Sounddesign, Arrangement und Authentizität

  • Ersteller Martman
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Wie geht ihr beim Nachbau von Sounds und Arrangements beim Covern vor?

  • Es muß ein originalgetreuer Sound aus Originalinstrumenten sein.

    Stimmen: 0 0,0%
  • Es muß ein originalgetreuer Sound aus Instrumenten sein, die in der Art nahe ans Original kommen.

    Stimmen: 5 9,4%
  • Originalgetreuer Sound, aber mit wenigen Geräten. Ich betreibe einen großen Aufwand.

    Stimmen: 10 18,9%
  • Originalgetreuer Sound, aber mit wenigen Geräten. Ich betreibe einen geringeren Aufwand.

    Stimmen: 11 20,8%
  • Originalgetreuer Sound, aber mit wenigen Geräten. Ich verwende Fertigsounds von Profis.

    Stimmen: 1 1,9%
  • Es muß schon einigermaßen original klingen, aber so einfach wie möglich.

    Stimmen: 11 20,8%
  • Ich schränke mich bewußt ein auf das, was meine Instrumente können. Keine Nicht-Keyboard-Sounds.

    Stimmen: 4 7,5%
  • Originalsounds sind unkreativ, ich mach grundsätzlich was ganz anderes.

    Stimmen: 5 9,4%
  • Ich spiele Cover, mir ist das Thema aber komplett egal.

    Stimmen: 1 1,9%
  • Ich spiele kein Cover.

    Stimmen: 5 9,4%

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Martman
Martman
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Das Thema, wie weit man als Keyboarder beim Arrangieren und Sounddesign bei Covermusik geht, gehen kann und gehen sollte, taucht hier ja immer wieder auf. Mittlerweile gibt es hier einen instrumenteübergreifenden Thread zu dem Thema, aber da wir Keyboarder generell über weitaus größere Möglichkeiten verfügen als andere Musiker und uns daher auch häufig mit der Anforderung konfrontiert sehen, diese Möglichkeiten auch auszureizen, dachte ich mir, es wird Zeit für einen eigenen Cover-Sounddesign-Thread für Keyboarder, und zwar in Form einer Umfrage. Um einmal die Optionen zu erklären:

Es muß ein originalgetreuer Sound aus Originalinstrumenten sein.
Eine Einstellung, die nicht nur bei professionellen Tributebands, sondern auch bei einigen Classic-Rock-Bands und Jazzcombos verbreitet ist. Für den Sound eines Rhodes Suitcase braucht es ein Rhodes Suitcase, für den Sound einer Hammond B3 mit Leslie 122 braucht es sowohl eine Hammond B3 als auch ein Leslie 122, für einen Minimoog muß ein echter Minimoog Model D ran, beim Prophet-5 kommt es gar auf die Bauserie an (SSM- vs. CEM-Chips), für eine Roland TB-303 braucht es eine originale Silberkiste, koste sie, was sie wolle. Simulationen/Clones werden nicht geduldet, Samples oder gar Rompler schon gar nicht.

Es muß ein originalgetreuer Sound aus Instrumenten sein, die in der Art nahe ans Original kommen.
Es wird Wert auf einen Sound gelegt, der nahe am Original ist, und der auf eine originalnahe Art und Weise erzeugt wird, wo immer das möglich ist. Es müssen nicht die Originale sein, aber simple Samples tun es auch nicht, die Klangerzeugung sollte schon dem Original nahe kommen. Für die Hammond also ein Hammond-Clone auf Modelingbasis mit Zugriegeln (oder Zugriegelersatz) und einer guten Lesliesimulation (Ventilator z. B.), dergleichen für E-Pianos, zumindest hier aber entsprechend spezialisierte Keyboards (Nord, SV1 etc.). Subtraktive Synthesizersounds werden auch nach Möglichkeit samplefrei erzeugt, schon gar nicht werden Samples verwendet, die Filter oder gar Hüllkurven/LFOs schon mit enthalten. Da muß also ein dem Original ähnlicher Analoger ran oder ein VA, der auch entsprechende Möglichkeiten hat, wobei man bei VAs oft rein strukturell und charakterlich bessere Karten hat. Trotzdem sollte es eben vom Aufbau, von der Struktur und vom Sound her doch hinkommen. Ein Minimoog braucht beispielsweise ein 24 dB/Oktave-Tiefpaßfilter (die sind in VAs meist eh von Moog inspiriert) und kann weder polyphon gespielt noch gelayert werden. Aber nicht nur subtraktive Synths müssen standesgemäß ersetzt werden, dergleichen gilt für FM-Synths (Yamaha DX7 etc.), die gesamplet ebenso undynamisch klingen wie ein gesampletes Klavier und folglich durch echte Frequenz- oder besser noch Phasenmodulationssynthese ersetzt werden müssen. Insbesondere Synthesizerklänge werden oft von Null auf erstellt, statt einen vorhandenen ähnlichen Sound anzupassen. Wenn das vorhandene Equipment ein wichtiges Feature nicht hat (etwa ein 18 dB/Oktave-Filter für EMS-Effektklänge, Oszillatoren mit mehreren, synchron frei schwingenden Waveforms gleichzeitig für Yamaha-Synthesizer der 70er Jahre oder bestimmte Fairlight- oder Emulator-Werkssamples), hat man ein Problem.

Originalgetreuer Sound, aber mit wenigen Geräten. Ich betreibe einen großen Aufwand.
Auf Soundqualität wird Wert gelegt, auch auf klangliche und arrangementmäßige Authentizität. Aber VAs und ähnliche Soundspezialisten kommen nicht zum Einsatz, allenfalls etwas von Clavia für Orgel und E-Piano. Ansonsten nur Samplesounds. Trotzdem wird aus den Klangerzeugern in händischer Kleinarbeit auch noch das Letzte rausgeholt. Einzelklänge werden bis zur Perfektion optimiert, vielleicht wird gar die Struktur eines Analogsynthesizers mit entsprechenden Oszillatorsamples in der Workstation nachgebaut, damit es sich nicht wie irgendein Synthesizer anhört, sondern wie ein bestimmtes Modell mit einem bestimmten charakteristischen Klang. Bei samplingtauglichen Geräten wird mitunter gar auf gekaufte Libraries mit noch authentischeren Sounds zurückgegriffen. Im Multimode wird mit etlichen Splits, zu- und abgeschalteten Layers und ähnlichem gearbeitet, um die Soundpalette der zu covernden Originale vollständig und authentisch wiedergeben zu können. Wenn das möglich ist, werden gar originalgetreue Bläsersektionen aus Einzelinstrumenten mit jeweils eigenen Splitzonen gebaut. Vor dem Einsatz von Audiozuspielungen und/oder einem Sequencer wird nicht zurückgeschreckt, wenn es gar nicht mehr händisch spielbar ist.

Originalgetreuer Sound, aber mit wenigen Geräten. Ich betreibe einen geringeren Aufwand.
Auf Soundqualität wird schon Wert gelegt, auch auf originalgetreue Klänge. Es wird auch im Multimode gespielt, aber meist nur mit zwei, vielleicht drei Splitzonen und nicht mit exzessiven Arrangements. Sounddesign wird nicht bis ins letzte Detail betrieben, es wird nicht zwischen einzelnen emulierten Synthesizertypen unterschieden, statt dessen werden maximal offensichtliche Macken in Presets ausgebügelt, Synthesizer eher generisch betrachtet, vielleicht werden Einzelsounds gar nicht verändert. Gespielt wird alles per Hand.

Originalgetreuer Sound, aber mit wenigen Geräten. Ich verwende Fertigsounds von Profis.
Das Erzielen eines authentischen, originalgetreuen Sounds wird hier aus Zeit- und/oder Qualitätsgründen anderen überlassen, und zwar praktisch komplett. Nicht nur Samples werden gekauft bzw. heruntergeladen, sondern auch fertige Sounds auf Basis von ROM-Samples, wenn nicht gar komplette, spielfertige Multiprogramme für bestimmte konkrete Songs. Es ist nicht so, daß man es nicht könnte, es ist mehr so, daß man seinem Publikum eine gewisse Qualität schuldig ist, und die können nur Profis erzielen, die außerdem erheblich viel mehr Zeit haben als man selbst.

Es muß schon einigermaßen original klingen, aber so einfach wie möglich.
Bei Einzelsounds wird dasjenige Preset gewählt, das dem gewünschten Sound am nächsten kommt. Weder wird dieses Preset aber weiter bearbeitet, noch wird bei Nichtgefallen aller Presets ein komplett neuer Sound gebaut. Man nimmt, was man hat, das ist am einfachsten, vielleicht auch deshalb, weil man mit Technik wenig am Hut hat. Im Multimode wird nicht oft oder gar nicht gespielt. Da muß man meistens eh an den Eigenbau ran. Wenn überhaupt, werden mal ein paar Sounds per Splits über die Tastatur verteilt oder mal zwei gelayert, aber nichts Tiefgreifendes gemacht. Wie gesagt, wenn überhaupt im Multimode gespielt wird.

Ich schränke mich bewußt ein auf das, was meine Instrumente können. Keine Nicht-Keyboard-Sounds.
Piano. Hammond. Rhodes, Wurlitzer. Fertig. Idealerweise auf Originalequipment, zur Not tut's auch was von Clavia. Hier aber wird auf Authentizität und hohe Klangqualität gelegt. Nicht so sehr beim Arrangieren von Songs. Kommt ein Piano, ein Rhodes, ein Wurlitzer, eine B3 oder dergleichen Vintage-Equipment mit Tasten drin vor, das mit dem eigenen Instrumentarium erzielbar ist, wird es weitgehend übernommen. Streicher, Bläser, Chöre, alles, was nicht original auf Tasteninstrumenten gespielt wird, wird entweder gestrichen oder auf das Vorhandene umarrangiert. Besonders in den Bereichen Jazz und Classic Rock häufig anzutreffen, hier wird auf guten Klang und Ehrlichkeit Wert gelegt, und hier ist Musik, die schon im Original auf einem Roland JV oder einer Korg 01/W mit gesampleten Bläsern oder Streichern eingespielt wurde, kein Thema.

Originalsounds sind unkreativ, ich mach grundsätzlich was ganz anderes.
Ein zu covernder Song wird angehört, dann wird nachgedacht und der ganze Song klanglich völlig anders arrangiert. Nicht aus Resignation vor dem überladenen Originalarrangement, sondern weil "original nachspielen kann jeder, ich mach mein Ding". Selbst Melodielinien oder Flächen werden nicht immer übernommen, Sounds schon gar nicht. Streicherflächen werden durch eine Hammond ersetzt (mit Leslie-Slow/Fast-Umschaltung), ein Saxophonsolo weicht einem schneidenden Sync-Sound à la Roland JP-8000 (mit eifrigem Herumdrehen an der Slave-Frequenz), ein Konzertflügel wird aus voller Absicht durch ein Dyno Rhodes oder gar einen DX7 ersetzt.

Ich spiele Cover, mir ist das Thema aber komplett egal.
Die Soundauswahl ist entweder Glückssache oder wird aus dem Bauch heraus getroffen. Wenn es wie das Original klingt, schön, wenn nicht, auch nicht schlimm. Folglich wird auch kein großer Aufwand betrieben. Schon der Multimode kommt selten zum Einsatz.

Ich spiele kein Cover.
Wer alles selbst komponiert und arrangiert, hat nicht das Problem, den Sound von jemand anders imitieren zu müssen, und somit praktisch alle Freiheiten.


Martman
 
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Ich find's eine gute Idee, nachdem das Thema schon mehrfach diskutiert wurde, mal zu sehen, wie die Vorlieben so verteilt sind. Wobei mir die Entscheidung nicht leicht gefallen ist. Wenn mir das Originalarrangement eines Songs gefällt, versuche ich schon, es nachzustellen, soweit es meine Zeit und meine Fähigkeiten bei der Programmierung meiner Keys zulassen. Wenn mir das Arrangement nicht gefällt oder der Song so mit der jeweiligen Band nicht spielbar ist, mache ich auch gern was ganz anderes. Sofern es mir gelingt, den Rest der Band davon zu überzeugen... Ich liebe Songs, die so umarrangiert sind, dass man erstmal nur denkt, klingt ja gut, und erst nach einer Weile feststellt, dass man den Song ja kennt.
 
Ja, wenn die ganze Band darin übereinstimmt, daß der Song gezielt grundlegend umarrangiert wird, versuche ich auch, was Eigenes zu machen – oder Elemente woanders zu borgen. Ansonsten aber bevorzuge ich eine möglichst exakte Kopie des originalen Studioarrangements der Version, die wir nachspielen. Und auch wenn bei einem neuen Song Arrangementabweichungen offensichtlich daraus resultieren, daß man aus dem Gedächtnis arrangiert und sich nicht mehr 100% an die Originalabfolge erinnert hat, dann korrigiere ich das auch.

Meine Bandkollegen erwähnen zwar immer wieder, daß auch die Originalinterpreten bei ihren eigenen Liveversionen einiges umarrangieren und/oder ausdünnen, ich bin selbst aber der Ansicht, daß man als Nicht-Tribute-Coverband damit das Publikum verwirrt. Beim Originalact erwartet ab einer gewissen Reife (also nicht unbedingt so bei nagelneuen Boygroups, die müssen die CD-Versionen auf die Bühne bringen) das zumeist aus Fans eben dieses Acts bestehende Publikum einen gewissen kreativen Umgang mit den Songs eher als eine Reproduktion der Studioversionen. Bei einer Tributeband ist der Fananteil ähnlich hoch, mitunter gar noch höher – also der Anteil der Freaks, die Liveversionen erkennen und am Klang identifizieren und zuordnen können (dannunddann auf demunddem Konzert mit derundder Besetzung gespielt). Auch hier ist eine Reproduktion bestimmter Liveversionen sinnvoll, oft sogar sinnvoller als die Reproduktion der Studioversionen. Bonus-Geek-Punkte für Liveversionen, die nur als Bootlegs veröffentlicht wurden.

Beim eher unbedarften Gelegenheitszuhörer einer nicht auf ein Original spezialisierten Coverband sieht das anders aus. Der kennt nur die Versionen, die im Radio laufen bzw. normalerweise auf CDs zu finden sind, also die Studioversionen. Wenn man den jetzt mit einem Original-Livearrangement konfrontiert, wirkt das auf ihn eher befremdlich. Man könnte jetzt natürlich einwerfen, der Gelegenheitszuhörer ist nicht die Musikerpolizei und hört nicht so genau hin, aber offensichtliche Lücken im Arrangement, wo es im Original noch wunderbar dicht ist, die Coverband aber nichts spielt, bemerkt auch der. Oder markante kleine Einwürfe. Oder gewisse klangliche Besonderheiten. Wenn der Gelegenheitszuhörer wirklich nur eine Grundmelodie so ganz grob hören und alles andere nicht mitbekommen würde, wären DJs überflüssig, weil der Gelegenheitszuhörer auch den Unterschied zwischen einer Studio-CD und einem Alleinunterhalter, der seit 25 Jahren dieselbe Orgel spielt, nicht hören würde, und bräuchten auch Top40-Bands nicht so einen gigantischen Aufwand betreiben.

Gerade bei der Musik, die wir spielen – wir nehmen gerade unseren fünften und sechsten EW&F-Song ins Repertoire auf, einer davon ist extrem kompliziert – ist es wirklich nicht einfach, das umzusetzen, und mit einem immensen Programmier- und Spielaufwand verbunden. Etliche Tastaturzonen, Teillayers, fliegendes Zu- und Abschalten, schnelles Springen zwischen Tastaturzonen, kreatives Controller-Routing usw. Aber diese Musik macht das alles leider auch erforderlich, denn gerade hier führt Weglassen schnell zum Fehlen von Parts, die für den klanglichen Gesamteindruck wichtig sind.

Wert auf einen authentischen Sound lege ich auch, als Synthesizerspieler insbesondere im Synthesizerbereich. Wann immer ich es vermeiden kann, verwende ich keine Samples, und bei den allermeisten Synthesizersounds kann ich es vermeiden, indem ich z. B. subtraktive Sounds vom VA kommen lasse, der außerdem in der Klangformung um einiges flexibler ist als ein Rompler. Auch FM-Klänge sind mit FM-Synthese authentischer und dynamischer spielbar als Samples von FM-Synths. Gut, Hammond und Rhodes habe ich noch nicht als Modeling-Instrumente, vielleicht kommt das noch, wobei ich Hammonds noch nicht so oft brauche.

Trotz allem schrecke ich (zum Entsetzen einiger hier) nicht vor dem Einsatz von gesampleten Bläsern zurück. Zumindest momentan müssen das außerdem noch ROM-Samples sein, eventuell rüste ich irgendwann auf eine gute Sample-Library auf. Aber weder kommen für uns echte Bläser in Frage, noch käme es für mich in Frage, sie durch etwas anderes zu ersetzen.

Dazu sollte ich vielleicht noch etwas über meinen Hintergrund erzählen, falls den hier jemand noch nicht kennt (die Urgesteine bitte mal weglesen). Ich bin kein gelernter Pianist. Ich bin in den 80ern von der elektronischen Orgel auf große, leistungsfähige, durch und durch programmierbare Arranger-Keyboards umgestiegen und habe schon zu Orgelzeiten alles Programmierbare geliebt. Folglich habe ich fast alles als Workstations und, als das möglich wurde, auch als Synthesizer eingesetzt. Meine erste Workstation mußte dann in den 90ern auch als VA herhalten. Bevor ich der Band beitrat, habe ich an die 15 Jahre lang bevorzugt die Musik von Jean Michel Jarre nachgespielt. Und wenn man sich mal in einschlägigen Foren umguckt, sieht man, wie echte Synthesizerfreaks ihn nachspielen: Replica-Covers. Die Streicher müssen wirklich absolut klingen wie aus einer ggf. durch einen originalen (und auf gar keinen Fall russischen) Small Stone geschickten Eminent 310 Unique; selbst ein Solina reicht da oft nicht aus. Jeder EMS-Effektschnipsel muß an exakt derselben Stelle exakt so klingen wie im Original – zumindest mit EMS-mäßigem Dreipolfilter bitte; angesichts der Preise für EMS-Synthis ein akzeptierter Kompromiß. Die Drummaschinen müssen exakt original klingen, es wurde jahrelang darüber diskutiert, mit was für Maschinen auf welche Art und Weise Jarre die Drums von Equinoxe 4 zusammengebaut hat. Man versucht sogar, die D-50-Sounds aufzuspüren bzw. zu replizieren, die Jarre verwendet hat – und Jarre hat den D-50 nur auf den von Altfans verhaßten Alben ab den späten 80ern (Revolutions, Waiting For Cousteau) eingesetzt. Warum wird das alles gemacht? Ist man zu bequem, die Musik einfach mal umzuarrangieren? Ist man zu sehr Fanboi? Nein, es wird als Herausforderung betrachtet und als Meßlatte für die Fähigkeiten und die Attitüde eines Synthesizerspielers. Je weniger es dem Original ähnelt, desto mehr wird es aufgefaßt als entweder mangelnde Kenntnisse (er kann den Originalsound nicht reproduzieren) oder Bequemlichkeit (er ist zu faul, den Originalsound zu reproduzieren).

Beides für einen covernden Synthesizerspieler ein Schlag ins Gesicht, den er sich so nicht bieten lassen muß. Und beides etwas, das ich mir auch nicht nachsagen lassen will. An Grenzen lasse ich allenfalls Budget, Platz und mangelnde pianistische Skills gelten, nicht aber Unkenntnis, Bequemlichkeit oder Gleichgültigkeit im Umgang mit dem verwendbaren Equipment.


Martman
 
hmm
bezugnehmend auf deinen letzten abschnitt muss ich eingestehen, dass mir in sachen sounddesign wohl kenntnisse fehlen und ich aus diesem grund auch grenzen in dieser hinsicht gelten lasse.
für mich persönlich sind pianistische grenzen viel eher schmerzlich..
 
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hmm
bezugnehmend auf deinen letzten abschnitt muss ich eingestehen, dass mir in sachen sounddesign wohl kenntnisse fehlen und ich aus diesem grund auch grenzen in dieser hinsicht gelten lasse.
für mich persönlich sind pianistische grenzen viel eher schmerzlich..

Wobei ich persönlich aber auch der Überzeugung bin, dass die Sorte Keyboarder/Soundtüftler/Arrangeure, in die sich Martman selbst einstuft, hier im Forum (und auch generell) eher selten vertreten ist.

@Martman
Für mich persönlich ist es praktisch unmöglich, mich in eine der von Dir präsentierten Kategorien einzustufen. Und das liegt VOR ALLEM daran, dass Du die unterschiedlichen Möglichkeiten a priori bis ins wirklich letzte Detail festgelegt hast, anstatt den Teilnehmern der Umfrage ein wenig Raum zu geben, sich zu erklären.

Außerdem sind die Kategorien inkonsistent beschrieben. Mal wird die Verwendung Audiozuspielungen ein-/ausgeschlossen, mal wird sie erst gar nicht erwähnt. Auch die Beschreibung "wenige/viele Geräte" ist nur vereinzelt vorhanden (und für die Umfrage ohnehin verkomplizierend/sinnfrei).

Des weiteren sind Deine Ausführungen teilweise einfach nur (negativ) subjektiv formuliert. Ein Beispiel:
...Die Soundauswahl ist entweder Glückssache...
Wer -glaubst Du denn bitteschön- wird für diese Option noch freiwillig voten, wenn er sich dadurch automatisch selbst mit einem solchen Attribut belegen müsste.

Da ich mich in keiner Deiner Kategorien wiederfinden kann, beschreibe ich vielleicht einfach mal meine Arbeitsweise:

Ich verwende einen Kurzweil PC2X hauptsächlich als Steuerzentrale für diverse Rackgeräte, aber auch vereinzelt als Soundlieferant. Im Rack stecken: Roland Fantom XR, Roland XV-3080, Korg X5DR, Roland JV-1010 und ein Rackmischer. Ein Yamaha Motif ES Rack wird demnächst den X5DR und den JV-1010 ersetzen.

Ich habe mich für diesen Aufbau mit Rack entschieden, da ich so nur ein einziges Tasteninstrument brauche, aber trotzdem aus Klängen verschiedener Hersteller auswählen kann. Keiner der Klangerzeuger ist Spezialist in einem bestimmten Bereich, sondern alle liefern eine breite Soundauswahl für jeden Einsatzzweck. Jeder Hersteller hat seine Stärken und Schwächen bei verschiedenen Soundkategorien; aber durch die Vielfalt kann ich mich hier beliebig bedienen.

Absolute Originaltreue verschiedener Sounds (z. B. Rhodes) ist mir so ziemlich Latte; mir ist viel wichtiger, dass sich Sounds durchsetzen, und dass der Gesamtsound in der Band gut und stimmig ist. Dafür werden dann meist vorhandene Presets angepasst/erweitert/gelayert/gesplittet etc. Entweder am Gerät selbst oder über über den Kurzweil.

Ein gutes Beispiel für einen gelayerten Sound (und um mal den Bogen zum "Martman-Hörner-Thread" zu schlagen) wäre eine typische Brass-Section. Die muss für mich rundherum fett und in den Höhen mit viel Sparkle daherkommen. Deswegen werden hier akustische und synthetische Sounds gelayert was das Zeug hält. Diesen typischen und unverkennbaren Höhenanteil habe ich in bisher keinem akustischen Sample wiederfinden können. Da hilft auch kein EQ der Welt etwas. Das kann ich aber wiederum wunderbar mit dem Zumischen einer synthetischen Section kompensieren. Die liefert mir nebenbei auch noch die nötigen Mitten, um das Ganze nicht dünn klingen zu lassen. Das ist mir dann 1000mal lieber, als dass da hinterher irgendein "Original-Billiggetröte" herauskommt, das nach zwei einsamen Trompetern klingt, die am anderen Ende des Regenwaldes ein schlechtes Ständchen zum Besten geben.

So, das muss zunächst erstmal reichen. Ich wünsche Euch allen, dass Ihr Eure persönlichen Soundvorstellungen (mit welchen Geräten auch immer) umsetzen könnt. :great:

nochmal @Martman (nicht böse gemeint!): Sieh das Ganze doch bitte nicht allzu verbissen, sondern hab (und zeige) Spaß am Musikmachen und auf der Bühne. Das ist um so vieles wichtiger als SOUND; vor allem für Dich selbst, aber AUCH für Dein/Euer Publikum.

Liebe Grüße, :)

Jo
 
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Obwohl ich das Thema auch interessant finde und in der Vergangenheit in der Galaband durchaus tief in der Problematik drinsteckte, ist es aktuell für mich kein Thema. Ich bin Entertainment- und Barpianist und spiele ausschließlich Klavier. Da gebe ich mir Mühe, meinen pianistischen Horizont so zu erweitern, daß ich alle Stilistiken und Klänge bedienen und sinngemäß wiedergeben kann - aber eben nur sinngemäß.

Die Reduktion aufs Klavier ist für mich eine spieltechnische Herausforderung, denn natürlich muß ich alle musikalischen Funktionen einer Band bzw. eines Orchesters simultan wiedergeben. Gleichzeitig ist es eine Herausforderung für die Zuhörer, einen Song in neuem Gewand zu hören - und die meisten reagieren positiv und interessiert darauf. Ich lege dadurch viel mehr Wert auf gute Kompositionen, habe z.B. letzte Woche gerade "The voice within" von Christina Aguilera entdeckt, und bin froh, das nicht an den Keyboards nachbasteln zu müssen, sondern am Klavier in dieser tonsetzerisch genialen Popballade schwelgen zu dürfen, ohne dem Anspruch der maximalen Sound-Authentitzität ausgesetzt zu sein.

Harald
 
Für mich ist das Wichtigste an einer Live-Band, dass die Musiker Spaß an der Sache haben und der Funke überspringt, und ich denke, dass auch unser Publikum das so sieht. Einen Song 1:1 nachzubasteln klappt bei uns (abgesehen von meinem Unvermögen) schon deshalb nicht, weil jede PA die Sounds anders wiedergibt und auch der Sänger seine eigene Stimme hat. Ich habe aber auch nicht den Ehrgeiz, mich mit einem CD-Player messen zu wollen...
 
harald hat etwas sehr spannendes zu dem thema gesagt wie ich finde (und ebenso empfinde)

es gibt tatsächlich sehr gute kompositionen auf dem markt
ich selbst habe immer gesagt, dass man sie daran erkennt, dass man den song auch nur am klavier oder auch mit der gitarre vortragen kann und dennoch jeder zuhörer entweder zu beginn oder nach ganz kurzer zeit genau weiß, um welchen song es sich handelt und - was auch wichtig ist- dabei nicht unbedingt etwas vom original-arrangement vermisst.

in meinen augen gibt es aber eben auch songs, bei denen bestimmte sounds und klänge das entscheidende sind.
hier muss man sich nicht auf "elektro" oder "dance" etc beschränken auch oder gerade sehr gitarrenlastige songs leben von ihrem speziellen sound ebenso
wie songs, in denen bspw sehr charakteristische drumloops oder fx-drums vorkommen.
kompositorisch sind solche songs nicht unbedingt immer eine offenbarung
aber
musikalisch und handwerklich meiner meinung nach ebenso achtenswert.

natürlich gibt es auch titel die beides miteinander vereinen: komposition und sound

ich muss mich berufsbedingt fortlaufend mit diesem thema auseinandersetzen und entscheide von mal zu mal, ob original-sound eine rolle spielt oder nicht.
für mich gibt es da keine "regel"
und deshalb gibt es für meine arbeit am instrument auch keine "regel"
nur eine einzige:
ich sollte in meiner momentanen hauptband versuchen das publikum klanglich möglichst nicht zu "irritieren"
 
Der Threadersteller scheint seine eigene Umfrage und die letzten Posts nicht mehr kommentieren zu wollen. Wirklich schade! Wo doch anfangs solch eine Unmenge an Text/Hirnschmalz hier rein gesteckt wurde... :rolleyes:

Viele Grüße, :)

Jo
 
Der Threadersteller scheint seine eigene Umfrage und die letzten Posts nicht mehr kommentieren zu wollen. Wirklich schade! Wo doch anfangs solch eine Unmenge an Text/Hirnschmalz hier rein gesteckt wurde... :rolleyes:
Ich hatte eher den Eindruck, als wäre das allgemeine Interesse an diesem Thema nie besonders groß gewesen und letztlich komplett zum Erliegen gekommen, zumal der ganze Thread mal wieder nach einer meiner Anwandlungen aussah. Aber wenn es hier weitergehen soll, dann gerne.

Für mich ist das Wichtigste an einer Live-Band, dass die Musiker Spaß an der Sache haben und der Funke überspringt, und ich denke, dass auch unser Publikum das so sieht.
Auch ein wichtiger Punkt, den ich mal von einer anderen Seite beleuchten will. Also mal nicht der Pianist, der über sein technisches Können hinaus gefordert wird.

Man stelle sich einen absoluten Synthesizerfreak vor. Einen, der zu Hause so einiges an auch analogen Schätzen stehen hat und damit umzugehen weiß. Einen, der aus einem VA mit gezielten Sounddesign-Tricks, etwa Waveshaper-Einsatz, wirklich authentische Analog-Emulationen rausholen kann. Der heuert jetzt als Keyboarder bei einer Band an, die sich den 80ern verschrieben hat, also inklusive Synthpop, New Wave, New Romantic, NDW, Eurobeat à la Stock, Aitken & Waterman, die volle Bandbreite. Er könnte ohne weiteres - auch mit einem relativ portablen Setup - ein wahres Soundfeuerwerk abfahren. Er hätte das Equipment, das Können und die Ambition, wunderbar authentische Synthesizer-Arrangements beizutragen. Er könnte in der Band absolut den Dave Stewart, Trevor Horn, Giorgio Moroder oder Vince Clarke machen.

Problem: Seine neuen Bandkollegen wollen das nicht. Die wollen alle selber nur so grob nachspielen aus Spaß an der Freude und sich selbst keine Gedanken über den Sound machen. Und jetzt kommt er mit dem ganzen komplizierten Synthesizergedöns, das ja sowieso niemand peilt, und so. Nee, er soll sich beschränken auf ein Keyboard, keine externen Geräte, 1-2 Sounds pro Song und 6-10 Sounds insgesamt. Das hat sein Vorgänger (auf einer PSR-Hupe aus den 90ern) auch so gemacht, und das soll er auch so machen.

Könnt ihr euch vorstellen, daß der Mann in der Situation glücklich wird und Spaß an der Sache hat, wenn genau das, was er am besten kann, genau das, weshalb er eigentlich genau dieser Band beigetreten ist, ihm verboten wurde und er mit anhören muß, wie die Band, in der er spielt, Musik, die er klanglich in- und auswendig kennt und liebt, total verschandelt und er diese Musik nicht retten darf?

@Harald: Was du da erzählst, erinnert mich daran, daß ich Noten von Oxygène 4 sowohl für Klavier (!) als auch für Heimorgel (also kompatibel zu Wersi-Weltraumorgeln aus den 70ern) arrangiert habe. Gut, genutzt hab ich sie nie, auch nicht die im offiziellen Songbook.

in meinen augen gibt es aber eben auch songs, bei denen bestimmte sounds und klänge das entscheidende sind.
hier muss man sich nicht auf "elektro" oder "dance" etc beschränken auch oder gerade sehr gitarrenlastige songs leben von ihrem speziellen sound ebenso
wie songs, in denen bspw sehr charakteristische drumloops oder fx-drums vorkommen.
Drums sind in der Tat ein gutes Beispiel, auch wenn das so in Live-Bands weniger eine Rolle spielt, weil der Drummer ja irgendwas zu tun haben muß.

Charakteristische Breakbeats zum Beispiel. Klar, viele davon kann ein Schlagzeuger auch nachtrommeln, aber Breakbeats leben meist davon, daß sie mit 80er-Jahre-Gerätschaften (12-Bit-Sampler, anyone?) von 60er/70er-Jahre-Vinyl abgesamplet wurden und sich entsprechend anhören. Wer meint, den Unterschied hört man nicht, sollte sich mal Girl You Know It's True anhören. Da hat Farian nämlich in den Strophen den Breakbeat mit einer samplebasierten Drummaschine nachgebaut und im Refrain als echten Breakbeat, also als gelooptes Komplettsample, abgefahren.

Bei Einzeldrums kann der Sound aber auch eine große Rolle spielen. Zu erwähnen seien da krachige Gated-Reverb-Drums. Oder a propos Phil Collins, bei In The Air Tonight treffen genau diese Drums auf eine durch das ganze Lied durchlaufende Roland CR-78, die auch durch nichts zu ersetzen geht. (Wenn jetzt einer TR-808 sagt: Wenn man sich dafür 808-Samples besorgt, kann man auch gleich welche von der CR-78 nehmen.) Es gibt noch andere CR-78-Kandidaten, etwa Heart Of Glass von Blondie oder Fade To Grey von Visage, die beide auch ein echtes Schlagzeug haben. Stichwort TR-808: Der frickelige (irgendwie sind 808-Grooves fast immer frickelig), aber auch softe Groove in Sexual Healing von Marvin Gaye. Wer da keine 808 beisteuern kann, sollte den Song lieber komplett umarrangieren, als ins Originalarrangement was anderes einflicken zu wollen. Der Dance-Pop der 90er ist dann wieder voll mit 909, die ist meistens aber eher einfach durch einen leibhaftigen Drummer zu ersetzen, weil für gewöhnlich recht straight programmiert.

Mal was ganz anderes: Kennt ihr Why Can't We Live Together? Das war ja eigentlich nur eine musikalische Skizze, die Timmy Thomas mal eben auf dem, was er hatte, zusammengebastelt hat, und die das Studio dann so geil fand, daß sie gesagt haben, das kommt genau so auf Platte. Einziges händisch gespieltes Instrument ist eine Hammond, dazu ein Rhythm Master, und im Zwischenteil wird der Amp, über den Orgel und Klopfgeist laufen, übersteuert. Eigentlich nicht weiter schwer nachzubauen. Hammond kann fast jeder, wobei Kurzweiler ein Problem damit haben werden, daß Timmy Thomas zweimanualig gespielt hat. Drums sind etwas schwieriger, mit einem geeigneten VA (und reichlich Shaper und Tiefpaß-Klangverschlechterung, das ist keine 808) gehen die aber auch, zumal es nicht viele Sounds sind. Zerre ist auch nicht kompliziert, zur Not wird 'ne Tretmine genommen. Ja, man kann den Song auch umarrangieren. Es gibt eine Version von Sade, die hat aber längst nicht das Feeling des Originals.

Übrigens können auch Originalinterpreten mit ihren Songs nicht alles machen. Ich hab vorgestern Jarres Hochzeitsgig in Monaco gesehen. Bisweilen wurden da Eminent-Streicher durch analoge Synthesizerstreicher und die Mellotron-Chöre am Ende von Oxygène 2 durch Chorsamples ersetzt. Ging irgendwie beides gar nicht.


Martman
 
Könnt ihr euch vorstellen, daß der Mann in der Situation glücklich wird und Spaß an der Sache hat, wenn genau das, was er am besten kann, genau das, weshalb er eigentlich genau dieser Band beigetreten ist, ihm verboten wurde und er mit anhören muß, wie die Band, in der er spielt, Musik, die er klanglich in- und auswendig kennt und liebt, total verschandelt und er diese Musik nicht retten darf?
Die Ansprüche der einzelnen Bandmitglieder müssen schon zusammenpassen, sonst macht's keinen Spaß. Zum Glück covern wir nur Songs einer Band, die selbst jedes Mal anders klingt...

Edit: Davon abgesehen würde ich mir von der Band nicht vorschreiben lassen, wie und mit wieviel Keyboards ich meine Sounds erzeuge. Entweder die können mit dem leben, was ich mache (finden es idealerweise sogar gut), oder ich muss mir eine andere Band suchen.
 
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Aber mal ehrlich: So was kläre ich, bevor in die Band einsteige. Ich suche mir die Band ja nicht nur nach Musikrichtung aus, sondern auch nach den Vorstellungen und Zielen, aber das ist ein anderes Thema!
 
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Einiges an Martmanns Ausführungen finde ich persönlich etwas zu "eng betrachtet". Ich glaube du vergisst, dass viele auf den Unterschied zwischen Live und Studio-Version stehen und dieser auch ABSICHTLICH gewollt ist. Selbst Künstler, die viel im Studio "bastlen", setzen ihre Songs vom Sound her nicht eins zu eins um, wie in der Studio-Version.

Phil Collins und Genesis sind da ein gutes Beispiel. Beides durfte ich schon Live aus der ersten Reihe erleben und habe auch ein entsprechendes Audio- bzw. Videoarchiv um die Aussage zu untermauern, dass die Live-Versionen zwar auf die eine oder andere technische Spielerei verzichten, dafür aber voll mit musikalischer Energie sind. Bei "In the air tonight" wird der CR-78 Loop vom Sampler aus eingespielt, dass kratzt aber niemanden, weil der Höhepunkt dieses Songs einfach der Moment ist, wenn Herr Collins sich an sein Schlagzeug setzt und "dadadadadadada" auf die Drums haut, die im übringen auch nicht mehr nach 80er Gated-Reverb klingen. Gerade diese Unterschiede zwischen Live und Studio sind es doch, die den Reitz von Liveauftritten ausmachen. Sonst kann ich mir auch die Platte anhören, da ist es perfekt drauf.

Ein weiteres Beispiel: Monsieur Jarre und seine Hong Kong Live CD. Eine der wenigen Aufnahmen - für mich persönlich - bei dem seine Songs Live wirklich "Leben". Echte Musiker mit "klassischen" Instrumenten (Drums, Bass, Gitarre), die seinen Songs eine ganz andere Note geben und eben nicht dieses teilweise maschinenhafte, programmierte. Das soll jetzt nicht negativ gemeint sein. Auf den Studioaufnahmen hat das seine Berechtigung, aber Live auf einer Bühne möchte ich halt etwas anderes erleben, als einen Nachbau seines Studios. Hat er danach leider nicht mehr so gemacht.

Beim covern halte ich mich bei meinen Sounds immer daran, dass sie schon nach Möglichkeit vom Original beeinflusst sind und man sie auch dem gespielten Song zuordnen kann. Ich setze mich aber nicht hin und bastele stundenlang, bis jede kleine Frequenz und jedes "Plink" genauso klingt wie das Original. Mir liegt eher daran, dass mein Sound dem Grundklang des Songs und seiner Epoche gerecht wird. Spiele ich einen Song aus den 80er, soll es auch nach 80er klingen. Der Rest kann auch meine persönliche Note sein. ;)

Grüße Dennis
 
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Wir alle wissen, dass Martman der Soundfrickler vor'm Herrn ist und hier leidenschaftlich Zeit, Arbeit - und wenn er mehr davon hätte - noch mehr Geld investieren würde, und wohl auch den Aufwand betreiben würde, all das Zeugs auf die Bühne zu stellen, um so authentisch wie möglich rüberzukommen.
Ich bin da eher pragmatisch und sehe es so, wie einige hier auch. Die Balance zwischen Wiedererkennung (ich sag jetzt bewusst nicht Authentizität) und Praktikablem muss stimmen. Zu letzterem gehört nicht nur das Maß des Aufwandes, womit ich weniger die Arbeit im Vorfeld durch Soundfrickeling, sondern die Ausstattung auf der Bühne meine, aber auch die Durchführung in der Live-Situation - denn letztlich geht es hier doch um den Live-Einsatz. Ich habe halt nur zwei Hände und möchte darüberhinaus natürlich den Einsatz von Sequenzern und Sample-Loops so weit wie möglich vermeiden. D.h. ich muss mich sowieso als allererstes auf die wichtigen und elementaren Tracks eines Songs reduzieren, bin u.U. auch noch gehandicapt durch meine Spielfertigkeit. Da geht es nicht alleine um pianistische Fähigkeiten, auch eine Orgel will "richtig" gespielt werden, damit sie authentisch klingt, und wenn ich dann noch die Natursounds anspreche, da brauche ich alleine für ein Instrument meine volle Aufemrksamkeit und oft genug beide Hände, z.B. ein Sax Solo auf nem Keyboard.
Das größte Problem, das ich hier sehe, ist allerdings, dass meine Arbeit im Vorfeld für die Katz ist, weil der Super-Sound, den man dem Original bis auf's i-Tüpfelchen nachprogrammiert hat, live total untergeht, eine Geschichte, die man schon bei Pianos häufig hat. Da sch... ich doch drauf, ob im Original ein Yamaha U-hastDunichtGesehen gespielt worden ist, wenn mein Kurzweil-Sound sich im Bandgeschehen 10mal besser durchsetzt. Genauso sehe ich es auch bei Bläsern. Und wenn ich meine Roland Exp-Boards die Orignal-Samples der Memphis-Horns drauf hat, mein Kurzer sich mit meinem Brass-Sound aber besser durchsetzt, nehm ich doch die.
Man kann viel machen, auch mit nur zwei Händen, kann teilweise die Füße dazu nehmen, kann per Velocity-Switch auf demselben Tatsturbereich mehrere Sounds gleichzeitig nutzen, an bestimtmen Stellen Loops einfliegen, hier mal schnell eine kurze Sequenzerloop, hier einen Effekt per Controller interaktiv dazumischen ... aber irgendwann steht man dermaßen hochkonzentriert an der Kiste, und jeder HAndgriff muss 100%ig sitzen, das ist kein Spaß mehr, das ist purer Stress, und die Fehlerquote steigt mit jedem weiteren Element, was man sich im Vorfeld zurecht legt. Interaktive Kreativität sinkt gegen Null. Nichts für mich!

  1. Es muß ein originalgetreuer Sound aus Originalinstrumenten sein.
    Das mach ich vielleicht, wenn ich eine reine Tribute-Band habe.
  2. Es muß ein originalgetreuer Sound aus Instrumenten sein, die in der Art nahe ans Original kommen.
    ...reicht natürlich völlig.
  3. Originalgetreuer Sound, aber mit wenigen Geräten. Ich betreibe einen großen Aufwand.
    Alles in Grenzen, wie oben beschrieben.
  4. Originalgetreuer Sound, aber mit wenigen Geräten. Ich betreibe einen geringeren Aufwand.
    Ist wohl Wunschdenken ;)
  5. Originalgetreuer Sound, aber mit wenigen Geräten. Ich verwende Fertigsounds von Profis.
    Na ja, wer sich's leisten kann...
  6. Es muß schon einigermaßen original klingen, aber so einfach wie möglich.
    Kommt wohl meiner Devise schon eher nahe.
  7. Ich schränke mich bewußt ein auf das, was meine Instrumente können. Keine Nicht-Keyboard-Sounds.
    Wer frei von GAS ist, werfe den ersten Stein. Natürlich erweitern wir doch alle ständig unser Equipment, und der Bedarf spielt hierbei eine große Rolle. Bei den Nicht-Keyboard-sounds: Ja, immer mehr. Lieber mal ein Orgelsolo, als krampfhaft ein Saxofon auf dem Keyboard zu simulieren.
  8. Originalsounds sind unkreativ, ich mach grundsätzlich was ganz anderes.
    Die Mischung macht's, aber die Kreativität ist die Chance, auch einer Coverband eine gewisse Note zu geben. Auch die Original-Bands entwickeln schließlich live eine Kreativität, sonst würde ich auch auf kein Konzert mehr gehen.
  9. Ich spiele Cover, mir ist das Thema aber komplett egal.
    Dann bin ich ein schlechter Covermusiker!
 
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Wer frei von GAS ist, werfe den ersten Stein. Natürlich erweitern wir doch alle ständig unser Equipment [...]

*werf* !
Naja, okay, ich könnte mal eine neue Klavierbank für den Dienstflügel brauchen ;)...

Ich verstehe deinen Punkt, aber Covern bedeutet IMHO "nachspielen", und das geht auf allen möglichen Instrumenten. Der Gitarrist in der Fußgängerzone covert, und braucht vielleicht auch für die AC/DC-Nummer nur seine Akustikgitarre. Mir geht's ähnlich, wenn ich am Klavier diverse Songs nachspiele. Das Gear Aquisition Syndrome ist da eher nicht vorhanden, und mein Equipment muß ich nicht erweitern. Ich tu's zwar trotzdem, aber nicht in erster Linie wegen der Sound-Authentizität.

Ich spiele Cover, mir ist das Thema aber komplett egal.
[*] Dann bin ich ein schlechter Covermusiker!

Das muß eben nicht unbedingt so sein. Man kann ein guter Covermusiker sein, ohne sich um die Sounds des Originals zu kümmern. Arrangement und Spieltechnik müssen dann zwar den fehlenden Originalsound ausgleichen, aber es geht. Interessanterweise wird immer wieder "A Whiter Shade of Pale" gewünscht - ich spiel's, und denke mir natürlich immer: warum wünschen die sich ausgerechnet ein typisches Orgelstück von jemandem, der an seinem Klavier nicht einen einzigen Ton Orgel spielen kann? Aber das Publikum mag's so, und das ist entscheidend.

Harald
 
Man kann ein guter Covermusiker sein, ohne sich um die Sounds des Originals zu kümmern.

Da ist natürlich auch sehr viel dran. Wahrscheinlich wären sonst nicht die ganzen Unplugged-Gigs aus dem Boden geschossen. Ich weiß nicht, wie viele Gigs ich in den letzten vier Jahren gespielt habe, bei denen es nur ein Klavier oder einen Flügel auf der Bühne gab und ja, 'Africa' von Toto geht unplugged, obwohl da kein einziger Synth- oder E-Gitarren-Sound bei raus kommt!

An sich muss ich aber sagen, dass ich versuche an den Grundcharakter des Stückes heran zu kommen, ohne ewige Stunden am Sounddesign zu sitzen. Vornehmlich, weil ich die Zeit dazu einfach nicht habe. Das hat nix mit Unvermögen oder Unlust zu tun, sondern einfach mit der Tatsache, dass die Zeit dazu fehlt. Ausserdem fühle ich mich hinter einer Vintage-Kiste einfach deutlich wohler, da ist mehr Instrumentalfeeling gegeben. Trotzdem mache ich ja auch ab und an ausgechecktes Prog-Zeugs und da ist die Konzentration auf der Bühne deutlich höher, einfach, weil ich teilweise gar nicht daneben hauen darf, sonst kommt ein getriggerter Chord, wo keiner kommen soll usw. Das macht Spaß, weil's ne Herausforderung ist, aber wirklich Lächeln und Mitgrooven ist deutlich anders!

Grüße vom HammondToby
 
Man kann ein guter Covermusiker sein, ohne sich um die Sounds des Originals zu kümmern.

Absolut.
Ich finde, gerade dadurch zeichnen sich ja gute Kompositionen aus: daß sie einigermaßen unabhängig von der Instrumentierung funktionieren.
Ein gelungener Popsong kann alleine mit Akustikgitarre und Stimme begeistern oder als absurdes Electro-Cover dargeboten werden,
ein polyphones Werk von Bach läßt sich zur Not mit Sinustönen spielen, ohne daß die Idee verloren geht.

Die Sound-fixierte Haltung vieler Synth-Spieler und Elektronik-Musiker betrachte ich mit gemischten Gefühlen.
Zweifellos lohnt es sich, Kompetenz und Feingefühl in Soundfragen zu erwerben und nicht auf den Preset-Brei der Hersteller angewiesen zu sein. Kann auch eine Menge Geld sparen ;) Ich persönlich programmiere sehr gerne Klänge und bin bemüht, das beste aus dem bestehenden Equipment rauszuholen.

Andererseits scheint mir genau diese Keyboarder-Einstellung (ich bin der Gott der Klänge, hab das teurste und komplizierteste Equipment, kenne die abgefahrensten Fachbegriffe. Ich könnte sowas von abgehen, wenn die anderen nur wollten, aber buhu, es interessiert niemanden. S.o.) der Grund dafür zu sein, daß genau von den Leuten letztlich eine Menge belanglose Musik produziert wird. Ich spreche da durchaus von mir selbst ;)

Detailfragen der Klangerzeugung werden von vielen "unentdeckten Superstars" höher bewertet als Fragen der Komposition und Spieltechnik:
Mein wahnsinnsgeiler 12-Minuten-EM-Track besteht aus einer langweiligen Moll-Kadenz, ungelenkem Leadsynth-gedudel und ein paar komischen Klangeffekten? Egal - hauptsache, das Filter ist Analog, das Baß aus'm Moog und die komischen Klangeffekte sind mit viel Liebe am Modularsynth einer nerdigen Edelschmiede handgeklöppelt.

Oder auf reine Covermucke übertragen: der Tastendrücker kann meinetwegen alle Legenden der Keyboardgeschichte auf die Bühne wuchten, die teuersten Libraries abfeuern und sich penibel an die Soundauswahl seiner Helden halten. Solange er langweilig und ungroovig spielt, höre ich mir trotzdem lieber den Könner an, der das ganze mit einem Piano/Orgel/Korg M1-oder-was-auch-immer bestreitet - und in der Lage ist, eventuell fehlende Sounds durch Kreativität und Spielwitz auszugleichen.
 
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Hallo Zusammen!

Sehr intressantes Thema! Ich bin seid zwei Wochen Keyboarder in meiner ersten Cover-Band und setze mich grade genau damit auseinander. Wenn man sonst nur Sachen spielt, die man selbst erstellt hat, ist der Sound ja meißt so, wie man ihn sich vorstellt. Der limitiernede Faktor ist hier wohl das Equipment. In der Cover-Band fühle ich mich selbst im Moment als limitierender Faktor.
Ich versuche mit meinem Triton Extreme schon so nah wie möglich an die orginal Sounds ran zu kommen. Ich probier zur Zeit viel rum, schrecke auch vorm Sanpling nicht zurück. Doch was viel eher ins gewicht fällt ist mein schwaches Spiel. :redface:
Das war auch für mich der Grund in die Band eizusteigen. In meinem Bekanntenkreis ist Cover-Mucke zu machen ein wenig verrufen. Aber ich denke, es wird mich in vieleirlei Hinsicht weiterbringen. Nicht nur in Punkto Sounddesign, sondern auch in meiner Spieltechnik! Und da schließe ich mich an, gut gespielt ist halb programmiert! :great:

Grüße
 

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