Noten üben oder im Flow lernen?

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Ich denke das Thema ist ein Evergreen und das ist ein neuer Versuch, es anschaulich zu machen weil es mir beim unterrichten genau so entgegenschlägt.
(Besonders diese verbalen Erklärungen, die man als Lehrer nicht umgehen kann und irgendwie versucht, es zu beschleunigen bis man Fusseln vor dem Mund hat :D)

Das eine also lesend und von langsam nach schnell vortastend.
Das andere vielleicht auch lesend, aber gleich im Tempo und dafür nur einfach nach komplex zusammensetzend.


Ich frage mich, ob es noch andere Methoden gibt.


View: https://www.youtube.com/watch?v=7vFiTjtjHCk&list=PLMAM00W4ECXVzxmEHQ033ytOzbHHt8Pdo&index=1
 
Zuletzt bearbeitet:
Tja, zum Glück ist der Gegensatz zwischen "analytisch" und "spielerisch" in der Realität nicht so klar vorhanden, wie der Text im Video behauptet. Jeder Mensch hat beide Lernwege. Jeder Mensch ist frei, beide zu benutzen. Keiner muss beide benutzen. Jeder ist vielleicht auch geprägt, willig oder unwillig, einen dieser Lernwege oder beide zu benutzen.

Viele Musiker versteifen sich auf bekannte Lernwege, besonders, wenn sie autodidaktisch lernen - obwohl andere Lernwege vielleicht besser zum Ziel führen.

Wobei: was ist genau das Ziel? Ein besserer Musiker zu werden, und wenn ja, wie genau soll sich das äußern? Auch das ist und muss Start, Inhalt und Ergebnis einer Lernbiographie sein.

Von daher: "Noten üben oder im Flow lernen" (Titel des Videos) - ich halte es für eine Binsenweisheit, dass man das eine nicht gegen das andere ausspielen kann.

Und hin und wieder hilft vielleicht wirklich ein Schluck Tequila :D .
 
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Ich würde das ja immer auch irgendwie am Komplexitätsgrad des Stückes festmachen.
Generell wäre meine Empfehlung immer gleich den Rhythmus mitzuüben, auch wenn es halt super langsam ist.
Insofern empfinde ich deine erste Herangehensweise eher als unglücklich, weil sie den rhythmischen Teil halt vollkommen vernachlässigt. Da gehen dann auch alle möglichen Zusammenhänge verloren (etwa die Melodie).
Bei deinem Beispiel würde ich sagen, dass da erstmal das Verständnis des Stückes total auf der Strecke bleibt. Das ist irgendwie rein technisch noch korrekt, aber verstanden was denn da passiert hat man nicht, wenn man so übt.
Aber natürlich scheitert das manchmal auch einfach an der Realität, wenn man erstmal Fingersätze suchen muss z.B. (weiß nicht, wie das beim Akkordeon ist, aber auf der Gitarre rennt man da durchaus häufiger mal in Probleme, wo einem dann die Finger ausgehen oder man springen müsste etc).

Ansonsten gibt es jede Menge anderer Ansätze:
- Noten simplifizieren, z.B. durch Aufteilen. Ich würde bei deinem Beispiel z.B. immer zuerst getrennt rechte und linke Hand üben, alleine um den Kontext der Melodie zu verstehen
- Rhythmus durch Klopfen vorab klarmachen. Hier z.B. lassen sich die Synkopen gut spüren, wenn man einfach mal nur den Rhythmus klopft/klatscht/auf einem Ton spiel
- in Abschnitten üben. Generelle Empfehlung das immer zu tun. Die Abschnitte wählt man so klein, wie man es hinbekommt. Manchmal sind das eben nur zwei Noten. Hier im Beispiel kann man z.B. super immer zwei (Melodie-)Töne als Einheit betrachten und die nach und nach zusammenbauen.
- von hinten nach vorne üben. Erstaunlich effektiv und es vermeidet das Problem, dass man zwar den Anfang des Stückes kann, aber das Ende immer wackliger wird. Bietet sich bei deinem Beispiel jetzt nicht so an, wegen der Pause auf der 1, aber im größeren Kontext/bei längeren Stücken betrachtet ergibt das oft Sinn.
- vorab analytisch betrachten. Ergibt jetzt bei einfachen Stücken vielleicht gar nicht so viel Sinn, aber bei komplexeren Geschichten versteht man dadurch manchmal den Kontext und die Intention des Komponisten viel besser. Wo sind Melodielinien versteckt? Welche Töne hängen zusammen? Wo sind wiederkehrende Pattern? Wiederholungen generell? Ruhepunkte? Abschnitte? Tonartwechsel? Kadenzen?
- sich das Lied vorher anhören und mehr nach Ohr spielen
...
 
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sich das Lied vorher anhören und mehr nach Ohr spielen
Das wäre für mich zentral, weil die Kleinsteinheiten sofort einen Rahmen bekommen. Mich erinnert das an ein Puzzle; das Zusammensetzen ohne Kenntnis des fertigen Bildes ist ungleich mühsamer, als wenn ich zumindest eine Vorstellung von dem fertigen Bild habe. Um auf die Musik zurückzukommen- das Hören des Musikstücks und seines Rhythmus gibt mir Orientierung und lässt mich die Einzelelemente und ihre Bedeutung für das Ganze besser verstehen. Außerdem erhöht es die Lernmotivation - zumindest bei mir😉.
 
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Mich erinnert das an ein Puzzle; das Zusammensetzen ohne Kenntnis des fertigen Bildes ist ungleich mühsamer, als wenn ich zumindest eine Vorstellung von dem fertigen Bild habe.
Guter Vergleich.
Es setzt halt voraus, dass man das Stück hören kann.
Das ist in vielen Fällen sicher gegeben, aber z.B. im Orchester etc ist das nicht immer der Fall.
Ich spiele in einem Gitarrenensemble mit 10 anderen Gitarristen zusammen und ich spiele da (meist) die 3. Stimme. Von den meisten Stücken die wir spielen gibt es kaum Aufnahmen und wenn, dann kann ich da meine Stimme auch nicht immer raushören.
Den umgekehrten Effekt hab ich für das Kinder-"Orchester" (Mischmasch an allen möglichen Instrumenten) für das ich Arrangements schreibe, an der Schule wo ich unterrichte.
Es gibt halt keine Noten oder Aufnahmen für diese Besetzung, also mache ich die Arrangements in MuseScore. ja, ich kann denen das schicken zum Anhören (mach ich auch manchmal), aber das bringt eher wenig. Das Zusammenspiel ist ja da die Schwierigkeit, entsprechend muss ich da auch gucken auf welche Art ich das mit denen einübe. z.B. Instrumente, die die gleiche Rhythmik haben, Stimmen einzeln proben, dann Kombinieren, etc..
Da steckt ja die gleiche Überlegung hinter.

Letztlich ist für mich die Kombination von allen genannten Dingen die effektivste Lernmethode. @HaraldS sprach es schon an: Die Sachen schließen sich ja gar nicht aus.
Die meisten Stücke haben Stellen, die man recht leicht vom Blatt spielen kann, andere Stellen müssen vielleicht zerlegt werden oder in kleineren Abschnitten geübt. Manchmal ergibt es vielleicht Sinn sich einen Rhythmus einfach anzuhören und ein paar mal mitzutippen, bis man das drauf hat und erst dann auf das Instrument zu übertragen.. etc

Das ist für mich auch letztlich das, wofür ich einen Lehrer bezahle: Der Lehrer sollte eben ein ganzes Arsenal an solchen Übeansätzen haben und auf mich zugeschnittene Tipps geben, welcher Ansatz bei dem aktuellen Stück/Abschnitt gerade effektiv ist. Und das mag von Schüler zu Schüler ganz unterschiedlich sein. Um @Klangbutter s Video nochmal aufzunehmen, wo er sagt, dass ein Kind das Notenlesen nicht mag, da anders rangeht: Das ist genau der Punkt. Kinder sind viel eher dabei, wenn es darum geht Dinge einfach zu machen und praktisch zu erfahren. Erwachsene Schüler wollen öfter genauer verstehen was musikalisch eigentlich passiert und das kann oft der richtige Weg sein, aber es kann eben auch sein, dass man dem Kind etwas bestimmtes Theoretisches beibringen möchte oder den Erwachsenen von den Noten lösen möchte und ihn dazu bringen weniger verkopft zu denken.
Und das ist dann der Moment, wo es darauf ankommt, wie man das als Lehrer vermitteln kann.
Dem Kind das einfach nur spielen will mit der Erklärung zu kommen:
"Schau her, du hast hier erstmal vier Achtelnoten in der linken Hand. Auf jedem Viertelschlag eine. Und danach eine Achtelpause"... gähn... Kind verloren, hat schon keinen Bock mehr und hört nicht mehr zu.
Stattdessen:
"Schau, dieses Lied ist die Geschichte von den Achtelnoten Hans und Franz: Die gehen zusammen spazieren. Hans geht los, hier bei 1. Aber weil er so dick ist, kann er nur einen Schritt gehen, dann braucht er ne Pause. Dann macht er den zweiten Schritt (bei 2) und wieder ne Pause. Da geht Franz los.. blöderweise ist Franz genauso dick und braucht nach jedem Schritt ne Pause (hier bei 3 und bei 4). Komm, ich bin Hans und du bist Franz. Du brauchst den Griff hier, ich spiel vor, du spielst nach.".. Kind lacht wahrscheinlich wegen dem dicken Hans, aber die Sachen prägen sich besser ein.
Klar, ist nur ein aus den Fingern gesogenes Beispiel, aber wenn man die Leute ein bisschen kennt, kann man ne ganz gute Idee bekommen womit man die kriegen kann. Oder überraschen und Erinnerungen schaffen. Bei Erwachsenen auch. Da mal gegen die Erwartungshaltung gehen ist total gut. Alles Ungewöhnliche prägt sich oft viel besser ein.
 

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