Noten üben oder im Flow lernen?

Klangbutter
Klangbutter
HCA Akkordeon-Spieltechnik
HCA
Zuletzt hier
23.10.25
Registriert
03.10.10
Beiträge
5.449
Kekse
74.457
Ort
Sachsen Anhalt
Ich denke das Thema ist ein Evergreen und das ist ein neuer Versuch, es anschaulich zu machen weil es mir beim unterrichten genau so entgegenschlägt.
(Besonders diese verbalen Erklärungen, die man als Lehrer nicht umgehen kann und irgendwie versucht, es zu beschleunigen bis man Fusseln vor dem Mund hat :D)

Das eine also lesend und von langsam nach schnell vortastend.
Das andere vielleicht auch lesend, aber gleich im Tempo und dafür nur einfach nach komplex zusammensetzend.


Ich frage mich, ob es noch andere Methoden gibt.


View: https://www.youtube.com/watch?v=7vFiTjtjHCk&list=PLMAM00W4ECXVzxmEHQ033ytOzbHHt8Pdo&index=1
 
Zuletzt bearbeitet:
Tja, zum Glück ist der Gegensatz zwischen "analytisch" und "spielerisch" in der Realität nicht so klar vorhanden, wie der Text im Video behauptet. Jeder Mensch hat beide Lernwege. Jeder Mensch ist frei, beide zu benutzen. Keiner muss beide benutzen. Jeder ist vielleicht auch geprägt, willig oder unwillig, einen dieser Lernwege oder beide zu benutzen.

Viele Musiker versteifen sich auf bekannte Lernwege, besonders, wenn sie autodidaktisch lernen - obwohl andere Lernwege vielleicht besser zum Ziel führen.

Wobei: was ist genau das Ziel? Ein besserer Musiker zu werden, und wenn ja, wie genau soll sich das äußern? Auch das ist und muss Start, Inhalt und Ergebnis einer Lernbiographie sein.

Von daher: "Noten üben oder im Flow lernen" (Titel des Videos) - ich halte es für eine Binsenweisheit, dass man das eine nicht gegen das andere ausspielen kann.

Und hin und wieder hilft vielleicht wirklich ein Schluck Tequila :D .
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ich würde das ja immer auch irgendwie am Komplexitätsgrad des Stückes festmachen.
Generell wäre meine Empfehlung immer gleich den Rhythmus mitzuüben, auch wenn es halt super langsam ist.
Insofern empfinde ich deine erste Herangehensweise eher als unglücklich, weil sie den rhythmischen Teil halt vollkommen vernachlässigt. Da gehen dann auch alle möglichen Zusammenhänge verloren (etwa die Melodie).
Bei deinem Beispiel würde ich sagen, dass da erstmal das Verständnis des Stückes total auf der Strecke bleibt. Das ist irgendwie rein technisch noch korrekt, aber verstanden was denn da passiert hat man nicht, wenn man so übt.
Aber natürlich scheitert das manchmal auch einfach an der Realität, wenn man erstmal Fingersätze suchen muss z.B. (weiß nicht, wie das beim Akkordeon ist, aber auf der Gitarre rennt man da durchaus häufiger mal in Probleme, wo einem dann die Finger ausgehen oder man springen müsste etc).

Ansonsten gibt es jede Menge anderer Ansätze:
- Noten simplifizieren, z.B. durch Aufteilen. Ich würde bei deinem Beispiel z.B. immer zuerst getrennt rechte und linke Hand üben, alleine um den Kontext der Melodie zu verstehen
- Rhythmus durch Klopfen vorab klarmachen. Hier z.B. lassen sich die Synkopen gut spüren, wenn man einfach mal nur den Rhythmus klopft/klatscht/auf einem Ton spiel
- in Abschnitten üben. Generelle Empfehlung das immer zu tun. Die Abschnitte wählt man so klein, wie man es hinbekommt. Manchmal sind das eben nur zwei Noten. Hier im Beispiel kann man z.B. super immer zwei (Melodie-)Töne als Einheit betrachten und die nach und nach zusammenbauen.
- von hinten nach vorne üben. Erstaunlich effektiv und es vermeidet das Problem, dass man zwar den Anfang des Stückes kann, aber das Ende immer wackliger wird. Bietet sich bei deinem Beispiel jetzt nicht so an, wegen der Pause auf der 1, aber im größeren Kontext/bei längeren Stücken betrachtet ergibt das oft Sinn.
- vorab analytisch betrachten. Ergibt jetzt bei einfachen Stücken vielleicht gar nicht so viel Sinn, aber bei komplexeren Geschichten versteht man dadurch manchmal den Kontext und die Intention des Komponisten viel besser. Wo sind Melodielinien versteckt? Welche Töne hängen zusammen? Wo sind wiederkehrende Pattern? Wiederholungen generell? Ruhepunkte? Abschnitte? Tonartwechsel? Kadenzen?
- sich das Lied vorher anhören und mehr nach Ohr spielen
...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
sich das Lied vorher anhören und mehr nach Ohr spielen
Das wäre für mich zentral, weil die Kleinsteinheiten sofort einen Rahmen bekommen. Mich erinnert das an ein Puzzle; das Zusammensetzen ohne Kenntnis des fertigen Bildes ist ungleich mühsamer, als wenn ich zumindest eine Vorstellung von dem fertigen Bild habe. Um auf die Musik zurückzukommen- das Hören des Musikstücks und seines Rhythmus gibt mir Orientierung und lässt mich die Einzelelemente und ihre Bedeutung für das Ganze besser verstehen. Außerdem erhöht es die Lernmotivation - zumindest bei mir😉.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Mich erinnert das an ein Puzzle; das Zusammensetzen ohne Kenntnis des fertigen Bildes ist ungleich mühsamer, als wenn ich zumindest eine Vorstellung von dem fertigen Bild habe.
Guter Vergleich.
Es setzt halt voraus, dass man das Stück hören kann.
Das ist in vielen Fällen sicher gegeben, aber z.B. im Orchester etc ist das nicht immer der Fall.
Ich spiele in einem Gitarrenensemble mit 10 anderen Gitarristen zusammen und ich spiele da (meist) die 3. Stimme. Von den meisten Stücken die wir spielen gibt es kaum Aufnahmen und wenn, dann kann ich da meine Stimme auch nicht immer raushören.
Den umgekehrten Effekt hab ich für das Kinder-"Orchester" (Mischmasch an allen möglichen Instrumenten) für das ich Arrangements schreibe, an der Schule wo ich unterrichte.
Es gibt halt keine Noten oder Aufnahmen für diese Besetzung, also mache ich die Arrangements in MuseScore. ja, ich kann denen das schicken zum Anhören (mach ich auch manchmal), aber das bringt eher wenig. Das Zusammenspiel ist ja da die Schwierigkeit, entsprechend muss ich da auch gucken auf welche Art ich das mit denen einübe. z.B. Instrumente, die die gleiche Rhythmik haben, Stimmen einzeln proben, dann Kombinieren, etc..
Da steckt ja die gleiche Überlegung hinter.

Letztlich ist für mich die Kombination von allen genannten Dingen die effektivste Lernmethode. @HaraldS sprach es schon an: Die Sachen schließen sich ja gar nicht aus.
Die meisten Stücke haben Stellen, die man recht leicht vom Blatt spielen kann, andere Stellen müssen vielleicht zerlegt werden oder in kleineren Abschnitten geübt. Manchmal ergibt es vielleicht Sinn sich einen Rhythmus einfach anzuhören und ein paar mal mitzutippen, bis man das drauf hat und erst dann auf das Instrument zu übertragen.. etc

Das ist für mich auch letztlich das, wofür ich einen Lehrer bezahle: Der Lehrer sollte eben ein ganzes Arsenal an solchen Übeansätzen haben und auf mich zugeschnittene Tipps geben, welcher Ansatz bei dem aktuellen Stück/Abschnitt gerade effektiv ist. Und das mag von Schüler zu Schüler ganz unterschiedlich sein. Um @Klangbutter s Video nochmal aufzunehmen, wo er sagt, dass ein Kind das Notenlesen nicht mag, da anders rangeht: Das ist genau der Punkt. Kinder sind viel eher dabei, wenn es darum geht Dinge einfach zu machen und praktisch zu erfahren. Erwachsene Schüler wollen öfter genauer verstehen was musikalisch eigentlich passiert und das kann oft der richtige Weg sein, aber es kann eben auch sein, dass man dem Kind etwas bestimmtes Theoretisches beibringen möchte oder den Erwachsenen von den Noten lösen möchte und ihn dazu bringen weniger verkopft zu denken.
Und das ist dann der Moment, wo es darauf ankommt, wie man das als Lehrer vermitteln kann.
Dem Kind das einfach nur spielen will mit der Erklärung zu kommen:
"Schau her, du hast hier erstmal vier Achtelnoten in der linken Hand. Auf jedem Viertelschlag eine. Und danach eine Achtelpause"... gähn... Kind verloren, hat schon keinen Bock mehr und hört nicht mehr zu.
Stattdessen:
"Schau, dieses Lied ist die Geschichte von den Achtelnoten Hans und Franz: Die gehen zusammen spazieren. Hans geht los, hier bei 1. Aber weil er so dick ist, kann er nur einen Schritt gehen, dann braucht er ne Pause. Dann macht er den zweiten Schritt (bei 2) und wieder ne Pause. Da geht Franz los.. blöderweise ist Franz genauso dick und braucht nach jedem Schritt ne Pause (hier bei 3 und bei 4). Komm, ich bin Hans und du bist Franz. Du brauchst den Griff hier, ich spiel vor, du spielst nach.".. Kind lacht wahrscheinlich wegen dem dicken Hans, aber die Sachen prägen sich besser ein.
Klar, ist nur ein aus den Fingern gesogenes Beispiel, aber wenn man die Leute ein bisschen kennt, kann man ne ganz gute Idee bekommen womit man die kriegen kann. Oder überraschen und Erinnerungen schaffen. Bei Erwachsenen auch. Da mal gegen die Erwartungshaltung gehen ist total gut. Alles Ungewöhnliche prägt sich oft viel besser ein.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Das andere vielleicht auch lesend, aber gleich im Tempo
"Gleich im Tempo" wie bei Dir im Video erfordert aber ein viel höheres Niveau, vor allem im Rhythmus.
Ich denke auch wie die Vorposter, dass ein cleverer Mix aus mehreren Methoden das Beste ist.
Leider ist das halt kein Standardrezept ...

Als ich gelernt habe, galt es bei meiner Lehrerin als unehrenhaft, sich das Stück vorher anzuhören. Das wäre quasi gemogelt, und sollte nicht gemacht werden wegen der "Gefahr", eine fremde Interpretation zu übernehmen, anstatt sich selbst das Stück musikalisch zu erarbeiten.
Dh. nur Noten. Aus meiner jetzigen Sicht in dieser extremen Form ziemlicher Unsinn. Klar lernt man was dabei, aber man quält sich teilweise schon, und es ist zeitlich ineffektiv.

Wenn es Aufnahmen eines Stückes gibt, dann würde ich heute auch immer von der Musik ausgehen.
Blattspiel, Erarbeitung von Noten usw könnte da evtl etwas zurückbleiben und müsste ggf extra geübt werden.

Technisch schwere Stellen muss man dann trotzdem isoliert und langsam üben, Hände getrennt usw. Und man sollte das Schülern auch beibringen, denke ich, also wie man eine schwere Stelle angehen kann.

Aber man muss auch auch nicht unnötig quälen, vor allem nicht mit Hobbyschülern. Man kann zb auch eine Hand aufnehmen, und dann zu einem Playback spielen im langsamen Tempo usw.

dieses Lied ist die Geschichte von den Achtelnoten Hans und Franz
Schönes Beispiel. Es geht ja bei sowas nicht nur um die Noten, sondern auch um koordinative Dinge. wenn man die Bewegungen koordinieren kann und die Musik verstanden hat, ist es auch leichter, das Notenbild zu verstehen.
Man bringt Kindern ja auch nicht das Lesen von Buchstaben bei und danach erst das Sprechen.
Rhythmus durch Klopfen vorab klarmachen.
Mache ich auch bei komplizierteren Stellen.
Immer von einfach nach kompliziert.

Aber Wie Ihr schon gesagt habt, ist es die Kunst des Lehrers, diese "Bausteine" und verschiedene Ansätze zum Üben zu zeigen. Und manche Dinge liest, hört, probiert und lernt man mit der Zeit auch selbst.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Naja, das Video soll natürlich keine allumfassende und wissenschaftliche Darstellung eines ganzen Methodik-Kompendiums sein. Es ist bestenfalls populärwissenschaftlich und zum Großteil nur unterhaltend gemeint.

Und dass es Mischformen gibt ist klar.

Der Vorwurf, dass beim theoretischen Ansatz der Rhythmus völlig außer Acht gelassen wird ist zwar richtig, aber auch richtig dargestellt. Denn es ist oft so am Anfang. Schon beim 3. und 4. Durchlauf sieht man ja den Rhythmus auch bei dieser Variante durchkommen.

@opa_albin
Vollkommen richtig, es scheint fast, als wären wir an der gleichen Hochschule gewesen 😉

Nicht anhören war unehrenhaft. Ich sehe es zwar genau wie Du, aber muss auch sagen dass es nicht selten Fälle gab, bei denen mir das Anhören von vorn herein den Spaß am Lernen vermisst hätte. Es kommt da sehr auf die Interpretation an. Eine Version wäre packend gewesen, aber 10 andere hätten mich abgeschreckt.
 
  • Interessant
Reaktionen: 1 Benutzer
Schon beim 3. und 4. Durchlauf sieht man ja den Rhythmus auch bei dieser Variante durchkommen.

Ich finde das auch gut, dass man möglichst bald den Charakter des Stücks heraushört. Dazu kann man vielleicht auch gewisse Dinge erstmal vereinfachen, zB links nur die 1 spielen, und dafür wie Du schreibst, "in den Flow" kommen.

Man hört allerdings auch immer wieder, dass heutige Schüler immer mehr nur spaßbetont lernen wollen. Da wird es mit der "analytischen" Methode eh schwierig.

es scheint fast, als wären wir an der gleichen Hochschule gewesen
;-) ... wird aber woanders vielleicht auch so gewesen sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und man sollte das Schülern auch beibringen, denke ich, also wie man eine schwere Stelle angehen kann.
Lernen zu lernen ist für mich tatsächlich der wichtigste Punkt im Unterricht. Es geht weniger darum jetzt das eine Stück einzuüben an dem man gerade übt, sondern Prinzipien kennenzulernen und vor allem den Umgang mit Problemen zu schulen und Problemlösestrategien zu vermitteln. Das ist das was später das Üben allein zu Hause erst effektiv macht.

unehrenhaft, sich das Stück vorher anzuhören. Das wäre quasi gemogelt, und sollte nicht gemacht werden wegen der "Gefahr", eine fremde Interpretation zu übernehmen, anstatt sich selbst das Stück musikalisch zu erarbeiten.
Ich sehe den Punkt sogar, wenn es darum geht sein Verständnis von Musik weiterzuentwickeln.
Viele Dinge die Interpretation betreffen stehen halt (oft) gar nicht in den Noten, sondern man muss sie sich sinnhaft erschließen. Das funktioniert eigentlich nur, wenn man nicht vorab beeinflusst ist.
Kommt halt immer darauf an, ob das das Ziel ist. Wenn es mehr um technische Aspekte geht, kann man sich natürlich auch das Stück vorher "gefahrlos" anhören.
Aber ich glaube auch, dass dieses "selbst über die Interpretation nachdenken" heute nur noch wenig verbreitet ist. Ich finde deswegen auch viele Interpretationen auf Youtube häufig wirklich nicht gut durchdacht, selbst bei bekannteren Interpreten (<-- get it?). Viele Aspekte von Interpretation werden heute vielfach vernachlässigt. (Verallgemeinert gesagt)

Leider ist das halt kein Standardrezept
Ich glaube auch nicht, dass man einfach in irgendeiner Form von einem Standardrezept reden kann.
Das fängt schon bei Einschränkungen durch das Instrument an, von Fähigkeiten des Schülers, Lerntypen, Kommunikation, und und und..
Der Unterricht für die zehnjährige Violinistin, die nur Melodien spielt, wo immer beide Hände zusammenarbeiten, sieht halt vollkommen anders aus, als der Unterricht für den 35jährigen semi-professionellen Pianisten oder den 65jährigen "ich wollte schon immer Gitarre lernen"- Hobbymusiker.
Ziel - Ambition - Zeit - Alter - Vorwissen - Zugang ... alles Dinge, die man als Lehrer mitbeachten sollte.

Man hört allerdings auch immer wieder, dass heutige Schüler immer mehr nur spaßbetont lernen wollen.
Zu Recht aber auch.
Was bringt es mir denn, wenn ich in 10 Jahren technisch ein ganz toller Musiker bin, aber ich hab dabei nie Spaß gehabt und verbinde Musik machen mit stiller Quälerei und Übestunden in meinem kleinen Zimmer?
Kaum jemand möchte heutzutage wirklich Berufsmusiker werden und die, die das wollen haben eben auch Spaß an Theorie und Analyse. Aber der absolute Großteil macht Musik zum Ausgleich und aus Spaß an der Sache.
Wieso muss ich das immer mit "das ist aber nicht effektiv", "so kannst du die Übezeit besser nutzen", "mindestens eine Stunde am Tag" etc überbügeln?
Hobbies sollten in erster Linie Spaß machen.
 
galt es bei meiner Lehrerin als unehrenhaft, sich das Stück vorher anzuhören.

Genau so war es bei meiner Klavierlehrerin. Sie hat allerdings nicht an meine Ehre appelliert, sie wollte, daß ich mein eigenes Interpretationsstil entwickle, ohne mich von anderen Interpreten beeinflussen zu lassen.

Mein erster Klavierlehrer hatte nicht so viel Geduld, mit mir das Blattspielen zu üben, obwohl ich notenkundig war, aber nur selten (eher gar nicht) prima vista im Tempo spielen konnte. Er hat mich das neue Stück (oder einige Zeilen) vom Blatt klatschen lassen, um zu sehen, wie ich den Rhythmus erfasse (das konnte ich im Tempo ganz gut), und dann sollte ich mir das ganze Stück nach Noten zu Hause selbst einlesen, bis ich es vom Blatt flüssig im halben Tempo spielen konnte. Erst dann hat er das Stück mit mir detailliert erarbeitet. Im laufe der Übungszeit habe ich sowieso jedes Stück auswendig gelernt, bis mein KL mit meinem Spiel zufrieden war, so daß ich selbst gar nicht beurteilen kann, welchen Einfluß die Methode des Notenlesens auf die Erarbeitung des Stückes wirklich hat.

Das Spielen nach Noten ist ein komplexer Prozeß, mit dem jeder Schüler individuell umgeht. Es ist sicherlich früchtetragend, wenn der Lehrer auf die individuellen Fähigkeiten des Schülers eingehen kann und die für den Schüler beste Methode lehrt, aber nicht jeder Lehrer erkennt diese Fähigkeiten.
Wenn der Schüler die Anweisung des Lehrers versteht und befolgen kann, und in seinem Spiel Fortschritte macht, wie es bei mir war, ist es doch auch OK.

Gruß, Bjoern
 
Als ich gelernt habe, galt es bei meiner Lehrerin als unehrenhaft, sich das Stück vorher anzuhören. Das wäre quasi gemogelt, und sollte nicht gemacht werden wegen der "Gefahr", eine fremde Interpretation zu übernehmen, anstatt sich selbst das Stück musikalisch zu erarbeiten.
Dh. nur Noten. Aus meiner jetzigen Sicht in dieser extremen Form ziemlicher Unsinn. Klar lernt man was dabei, aber man quält sich teilweise schon, und es ist zeitlich ineffektiv.

Wie schrecklich! Was für ein Instrument und was für ein Level hattest denn Du da? :oops: Wenn ich Für Elise lerne, ist die Gefahr sehr gering, dass ich das wie Glenn Gould interpretiere. Interpretation kommt doch erst, wenn man das Lied kann.
 
Noten ODER Flow: ein beherztes sowohl, als auch … :cool:

Ich frage mich, ob es noch andere Methoden gibt.
Nun, es gab und gibt ja Komponisten, die Können, Erfahrung, Weitsicht und gute Einfälle zb zu Orchester brachten …

Mir erscheint die Frage ein wenig so, wie das Wundern über das handwerkliche Geschick eines Meisters, der sein Leben lang Textilien färbte, mit Mustern bedruckte, atemberaubende Schwerter anfertigte … oder halt Musik erschuf oder innere Musik hörbar machte.

Der Start, der Weg am Anfang wird mit zunehmender Erfahrung unwesentlicher. Ein tieferes Verstehen über das eigene Hand-Werk trat an dessen Stelle.

Um es abzugrenzen, könnte man all diese Beispiele auch algorithmisch, also Regeln befolgend, erzeugen, wie ein Mathematiker mit Papier und Bleistift. Nur klänge das Ergebnis wohl etwas leblos im Vergleich.
 
Ich bin gerade auf einen Thread gestoßen, wo es hier im Forum ums Üben ging, und der verweist auf eine Publikation zum Üben, die mir auf den ersten Blick sehr interessant erscheint. Ich verweise einfach mal drauf

OPTIMAL ÜBEN
Ein Praxis-Handbuch für Musiker

bzw auf Englisch
QUALITY PRACTICE


Ich kann mich auch an ein Buch "Cello üben" von G. Mantel erinnern, in dem gute Tips (nicht nur für Cello) waren. Mentales üben, rotierende Aufmerksamkeit habe ich mir gemerkt. Ist eine Weile her.
 
Wie gesagt Leute, ich bin selbst Lehrer und versuche Inhalte von verschiedenen Seiten her nahezubringen. Wechsle auch beii einem und dem selben Schüler manchmal nach ein paar Minuten die Taktik.
Das Video ist eher für Schüler und zur Unterhaltung gedacht, stellen aber die wesentlichen Modelle dar.
Glaube ich.
 
Als ich gelernt habe, galt es bei meiner Lehrerin als unehrenhaft, sich das Stück vorher anzuhören. Das wäre quasi gemogelt...
Ich habe es befürchtet. der Bach war ein elender Pfuscher und Plagiator, weswegen er so gerne und viel transkribierte und seinen Telemann mochte und der Mozart sowieso, bei dem manche Stücke genauso gut von Papa Haydn stammen könnten. :D
Manche Arbeiten von Picasso sind von denen Braques nicht zu unterscheiden, als sie sich Anfang des 20. Jahrhunderts intensiv austauschten und den analytischen Kubismus entwickelten.

Bei der Interpetation eines Werks der klassischen Musik gibt es Vieles zu beachten. Woher soll man das denn lernen, wenn nicht von den Vorbildern?

Anders gesagt, wenn künstlerische Begabung zum Paket gehört, dann wird sie sich auch individuell herausbilden, selbst hörbare Einflüsse oder "Phasen" helfen dabei nur.
Den anderen Fall finde ich aber auch interessant: ein Stück aus dem Vortrag eines "normal guten" Klavierspielers wird sich beim Spielen mit hörbaren Spuren von dessen Vorbild wahrscheinlich immer noch besser anhören als beim Versuch, ein Kaninchen aus dem Hut zu zaubern, das gar nicht drin ist.

Gruß Claus
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Bei der Interpetation eines Werks der klassischen Musik gibt es Vieles zu beachten. Woher soll man das denn lernen, wenn nicht von den Vorbildern?
Hättest du das nicht mal vor x Jahren meiner verehrten Lehrerin sagen können? ;)

An sich steckt ja vielleicht schon ein sinnvoller Gedanke dahinter, dass man nicht einfach so nachspielt, sondern sich selber Gedanken macht. Gemeinsam mit dem Lehrerin natürlich.
Aber besser wäre natürlich, sich mehrere Interpretationen herzunehmen und zu schauen, was die Leute so machen. Oder zu überlegen, was man wie anders machen könnte, was davon gut wäre, was nicht usw.
Das ist in Zeiten von youtube natürlich einfacher als damals überhaupt eine, geschweige denn mehrere Schallplatten mit einer Aufnahme zu bekommen...

Das andere Extrem habe ich auch schon mal hier irgendwo erzählt, dass ich in Korrepetition ein paar Stücke aus Fidelio machen sollte, wovon ich die meisten noch nicht gehört hatte. Fleißig geübt natürlich, aber in der nächsten Stunde hat mich der Meister, ein absoluter Opernverehrer, fast rausgeschmissen, weil ich eine Arie davon doppelt so schnell gespielt hatte wie üblich. :cool:
Da wäre es wohl besser gewesen, ich hätte es mir vorher mal angehört :nix:
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Haha
Reaktionen: 1 Benutzer
Das Video ist eher für Schüler und zur Unterhaltung gedacht

Das mag sein, aber mir hat die ("im Flow"-ähnliche) Methode meines KL zu guten Fortschritten geholfen - Noten direkt vom Blatt rhythmisch richtig im Tempo klatschen, dann kannst du die Noten lesen und danach spielen.
Es mag auch Schüler geben, die fließend Noten lesen, aber den Rhythmus auf dem Instrument nicht wiedergeben können. Für sie muß der Lehrer eine andere Methode anwenden.

Hättest du das nicht mal vor x Jahren meiner verehrten Lehrerin sagen können?

Ich denke, daß diese Methode (selbst aus dem Notenblatt interpretieren, ohne das Stück vorher anzuhören) für manche Leute wirklich besser ist (so auch für meine Klavierlehrerin), wenn sie ein bestimmtes Ziel verfolgen.
Ein Schüler, der beim Blick in die Noten keine Vorstellung hat, wie er das Stück spielen soll, ist vielleicht besser beraten, das Stück vorher viele Male anzuhören, und dann beides zu kombinieren - was noch im Ohr hängt und was im Blatt steht.

Gruß, Bjoern
 
Noten direkt vom Blatt rhythmisch richtig im Tempo klatschen, dann kannst du die Noten lesen und danach spielen.
Diese Logik ist mir nicht ganz klar.

Ich kann fast alle Chopinetüden klatschen, behaupte ich jetzt mal.
Spielen ist eine ganz andere Sache.

fließend Noten lesen, aber den Rhythmus auf dem Instrument nicht wiedergeben können.
Rhythmus gehört ja zu den Noten dazu.
 
Diese Logik ist mir nicht ganz klar.

Es war die Methode des KL. Wenn der Schüler den Rhythmus aus dem Blatt versteht, kann er lernen, das Stück zu spielen.

Rhythmus gehört ja zu den Noten dazu.

Ja, aber nicht von jedem Schüler wird er aus dem Blatt verstanden, obwohl er benennen kann "das ist ein c' als Viertelnote ...".

Ich will jetzt nicht behaupten, das ist richtig/falsch, aber jeder Lehrer unterrichtet nach seiner Methode und nach seinen Erfahrungen. Für einige Schüler paßt es gut (sie machen gute Fortschritte), andere stellen die Methode in Frage.

Gruß, Bjoern
 

Ähnliche Themen

Palm Muter
Antworten
32
Aufrufe
10K
opa_albin
opa_albin
IcePrincess
  • Gesperrt
  • Angeheftet
Antworten
1
Aufrufe
131K
antipasti
antipasti

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben