweils eigenen Stimmplatten und hier wird dann die tiefste Oktave (bzw. soviel wie der Stimmstock Stimmplatten in einer Reihe hat) Das wird hir ganz gezielt gemahct m eine schnellere Ansprache der ganz tiefen Töne zu erhalten.

Bei meiner Morino VIM sind hier mechanisch die Tennwände innerhalb des Stimmstocks offen und auch die Tonklappen haben keinen Trennsteg zwischen den beiden Chören. Hier wird immer der Beibass mit angesprochen, wenn ich den Grundton drücke. Ich kann also auch bei einchörigem MIII Spiel in den untersten 15 Tönen immer nur 2 chörig spielen, weil der Stimmstock mechanisch eine feste Verbindung zwischen den Chören hat.

Sieht bei der Morino VIM so aus:
grundbass2.jpg

Bei der Morino VIN weiß ich s nicht sicher - ich meine gelesen zu haben, dass dass dort der Melodiebass separat schaltbar ist und die tiefen Töne nicht fest miteinander verbunden sind.
Bei der Gola mit MIII sind beide Chöre bis zu den tiefsten Tönen komplett getrennt - da kann man dan auch einchörig bis zum tiefsten Ton (Kontra E) spielen, wenn man will.


ein/zweichörig vs. Oktavkoppel ist im Diskant einfach zu überblicken , weil da die Ganztöne alle schön auf einem Stimmstock in einer Reihe schön hintereinander aufgereiht sitzen und alle Halbtöne auf einem anderen. Schaltet man hier einen weiteren Chor dazu dann werden z.B. die Töne auf der andere Seite des Stimmstocks aktiviert - also andere, weitere Stimmplatten.

Wenn man hier eine Oktavkoppel dazuschaltet (Gibts als Option z.B. bei der MIII Gola als zuschaltbare Quintmixtur - dann sieht man das auch ganz einfach wie aus der gleichen Stimmstockreihe nochmals Töne mitbetätigt werden.(und die oberste Oktave hat dann keine Quintmixtur oder einen Oktacknick nach unten)


Beim Melodiebass kommt man leicht durcheinander, weil hier die Töne eines Chors auf viele Stimmstöcke verteilt sind und auch nicht unbedingt in chronologischer Reihen folge sitzen. Deshalb verliert man hier dann doch leichter mal den Überblick, was eine Koppelung von zwei separaten Chören ist und was eine Oktavkoppel innerhalb des gleichen Chores ist.


Um das nochmals anhand der Morino VIM zu erläutern:


Das Bild das ich ein paar Posts weiter oben eingestellt habe zeigt eine Oktavkoppelung, mit der eine höhere Oktave beim gleichen Chor zugeschaltet werden kann. Es werden hierfür vorhandene Töne aus dem gleichen Chor verwendet (Im Diskant würden dei dann auf dem gleichen auf der gleichen Seite Stimmstock sitzen)

Und das Bild hier ein paar Zeilen weiter oben zeigt eine mechanische Koppelung von zwei sonst völlig unabhängigen Chören. Hier werden Töne aus einem weiteren Chor dazugeschaltet - es kommen also neue Stimmplatten ins Spiel (Im Diskant würden die dann auf der anderen Seite des Stimmstocks oder auf einem anderen Stimmstock sitzen.)



Und bei Eriso könnte ich mir gut vorstellen, dass es dreichörigen Melodiebass mit zwei 16'-Chören gibt, weil der Herr Sokollik einen tiefen Basschor zum Nachrüsten anbietet, und zwar indem ein normaler Stimmstock durch einen Winkelstimmstock (oder einen verlängerten) ersetzt wird, auf dem doppelt so viele Stimmzungen Platz haben

Das ist in der Tat ein Platzproblem. Denn im Akkordeon gehts meist sehr eng zu - Wenn der Balg ganz geschlossen ist, ist zwischen Diskant und Bassstimmstöcken meist nur sehr wenig Platz - meist nur noch ein bis zwei cm. Wenn man hier einen Winkelstock nachrüsten will, muss man für den den Platz zwischen Bassstimmstöcken und Diskant schaffen und entweder das Gehäuse von Haus aus breiter machen , oder nachträglich einen breiteren Balg einbauen.

Machbar ist immer so ziemlich alles - es ist beim Akkordeon immer eine Frage, der Größe und des Gewichts. Bei der Orgel ist das egal - die steht da und muss weder getragen, noch in die Hand genommen werden. Beim Akkordeon bekommt man mit jedem Chor mehr Gewicht, das man tragen muss (Und Basstimmplatten , besonders die großen sind schwer!) und zusätzlich muss man das Instrument noch in die Hand nehmen können. Und von der Ergonomie ist da irgendwann Schluss, wie breit ich bauen kann.


Damit kommen wir wieder beim Grundproblem an:

Will ich einen 3 chörigen Melodiebass, weil ich das brauche und bin ich im Gegenzug dafür auch bereit das deutlich größere Gewicht und größere Bautiefe in Kauf zu nehmen (das dürften dann meist so zwischen 16 und 18 kg sein), oder reicht mir auch zweichörig für das was ich spiele und habe dafür das Gewicht in erträglichen Grenzen (meist 13,5 bis 15 kg)?
 
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Danke für die ausführlichen Erklärungen! Dann hatte ich richtig verstanden, was der Unterschied eienr Koppel und eines separat zuschaltbaren weiteren Chors ist, ob durch das "Master-Register" 16,8 im Melodiebass oder durch ein extra Register, das einen zusätzlichen Quintchor zuschaltet.
Besonder spannend fand ich - das wusste ich nämlich noch nicht - zu erfahren, wo die Stimmplatten dann jeweils liegen, gleicher Stimmstock, gegenüber usw.
Und dass so ein Instrument dann 16 - 18 kg wiegen würde - ich hatte trotzdem irgendwie naiv an 15 kg gedacht.

Die feste Verbundenheit beider Chöre ist eigentlich schade, denn das Kontra-E allein klingt auch toll. Ein bisschen wie eine Hummel.

Die Firma mit den dreichörigen Instrumenten hatte ich übrigens angeschrieben, leider sind die Instrumente neu und müssten erst gemacht werden (und dementsprechend nicht günstiger wie gebrauchte), aber da gibt es zwei Schalter im Bass, wo zum 32-Chor (so haben sie es betitelt) der 16er und mit dem anderen der 8er zugeschaltet werden kann. Ob das jetzt Oktavkoppeln sind oder die anderen Chöre, weiß ich da jetzt aber nicht.
Eines hat neben den 3 Chören im MIII sogar einen 5. Chor im Diskant (Quinte). Es gibt schon spannende Extradinge - ob man die nachher braucht, ist auch so eine Sache. Die Quinten klingen ja sehr speziell und man kann das dann auf den 4er oder 8er beziehen.

Damit könnte ich jetzt hier eine kleine Zusammenfassung der Ausgangsfrage machen:
Ich spiele im Bass 16 Fuß einchörig und schalte eine Oktavkoppel dazu, dann klingt der Ton auf dem 16er-Stock und auf der gleichen Seite, gleicher Chor, ein Ton eine Oktave höher.
Spiele ich 16,8, also im tutti-Register, dann klingen die gleichen Töne, aber der höhere ist auf dem zweiten Stimmstock.
Und wenn ich jetzt im tutti-Register spiele und die Oktavkoppel anhabe (ok, hier wäre die Frage, ob sie dann auch für beide Chöre gilt oder nur für einen?) - dann klingen 16,8 vom tiefen Chor und 8,4 vom anderen Chor, also tatsächlich 4 Chöre im Melodiebass!
(Richtig, oder?)
Wenn ich dann jetzt noch eine Oktave spiele - mach ich jetzt aber nicht - das wird zu kompliziert aufzuschreiben :)

Spezielle Eigenschaften von Akkordeons, die kaum vorkommen, sind m. E., womit ich mich in letzter Zeit beschäftigt habe
- Akkordeons mit mehr als 45 Tasten, 46 oder 47 (inkl. der beiden schwarzen Randtasten dann)
- 6 oder sogar 7 Chöre im Bass (es soll sogar 9 geben)
- bei Converterinstrumenten ein 5. Chor, die Quintmixtur
- dreichörige Melodiebässe mit interessantem Fall 16,16,x
- Extra zuschaltbare Chöre im Bass
- Oktavkoppeln im Bass
- spezielle Registerschalteri m Diskant wie Kinnregister und ihre Funktionsweise
- durchgehende Stimmplatten

Leider sind die hier so oft erwähnten eierlegenden Wollmilchsäue dann so teuer und schwer und selten vor allem, dass man dann doch denkt, ist schön fürs Philosophieren und Verstehen der Technik, aber man kann auch ohne glücklich sein :) Und brauchen tut man diese Extras in der Regel ja auch gar nicht ...
 
Guten Abend,

nach meiner Erfahrung lohnt es sich, eine völlig durchgehende Oktavkoppel nur in einer Kirchenorgel zu bauen. Der Grund ist klar: erhebliche Platz – und Kosteneinsparungen. Wenn wir z.B. ein Gedackt 16´ haben, sparen wir Platz im Orgelschrank und Geld für das kostbare Orgelmetall. Eine Oktavkoppel reicht aus. In diesem Fall muss der Tonumfang jedoch zwölf Töne größer sein als der Umfang der Tastatur.

Also Octavkoppel bei einem Melodiebass-Akkordeon:
Fügt dem Standardbass eine weitere Oktave hinzu – wobei spielt s keine Rolle, ob es Sie strukturell von einer oder beiden MIII-Chören des melodischen Basses nimmt (im Fall einer zweichörigen MIII). Hier alles o.k.
Bei melodischen Bässen ist diese Anforderung jedoch nicht gerechtfertigt - aus der Sicht des Spielers. Ein Oktavkoppler im gesamten Bereich von 58 melodischen Bassknöpfen ist nur mit einer elektrischen Bassmechanik möglich. Ich bin noch nie auf ein Akkordeon gestoßen, das eine mechanische Octavkoppel im gesamten Umfang von 58 MIII-Tasten hätte – plus weitere obere 12 Töne.

Meine Gründe, warum ich persönlich eine Octavkoppel in MIII nicht brauche:
  • Ich benutze MIII meistens für Polyphonie, also ich brauche fast immer NUR ein Chor,
  • ziemlich oft spiele ich im MIII auch „Oktavpartien“ - d.h. Ich drücke gleichzeitig einen Ton und einen anderen Ton eine Oktave höher. Ich möchte nicht, dass der dritte Ton erklingt, eine weitere Oktave höher, also ich möchte keine Superoktave.
  • Der erstaunliche Vorteil von MIII für mich ist gerade seine Klarheit und tonal Transparenz. Alle anderen Töne "verdecken" die Grundlinie, wenn sie in MIII gespielt werden. Deshalb reichen mir zwei Stimmen im MIII absolut aus.
Meine Gründe, warum ich eine Octavkoppel in MII halte für vorteilhaft:
  • Erhöht die Schallmasse
  • Die hohen Töne verstärken akustisch die tiefen Töne
  • Sie erhöht die Variabilität der Tonregistrierung im Standardbass, ohne MIII einzuschränken (z.B. H-Morino VI-M, oder D-Dina)

Natürlich sind dies nur meine persönlichen Meinungen und ich kann mich irren…

Liebe Grüße, Vladimir
 
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Und wenn ich jetzt im tutti-Register spiele und die Oktavkoppel anhabe (ok, hier wäre die Frage, ob sie dann auch für beide Chöre gilt oder nur für einen?) - dann klingen 16,8 vom tiefen Chor und 8,4 vom anderen Chor, also tatsächlich 4 Chöre im Melodiebass!

@Akkordeonengel hat s ja schon geschrieben - und auf dem Sektor halte ich ihn für einen absolut profunden Kenner der - die Oktavkoppel über den gesamten Umfang gibts so nicht. .. Angenommen es gäbe das dann denncoh , dann hängts davon ab, wie die Oktavkoppel gebaut ist - ob nur für einen Chor oder für beide.

Beim Bass im Akkordeon gibts ein Problem, das mit Stimmen teilweise beseitigt werden kann, aber nicht komplett - Die großen Stimmzungen haben ein sehr deutliches Driftverhalten über die Lautstärke. Das bedeutet, dass die auch nur schlecht gestimmt werden können... Stimmt man s bei einem diskreten Luftdruck können die Töne bei anderem Spieldruck fröhlich in der Gegend rumdriften. Und damit wirds problematich mit jedem Chor der mit dazu kommt.. Der Ton wird zwangläufiger schwammiger , egal wie sauber der gestimmt wurde.
Höhere Töne sind da wesentlich pflegeleichter, aber speziell die tiefen Oktaven im Bass können schon ziemlich bockig sein.

6 oder sogar 7 Chöre im Bass (es soll sogar 9 geben)

Bei Melodiebassinstrumente ergibt sich praktisch zwangläufig eine gewisse (meist große) Zahl an Chören die klingen - warum das so ist wurde an anderer Stelle mal ausführlich erklärt... Und je mehr Chöre desto weniger prägnant wird der Gesamtklang. Beim Standarbass geht das noch grade an, aber bei MIII Spiel wird der Klang dann irgend wann n bissl undefiniert und das ist schade.

Da, an der Stelle denke ich, ist dann weniger tatsächlich mehr. Da bin ich absolut der gleichen Ansicht wie @Akkordeonengel: ich möchte hier lieber einen klaren sauberen Ton spielen, anstatt eine große Vielchörigkeit aufzufahren, die aber dann irgendwie nach nix genauem klingt.



dreichörige Melodiebässe mit interessantem Fall 16,16,x

Ja die doppelte 16 - Der Wunsch kommt immer wieder... Aber die Dinger sind halt echt groß und schwer und beide sind gleich langsam in der Ansprache! Natürlich gibts da dann auch einen gewissen Synergieeffekt , aber die beiden 16 -er werden um Klassen langsamer sein als ein 16- er der durch einen eine Oktve höheren 8´ nen Kickstart kriegt!


Die feste Verbundenheit beider Chöre ist eigentlich schade, denn das Kontra-E allein klingt auch toll. Ein bisschen wie eine Hummel.

Da kann ich beide Seiten absolut verstehen.

Ein einzelner 16-er Chor in Richtung kontra E klingt wirklich schon samtig brummend... ist aber naturgemäß nur bei zu einem gewissen Grad im Startverhalten beschleunigbar. Und der Klang ist auch relativ homogen über die verschiedene Oktaven.

Und ich kann auch absolut verstehen, wie es z.B. Klangbutter nervt, wenn der Ton einfach nicht schnell genug in die Pötte kommt. Das geht wohl vielen so, speziell guten Spielern die auch entsprechedn flinke Finger haben, so dass viele Instrmente heutzugage die teifen Töne immer fest mit dem zweiten (höheren ) Chor gekoppelt haben. Dafür hat man dann eien absolut unüberhörbaren Klangbruch, wenn man über die Bereichsgrenze drüberspielt.

In dem Fall kann man halt wirklich nur wählen zwischen Teufel und Beelzebub! :nix:


durchgehende Stimmplatten

Auch das kommt immer wieder. Die Dinger sind auch nicht schlecht und bringen was. An der Stelle möchte ich gerne die Ansicht meines "Stimmungsmachers " einflechten der hierzu nur meinte (Als wir uns mal über Stimmstockaufbauten unterhielten): "Wenn man s richtig macht braucht man keine durchgehende Stimmplatte - das Gewicht kann man sich sparen. Aber mit der durchgehenden Platte ists relativ einfach und man kann praktisch kaum was falsch machen":D
 
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das Kontra-E allein klingt auch toll. Ein bisschen wie eine Hummel.
Da hast du völlig recht. (Bei meiner Guerrini sogar noch ein bisschen schöner (weniger Flattern)).
Das Problem damit ist, dass du in diesem Tonbereich nicht gleichzeitig mit der rechten Hand spielen darfst, weil er im Vergleich zum Diskant viel viel zu leise ist.
Ja die doppelte 16 - Der Wunsch kommt immer wieder...
Damit verstärkt sich das oben genannte Problem.
Die tiefsten Tönen sind beide zusammen zu leise für den Diskant, aber wenn die Tonhöhe steigt, legen sie beide an Lautstärke zu. Der von der Tonhöhe abhängige Lautstärkeunterschied wird also noch deutlich verstärkt.
Es ist also wie maxito schreibt, entweder sind die tiefen Töne zu leise oder eine zusätzliche Oktave als Starthilfe ist dabei.

Und nebenbei: Hör dir mal ein Double Bassoon Akkordeon (mit zwei 16') an. Das ist, glaube ich, nicht der Klang, den du suchst. Das klingt irgendwie künstlicher.
Den kräftigen Klang in den tiefen Lagen gibt es meiner Meinung nach nur mit Helikonstimmzungen (auf Kosten der möglichen Dynamik und wenn der Platz da ist) und ohne Nachteile nur mit tonhöhenabhängiger (elektrischer) Verstärkung oder gleich komplett per MIDI.
 
Vor ein paar Tagen hatte ich das Doppel-Bassoon im Bass von Klangbutter hier gesehen, der Klang war faszinierend, aber doch etwas schwebend, ich hatte ihn mir lauter und orgelmäßiger vorgestellt.
Am meisten hat mich bisher dieser Bass beeindruckt:
SERGEI TELESHEV J. S. Bach Toccata and Fugue in D minor on Accordion

(Youtube)

Diese russischen Bayane oder Bayans - ich weiß, hier wurde viel diskutiert, wann ein Akkordeon ein Bayan ist, aber dies ist sicherlich eins - haben ja häufig 3 Chöre im Melodiebass und dann ja auch häufig 16,16, was ja auch lauter und v.a. durchdröhniger klingen soll. Ob es voller ist, ist dann ja auch so eine Frage. Voller ist es ja eher, wenn zwei verschiedene Chöre zusammenspielen, die dann auch lauter sind als zwei supertiefe Brummstöcke.

Hier sind von der Pigini Sirius Millennium Aufnahmen von der Bassmechanik, mehrere Chöre (2 oder so) auf durchgehenden Platten.

Andererseits hat der Barock neben dem durchdringenden Orgelklang ja auch Stücke parat, wo man den Bass möglichst schlank und klar halten möchte, dass man im besten Fall gar nicht merkt, ob ein Ton aus dem Diskant oder Bass kommt, wie hier bei Youtube:
Französische Suite h-Moll BWV 814 - J.S. Bach | Valentin Metzger - Akkordeon

Hier ist dann auf einmal wichtig, nicht viele Chöre gleichzeitig zu haben.
Valentin Metzgers Bugari Selecta hat 16,8,4 im Melodiebass, aber wie da die Stimmplatten aussehen - keine Ahnung ...

Helikonbässe kennt man ja eher von den alpenländischen Akkordeons, das ist schon irgendwie toll, aber doch wieder was anderes - also damit würde man vermutlich keine Orgelmusik spielen.
Wenn mal einer zufällig Fotos von Helikonstimmzungen hat - stellt sie mal rein, die sieht man ja nciht so häufig.

Zusammengefasst hätte ich auf dem Akkordeon gerne das Volumen und die Kraft einer fetten barocken Kirchenorgel mit Fußpedal. Ok, dann darf man keine Nachbarn haben - aber beim Akkordeon ist der entscheidende Vorteil, dass man mit dem Akkordeon beim Spielem verbunden ist und das in der Hand hält bzw. fast umarmt, wogegen die Orgelpfeifen irgendwo außerhalb vom Körper sind. Beim Akkordeon merkt man ja auch, wenn so große Stimmzungen flattern, das ist viel näher dran als bei einer Orgel.

Durch viele Basschöre im Standardbass, drei Basschöre im M III, ggf. 16+16 (+8), Oktavkoppel, durchgehende Stimmplatten lässt sich sicher einiges erreichen, herrlich wäre es natürlich, wenn hier jetzt all solche Instrumente mal herumstehen würden, dass man das mal ausprobieren kann ^^
 
Du merkst aber schon, dass der Herr Telesev in den (zu) wuchtigen Passagen gar keinen Melodiebass spielt, sondern nur die Grundbässe?
Dass bei Instrumenten, insbesondere Knopfinstrumenten, ein kräftiger Bass mit einem absichtlich eingebremsten (schlappen) Diskant kombiniert wird, ist nicht ganz so selten.
So kann man es natürlich auch machen: Man bremst alles ein bis auf die tiefsten Basstöne, zieht an wie ein Ochse und verstärkt dann ggf. das Gesamtergebnis elektronisch, um wieder auf Lautstärke zu kommen.
Helikonbässe kennt man ja eher von den alpenländischen Akkordeons
Es wird nicht immer so bezeichnet. Denn wer Helikonbass sucht, will meist auch das Knorrige. Das kann man (mit den gleichen Einschränkungen beim Ansprechverhalten) auch kultivierter hinbekommen.
Es ist nämlich für die Tonhöhe egal, ob du an eine kürzere Stimmzunge an der Spitze Gewichte anlötest oder eine längere Stimmzunge verwendest.
Klangliche Vorteile hat die längere Stimmzunge, Vorteile beim Platzbedarf und beim Ansprechverhalten die kürzere.
Und da sind wir wieder bei der Orgel: eine Oktave tiefer braucht eine doppelt so lange Pfeife.
Und daher auch mein Tip: Wenn du Orgelklang willst, lern Orgelspielen. (Die Kirchen suchen händeringend nach brauchbaren Organisten.)
Glaubst du in den letzten 50 Jahren, in denen das Akkordeon mehr oder weniger ausgereift ist, wäre auch nur eine Kirchenorgel gebaut worden, wenn es so viel einfacher ginge.
Es sind einfach unterschiedliche Instrumente mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen.
(Es gab hier übrigens schon einmal das Thema "Akkordeon mit orgelähnlichem Klang: Brandoni - Beltuna Prestige/Leader - oder...?" und vor allem die ersten beiden Beiträge auf der vierten Seite sind interessant.)
 
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Diese russischen Bayane oder Bayans - ich weiß, hier wurde viel diskutiert, wann ein Akkordeon ein Bayan ist, aber dies ist sicherlich eins - haben ja häufig 3 Chöre im Melodiebass und dann ja auch häufig 16,16, was ja auch lauter und v.a. durchdröhniger klingen soll. Ob es voller ist, ist dann ja auch so eine Frage. Voller ist es ja eher, wenn zwei verschiedene Chöre zusammenspielen, die dann auch lauter sind als zwei supertiefe Brummstöcke.

ok - du suchst den "ultimativ wuchtigen" Bass - Dann sind diese Instrumente wohl das was du suchst. Die Stimmzungen haben hier eine gewisse Ählichkeit mit Helikonstimmzungen: riesig groß, breites Profil. Und wenn man das hier dann richtig baut, sprechen die auch halbwegs passabel an. Einfach, weil diese langen Zungen dann schon bei minimalen Bewegungen ausreichend Luft hin und herschaufeln, so dass man den Ton schnell wahrnimmt. Ob die dann allerdings tatsächlich bis in die Tiefen mit 2x 16 ausgeführt sind, ... da bin ich mir nicht mal sicher. Ich meine bei Klangbutters Jupiter ist, trotz dessen dass er 2x 16 drin hat, die tiefe Oktave dennoch mit 16+8 aufgebaut.




Das würde mir zumindest als logisch erscheinen, denn der sehr kräftige tiefe Bass ist das eine, die schnellere Ansprache kommt aber dennoch mit Hilfe des 8 Chores zustande (Weswegen bei "richtigen " Helikonplatten oftmals der tiefe Basston zusammen mit einer höher oktavierten Stimmzunge auf der gleichen Stimmplatte aufgebaut sind.
Aus dem Grund spielen viele Bayanspieler sehr kräftig zu spielende Passage in den tiefen Tönen oft im Grundbass, weil da noch höhere Oktaven dabei sind, die schnell" Klang" machen und auch fürs Ohr für stimmigen Sound sorgen.


Mit solchen großen Basszungen kann man schon kräftig sound machen - aber auch hier gibts nicht nur Licht, sondern auch Schatten: Der Luftverbrauch dieser Stimmzungen ist ganz ordentlich. Und wenn die dann mal richtig in Fahrt sind und voll aufschwingen, dann machen die sehr viel Sound... da muss man im Diskant ebenfalls sehr kräftig gegenhalten, damit der nicht gegen den Bass dann absäuft und alles letztenendes basslastig klingt.

Wie eine Helikonstimmplatte aussieht kann man auf Wikipedia gut anschauen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Helikonstimmplatten

Die Kunst ist hier, das Instrument im Endeffekt trotz allem ausgewogen zu bauen, so dass der Bass tief und kräftig ist , aber den Diskant nicht erdrückt. Bei Jupiter (zumindest bei klangbutters Jupiter) scheint mir das relativ gut und ausgewogen gelungen zu sein, bei manchen Pigini Konvertern die ich bereits gehört habe erschien mir der Bass oftmals schon zu dominant. - Aber das ist wiederum Geschmackssache und darf jeder selber entscheiden, was ihm besser gefällt. (drum gibts ja auch die verschiedensten Ausführungen an Instrumenten.


Glaubst du in den letzten 50 Jahren, in denen das Akkordeon mehr oder weniger ausgereift ist, wäre auch nur eine Kirchenorgel gebaut worden, wenn es so viel einfacher ginge.

Naja... Akkordeonspieler die ein neues Akkordeon suchen gibts ja auch sehr viel mehr als neue Kirchen!... und Orgeln sind eher noch langlebiger als Akkordeons!;)
 
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Zusammengefasst hätte ich auf dem Akkordeon gerne das Volumen und die Kraft einer fetten barocken Kirchenorgel mit Fußpedal.
Dieser Wunsch kommt mir bekannt vor. Ich hab nach einer ähnlichen Möglichkeit gesucht. Bei manchen Stücken wünschte ich mir einen fetten Bass, bei anderen wiederum sollte der Bass meines Trauminstruments zurückhaltender sein, so dass sich die Bass-Stimme in barocke Stücke einfügen kann, ohne die anderen Stimmen auf dem Diskant komplett zuzukleistern. Die Konsequenz dieses Wunsches war eine kleine Odysee. Zunächst probierte ich die verschiedensten Tasten-MII-Akkordeons aus, ohne dort fündig zu werden. Als ich dann MIII lernte, kam ich der tiefen Basswelt schon ein wenig näher - meine Pigini Convertor P37 bot einen deftigeren Bass als ein Nicht-Konverter und hatte eine Oktavkoppel, aber leider zu wenig Tasten, außerdem sprach der Bass meines Erachtens zu langsam an. Und das 8'C+4' klang irgendwie auch anders als in den Youtube-Videos die ich mochte - irgendwie schriller, aufdringlicher als gewünscht. Also weitergesucht.

Das nächste Instrument: eine Konverter-Scandalli mit 45 Tasten. Mehr Töne, wie ich es mir wünschte, weiche Töne im Diskant, wunderschön, der Bass tief, aber wieder irgendwie anders als eine Jupiter. Man musste freilich ordentlich rudern, um den Bass zum Klingen zu bringen. Laut sprach er besser an. Irgendwann hatte ich das Gefühl, mit diesem Instrument nicht so recht weiter zu kommen. Mir erschien es einfach zu groß. Es musste etwas Kleineres her - mit einem großen Tonumfang. So kam ich dann zum Knopfakkordeon. Weil ich den Melodiebass sowieso schon in C-Griff lernte, griff ich beherzt zu einem C-Griff-Knopfkonverter und lernte um. Wieder wurde es eine Pigini: eine CONVERTOR 55/B DE LUXE. Ein vergleichsweise kleines Instrument - handlich und leicht zu handlen, wie wunderbar, schnell ansprechender Bass - ABER zu hell, zu schrill, zu aufdringlich im Diskant. Dann fing ich an, dieses Instrument, mit dem Instrument von @chnöpfleri, einer Pigini Master deLuxe zu vergleichen. @maxito wies uns darauf hin, dass die Bauform der Instrumente unterschiedlich ist. Die Anordnung der Stimmplatten bei den Knopfkonvertern ist anders. Claudias Instrument war baulich wesentlich tiefer als mein damaliger Knopfkonverter und klang dadurch komplett anders. Den hellen Diskant, den manche bei den Piginis als aufdringlich und hart empfinden, gab es dort nicht wie bei meinem Instrument. Also nächter Schritt: Genau so ein Instrument musste her. Damit habe ich nun das, was ich mir für meine barocken Stücke wünsche - ein kompaktes Instrument mit einem vergleichsweise großen Tonumfang, einem gedeckteren Klang im Diskant, einem SEHR schnell ansprechenden Bass mit Oktavkoppel, der einen ZWEI-chörigen Melodiebass bietet. Mit diesem Instrument sind die Sachen möglich, die Du Sven in den Youtube-Aufnahmen hören kannst. Man kann mit dem Bass richtig kräftig aufspielen, wenn man mag. Gleichzeitig lässt er sich auch zurückhaltend zum Klingen bringen.

ABER: Geht meine Odysee weiter? Ich denke nicht. Mit einem im Melodiebass dreichöriges Instrument könnte ich auf dem Melodiebass einen sonoreren Klang erzeugen als mit meinem zweichörigen Instrument. Stell dir einfach mal ein unisono-gestimmtes 8'C+8' in tiefen Lagen vor, dann weißt du in etwa, was mit so einem Melodiebass zusätzlich möglich ist. Das ist aber nicht der Klang, den ich suche. Und der Preis dafür müsste man auch bezahlen: diese Instrumente kosten astronomisch viel, man hätte mehr Gewicht (was ich definitiv überhaupt nicht möchte) und man müsste lernen, den Luftverbrauch des dreichörigen Melodiebasses zu handlen. Aber: Tritt die Mächtigkeit eines zweichörigen Melodiebasses hinter der eines dreichörigen zurück? Nein. Denn es kommt auf die Konstruktion des Instruments an. Die im Melodiebass zweichörige Bugari Knopf-Converter Bayan Omnia etwa kann man mit 16'+16' im Melodiebass ordern. Das Ding ist dann aber im Bass so kräftig, dass der Diskant dahinter komplett verschwindet. Glaubt man nicht, ist aber so. Ich kenne eine Akkordeonistin, die sich darum den Melodiebass dieses Instruments hat umbauen lassen in 16'+8', was definitiv für die meiste Musik bei diesem Instrument in den tieferen Lagen mehr als ausreichend ist. Und wer es lauter und kräftiger will, muss halt ein bisschen mehr am Balg ziehen oder die Grundbässe während des Melodiebassspiels betätigen, wie ja auch Max schon geschrieben hat.
 
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Gute Nacht in die Runde und noch einmal / wieder einmal danke für die spannenden Berichte! Tatsächlich sind Orgel und Akkordeon ja verschieden und ich möchte nie das Akkordeon gegen eine Orgel tauschen, denke aber mittlerweile, dass 2 Chöre im Melodiebass wirklich die bessere Wahl sind. Diese Odyssee mit der Suche - das ist auch so ein Ding der Akkordeonspieler, ich kenne kaum Spieler anderer Instrumente, die da so abgehen wir wir. Gut, ich kenne nicht so viele Profis - aber die haben dann einmal ihr Klavier und dann ist es gut für die nächsten 20 Jahre. Oder ihre 3 Gitarren oder 2 - fertig. Akkordeons bieten aber so viele Möglichkeiten - welches Instrument sonst hat die Möglichkeit, nicht nur Töne wie eine Flöte, sondern Akkorde zu spielen, plus Begleitung, da auch noch Akkorde, und auf beiden Seiten zig Register mit Klangfarben! Von Extras wie Cassotto / Amplisound / Extrachören, Koppel usw. mal zu schweigen. Da fallen einem nicht viele Instrumente ein, die Orgel höchstens. Was hat allein ein Klavier für einen riesigen Tastenhub. Und da kann ich keinen Musette- oder Tremoloklang spielen, nicht mal auf Orgel- oder Bandoneonsklang umswitchen.
Akkordeons sind schon Kunstwerke, wenn man mal allein guckt, wie viele hundert Stimmplatten da drin sind, innere und äußere, alle Chöre usw., allein die Materialien. Komm mal auf die Idee, ein Instrument aus Holz zu bauen, wo dann aber die Stimmplatten mit Wachs befestigt sind.
Das Teleshev zwischen Melodie- und Grundbass wechselt, ist mir aufgefallen, das hört man ja auch raus. Da denkt man, dass ein normales Akkordeon ohne Melodiebass schon ganz schön viel Kraft hat.
Wenn, wie Maxito schrieb, bei 16+16 die tiefste Oktave nur 16+8 erhält, dann ist ja der ganze Witz raus ... Dann kann man ja gleich normal 16+8 in der tiefsten Oktave spielen, hat dann in der nächsthöheren nicht 8+8, sondern 8+4 - aber das ist dann egal. 16+16 habe ich, glaube ich, überschätzt. Das macht mehr Stress als es sich lohnt - schwere Ansprache, hoher Luftverbrauch, hohes Gewicht, schwebende Stimmung z. T., dröhniger gegenüber dem Diskant usw. - und wenn man dann keine 3 Chöre hat, hat man nur die zwei und das ist auch eintönig - es ist ja gerade toll, dass man zwischen 16, 8 und 16,8 variieren kann. Und nicht nur zwischen 16, 16 und 16/16. :p
Bernnt, deine Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen, welches spielst du denn jetzt genau? Ich glaube, du hast das gleiche gesucht wie ich. Bei mir ist das Problem, dass ich mich mindestens so viel für die Technik, die Bauweise usw. der Akkordeons interessiere, sie aufmache und reingucke, als dass ich mal zum Üben kommen würde. ^^
Auf dem Markt gibt es ja immer mal wieder Converterinstrumente, und wenn die Verkäufer aber ein Video zur Verfügung stellen, klingt zumindest der Diskant manchmal relativ fad (auf hohem Niveau genörgelt) und der Bass auch. Nicht, dass man das von Videos alles beurteilen könnte, aber trotzdem habe ich selten mal so einen fetten Klang gehört - wobei der gleichmäßige Klang mit dezemtem, schlanken Bass, einchörig, fast nicht vom Diskant zu unterscheiden, genauso schön ist.



Hier poste ich einmal die Klangaufnahme des Akkordeons, die ich bei Youtube gefunden habe und die alles ins Rollen gebracht hat. Was haltet ihr davon?
Auf anderen Aufnahmen klingt es etwas fader und im Diskant auch leicht verstimmt, kann das aber nicht so ganz beurteilen. Eine Bekannte von mir meinte, es käme an den Klang der wirklich großen Akkordeons nicht heran, jemand anderes wieder war sehr angetan.
Diese Instrumente sind normalerweise 3chörig im Melodiebass, aber dies war ja zweichörig. Diese Quintgeschichte braucht man irgendwie nicht, denke ich, das klang interessant, aber ist sehr speziell, wenn man nicht wirklich Kirchenmusik spielt.

https://www.ebay.de/itm/Bugari-Armando-Artist-ARS-Cassotto-Melodiebas-VIDEO-554/274389207584
Hier ist auch gerade eine Bugari Converter zur Auktion, inkl. INnenfotos und Klangprobe, es wird spannend, wie die Auktion endet. Das Video ist aber z. B. nicht so kraftvoll, obwohl man von Bugari ja kraftvolle, ausdrucksstarke Klänge gewohnt ist - oder die Aufnahme ist einfach nicht so gut.
 
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