Kraftklub - Randale : handelt es sich um A-Dur?

[Metze92]

 

[peter55]

Ich höre e-moll ...

 

[Metze92]

diese Welt der Notenarten....Ein undurchdringliches Feld. Dabei saß ich hier echt lange. Naja wenn der Cheffe das sagt muss das wohl stimmen. Danke !

Okay jetzt macht der Akkord am Anfang auch Sinn! Ein E-Moll Dreiklang. Konnte den in A-Dur gar nicht zuordnen und dachte das wäre irgendwas arabisches

 

[Be-3]

Ein undurchdringliches Feld.

Ich hatte ja schon mit dem Gedanken gespielt, den Thread ganz einfach in den "Sammelthread: Tonart bestimmen" zu schieben.
Aber vielleicht (abgesehen davon, daß ich @peter55s Meinung teile), ein paar Hinweise, wie man an die Sache herangehen kann.

Der Sprechgesang ist - wie die Bezeichnung nahelegt - Sprechgesang und kann deshalb aus harmonischer Sicht vernachlässigt werden. Sprich: er hilft uns nicht unbedingt weiter.
Effektvoll eingestreutes Kreischen und andere Geräusche sind auch nicht hilfreich.

Was bleibt?:

1. Schritt: Grundton bestimmen.

Unabhängig von Dur, Moll oder sogar anderen Modi/Tonleitern ist es erst einmal von zentraler Bedeutung, den Grundton zu bestimmen.
Der Ruhepol, das tonale Zentrum, der Ton, zu dem alles strebt, um den alles kreist, mit dem das Stück meistens endet usw.
Dabei ist man immer gut beraten, auf den Baß zu hören.
In diesem Fall passiert einiges "exotische" (das war Dir ja auch schon aufgefallen) in der Lead-Gitarre, aber trotz all der "anarchistischen Töne" (paßt ja zu "Randale" liegt unter weiten Strecken (in den Strophen als auch am Schluß) deutlich der Ton e als Basis zugrunde.

Das spricht als Tonart schon einmal für E-irgendwas.


2. Schritt: Welches Tongeschlecht?

"Tongeschlecht" teilt Tonleitern erst einmal in zwei Kategorien ein: Dur oder Moll.
Die Unterscheidung liegt in der Terz (vom Grundton aus gesehen), also der III. Stufe. Bei einer großen Terz hat man es mit Dur zu tun, bei einer kleinen Terz mit Moll.

Akkorde als Ganzes zu erkennen erfordert einige Erfahrung und Übung, weil ja mehrere Töne zusammenklingen. Bei Dur- und Moll-Dreiklängen ist das noch recht einfach, das gelingt vielen intuitiv.
Aber wenn verzerrte Gitarren im Spiel sind, wird es schon schwieriger, aus dem Obertongewitter noch etwas herauszuhören. Das klingt leicht nur noch nach Matsch/Krach - deshalb spielt man bei stark verzerrten Sounds auch nur sehr spärliche Akkorde: meist sogar nur "Powerchords" - also Akkorde ohne Terz. Mist. Gerade diese verrät ja, ob es sich um Dur oder Moll handelt...

Eine gute Möglichkeit ist es deshalb, auf Melodien, Melodiefragmente, alles derartige, was man finden kann, zu hören.

1. Versuch
Der Baß beginnt ja das Stück mit quasi einer melodischen Linie. Wenn man dort einen Baßton drunterlegen müßte, würde man sich sicherlich für e entscheiden. Du auch? - Gut.
Leider kommt in dem Riff auch der fragliche Ton (die Terz g oder gis) nicht vor.
Dort ist also noch keine Information über Dur- oder Moll-Charakter enthalten. Ich empfinde erst einmal spontan Dur, aber das ist nicht eindeutig und könnte wie bei einem Vexierbild umkippen.
Also weiter abwarten, was noch passiert...

2. Versuch
Aha. Jetzt kommt die Gitarre. Verzerrt zwar, aber das macht nichts, denn sie spielt leicht erkennbare Einzeltöne.
Und wie geht es los? Aha: e fis g a...
Das ist der Anfang einer E-Moll-Tonleiter, vor allem das g (die Terz) trägt, wie schon erwähnt, die Moll-Information.

Beobachtung
Danach kommt das E-Moll-Tonleiter-Konzept nach Schulbuch ein wenig ins Wanken, weil plötzlich statt der reinen Quinte (h) die verminderte Quinte (b) auftaucht.

Diese und andere tonleiterfremden Töne sind es, die Dir ungewohnt/exotisch (Zitat: "irgendwas arabisches") vorkommen. Nicht zu unrecht, das sind bewußte Abweichungen von der eingefahrenen Linie, das, was ich als "anarchistisch" - passend zum Inhalt - eingestuft hatte.
Diese verminderte Quinte taucht immer wieder auf und auch andere "interessante" Töne - hör Dir mal den Schluß an.

Aber: grundsätzlich würde man wohl sagen: Tonart E-Moll.

Das nur mal als Versuch, Ansätze zu zeigen, wie man an so eine Fragestellung systematisch herangehen kann.

Viele Grüße
Torsten