Schallplatten digitalisieren ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe - sowohl den techischen Aufwand betreffend als auch bezüglich erforderlichem Zeitaufwand! Wenn man einen gewissen Mindestanspruch an das Überspielergebnis hat, ist auch ein Mindestqualitätsanspruch an die Technik zu stellen.
Da ein sehr hoher Zeitaufwand obligatorisch ist und zumindest die reale Laufzeit der Schallplatte nicht unterboten werden kann (von Einpegelung, Nachbearbeitung usw. rede ich jetzt noch nicht), sollte man sehr gut überlegen, ob sich der Aufwand lohnt! Sollte es sich um nicht oder sehr schwer beschaffbare Aufnahmen handeln oder jemand das Vorhaben als Herausforderung (unabhängig vom Zeitaufwand) angehen will, liegt die Sache etwas anders.
Ich kenne dieses Omnitronic-Teil nicht ... "USB-Plattenspieler" sagt ja, daß ein Phonovorverstärker und eine USB-"Soundkarte" mit Analog-Digital-Wandler
integriert sein müssen. Viel Qualität kann man da nicht erwarten! OK, ich habe jetzt "gehobene" Qualitätsansprüche, aber ein gutes Abtastsystem kostet allein um 200,-, ein halbwegs tauglicher Phonovorverstärker auch mindestens 100,- (eher >=200,-!) - und da ist noch kein Tonarm und kein Plattenspielerlaufwerk (und kein "besseres" Audiointerface) im Preis drin!
Falls beim TE ein solider und funktionstüchtiger HiFi-Plattenspieler und ein HiFi-Verstärker mit Phonoeingang (kann 20 oder deutlich mehr Jahre alt sein!) verfügbar sein sollten, so würde ich diese Überspielkette in jedem Fall bevorzugen!
Nächster Punkt "Plattenwäsche" ... keine Nachbearbeitungsoftware der Welt kann das leisten, was eine Plattenwäsche leistet! Dies kann man entweder als Dienstleistung in Anspruch nehmen, aber auch ein einfaches Handwaschgerät à la
Knosti Disco-Antistat leistet "Wunder". Plattenwäsche bedeutet Zeitaufwand und Kosten!
Zum eigentlichen Problem ... natürlich haben Schallplatten unterschiedliche Pegel/Dynamik innerhalb einer Platte bzw. Plattenseite (teilweise dramatisch) bzw. es gibt insgesamt "leise" und "laute" Platten. Das ist u. a. an der Gesamtspielzeit zu erkennen - alles was über 25/30 Minuten Spielzeit ist, muß zwangsläufig mit geringerer Auslenkung (Pegel und Dynamik reduziert) geschnitten sein und ist damit (deutlich) leiser.
Daher glaube ich dieser Aussage nicht bzw. es sollte im Detail abgeklärt werden, wie sie zustande kommt:
Wenn ich den Plattenspieler über Chinch an mein Mischpult anschließe habe ich immer egal welche Platte ein Lautes und sauberes Ausgangssignal.
Es ist unerlässlich, vor der eigentlichen Aufnahme/Überspielung sorgfältig einzupegeln, was im Detail heißt, die lauteste Stelle auf der Plattenseite zu suchen. Der Schallplattenauskenner mit Erfahrung und Übung kann bereits am Rillenbild die lautesten Stellen ausmachen! Bei besserer Aufnahme-Software kann man Probeaufnahmen machen (erforderlichenfalls die gesamte Plattenseite) und die lauteste Stelle automatisch suchen lassen und danach die Auspegelung festlegen. Ziel sollte natürlich sein, mit maximalem Pegel aufzunehmen und auf keinen Fall zu übersteuern! Jede nachträgliche Normalisierung (bei zu geringem Pegel) hebt auch Rauschen und Knistern an.
Ich kenne Audacity nur dem Namen nach, ich selbst habe bessere Programme zur Verfügung. Nach meinem Dafürhalten geht eine Schallplattenüberspielung nicht ohne aufwendige Nachbearbeitung - und da ist man mit besseren und teueren Programmen besser bedient. Man kann z. B. Rausch-/Knisterprofile zwischen 2 Titeln (Leerrillen) erstellen und anhand dieses Rauschprofils eine gesamte Plattenseite von Störsignalen mehr oder weniger gut befreien - das jeweilige Ergebnis ist einstellbar und kann in Echtzeit vorgehört werden.
Apropos Vorhören ... eine qualitativ sehr gute Abhörmöglichkeit sollte vorhanden sein - entsprechende HiFi-Anlage oder sehr gute Kopfhörer!
Natürlich kann man mit gerade vorhandener Technik und mit minimalstem Zeitaufwand und Entfall aller Vor- und Nacharbeit eine Überspielung durchführen ... es muß dann halt selbst entschieden werden, ob das Ergebnis zufriedenstellend ist!
eBill
EDIT:
also theoretisch müsste jede schallplatte den selben spitzenpegel liefern und es reicht wenn der hersteller die interne verstärkung des plattenspielers einmal auf diesen pegel einstellt.
Nein das ist definitiv nicht der Fall, siehe oben. Es gibt berühmt-berüchtigte Beispiele für irrwitzige Pegel(sprünge) auf Schallplatten, das Extrem schlechthin:
Telarc Overtüre 1812. Anderes Beispiel: LP
Gregorio Paniague - La Folia auf Harmonia Mundi/ATR ... wer die Platte nicht kennt, wird in Sekundenschnelle zum Lautstärkepoti eilen bzw. schnellstens nach der Fernbedienung grabschen - einfach brachial!
@DJFM
Wenn über USB keine Möglichkeit der Pegelbeeinflussung besteht, bleibt als Alternative über Cinchanschlüsse am Plattenspieler ... die Frage ist dann, ober es intern über einen integrierten Phonovorverstärker geht (vermutlich, ist aber garantiert von minderer Qualität) - dann direkt an die Line-in-Buchsen von Soundkarten/Onboardsound gehen. Sorgfältige Einpegelung (s. o.) ist erforderlich.
Wie schon gesagt, den integrierten Phonoeingängen alter HiFi-Vorverstärker traue ich mehr Qualität als diesem internen Omni-Dingens-Phonovorverstärker zu!