Ob man nun in das Hochpreissegement gehen muss, muss jeder nach seinem eigenen Geldbeutel entscheiden.
Das entscheidet imho vielmehr der eigene Geschmack. Richtig ist, dass viele gute Gitarristen auf "gutem" Equipment spielen.
Die Frage ist, wie man hier "gut" bestimmt. Jeder sucht sich doch sein Equipment nach individuellen Vorstellungen und Kriterien aus. Was für den einen gut ist, muss das noch lange nicht auch für den anderen sein. Und dabei wird häufig davon ausgegangen, dass teureres Equipment automatisch besser ist. Das stimmt so nicht. Jeder kauft sich die Gitarre, die ihn (!) inspiriert, auf der er sich wohlfühlt und damit auch gut klingt. Bei dem einen ist das ein Customshop-irgendwas-sauteuer-Modell, bei jemand anderem vielleicht die eine Mexiko-Fender die er sich rausgesucht hat. Die schlägt aus seiner Sicht vielleicht alles aus dem Custom Shop, weil sie eben ihn inspiriert und er sich darauf einfach wohler fühlt.
Wenn die Gleichung teurer=besser stimmen würde, sähe man auf Bühnen nur noch Customzeug. Das ist aber nicht der Fall. Klar ist die Verarbeitung besser. Aber was nützt mir das, wenn das Instrument für mich (!) "tot" ist. Es gibt ja auch Leute, die sehr teuere LesPauls zuhause haben und doch irgendwie die im vergleich "billige" US-Strat lieber haben. Warum auch immer. Das ist nicht objektiv nachprüfbar.
Das ist wie bei Jeans: die Lieblingsjeans, die am besten passt und in der man sich einfach wohlfühlt ist ja auch nicht immer die teuerste im Schrank.
Und an dem Punkt kommt auch der "Tone" ins Spiel. Man hat doch eine bestimmte Vorstellung, wie man klingen will. Das ist schonmal Grundlage für den "Tone". Im Grunde sucht man sich jetzt Equipment, das seinen eigenen "Tone" am ehesten wiedergeben kann. Das kann die störrische Strat sein, mit der man kämpfen muss, oder die seidenweiche Paula/etc. Je "schlechter" das Equipment aus eigener Sicht, desto mehr muss man sich anstrengen, das gewünschte Soundergebnis aus dem Zeug herauszuholen. Je mehr "tone" man in den FIngern hat, desto einfacher ist es, auch auf eigentlich "schlechtem" Zeug gut , d.h. so wie man es selbst will, zu klingen. Deshalb erkennt man auch viele Gitarristen wieder, deren Equipment sich im Laufe der Jahre stark geändert hat. Sie haben immer einen gewissen Sound haben wollen und den ihrem Equipment aufgezwungen. Egal welches es jetz konkret war. Sie klingen deshalb irgendwie immer nach sich selbst.
Schaut euch mal eine Vorführung von Thams Blug an. Der klingt über einen Edition Blue immer noch nach Thomas Blug. Genauso wie über einen Triamp. Der Sound unterscheidet sich natürlich schon etwas. Aber man erkennt es trotzdem, weil er auch dem Edition Blue seinen "tone" "aufzwingen" kann, den Amp dazu bringen kann, zumindest ungefähr so zu klingen, wie er das will. Und das hat mit EQ oder sonstwas nix zu tun.
Wer als Anfänger das nicht versteht bzw. nicht glauben kann, der soll sich in einem guten (!) Gitarrenladen von einem erfahrenen Verkäufer mal eine Gitarre und Amp vorführen lassen. Findet man den Sound gut, nimmt man die gleiche Gitarre und den gleichen Amp, gleiche Einstellung und spielt dann selbst. Man wird sich wundern was passiert...