P90 "gold foil" Pickups - Info und Anregung zum Austausch

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Liebe Board-Gemeinde,

ich befinde mich ja aus beruflichen Gruenden fuer mindestens 2 Jahre im Heimatland der grossen Stromgitarrenhersteller (USA), und da laufen einem natuerlich immer wieder spannende Dinge ueber den Weg.

So auch das Thema "gold foil" P90.

Grob gesagt: Diese Dinger wurden unter anderem von den (ziemlich unbekannten) Firmen Teisco und DeArnold hergestellt und kamen ganz ganz frueher mal als Pickups zum Einsatz, gerade auch auf billigen Gitarren. Die japanische Firma Teisco hat von 1948-69 Musikinstrumente hergestellt, eher im guenstigen Bereich (waere wohl heute also in der Korea-Kategorie wuerde ich sagen). Ende der 50er Jahre wurden die auch im grossen Stil in die USA exportiert - ganz witzige Instrumente, aber schon auch schraeg dabei. Auf die Pickups hat man erst gar nicht so viel geachtet... waren lustig aussehende und bezahlbare Instrumente.

Aber dann! Im Jahre 1964 hat Ry Cooder angefangen, seine "Coodercaster" zu konfigurieren. Gelandet ist er mit einem Oahu Lap Steel Pickup an der Bridge-Position und witzigerweise einem Teisco "gold foil" Pickup am Hals. David Lindley (selbst anerkannter Musiker und auch an Gitarren Rumbastler) hat das wohl empfohlen oder ihm den Pickup gegeben. Auf einmal gab es durch diese beiden grossen Namen neue Aufmerksamkeit, die Pickups sind heute sehr gefragt, funktionierende Vintage-Ware ist aber schwer zu kriegen (die waren billig gemacht, gingen kaputt, etc.). So ein bisschen die Suche nach dem Heiligen Gral, analog echten PAFs oder originalen SRV Overwounds oder was auch immer.

Was ich ueber die Technik in Erfahrung bringen konnte: Die Teile verwenden "Gummi"-Magneten, also im Wesentlichen wohl nicht so viel anders wie das, was man so an den Kuelschrank bappen kann, nur dicker. Sie verwenden "44-gauge" Draht und haben 30% weniger Windungen als ein Strat-Pickup, haben dafuer aber viel Metall an Board und somit ein grosses Magnetfeld. Der Aufbau unterstuetzt wohl auch ein recht empfindliches Aufnehmen der Saitenschwingungen. Die "Goldfolie" selbst sieht wohl nur gut aus und macht sonst nix, was den Sound angeht. So ganz schlau werde ich aus den Infos auch nicht, ein bisschen Geheimniskraemerei ist auch dabei. Insgesamt schon eine sehr komische Konstruktion...

...Aber in Summe wohl ein Gebilde, das einen tollen Sound produzieren soll. Das ist dann auch das Thema - klingt so nach eierlegender Wollmilchsau, wenn man die Beschreibungen so liest... fetter und warmer Sound einerseits, unheimliche Klarheit und feine Aufloesung andererseits. Auf der Seite von Jason Lollar (Link siehe unten) kann man sich selber ein akustisches Bild machen. Es gibt sogar ein Zitat von ihm: "Gold Foils make cheap guitars sound good". Ist ja mal ne Aussage.

Natuerlich sind die Teile auch noch von den Abmessungen her weit weg vom Standard Soap Bar oder Dog Ear, so dass man ggf. ein bisschen Fraesen muss und die Teile dann entweder "floating" am Pickguard befestigen oder mit entsprechenden Shims unterlegen muss, um sie zu installieren. Ne Menge Arbeit also.

Kernfrage fuer mich - lohnt sich das? Ich finde den Klang wirklich gut (das schoene ist, dass man auf der Lollar-Seite eben viele Pickups hoeren kann, das gibt einen ganz passablen Eindruck), bin P90 Fan (aber eben genau NICHT als Humbucker-Alternative, sondern als "fetterer" Single Coil, so wie er auf meiner St. Blues 61 South zum Einsatz kommt), ... da kommt man schon ins Gruebeln. Andererseits verkauft GFS/Guitarfetish die Teile auch, in anderer Groesse, so dass sie ohne Anpassungen im Body passen wuerden (womit sie aber eben wieder nicht 1:1 den magischen alten Pickups entsprechen)... und natuerlich kosten sie bei GFS nur $30-40 und bei Lollar satte $180 das Stueck (da fragt man sich dann, ob die ueberhaupt vergleichbar sind, siehe auch Diskussion in den Links unen).

Auch andere Hersteller sind auf den Zug aufgesprungen (Mojotone, $140 - Echo Park, $185, Mojo UK 80 GBP, ... mag noch weitere geben).

Kurzum: Die Dinger haben einen Markt, einige Leute schwoeren auf sie, ich finde die Story interessant (wie ich vieles Abseits von Fender und LP und "Standards" interessant finde) und wollte das, was ich die letzten Tage hier so erfahren habe, teilen.

Frage ans Board - hat sich da sonst noch wer intensiver mit beschaeftigt? Gibt es Eindruecke?

Ich habe die Teile auf der Liste und werde mal sehen, dass ich da was in die Finger bekomme... selbst mal spielen und hoeren waere mir am liebsten.

LINKS (alle englisch, habe keine deutschen Infos dazu gefunden):
Ein bisschen was zu Teisco: http://en.wikipedia.org/wiki/Teisco
Vorstellung unbekannterer Vintage Pickups, ua. Gold Foil: http://www.premierguitar.com/articles/21134-cult-coils-lesser-known-vintage-pickups?page=7
Jason Lollars Neuauflage: http://www.lollarguitars.com/mm5/merchant.mvc?Screen=PROD&Store_Code=LGP&Product_Code=Gold_Foil
Review zu den Lollars: http://www.guitarplayer.com/accessories/1019/review-lollar-gold-foil-pickups/25310
Noch ein Review: http://www.vintageguitar.com/17832/lollars-gold-foil-pickup/
Gold Foils bei GFS: http://www.guitarfetish.com/GFS-Gold-Foil-Pickups_c_525.html (natuerlich laueft auch eine Diskussion in Foren, inwieweit die "echt" sind bzw. den Spezifikationen der Originale entsprechen)
Diskussion zu den GFS Gold Foils: http://www.offsetguitars.com/forums/viewtopic.php?f=8&t=85754
Die Version von Mojotone: http://www.mojotone.com/guitar-parts/pickups-gold-foil/gold-foil-clone#.VLbA5dKG_W8
Echo Park: http://echoparkguitars.com/wordpress/about/buy/
Mojo: http://www.mojopickups.co.uk/gold_foils.php
 
Eigenschaft
 
Hi

so klingt ein Teisco (sieht man erst am Ende wenn er sich vorbeugt)




hier der Lollar/Supro in der gleichen Gitarre



;)
 
Danke @Dr Dulle, das ist schon mal spannend. Allerdings hoert man da eben auch ne ganze Menge Reverb etc. und nicht "nur" die nackte Gitarre...

Ich fand z.B. das hier schon beeindruckend: https://soundcloud.com/lollarpickups/all-3-clean-slide/s-NbcpM
 
Diese Dinger wurden unter anderem von den (ziemlich unbekannten) Firmen Teisco und DeArnold hergestellt und kamen ganz ganz frueher mal als Pickups zum Einsatz, gerade auch auf billigen Gitarren. Die japanische Firma Teisco hat von 1948-69 Musikinstrumente hergestellt, eher im guenstigen Bereich (waere wohl heute also in der Korea-Kategorie wuerde ich sagen).
Ich will jetzt nicht klugscheissen, aber Teisco/ Kawai und DeArmond sind keine unbekannen Firmen. Natürlich haut man Teisco gerne mit den Hertiecastern einen Topf, zurecht, aber sie haben sehr innovative Gitarren herausgebracht und das tun Sie heute immer noch (bspw. die Spectrum 5). DeArmond ist leider im Fenderkonzern untergegangen.
Die DeArmond gold foils gibt von einfach ca. 25 - 35 $ bis zu den gesuchten aus den 1960ern für 180 USD. Diese wurden z. T. auch in den Harmonys verbaut. Wer seine ES-Type Gitarren oder das Mahagonibrett für Blues-/ Buesrock aufrüsten will, ist mit diesen Dingern sehr gut bedient. Klingen warm aber auch rotzig. Ich bin zwar Lollar-Fan würde aber erst mal die von DeArmond probieren.
 
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Ich will jetzt nicht klugscheissen, aber Teisco/ Kawai und DeArmond sind keine unbekannen Firmen. Natürlich haut man Teisco gerne mit den Hertiecastern einen Topf, zurecht, aber sie haben sehr innovative Gitarren herausgebracht und das tun Sie heute immer noch (bspw. die Spectrum 5). DeArmond ist leider im Fenderkonzern untergegangen.
Keine Angst - ich meinte es eher im Sinne "unbekannter als die grossen Namen". Wenn man heute den (nicht existenten) Durchschnittsgitarristen von der Strasse nach alten Gitarren fragt, wird sicher Fender/Gibson kommen und dann lange mal nix... ich bin mir sicher, dass die meisten die oben genannten Namen nicht auf der Liste haben... und ich finde es gut, wenn man auch mal abseits dieser Dinge schaut.
 
ich greife, dies etwas ältere Thema, noch einmal auf... Ich weiß nicht in wie weit die ganzen Nachbauten an das Original herankommen... Die PU's aus der "guten alten Zeit" waren / sind wirklich eine Empfehlung, wenn es um das Thema "Sliden" geht... Als ich "Damals" (Ende der 80er) meine Liebe zum Slideblues fand..., gab es genug von den "Teiscos und Co.", fast schon inflationär ... Die Preise bewegten sich zwischen "Currywurst Pommes" und 30 DM. Die "Hertiecasters" fanden sich wohl in jedem 10. Haushalt... Dementsprechend hatte ich meinen "Bestand" und da es ja genug davon gab, sind sich auch schnell wieder vertickt worden, oder verschenkt, oder bei irgendeiner "Flamme" stehen gelassen worden... Shit Happens...

Nach meinem Empfinden waren sie nur für die Neck Position zu gebrauchen, an der Bridge klangen sie schrill und fad... Ry Codder wird schon wissen, warum an seine "CooderCaster" am Heck mit einem "StringTrough" PU von Supro ausgestattet ist... Auf alle Fälle würde ich nicht so viel Geld für die ganzen Repliken ausgeben wollen und warte auf ein Schäppchen, was das Original betrifft.

Die günstigen Nachbauten von GFS / Artec wären sicherlich einen Test wert... Irgendwann in der nächsten Zeit bringt mir eine Tante, meiner LG,

(die ihre Winter in Arizona verbringt) , zwei von den Teilen aus den Saaten mit (P90 Formart), vorausgesetzt sie kriegt das mit der Bestellung hin...

Generell ist es aber ein spannendes Thema und vielleicht könnte man diesen Thread ja auch nutzen um sich über "Slide-" taugliche PU's auszutauschen...
 
Hey @Slideblues, ich habe leider etwas spaeter mit (elektrischem) Slide angefangen, daher konnte ich von der "alten Welle" nicht profitieren. Und ich seh es auch so: es gibt Single Coils fürn Appel & Ei, warum nicht auch Gold Foils? Ist auch eher so ein Hobby- oder Next-Project-Ding - ich fahre mit meinem P90 im Neck ganz super eigentlich.

Ich denke halt mittlerweile ernsthaft drüber nach, mir hier in USA als Andenken an meine Zeit hier was Custom-mäßiges bauen zu lassen - warum nicht dann eine ultimative Slide-Machine a la Coodercaster nur fuer mich? Als Lefty hat man es ja nicht immer so einfach. Das Schöne für mich ist ja - eigentlich ist praktisch jede klassische E-Gitarre slide-tauglich. Tele und Strat eh, Paulas auch...(Semi)hollows allemal. Nur bei den modernen Flitzefingergitarren scheitert es dann oft allein an der Saitenlage.
 
warum nicht dann eine ultimative Slide-Machine a la Coodercaster nur fuer mich?

Na klar... besser geht es doch gar nicht... dann gönne dir einen original "Supro StringTrough" von ner alten Vulcano oder einer Supro Lap Steel... Den Rest kannst du dann mir überlassen... ;-)

Die Nachbaute von Lollar sind zwar auch nicht schlecht, aber sie sind etwas höher vom Output... den schmatzenden Cooder Sound bekommst du am besten mit den "Alten" hin... Ein Hybrid aus Humbucker und Singlecoil... (die Bass und die Diskantseiten hatten je eine Spule, die auf 2,5K gewickelt waren und dann seriell verdrahtet wurden - 5K).

Und ja, bis auf die "Flitzefinger" Gitarren lässt sich Alles zum Sliden gebrauchen ... On Stock sind der "Telly" und der "Domino" vom Rockinger extrem gute Kandidaten für die Neck Position... Ich wickle meine P90 und die T-Caster Bridge PU seit langer Zeit immer mal wieder selber... Mit "dickem" Draht AWG 39 oder 40 (0,09 / 0,1), wie bei den alten CC Pickups... und die haben auch einen sehr jazzig - bluesigen Sound... Aber das ist eine andere Geschichte...
 
E-Gitarren mir solchen Pubs wurden früher im Second Hand Shop für 20 - 50 Deutschmarks gehandelt. Nur mal so zur Info.
 
E-Gitarren mir solchen Pubs wurden früher im Second Hand Shop für 20 - 50 Deutschmarks gehandelt. Nur mal so zur Info.
Das ist mir bewusst. Ebenso weisst Du sicherlich, dass es bei diesen Pickups verschiedene Varianten gab ueber die Zeit und dass wie bei allen Dingen, die (1) selten und (2) begehrt sind (Punkt 1, weil damals auch nicht besonders schuetzenswert - und Punkt 2, weil sich das eben ueber die Zeit entwickelt und die Dinger jetzt Hot Shit sind) - ist also aktuell wirklich nicht einfach, funktionierende und unverbastelte und gute Ware zu finden.
 

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