Mich erinnert das an ein Puzzle; das Zusammensetzen ohne Kenntnis des fertigen Bildes ist ungleich mühsamer, als wenn ich zumindest eine Vorstellung von dem fertigen Bild habe.
Guter Vergleich.
Es setzt halt voraus, dass man das Stück hören kann.
Das ist in vielen Fällen sicher gegeben, aber z.B. im Orchester etc ist das nicht immer der Fall.
Ich spiele in einem Gitarrenensemble mit 10 anderen Gitarristen zusammen und ich spiele da (meist) die 3. Stimme. Von den meisten Stücken die wir spielen gibt es kaum Aufnahmen und wenn, dann kann ich da meine Stimme auch nicht immer raushören.
Den umgekehrten Effekt hab ich für das Kinder-"Orchester" (Mischmasch an allen möglichen Instrumenten) für das ich Arrangements schreibe, an der Schule wo ich unterrichte.
Es gibt halt keine Noten oder Aufnahmen für diese Besetzung, also mache ich die Arrangements in MuseScore. ja, ich kann denen das schicken zum Anhören (mach ich auch manchmal), aber das bringt eher wenig. Das Zusammenspiel ist ja da die Schwierigkeit, entsprechend muss ich da auch gucken auf welche Art ich das mit denen einübe. z.B. Instrumente, die die gleiche Rhythmik haben, Stimmen einzeln proben, dann Kombinieren, etc..
Da steckt ja die gleiche Überlegung hinter.
Letztlich ist für mich die Kombination von allen genannten Dingen die effektivste Lernmethode.
@HaraldS sprach es schon an: Die Sachen schließen sich ja gar nicht aus.
Die meisten Stücke haben Stellen, die man recht leicht vom Blatt spielen kann, andere Stellen müssen vielleicht zerlegt werden oder in kleineren Abschnitten geübt. Manchmal ergibt es vielleicht Sinn sich einen Rhythmus einfach anzuhören und ein paar mal mitzutippen, bis man das drauf hat und erst dann auf das Instrument zu übertragen.. etc
Das ist für mich auch letztlich das, wofür ich einen Lehrer bezahle: Der Lehrer sollte eben ein ganzes Arsenal an solchen Übeansätzen haben und auf mich zugeschnittene Tipps geben, welcher Ansatz bei dem aktuellen Stück/Abschnitt gerade effektiv ist. Und das mag von Schüler zu Schüler ganz unterschiedlich sein. Um
@Klangbutter s Video nochmal aufzunehmen, wo er sagt, dass ein Kind das Notenlesen nicht mag, da anders rangeht: Das ist genau der Punkt. Kinder sind viel eher dabei, wenn es darum geht Dinge einfach zu machen und praktisch zu erfahren. Erwachsene Schüler wollen öfter genauer verstehen was musikalisch eigentlich passiert und das kann oft der richtige Weg sein, aber es kann eben auch sein, dass man dem Kind etwas bestimmtes Theoretisches beibringen möchte oder den Erwachsenen von den Noten lösen möchte und ihn dazu bringen weniger verkopft zu denken.
Und das ist dann der Moment, wo es darauf ankommt, wie man das als Lehrer vermitteln kann.
Dem Kind das einfach nur spielen will mit der Erklärung zu kommen:
"Schau her, du hast hier erstmal vier Achtelnoten in der linken Hand. Auf jedem Viertelschlag eine. Und danach eine Achtelpause"... gähn... Kind verloren, hat schon keinen Bock mehr und hört nicht mehr zu.
Stattdessen:
"Schau, dieses Lied ist die Geschichte von den Achtelnoten Hans und Franz: Die gehen zusammen spazieren. Hans geht los, hier bei 1. Aber weil er so dick ist, kann er nur einen Schritt gehen, dann braucht er ne Pause. Dann macht er den zweiten Schritt (bei 2) und wieder ne Pause. Da geht Franz los.. blöderweise ist Franz genauso dick und braucht nach jedem Schritt ne Pause (hier bei 3 und bei 4). Komm, ich bin Hans und du bist Franz. Du brauchst den Griff hier, ich spiel vor, du spielst nach.".. Kind lacht wahrscheinlich wegen dem dicken Hans, aber die Sachen prägen sich besser ein.
Klar, ist nur ein aus den Fingern gesogenes Beispiel, aber wenn man die Leute ein bisschen kennt, kann man ne ganz gute Idee bekommen womit man die kriegen kann. Oder überraschen und Erinnerungen schaffen. Bei Erwachsenen auch. Da mal gegen die Erwartungshaltung gehen ist total gut. Alles Ungewöhnliche prägt sich oft viel besser ein.