Sterben die "Klassiker" aus??

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Master Of Cello
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Wann immer ich in ein Klassikkonzert gehe, sehe ich dort mindestens 90 % ältere, alte oder sehr alte Menschen. Ich finde es schön, dass sie noch Konzerte besuchen, aber es gibt so wenige junge Konzertbesucher...

Meint ihr, die Klassiker sterben aus, weil viele einfach nicht mehr herangeführt werden (s. Kl. Musik u. die heutige Generation) ??
Oder seid ihr eher der Ansicht, dass die jüngeren Leute weniger Geld für Konzerte ausgeben können und daher weniger junge Menschen zu finden sind?
Ich bin gespannt auf eure Antworten.
 
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Klassikkonzerte sind anspruchsvoller, "gemäßigter" (geht hier nicht um Emotionalität, aber wild Abgehen und Pogen kannst du bei einem Klassikkonzert sicher nicht ;) ) und teurer als "normale" Konzerte. Zwar gibts auch im Rockbereich sehr teure, aber die werden ja auch entsprechend nur bei bekannten Bands gemacht. Diesen Medienrummel hat Klassik nicht. Ich denke, das ist einfach ne andere Zielgruppe, die aber immer "nachwächst", weil irgendwann wird jeder älter. Vielleicht sehen wir uns ja in 30 Jahren ;)
 
Alpha schrieb:
Ich denke, das ist einfach ne andere Zielgruppe, die aber immer "nachwächst", weil irgendwann wird jeder älter. Vielleicht sehen wir uns ja in 30 Jahren ;)

Aber warum sollte man in 30 Jahren plötzlich auf Musik abfahren, die einen heute nicht so vom Hocker reisst ? Mag man Klassik erst ab einem bestimmten Alter? Hat das etwas mit Hormonen zu tun? :confused:

Spaß beiseite, ich bin mein ganzes Leben lang mit klassischer Musik aufgewachsen und finde sie definitiv interessanter und "gehaltvoller" als das meiste, was einem so im Rock/Pop-Bereich um die Ohren geblasen wird aber trotzdem gehe ich fast nie in Konzerte... schade eigentlich.
Vielleicht ist es halt das Gefühl, die alten Meister wären so "zeitlos", dass sie einem schon nicht weglaufen und man ihre Werke später auch noch anhören kann. So in 30 Jahren, wenn man genug Zeit und Geld hat... :D
 
zum thema teuerer als rock/pop-konzerte: hallo? die musiker wollen auch bezahlt werden. nimm mal an, dass ein orchester aus 60 musikern besteht. rechne dann noch die probezeiten und die musikalische qualifikation (ausbildung) dazu und ein klassikkonzert ist plötzlich nichtmehr überteuert:)

ich mag klassik, aber ein konzert, das mich RICHTIG interessieren würde, habe bisher noch nirgends gesehen. ;)
 
Aber warum sollte man in 30 Jahren plötzlich auf Musik abfahren, die einen heute nicht so vom Hocker reisst ? Mag man Klassik erst ab einem bestimmten Alter? Hat das etwas mit Hormonen zu tun?

Ich höre ab und zu Klassik, aber für Konzerte begeistert es mich heute definitiv zu wenig. Da gehe ich lieber zu nem Rockkonzert und beweg mich auch noch 'n bisschen :D Aber man weiß ja eben nicht, wie's im Alter wird. Da sind die Bestuhlten Säle auf einmal viel interessanter :D
 
Siehe auch im Thread "Klassik und die heutige Generation". Da wurden viele Gründe angeführt, wie z.B. das gesellschaftlich steife Umfeld bei Sinfoniekonzerten.
 
Ich habe mit den Berliner Symphonikern unter Sir Simon Rattle eines der besten, wenn nicht "das beste" Orchester der Welt in der Stadt, ist nur käsig, dass der Eintritt für meine Verhältnisse so aargh teuer ist. Aber als meine Eltern mir noch so Späße sponsorten war ich sehr gerne dort. Das Weihnachtsoratorium oder der Messias - hat mich fast zu Tränen gerührt, so intensiv war die Musik. Und so viele Alte habe ich da auch garnicht gesehen, Menschen mittleren Alters, so Jung- und Mittvierziger bildeten den wohl größten Teil des Publikums, und das ist nicht wirklich alt.
 
Bleecker Street Boogie schrieb:
Ich habe mit den Berliner Symphonikern unter Sir Simon Rattle eines der besten, wenn nicht "das beste" Orchester der Welt in der Stadt.

Du meinst sicher die Berliner Philharmoniker. Aber auch da zweifle ich, dass das "das beste Orchester der Welt" sei. Sind immer noch sehr Karajan-verdorben. IMHO immer noch die besten sind die Wiener Philharmoniker.
 
duden schrieb:
Du meinst sicher die Berliner Philharmoniker.
:redface: :D Ja, sag ich doch!
Aber auch da zweifle ich, dass das "das beste Orchester der Welt" sei. Sind immer noch sehr Karajan-verdorben.
Und vielleicht ist es genau das. Den Mann habe ich noch live erlebt, und es war großartig!
IMHO immer noch die besten sind die Wiener Philharmoniker.
Kenne ich zwar nur von der CD, aber die sind wirklich nicht von schlechten Eltern! Aber Karajan ist, für mich, der Dirigent überhaupt gewesen und die Philharmoniker das Orchester.
 
Bleecker Street Boogie schrieb:
Und vielleicht ist es genau das. Den Mann habe ich noch live erlebt, und es war großartig!
Kenne ich zwar nur von der CD, aber die sind wirklich nicht von schlechten Eltern! Aber Karajan ist, für mich, der Dirigent überhaupt gewesen und die Philharmoniker das Orchester.

Kannst mal sehen: Geschmäcker sind verschieden.
 
Back to Topic: Ich bin in den letzten beiden klassischen Konzerten in denen ich war eingeschlafen (Kein witz! War meinen Mitkonzertgängern auch sehr peinlich). Kann das vielleicht was damit zu tun haben? Ich meine, Musik von der man Einschläft ist vielleicht eher was fuer Leute die eh schon scheintot sind?
 
Ich denke nicht das die Klassikliebhaber aussterben. Es kommt einmal darauf an welches Werk aufgeführt wird und auch wo das Konzert stattfidet.

Junge Leute werden auch mehr auf "junge Klassik" abfahren und ältere Leute wohl mehr auf das was sie schon immer kennen und schätzen.

In einer Kirche wird man sicherlich vermehrt ältere Leute antreffen (ich sage damit nicht das junge Leute nicht in die Kirche gehen, nur denke ich das die jüngeren Kirchgänger nicht zwagsläufig Klassik hören), wobei sich das Publikum in einer Philharmonie eher gemischten Alters zusammensetzen dürfte.
 
sie sterben nicht aus, definitiv nicht! darueber hat man sich vor jahrzehnten auch schon gedanken gemacht!

lw.
 
littlewing schrieb:
sie sterben nicht aus, definitiv nicht! darueber hat man sich vor jahrzehnten auch schon gedanken gemacht!

lw.
wenn die Menschen, die Klassik hören, die tatsächlichen Kosten übernehmen müssen, dann sehe ich auch schwarz!

Es gab vor 10-12 Jahren eine "Nachkalkulation" über die direkten Einnahmen und die Kosten von Produktionen in Karlsruhe für das abgelaufene Jahr.
Demnach wurde im Durchschnitt jede verkaufte Eintrittskarte (alles zusammen: Theater, Ballet, Konzerte, etc.) mit ca. 400.- DM subventioniert!! Auf "deutlich deutsch" jeder Besucher einer Veranstaltung bekam vom Staat, vom Land, von der Stadt, von Stiftungen und sonstigen Gönnern 400.- DM geschenkt!!!!!!

Anders herum gefragt, wieviele Besucher wären überhaupt zu den Veranstaltungen, wenn sie die reellen Preise hätten bezahlen müssen???
Noch andere Frage, wie sehr werden andere Kulturzweige unterstützt + gefördert???
 
Lite-MB schrieb:
wenn die Menschen, die Klassik hören, die tatsächlichen Kosten übernehmen müssen, dann sehe ich auch schwarz!

Es gab vor 10-12 Jahren eine "Nachkalkulation" über die direkten Einnahmen und die Kosten von Produktionen in Karlsruhe für das abgelaufene Jahr.
Demnach wurde im Durchschnitt jede verkaufte Eintrittskarte (alles zusammen: Theater, Ballet, Konzerte, etc.) mit ca. 400.- DM subventioniert!! Auf "deutlich deutsch" jeder Besucher einer Veranstaltung bekam vom Staat, vom Land, von der Stadt, von Stiftungen und sonstigen Gönnern 400.- DM geschenkt!!!!!!

Anders herum gefragt, wieviele Besucher wären überhaupt zu den Veranstaltungen, wenn sie die reellen Preise hätten bezahlen müssen???
Noch andere Frage, wie sehr werden andere Kulturzweige unterstützt + gefördert???

interessant,

es ist halt schwer etwas so teures in einer gesellschaft, in der alles parallel existiert in dieser form aufrecht zu erhalten, da diese musik nicht einfach an den mann zu bringen und damit schwer zu vermarkten ist,

aber ich denke eher daran, dass ich irgendwann in nen club gehen kann und mir dort jemand ein klavierkonzert vortraegt, so wie es schon im jazz, blues, funk ueblich ist (und so wird es auch einmal sein, da sich die grossen konzerte irgendwann eh kaum noch einer leisten koennen wird..)
die klassik stirbt hoechstens aus, wenn sie sich nicht an die heutige zeit anpasst, die philharmonie ist imho eines der widerlichsten gebaeude in ganz berlin und es macht einfach keinen spass dort hinzugehen, selbst wenn man sich auf absolute 'superstars' freuen kann, aber selbst das nervt, ich wuerde mich lieber mit nem bier in die ecke eines dunklen cafés setzen und einem studenten beim spielen lauschen,

es muss nur anders verpackt werden und nicht alles immer ueberteuer, ueberprofessionell inszeniert werden, sowas nervt eh nur und nimmt der musik imho jegliche seele (naja, geschmacksfrage, wiedermal..)
die klassik wird nicht sterben, sich nur wandeln, so denke ich darueber,

lw.
 
Ich denke, dass das Problem schon anfängt beim Musikunterricht in den Schulen. So kann mans den Leuten austreiben. In 13 Jahren Schulzeit hatte ich genau 1 Jahr lang einen guten Musiklehrer. Die von der 5. bis zur 11. hatte ich hauptsächlich eine Alkoholikerin (soll kein Vorurteil sein, sondern lediglich zeigen in was für' nem Zustand die Frau schon um 10 Uhr morgens war-auf jeden Fall unfähig zu unterrichten), die weder Klavierspielen noch Harmonielehre noch sonst irgendwas gecheckt hat.Die in der 12. konnte zwar Noten lesen, aber hat uns sonst den Dtv-Atlas ins Heft diktiert *gäääääääääähn*
Dass ich Musik LK gewählt hab liegt allein daran, dass ich seit dem 3. Lebensjahr Geige spiele und einen berufliche Laufbahn anstrebe. Die Musik wurde mir nur durch meine Instrumentallehrer nähergebracht.
Außerdem bei einer Stunde Musik die Woche ist es sehr schwierig Zugang zur Klassik zu finden.
Der nächste Punkt ist, die Leute -nicht alle aber viele-, die in ein klassisches Konzert gehen tun das nicht aus Liebe zur klassischen Musik, sondern, weil es dem Status entspricht. d.h. wer Rechtsanwalt ist geht halt in die Philharmonie, weil sich das für seine Gesellschaftsschicht so gehört.
Ich bin bei vielen meiner eigenen Auftritte auf Leute gestoßen, die noch nicht mal Mozart von Debussy unterscheiden konnten.
Das Problem ist einfach, dass man klassische Musik nicht auf Anhieb verstehen kann, man muss sich damit auseinandersetzen und dazu sind die meisten zu faul.
 
Faaaauuulheit-you said it! Das ist es!!

Und stimmt manche Zuhörer im Gewandhaus sehen wirklich aus als wollten sie lieber wieder gehen, klatschen auch bei den großartigsten Interpretationen zweimal kurz und sind dann verschwunden. Weil sie eben nicht die Musik lieben sondern einfach nur schick sein wollen.
 
Faulheit ist relativ...ich würde mir und sicher vielen anderen mangelnde Zeit attestieren!
Ich habe klassisches Schlagwerk studiert, dafür ein Orchesterdiplom in der Tasche - sprich am Zugang zur Klassik mangelt es mir nicht.
Meine spielerischen Interessen liegen aber sehr eindeutig beim Jazz und bei brasil. Musik, ich habe jetzt das Problem, schon viel zu wenig Zeit für meine Schwerpunkte zu haben (ich arbeite nicht als Musiker, habe eine techn. Firma). Ich bin sehr interessiert an Klassik, auch an den zeitgenös. Entwicklungen, möchte meine Zeit aber nicht noch mehr splitten, weil ich sonst gar keiner Musikrichtung mehr gerecht werden kann!
 
Es hat halt nicht jeder ein Studium in der Tasche oder eine sonstige instrumentale Ausbildung. Deshalb ist auch bei vielen einfach keine Wertschätzung für klassische Musik oder auch andere Musikstile wie die, mit denen du dich beschäftigst da. Was die meisten heutzutage hören wollen ist Hintergrundgeplänkel und Vierecksmusik aus der Maschine, jedenfalls nichts, was auch nur ansatzweise eine Aussage hat, oder was beim zeitungslesen oder beim arbeiten stört.Meiner Meinung nach sind es viele Menschen einfach nicht gewohnt einfach nur zuzuhören. Mangel an Zeit? Ich denke wenn man sich ernsthaft mit etwas beschäftigen will nimmt man sich die Zeit, das ist sicher nicht immer einfach, aber doch meistens irgendwie machbar.
 
kgfjhgiztd schrieb:
Was die meisten heutzutage hören wollen ist Hintergrundgeplänkel und Vierecksmusik aus der Maschine, jedenfalls nichts, was auch nur ansatzweise eine Aussage hat, oder was beim zeitungslesen oder beim arbeiten stört.

Meiner Meinung nach sind es viele Menschen einfach nicht gewohnt einfach nur zuzuhören.

Das sehe ich genauso.

Allerdings sehe ich da auch eine positive Schlussfolgerung - gerade in Bezug auf Klassik /Oper: Gerade in einer Zeit, in der immer Hektik herrscht, suchen viele Menschen nach "Oasen".

In "meiner" Stadt (Hannover) gibt es z.B. eine sehr große Klassikszene. In allen Sparten im Schnitt rund 100 Veranstaltungen monatlich. Kurzauswahl:

# Das Orchester des NDR Hannover ist erstklassig. Für die regulären Konzerte gibt es keine Karten im freien Verkauf - weil Jahr für Jahr ausabonniert

# Staatsoper /Staatsorchester spielt an ca. 25 Abenden im Monat (mit preiswerten Karten für Schüler/Studenten)

# Musikhochschule mit vielen öffentlichen Aufführungen, z.T. unter Leitung des NDR-Chefdirigenten, der sich dort zusätzlich engagiert. Ziemlich einmalig.

# Kirchenkonzerte ohne Ende.

# "Jugend Musiziert"-Preisträger - in der Regel völlig ausverkauft

# Regelmäßige Veranstaltungen "Neue Musik"

# Gastspiele Internationaler Orchester (die sind natürlich teuer, weil ohne Subvention)

# Alle drei Jahre einer der weltweit rennomiertesten Violinwettbewerbe (da schmeißt Du die Gitarre weit weg...)

# Jährliche Klassik-Festivals

# Sommerliches kostenloses Klassik-Open-Air mit Picknick - immer brechend voll

# Eine Kneipe. in der ausschließlich Klassik Live zum Nulltarif läuft (hinterher geht der Hut rum...)

... und so weiter.


Lange Rede kurzer Sinn: Das Angebot ist riesig. Von Null bis 80 Euro ist alles dabei. Vom Aussterben der "Klassik" sehe ich das weit entfernt. Mag sein, dass die Major-Plattenfirmen immer mehr Probleme haben, ihre CDs zu verkaufen. Aber das ist kein Spiegel für nachlassende Vielfalt vor Ort.

Ein Wort noch zu den staatlichen Subventionen: Staatsorchester, Staatsopern, Staatstheater, Museen etc. sind eben staatliche/landeseigene Betriebe (an einer einzigen Staatsoper z.B. hängen eben mal 3000 Arbeitsplätze dran). Genau wie Polizei, Feuerwehr und Gerichte, die - auf den Taschenrechner reduziert - ja auch mehr kosten als sie einbringen.

Ich bin froh, dass das so ist. In den USA z.B. läuft das alles ausschließlich privatwirtschaftlich und über Sponsoring. Da kann sich ein Student das meist völlig abschminken, eine gutklassige Aufführung mal für 10 Euro zu bekommen.
 

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