Probleme mit Mechanik nach Gebrauchtkauf akustisches Klavier, Tonausfälle

kiagualuna
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Vorweg: Ich spiele diverse andere Instrumente (hauptsächlich Gitarre, E-Bass, Ukulele, Geige) und bin Klavierneuling. Ich habe bislang auf einem Yamaha P95 Stagepiano geübt, dieses nun verkauft und mir gerade ein gebrauchtes akustisches kleines Klavier aus einem Musikladen gekauft (Calisia M-105, Baujahr wurde auf ca. 1970 -1975 geschätzt).
Im Laden habe ich es probegespielt und bis auf dass es wohl nochmal nachgestimmt werden muss nur eine Kleinigkeit (?) festgestellt die der Verkäufer aber auf meine mangelhafte Spieltechnik zurückführte: eine Taste schien mir beim leisen Spielen etwas unvorhersehbar schwach "anzuspringen" und fiel beim leisen Spiel auch einmal komplett aus, d.h. es kam dann kein Ton (wobei ich diese Taste subjektiv nach meinem Spielgefühl nicht weniger stark angeschlagen hatte als die anderen Tasten in dem Übungsstück). Da ich ja von einer E-Piano-Tastatur komme und die Tastatur auch grade für mich einer der wichtigsten Gründe war zum akustischen Klavier zu wechseln und mir ja klar ist, dass ich das Feingefühl für eine "echte" Tastatur noch entwickeln muss, habe ich mir keine weiteren Sorgen gemacht und das Klavier gekauft. Auch bezüglich nachstimmen wurde mir gesagt, dass wird nach zwei Wochen dann bei mir zuhause gemacht wenn sich das Klavier an seinen neuen Standort gewöhnt hat und ist auch kostenlos. Es war auch nicht von der Stimmung her nicht total neben der Kappe, sondern bis auf einen Ton (Es7) nur etwas unsauber.
Dann musste ich noch etwas warten bis die Klavierspedition einen Termin hatte. Es wurde dann Vorgestern geliefert und es war ganz klamm!!! Es war ein sehr regnerischer Tag mit heftigsten Schauern und ich habe extra im Laden angerufen ob man das Klavier bei dem Wetter überhaupt transportieren kann. Da wurde mir versichert, die machen eine Plane drüber, so dass das Klavier nicht nass wird und es wäre kein Problem. Es kam dann etwa eine Stunde später als ausgemacht in einer kurzen Regenpause und es wurde mir vom Verkäufer versichert, dass es kein Problem ist, dass es sich klamm anfühlt, denn es sei ja Holz und würde einfach nach ein Paar Tagen von selber trocknen.

Jetzt liegen folgende Probleme vor:
1. es hört sich eine ganze Ecke verstimmter an als ich es im Laden wahrgenommen hatte,
2. mehrere Töne fallen nun auch bei nicht leisem Spiel (nicht immer, aber auffallend oft) aus, sicher zum Erklingen bringen lassen sich die Töne der betroffenen Tasten nur beim Forte, dabei hängt aber die Taste nicht und fühlt sich auch nicht groß anders an als andere beim Anschlagen, sondern das Problem scheint irgendwo innen drin in der Mechanik zu liegen, es sind davon auch gerade Töne in der mittleren Lage betroffen (etwa D3 und 4, G und A 3 und 4 um die schlimmsten zu nennen),
3. D3 hört sich vom Klangcharakter her ungesund und total anders an als alle anderen, der Dämpfer geht dort auch mit deutlich weniger Abstand von den Saiten weg als bei anderen Tönen,
4. es kommt bei einigen Tönen im Bereich um D3 herum zu sehr starkem hörbarem Mitschwingen von anderen Saiten im Klavier, die aber nicht harmonisch mitschwingen, sondern es sind im Resultat sehr unangenehme schrille metallische Nebengeräusche (vielleicht schwingt da auch etwas ganz anderes mit wie eine lose Schraube, irgendetwas metallisches loses???)

Eine Freundin mit viel Spielerfahrung die gestern da war, sagte die Tasten wären schlecht eingestellt und auch mit der Stimmung, das ginge garnicht, es wäre üblich das Klavier sofort nach Lieferung nach zu stimmen und dann nach zwei Wochen nochmal.

Der Verkäufer versicherte mir telefonisch, ich solle mir keine Sorgen machen, das Klavier braucht mindestens zwei Wochen um sich zu aklimatisieren, vorher würde sich ein Besuch nicht lohnen, die beschriebenen Probleme wären Kleinigkeiten die wahrscheinlich zum großen Teil in ein paar Wochen von selbst verschwinden würden, ich müsste es jetzt nur einspielen, weil die Tasten ja auch bewegt werden wollen.

Nun zu meinen Fragen:
1. Sind das wirklich alles harmlose Probleme, die mehr oder weniger von selber verschwinden werden (bis auf die Verstimmung natürlich)?
2. Soll ich das Klavier zur besseren "Trocknung" mit geöffneten Klappen stehen lassen oder soll es besser so langsam wie möglich trocknen (wobei wir haben zur Zeit Luftfeuchtigkeiten zwischen 65 und 70% draußen wie drinnen, ich habe schon überall Hygrometer stehen wegen meiner ganzen anderen Instrumente und versuche die Luftfeuchte im Schnitt nicht weit über 65% steigen zu lassen).
3. Es wurde zur Körperschallisolierung mit den Füßen auf Gummimattenstreifen (Gummigranulat, 8 mm) gestellt mit dem Ergebnis, dass es etwas wackelig war, da sagte der Spediteur, mit einem Korken zwischen Klavier und Wand kann man es so stellen, dass es trotz der Gummimatten nicht wackelt. So wurde es dann auch gemacht und wackelt nicht mehr. Allerdings steht es jetzt dadurch nur noch 5 cm von der Wand entfernt statt 10 bis 15 cm. Es ist zwar keine Außenwand, aber weil ja der Resonanzboden klamm geliefert wurde frage ich mich ob bei dem Abstand die Luftzirkulation reicht. Außerdem steht es zwar auf den Gummistreifen, berührt aber hinten die Fußleisten (Holz), so dass fraglich ist ob die Gummiisolierschicht über dem Parkett akustisch zur Lärmreduzierung bei den Nachbarn tatsächlich etwas bringt.
4. Bringt es etwas für die Mechanik wenn ich versuche es "einzuspielen"? Meine Idee, ich spiele nun mehrmals täglich C-Dur und Cis-Dur über die gesamte Klaviatur rauf und runter um alle Tasten zu bewegen. Außerdem versuche ich wenn ein Ton nicht kommt beim normalen Üben, diesen Ton mechanisch "locker" zu spielen indem ich ihn mehrmals hintereinander forte anschlage wenn er grade ausgefallen ist. Dabei ist mir auch noch aufgefallen, dass manche der von Ausfällen betroffenen Töne auch Probleme haben wenn sie mehrmals hintereinander kurz angeschlagen werden und dann schwerer kommen als andere Töne.

Und noch eine ganz doofe Neulingsfrage: ist es normal dass die Töne ab G6 aufwärts keine Dämpfer mehr haben?

Ich hoffe dass es mir gelungen ist die Probleme als Laie gut zu beschreiben und ihr wisst Rat.
 
Eigenschaft
 
Was hast du denn dafür bezahlt? Natürlich sollte auch bei einem billigen Klavier alles funktionieren, aber da hast du dir wirklich einen ziemlichen Billigheimer zugelegt.

Normal ist, dass das Klavier 3-4 Wochen nach dem Transport gestimmt wird. Niemand stimmt sein Klavier direkt nach dem Transport und dann nochmal 2 Wochen später. Das ist Unsinn.

Sag deine Beschwerden dem Klavierstimmer. Der sollte mechanische Defekte eigentlich vor Ort beheben können. Allerdings klingt das so, als ob du das Klavier nicht in einem Klavierhaus, sondern in einem Musikladen gekauft hast, der wahrscheinlich keine eigene Werkstatt hat, richtig? In einem Klavierhaus wird normalerweise viel mehr darauf geachtet, dass das Klavier in einem ordentlichen Zustand geliefert wird.
 
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Das Klavier hat 1000 Euro gekostet und es ist kein Klavierhaus, sondern ein Musikladen mit eigener Werkstatt (in der einige Klaviere stehen). Der Verkäufer will mir seinen Klavierstimmer erst in frühestens zwei Wochen schicken.
 
Und noch eine ganz doofe Neulingsfrage: ist es normal dass die Töne ab G6 aufwärts keine Dämpfer mehr haben?

Ja, das ist bei allen Klavieren und Flügeln so. Bessere Digis simulieren das.
 
Das Klavier hat 1000 Euro gekostet und es ist kein Klavierhaus, sondern ein Musikladen mit eigener Werkstatt (in der einige Klaviere stehen). Der Verkäufer will mir seinen Klavierstimmer erst in frühestens zwei Wochen schicken.

1.000 Euro inkl. Transport und Stimmung?

Die 2 Wochen solltest du ruhig abwarten. Aber erwarte nicht zu viel. Natürlich sollten alle Tasten funktionieren, aber klangliche und mechanische Unregelmäßigkeiten sind bei solchen Kisten eher die Regel.
 
Die 1000 Euro sind inklusive erstem Stimmen nach zwei Wochen , aber ohne Transport. Da musste ich selber die Klavierspedition beauftragen (hat 142,00 Euro gekostet wegen 1. Stock).
Gestern abend war der Klavierstimmer aus dem Laden dann doch da, nachdem ich nochmal angerufen hatte, weil die Tonausfälle immer mehr wurden. Das hat mich beim üben schon sehr genervt und ist sogar einmal passiert im Forte. Er hat die Mechanik an ein paar Stellen anders eingestellt: Papierscheibchen und Filze unter den Tasten ausgetauscht, Federchen gedehnt, einen Hammerfilzkopf mit einer Art Drahtkamm "gekämmt" und Ballistol in die Mechanik gesprüht. Das sah interessant aus. Und jetzt sind die Tonaussetzer deutlich weniger häufig. Stimmen wollte er partout nicht, weil es sich noch nicht lohne. Da ihr hier ja auch sagt dass ich damit besser warten sollte werde ich mich jetzt erstmal gedulden mit schiefen Tönen weiterüben.

Für 1000 Euro erwarte ich auch keinen Konzertreifen Klang aber ich wollte schon ein Klavier auf dem ich gut lernen kann.
Ich hoffe dass es mit diesem Klavier hinzukriegen ist ohne dass ich 1000 Euro nachschießen muss für Reparaturen oder Einstellungsarbeiten durch einen richtigen Klavierbauer und nicht nur Klavierstimmer (wie ich gerade gelernt habe ist nicht jeder Klavierstimmer auch Klavierbauer und kann nicht jeder über das reine Stimmen hinaus bei solchen Problemen helfen).
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Jedenfalls bin ich beruhigt, dass die "Dämpferlosigkeit"ab G6 aufwärts normal ist. :)
 
Der Klavierstimmer aus dem Laden war nach drei weiteren Wochen ein zweites Mal da um es komplett durchzustimmen. An der Mechanik hat er nichts mehr gemacht, weil er meinte es sei alles ok :-(
Die Stimmung war im Ergebnis mäßig (der Stimmer auch schon über 70 Jahre alt) und hielt nicht lang. Nach ein paar Wochen bestellte ich mir dann einen richtigen Klavierbauer (unabhängig vom Laden) zum Stimmen und Mechanik korrigieren.

Der Klavierbauer hat eine sehr gute Stimmung hinbekommen und die Mechanik nachreguliert. Das Problem bei der Mechanik war eine zu starke Spannung.

Die Mechanik läuft jetzt aus meiner Sicht gut, wobei der Klavierbauer noch sagte man sollte eigentlich den Halbgang auch noch vernünftig einstellen (was aber nochmal was kostet und vorübergehend warten muss).

Die Stimmung von dem Klavierbauer hielt leider nur 7 Wochen!
Glücklicherweise ist der Klavierbauer ein sehr hilfsbereiter Mensch und ist kurzfristig vorbeigekommen und hat das Klavier nochmal nachgestimmt in dem Betroffenen Bereich. Er hat bei den hohen Tönen auch am Steg die Saiten festgeklopft, denn die Ursache für die Verstimmung war wohl hier zuviel Spiel.
Der Klavierbauer hat mir das als Service umsonst gemacht (obwohl er ca. 1 Stunden hier war). Jetzt klingt es wieder Tip-top. Er vermutet dass die Probleme daher kommen, dass das Klavier wahrscheinlich eine längere Zeit unklimatisiert gestanden hat. Die Werkstatt in der es im Laden stand ist eine Art Altbau-Hinterhofgarage ohne Heizung, etc. Auf Nachfrage wie das Klavier vorher gestanden hat konnte mir der Ladenbesitzer nichts sagen.

Die Wirbel sitzen jedenfalls laut Aussage des Klavierbauers fest genug und er hofft, dass das Klavier langfristig die Stimmung normal halten wird wenn es sich erst mal akklimatisiert hat. Das kann bei einem Instrument das lange unter ungünstigen Bedingungen gestanden hat nach seiner Ansicht auch länger dauern.

Ich bin froh, dass ich diese Klavierbauer gefunden habe! Er hat mir auch bezahlbare Tips gegeben, falls ich mir irgendwann ein besseres Klavier gebraucht anschaffen möchte.

Ich hatte schon vor dem Klavierkauf von einer Freundin zu hören bekommen: ruf doch mal einen Klavierbauer an und frag um Rat. Ich habe mich leider davor gescheut mit meinem schmalen Budget einen Klavierbauer um Rat zu fragen weil ich dachte der lacht mich aus oder rümpft die Nase, oder ist unbezahlbar.
Ich dachte da ich es in einem Laden kaufe wird jawohl technisch gesehen alles okay sein.
Es scheint ja wenigstens nicht total Schrott zu sein, aber für den Preis ist der Zustand in dem ich es erhielt nicht wirklich toll und die ursprünglichen Aussagen aus dem Laden nicht ganz ehrlich (oder inkompetent?).
Naja, ich würde den Fehler nicht nochmal machen ein Klavier aus einem normalen Musikladen (Nicht-Klavierhaus) bzw. ohne fachlichen Rat meines Klavierbauers zu kaufen.

Jedenfalls kann ich aus meiner Erfahrung nur raten sich auch mit schmalen Budget an einen Klavierbauer zu wenden. Meiner hat mir jedenfalls sehr geholfen und mich dabei nicht in die Insolvenz getrieben ;-)

Jetzt warte ich mal noch ein bisschen ab wie sich die Stimmhaltung weiter entwickelt. Und wenn sich dass dann normalisiert hat und das Klavier nicht mehr so stark "arbeitet" kommt noch die Halbgangseinstellung in Auftrag und dann bin ich erstmal für den Anfang gut versorgt.
 
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Das freut mich das ein Kollege dir weiterhelfen konnte und dein Klavier auf dem weg der Besserung ist :)
Wenn der Halbgang noch reguliert wird spielt sich das Instrument auch nochmal gleichmäßiger.. kann ich dir also empfehlen..

Grüße Anown

p.s. es kann dir auch passieren das Klavierbauer in Musikläden arbeiten ;)
 
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