Mit Verlaub, ich klinke mich mal ein.
Es wundert mich, dass im Rahmen dieses immerwährenden Kampfes MDF vs. MPX noch keine Beton als echte Alternative herangezogen hat, der ist extrem schwingungsfest... oh wait...

Vielleicht kennt mich der ein oder andere schon aus diversen anderen Themen im Boxenbaubereich, das ist nunmal mein Metier. Der Grund warum viele "Selbstbauer" zu MDF tendieren liegt vor allem an einem kleinen Detail... dem m² Preis!
Für 18mm MPX in vernünftiger Qualität zahlt man im Baumarkt gerne mal 40+ € aufn m², hingegen für MDF nur einen Bruchteil. Dann überschlagen die meisten im Kopf mal eben die benötigten Quadratmeter für Ihr Gehäuse und fallen dann aus allen Wolken, dass 3,5 m² ja ÜBER 100 € kosten und das nur für das Holz. Da das ja grundsätzlich viel zu teuer ist, der Preis ist total überzogen für das Zeug, kauft man dann MDF. *Zynismus abschalt*
Resumieren wir mal kurz:
- MDF macht da Sinn, wo es um klangneutrale, stationäre Lösungen geht: Beispiel - Subwoofer zur Festinstallation. Da kann einem vollkommen egal sein, ob das Ding nachher bestückt 60 kg wiegt, sobald der einmal richtig steht bewegt man das Gehäuse nie wieder. Ausreichend dimensioniert und beispielsweise mit Warnex beschichtet ist so einem Gehäuse auch Feuchtigkeit weitestgehend egal. Die Beschaffenheitsvorteile von MDF kann man sich hier dann auch zunutze machen.
An dieser Stelle passt mein üblicher Einwand mal wieder hervorragend. Wenn man beabsichtigt einen Lautsprecher zu bauen, sollte man zu allererst überlegen was und wohin man will und erst dann, wenn alle Parameter wirklich entschieden sind, beginnen miteinander harmonierendes Material auszuwählen. Hinsichtlich der möglichen Rückfrage nach dem Wie der Auswahl, entsprechend der vorher anzustellenden Simulationen und Berechnungen. Bitte versteht mich an dem Punkt nicht falsch, ich beschreibe hier lediglich den Weg, wie man es fachgerecht machen sollte.
@smartin:
Ich will versuchen dir eine sachlich sinnvolle und dem Ergebnis nützliche Antwort zu geben. Wohlgemerkt das ist ne echt theoriegeschwängerte Angelenheit.
Ich formuliere mal aus, was ich für Dein angestrebtes Ziel halte:
4x12 Gehäuse:
+ möglichst niedriges Endgewicht um Transportierbarkeit zu gewährleisten
- erstes auftauchendes Problem: die Bauart ansich. In Abhängigkeit zur gewünschten Bestückung (Klassisch/neodym) liegt man sehr schnell bei 20+ kg rein netto allein durch die Speaker. Da ist noch kein Holzteil eingerechnet. Transportabel bei einer 4x12 heisst für mich, dass ich Sie zu zweit bewegen und auf eine kleine Anhöhe (Ladekante, Bühne) hinaufheben kann. Wenn es Dein Anspruch ist das allein bewerkstelligen zu können wird es richtig kompliziert (Armspannweite, Kraft).
- Materialwahl: MDF oder MPX: MDF scheidet aus, mit einer Dichte von etwa 700 kg / m³ landest Du bei der fertigen Box bei einem Gewicht, wo selbst mein o.g. Anspruch zu einer sportlichen Angelegenheit wird:
Dazu ein Rechenbeispiel:
Nehmen wir folgendes an (angelehnt an eine 1960er, geschlossene Rückwand): 20mm MDF, mittlere Dichte 700 kg /m³:
Decke, Boden: 2x 830 x 360 x 20 mm = 0,5976 m² x 0,02 m = 0,011952 m³
Seiten: 2x 760 x 360 x 20 mm = 0,5472 m² x 0,02 m = 0,010944 m³
Schallwand + Rückwand: 2x 760 x 830 x 20 mm = 1,2616 m² x 0,02 m = 0,025232 m³
Fläche gesamt: 2,4064 m²
Materialvolumen gesamt: 0,048128 m³
Materialgewicht anhand mittlerer Dichte: 0,048128 m³ x 700 kg/m³ = 33,6896 kg BRUTTO! = AUTSCH
Davon gehen natürlich noch Ausschnitte ab, es kommen allerdings noch Versteifungen hinzu, Anbauteile, ggfs. Tolex, Gitter oder Bespannstoff und Kleinkrams. Ich würde sagen das is zusammen mit den Speakern mal ganz locker über nen Zentner.
Bei Birkenmultiplex geht man von einer mittleren Dichte von ca. 680 - 700 kg/m³ aus. Jetzt könnte man sagen, ey is ja wie bei MDF. Vollkommen richtig, allerdings ist MPX aufgrund seiner Herstellungsweise insbesondere was Flächenbelastbarkeit, Sperrsteifigkeit und damit auch Punktsteifigkeit angeht um ein Vielfaches besser. Daraus resultiert, dass man die Materialstärke reduzieren und damit Gewicht einsparen kann, ohne dass man Festigkeitsverluste oder Eigenschwingungsempfindlichkeitszunahmen hinnehmen muss.
Wenn Du geplant hattest 22mm MDF zu nehmen kannst Du ruhigen Gewissens auch 18mm MPX verwenden, welches im Verhältnis immer noch belastbarer als das MDF ist.
Zu der Frage warum einige Hersteller verschiedene Stärken einsetzen:
Ich nehme an, dass Sie bei einem gebauten Prototypen ein Schwungverhalten beobachtet haben welches gefallen hat. Klang ansprechend, also hat man es so in die Serie übernommen. Insbesondere die Reduzierung der Materialstärke der beiden am stärksten belasteten Flächen (Schallwand, Rückwand) ist schon aus der Natur der Sache heraus kontraproduktiv (Der Grund erklärt sich von selbst oder? Wenn nicht erklär ich es auch gerne). Aus meiner Erfahrung heraus empfiehlt es sich gerade bei der Schallwand homogen zum restlichen Gehäuse zu planen oder ggfs. sogar aufzustocken um hier für mehr Festigkeit und weniger Nebenresonanzen zu sorgen. Mit geeigneter Verrahmung und Versteifung der Rückwand kann man ne 15er Rückwand machen, netter Nebeneffekt: die Box gewinnt gegenüber einer 18er ein ganz klein wenig Volumen hinzu.
Uff, eigentlich wollte ich gar keinen Roman schreiben... Aber zu dem Thema gibts halt so unendlich viel....
Naja ich hoffe mal es hilft weiter.