Überschätzen Musiker den Wert ihres Hobbys? Hobbymusiker wollen Geld.

Warum ist es selbstverständlich, dass Amateursportler unbezahlt ihrem Hobby nachgehen, aber Musiker dafür Geld bekommen sollen?

Nicht nur Amateursportler.
In meinem Bekanntenkreis sind viele Hobbymusiker, die mit Spaß und Freude unentgeltlich auftreten - bei Betriebsfeiern, Stadtfesten, in den Kirchen, in Altersheimen, bei diversen Veranstaltungen usw. Ihre "Unkosten" (Equipment, Instrumententransport, Versorgung, Fahrtkosten ...) teilen sie solidarisch untereinander nach persönlichen Möglichkeiten. Geld ist da kein Thema, und viele von ihnen sind noch in anderen Bereichen ehrenamtlich unterwegs. Von solchen Menschen erfährst Du eher selten, weil sie auf leisen Sohlen laufen und ihr Leben und das ihrer Mitmenschen mit Freude füllen.

Hobbymusiker, die für ihre Auftritte Geld verlangen, fallen allein mit dieser Forderung auf, denn Geld erregt immer Aufmerksamkeit - auf beiden Seiten. Diese Hobbymusiker wollen ihre Taschen auch mit Geld füllen - das ist auch in Ordnung. Ob ihnen das Geld Freude bereitet, weiß ich nicht, aber das letzte Hemd hat keine Taschen.

Gruß, Bjoern
 
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Danke erstmal für die ergiebige und konstruktive Diskussion.

Ich war gerade duschen und habe dabei über das Thema nachgedacht.
Nochmal ausdrücklich: Es geht nicht darum, dass Musiker mit ihrer Musik Geld verdienen. Das dürfen sie selbstverständlich. Auch sage ich nicht, dass alle Musiker so sind, wie ich beschrieben habe. Es sind manche und um die geht es.

Ich denke, die Widersprüche kommen daher, dass wir an unterschiedliche Situationen denken. Auf der einen Seite gibt es die Musiker, die angefragt werden von Veranstaltern, Brautpaaren oder Fans, 'bitte macht Musik für uns'. Auf der anderen Seite gibt es die Musiker, die anfragen, um auftreten zu dürfen, 'bitte lasst uns Musik machen'. [Änderung: 'bitte lasst uns auftreten']
Mir geht es um die zweite Art.

Kein Mensch kommt aber auf die Idee zu sagen: wie cool, ich hab auch nen Garten, da kannst Du gerne auch dein Hobby (unentgeltlich!) ausleben.
Kennst du Schrebergärten? Die werden ge-/vermietet. Leute bezahlen Geld, um da das Hobby Gärtnern ausleben zu können.
 
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Wenn ein Veranstalter (das sind auch Wirte) jedoch Umsatz oder Umsatzsteigerung erwartet und sich zu diesem Zweck eine oder mehrere Bands oder Einzelmusiker bucht, dann haben die wohl auch ein Anrecht, eine Gage zu fordern. Egal "in welcher Liga".
Das ist für mich genau der Punkt. Denn auch wenn es ein (durchaus engagiert betriebenes) "Hobby" ist ... es ist auch Arbeit und Zeitaufwand. Ausnutzen lassen muss man sich nicht. Ehrenamtlich für ehrenamtliche Zwecke gerne.
 
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Besteht der Unterschied nicht darin, dass jemand Musiker sucht? Dann entscheiden die beiden Parteien wie sie das abrechnen wollen.

Hat nichts mit Können und Hobby zu tun. Bin absoluter Amateuer beim Rasenmähen. Wenn jemand trotzdem von mir seinen Rasen gehmäht haben will, dann will ich Gegenleistung.

Wenn jemand zu einer Party eingeladen, seine Gitarre mitbringt, dann wird er wohl kaum nach der Party den Gastgeber um Geld fragen oder doch und daher deine Frage?

Andererseits, nächste Woche gibt es bei mir Party und ich suche einen Musiker um die Gäste zu unterhalten. Dann finde ich die Frage schon berechtigt, was springt für mich dabei raus?

Ich persönlich? Ich wäre dankbar für die Gelegenheit vor Zuhörer zu spielen und evtl. kostenloses leckeres Essen und Getränk. Wenn andere das anders sehen fände ich es auch ok.
 
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Hobbymusiker, die für ihre Auftritte Geld verlangen, fallen allein mit dieser Forderung auf, denn Geld erregt immer Aufmerksamkeit - auf beiden Seiten.
Diese Hobbymusiker wollen ihre Taschen auch mit Geld füllen - das ist auch in Ordnung.
Dem stimme ich zu.
Ausnutzen lassen muss man sich nicht.
Das Szenario an das ich denke:
Hundert vergleichbare Bands in Stadt und Umland, die auftreten wollen, ohne besondere Merkmale (wie besonderes musikalisches Können, Bekanntheit, Publikumsmagnet). Dagegen zehn Kneipen, die Auftrittsmöglichkeiten anbieten.
Eine der Kneipen bietet an: Wer will, darf hier auftreten und bekommt dafür ein kostenloses Getränk.
Eine Band (oder wahrscheinlich oft auch mehrere Bands) freut sich auf die Auftrittsmöglichkeit und sagt zu.
Wo ist das Ausnutzen? Sie müssen sich ja nicht melden, wenn ihnen das Angebot nicht passt.

Wenn ich manches hier lese, nur als Beispiele:
Oktoberfestwirt Bedienungen fürs Festzelt
scheint meine Vermutung doch richtig zu sein
viele, die das Hobby nicht des Hobbys wegen machen, sondern das nur als Mittel zum Zweck sehen.
Manche sehen Musikmachen vom Grundsatz her nicht als Hobby, sondern als Arbeit, vergleichbar mit rasenmähen und bedienen.

Wenn jemand zu einer Party eingeladen, seine Gitarre mitbringt, dann wird er wohl kaum nach der Party den Gastgeber um Geld fragen oder doch und daher deine Frage?
Ich denke, das passt nicht so ganz.
Besteht der Unterschied nicht darin, dass jemand Musiker sucht? Dann entscheiden die beiden Parteien wie sie das abrechnen wollen.

Hat nichts mit Können und Hobby zu tun. Bin absoluter Amateuer beim Rasenmähen. Wenn jemand trotzdem von mir seinen Rasen gehmäht haben will, dann will ich Gegenleistung.
Richtig.

Meine Meinung:
- Veranstalter will Band haben, weil er sich davon einen Vorteil (z.B. mehr Geld oder einfach nur gute Stimmung) verspricht: Veranstalter sollte bezahlen.
- Band will Auftrittsmöglichkeit haben, weil sie sich davon einen Vorteil verspricht (z.B. Geld, Bekanntheit, Spaß): Band sollte bezahlen (Zum Beispiel wenn die Band eine Halle für einen Auftritt mietet.)
- Beide wollen sich gegenseitig, weil sie sich Vorteile davon versprechen und die Vorteile sind etwa gleichwertig (Veranstalter bekommt Musik, Band bekommt auftritt): Beide haben ihren Lohn bekommen.

Nachtrag: Ich muss bald weg. Deshalb kann es sein, dass ich heute Abend nicht mehr schreibe.
Und ich habe die Tendenz, auf jede Kleinigkeit zu reagieren. Das ist mir gerade wieder aufgefallen. Ich versuche, mich im weiteren Verlauf zurückzuhalten.
 
Warum sollen Hobby-Musiker kein Geld dafür bekommen? Das verstehe ich nicht. Es ist übrigens egal ob Hobby oder Profi. Der Veranstalter bucht eine Band oder einen Musiker und es ist auch Teil seines Geschäfts. Er verdient daran. Da sollte es selbstverständlich sein die beteiligten zu belohnen. Dazu zählen der Barkeeper, der Türsteher, die Putzkraft, der Tontechniker, der Hausmeister, etc. Warum soll der Musiker aus dieser Gruppe ausgeschlossen werden? Weil er es aus Leidenschaft macht und oft zu "blöd" ist sich entlohnen zu lassen? Klar, die Putzkraft kommt nicht umsonst. Der Barkeeper auch nicht. Aber der Musiker soll es machen?

Was die meisten Hobby-Musiker allerdings stark überschätzen ist die Qualität ihrer Werke ;).
 
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Leute bezahlen Geld, um da das Hobby Gärtnern ausleben zu können.
Hmm, die bezahlen Geld für die Infrastruktur ('ne Datsche im Grünen) und die Möglichkeit der Ernte. Ich würde gerne einen unserer "Familiengärten" kostenfrei an jemand abgeben, der die Arbeit gerne mag und macht. Darf auch den allergrößten Teil der Ernte behalten.
Eine der Kneipen bietet an: Wer will, darf hier auftreten und bekommt dafür ein kostenloses Getränk.
Eine Band (oder wahrscheinlich oft auch mehrere Bands) freut sich auf die Auftrittsmöglichkeit und sagt zu.
Ist ein faires Angebot. Ob mir das reicht, muss ich dann selbst entscheiden (mir persönlich eigentlich ja).
Meine Meinung:
- Veranstalter will Band haben, weil er sich davon einen Vorteil (z.B. mehr Geld oder einfach nur gute Stimmung) verspricht: Veranstalter sollte bezahlen.
- Band will Auftrittsmöglichkeit haben, weil sie sich davon einen Vorteil verspricht (z.B. Geld, Bekanntheit, Spaß): Band sollte bezahlen (Zum Beispiel wenn die Band eine Halle für einen Auftritt mietet.)
- Beide wollen sich gegenseitig, weil sie sich Vorteile davon versprechen und die Vorteile sind etwa gleichwertig (Veranstalter bekommt Musik, Band bekommt auftritt): Beide haben ihren Lohn bekommen.
Ja, passt doch. Da hat dir auch niemand widersprochen. Wer nebenberuflich musizieren möchte, soll das machen bzw. versuchen. Dass evtl. immer mehr Leute das versuchen, ist halt ein Trend der Zeit. Sporttrainer für Jugendmannschaften hat früher auch niemand bezahlt. Die Ökonomisierung aller Lebensbereiche ist halt nicht auf die Musik beschränkt und wurde auch schon vor 150 Jahren beschrieben.
 
Bei uns wars immer unterschiedlich früher, wir haben alles Gigs gemacht die wir bekommen konnten, wir wollten Übung und Erfahrung aufbauen und halt besser werden. viele davon waren unbezahlt (in unserem Pub, im Juz, dort und da) irgendwann wurden wir dann auch angefragt ob wir nicht auch bei Geburtstagsfeiern und Hochzeiten spielen könnten, das haben wir dann auch gemacht da wir Lust darauf hatten, es gab als Gage eine kleine Aufwandsentschädigung aber vorallem Verköstigung und es war auch immer Gute Laune, so es hat eigentlich Spass gemacht dann auch solche Gigs zu machen.

passt auch ein wenig dazu, ich fotografie hobbymässig recht gerne
in unregelmässigen Abständen bekomme ich (nebest Komplimente zu meinen Fotos) auch Anfragen von Bekannten oder Arbeitskollegen, ob ich nicht eine Taufe, eine Hochzeit oder den Hund oder Familienfotos usw machen kann.

Ich lehne immer ab, weil
1) es mich nicht interessiert sowas zu fotografieren, immerhin ist es mein Hobby und soll mir Freude und Spass bereiten, und mein Fokus in der Fotografie liegt auf anderen Schwerpunkten,
2) ist es eine Menge Arbeit und Zeit solche Fotos zu machen, nachzubearbeiten usw, meine Freizeit möchte ich dafür nicht opfern.
3) weiss ich ganz genau warum sie zu mir kommen, weil sie die Preise kennen die ein Berufsfotograf (zurecht) verlangt und denken sie bekommen bei mir das umsonst oder für einen Schnäppchenpreis

Würde ich aber vorhaben, mir ein Portfolio aufzubauen und mich auch in dieser Richtung weiterzuntwickeln, hätte ich solche Anfragen auf jedenfall angekommen und sie zu einem günstigen Preis angeboten, oder ganz kostenlos, da es eben für mich auch einen grossen Mehrwert geboten hätte,
 
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Warum ist es selbstverständlich, dass Amateursportler unbezahlt ihrem Hobby nachgehen, aber Musiker dafür Geld bekommen sollen
Weil Amatör-Sportler für sich selber laufen, Musiker aber für Andere Menschen Musik machen. Zumindest ist das Potential für eine Beglückung eines Gegenübers beim Musiker ein wenig größer. Wenn er gut spielt.
 
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Warum sollen Hobby-Musiker kein Geld dafür bekommen?
Hört bitte auf mit dem ständigen 'Musiker sollen nichts bekommen'. Das habe ich nie ausgedrückt und dem habe ich schon mehrfach widersprochen.

Das Beispiel mit dem Rasenmähen ist aber schön. Vielleicht wird damit klar, was ich meine. (Musiker Markus, Wirtin Wiebke, Rasenmäherfan Rolf und Gartenbesitzerin Gerda. Rolf kann man sich auch gerne als kleinen Jungen vorstellen)
Markus sieht bekannte Musiker auf der großen Bühne. Rolf sieht im Fernsehen einen Aufsitzrasenmäher
Er denkt sich, das ist cool, das will ich auch machen. Er findet das cool und will auch mal damit fahren.
Er kauft sich ein Instrument und fängt an zu üben. Weil er keinen Garten hat, spielt er erstmal Gartensimulator (gibt es wirklich).
Wiebke hat eine Bar. Gerda hat eine große Rasenfläche und einen Aufsitzrasenmäher.
Wiebke hat genügend Gäste. Der Gärtner kommt jeden Monat zum Rasenmähen.
Markus sieht, dass Wiebkes Bar eine Bühne hat. Rolf sieht den Garten und den Aufsitzrasenmäher.
Markus fragt Wiebke, ob er mal da spielen darf. Rolf fragt Gerda, ob er mal mit dem Rasenmäher den Rasen mähen darf.
Wiebke muss die Bühne vorbereiten, aber sie stimmt zu. Der Rasenmäher braucht Benzin, aber sie stimmt zu.
Markus freut sich und tritt auf. Rolf freut sich und mäht den Rasen.
Markus bekommt zwischendurch Getränke. Gerda bringt Rolf zwischendurch Getränke.

Soll Rolf jetzt Geld bekommen? Dafür, dass er Rasenmäher fahren darf? Soll Markus Geld bekommen? Dafür dass er auftreten darf? Warum?

Ist ein faires Angebot. Ob mir das reicht, muss ich dann selbst entscheiden (mir persönlich eigentlich ja).
Denke ich nämlich auch. Aus dem Grund finde ich die Beschwerde, dafür nicht bezahlt zu werden ja nicht angemessen.
[...]wir haben alles Gigs gemacht die wir bekommen konnten, wir wollten Übung und Erfahrung aufbauen und halt besser werden. viele davon waren unbezahlt [...] irgendwann wurden wir dann auch angefragt ob wir nicht auch bei Geburtstagsfeiern und Hochzeiten spielen könnten, [...] es gab als Gage eine kleine Aufwandsentschädigung aber vorallem Verköstigung
Das finde ich angemessen.

Nachtrag: Danke für die Diskussion und entschuldigt bitte meine Pedanterie.
 
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Meine Meinung:
- Veranstalter will Band haben, weil er sich davon einen Vorteil (z.B. mehr Geld oder einfach nur gute Stimmung) verspricht: Veranstalter sollte bezahlen.
- Band will Auftrittsmöglichkeit haben, weil sie sich davon einen Vorteil verspricht (z.B. Geld, Bekanntheit, Spaß): Band sollte bezahlen (Zum Beispiel wenn die Band eine Halle für einen Auftritt mietet.)
- Beide wollen sich gegenseitig, weil sie sich Vorteile davon versprechen und die Vorteile sind etwa gleichwertig (Veranstalter bekommt Musik, Band bekommt auftritt): Beide haben ihren Lohn bekommen.
Aber genau so ist es doch in der Realität. 1 ist klar, 2 auch: Jede Band kann sich einen Raum mieten, Plakate drucken, Werbung machen, Eintritt verlangen und gucken, was dabei rauskommt. 3 Sowieso.
Jede Band, die in irgendeiner Form rauskommen will, merkt daran, wie oft und zu welchem Preis sie gebucht wird (oder eben selbst Konzerte veranstaltet), wie beliebt sie ist und welchen Marktwert sie hat. Bei guten Bands steigt der auf Dauer; viele Bands haben irgendwann eine Phase, wo es gut läuft, aber es hält sich nicht lange; ein paar schaffen es nach oben; eine ganze Menge kommen nie aus ihrem Keller raus.
Wenn Du willst (und obwohl der Vergleich insgesamt hinkt wie sonstwas), ist es im Sport genau so: Wer ambitioniert ist, gut trainiert und am Ball bleibt, schafft es aus dem Amateur- ins Profilager und landet vielleicht irgendwann in der zweiten Bundesliga und dann in der ersten und dort von einem schlechten Verein zu einem besseren bis zum Spitzenverein - das ist sozusagen Marktwert im Sport.
Nochmal ausdrücklich: Es geht nicht darum, dass Musiker mit ihrer Musik Geld verdienen. Das dürfen sie selbstverständlich. Auch sage ich nicht, dass alle Musiker so sind, wie ich beschrieben habe. Es sind manche und um die geht es.

Ich denke, die Widersprüche kommen daher, dass wir an unterschiedliche Situationen denken. Auf der einen Seite gibt es die Musiker, die angefragt werden von Veranstaltern, Brautpaaren oder Fans, 'bitte macht Musik für uns'. Auf der anderen Seite gibt es die Musiker, die anfragen, um auftreten zu dürfen, 'bitte lasst uns Musik machen'. [Änderung: 'bitte lasst uns auftreten']
Mir geht es um die zweite Art.
In meinem Verständnis meinst Du einfach Menschen, die ihren eigenen Wert oder den ihrer Leistung oder Darbietung überschätzen.
Die gibt es aber in jedem Bereich und auch sowohl im Amateur- wie im Profilager. Die Eigenheit vom Profi-Lager ist, dass der Markt einem den eigenen Marktwert zurückspiegelt und das ist eine ziemlich klare Münze. (Wobei der Marktwert auch nicht alles ist - aber das ist ein anderer Bereich.) Die Eigenheit vom Hobby-Lager ist, dass man sich lange auf dem Sofa "verkannter Künstler" oder auf dem Diwan "geniale, aber wegen Blindheit, Blödheit der Massen, des allgemeinen Musik-Business, der Verlage und Medien (beliebig erweiterbar) unerkannt gebliebene Band..." ausruhen kann, wenn man will. (Wobei ich dieses Lager auf Dauer auch nicht sehr bequem finde ...).

Wollen wir jetzt über Menschen im Musikbereich sprechen, die sich und ihre Fähigkeiten überschätzen?
Mal checken: Findet jemand gut, dass Menschen sich und ihre Fähigkeiten überschätzen?
Alle stimmen mit Nein? Danke - setzen.

Ich finde einen anderen Aspekt viel interessanter: Musik ist wie sehr, sehr viele Bereiche, einer, der durch fließende Übergänge von Hobby/Amateur bis Profi gekennzeichnet ist.
Man kennt das vom Fotografieren, vom Handwerkern, vom Stricken, Kochen, Web-Seiten machen: Jemand schafft sich zunächst irgendwas drauf. Merkt dann, dass er/sie ganz fit darin ist, fängt an, sich "semiprofessionelle" Ausrüstung zu kaufen. Wird aus dem Umfeld gefragt: Kannste nicht auch mal für mich? Zunächst Gefälligkeiten auf Gegenseitigkeit, dann gibt´s einen Ausgleich der Kosten (Material, Fahrt etc.), dann ein Handgeld ... und irgendwann gibt´s dann den Schritt: Mach ich aus meinem (gefragten) Hobby einen Nebenverdienst und mache ich aus meinem Nebenverdienst einen Hauptverdienst? Das ist nicht immer zum Gefallen der Leute, die sich schon in der Neben- oder Hauptverdienstphase befinden, aber hey - das ist ein freies Land und jede/r kann sich nach Belieben austoben ... Und mit jedem Step auf dieser Strecke steigt der Faktor Marktwert, steigen die Ausgaben, wird es professioneller. So ist es halt in der Musik auch.

Spannend finde ich auch den Faktor Ruhm und Genie - weil die nicht so einfach zu messen sind wie der Marktwert.
Ruhm = Beliebtheit, okay: aber ist jemand, der berühmt ist, auch ein guter Künstler? Zeichnet ein Genie nicht aus, dass es nicht erkannt wird - jedenfalls nicht zu Lebzeiten? Tatsächlich gibt es ja beispielsweise Musiker, die wenig bekannt sind, aber von denen sich aber viele andere Musiker*innen haben inspiriert lassen - "music for musicians" nennen das die Engländer. Und "Geheimtipps" kennt eigentlich auch jeder. Also: ein Körnchen Wahrheit ist schon dabei - aber es gibt eben auch einfach haufenweise sehr von sich eingenommene Menschen, deren größte Fähigkeit die Einbildungsfähigkeit ist. Haben die dann noch Geld, lassen sie sich Songs schreiben oder kaufen sich Profi-Musiker ein und heraus kommt irgendwas, das zumindest nicht übelst negativ auffällt, manchmal sogar in den Charts landet ...

Das Besondere, was da passiert und auffällig wird, ist nicht, dass es im Bereich Musik stattfindet - es liegt daran, dass es ein allgemein menschliches Phänomen ist und daran, dass sich im Bereich Musik halt Menschen tummeln. Vielleicht ändert sich das, wenn die KI in Musik einfällt und dort den Markt aufrollt ...

Also: laßt uns die Zeit genießen, so lange es sie gibt ...

x-Riff
 
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Liege ich damit richtig oder komplett falsch, ist meine Wahrnehmung verzerrt oder sind da doch ein paar richtige Gedanken dabei?
Keine Ahnung.
Ich kann nur von mir sagen, dass ich in einer Hobby Band spiele und wir nun unsere ersten Auftritte planen und da erst mal kein Geld verlangen. Wir haben bei der Bandgründung uns auch bandintern über unsere Ziele ausgetauscht und da haben alle Beteiligten gesagt, dass sie in erster Linie Spaß haben wollen. Ja, Auftritte gerne auch ab und an, aber nicht jede Woche oder so - 4 - 8 x im jahr würde ich persönlich gut finden und selbiges die anderen. Ziel ist nicht, Geld zu verdienen. Wenn irgendwann mal ein wenig in die Bandkasse kommt, sodass langfristig die Ausgaben für Equipment wie PA, Mischer o.ä. rein kämen - gut. Wenn nicht dann nicht.
Wir machen das als Hobby.

Ähnlich mein Recording-Projekt. Um damit finanziell (vielleicht mal) erfolgreich zu sein, müsste ich wahrscheinlich richtig online-Marketing mit viel zeitlichem Aufwand betreiben - Zeit, die ich lieber ins Schreiben und Produzieren neuer Songs stecke - einfach weil ich Bock drauf habe.
 
Vielleicht kann man es auch so sehen: Wer sucht Wen?
Veranstalter sucht Musiker -> Musiker bekommt Gage.
Musiker sucht Auftrittsmöglichkeit -> der Lohn ist die Auftrittsmöglichkeit.
Im Idealfall ist das im Gleichgewicht, und alle sinds zufrieden.
 
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Der Wirt bietet ihnen jetzt diese Möglichkeit. Da wäre es absolut vertretbar zu sagen, dass die Band den Wirt bezahlen soll für seine Leistung.
Das wird aber sicher von einigen vehement bestritten. Umgekehrt wird es aber als selbstverständlich angesehen, dass der Wirt die Band bezahlen soll.
Naja, der Wirt verdient aber, wenn er den Gästen Essen und Trinken verkauft. Und manchen Gäste kommen eben, WEIL es dort Musik gibt.

Wenn ich als (unbekannter) Musiker, der die Räumlichkeiten nutzt, auch meinen Hut hinstellen darf oder am Eingang Eintritt verlange, dann wären wir wieder auf Augenhöhe.

Bei Konzerten bekannter Künstler ist das ja anders herum: Da muss der Standl-Besitzer zahlen, wenn er in der Halle sein Bier und seine Brezen verkaufen will.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Wo ist das Ausnutzen? Sie müssen sich ja nicht melden, wenn ihnen das Angebot nicht passt.

Tja, so ist dads im Kapitalismus: Angebot und Nachfrage... :rolleyes:

Wer "nur" seine Arbeitskraft anzubieten hat und kein Kapital besitzt (Auftrittsraum, etc.) hat das Nachsehen. Ob das nun "gerecht" ist, darüber ließe sich vortrefflich streiten.
 
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Überschätzen Musiker den Wert ihres Hobbys? Oder: Warum erwarten Musiker Geld für ihr Hobby?
ich denke deine Frage ist im Ansatz schon falsch, sorry.
Wenn jemand Musik macht und dafür Geld verlangt, ist das per se kein Hobby mehr sondern eine Tätigkeit mit Gewinnabsicht. Also müsste man das an sich schon so aufteilen, das Musiker, die kein Geld verlangen das als Hobby betreiben, allen anderen wollen für diese Tätigkeit einfach Einnahmen erzielen. Dabei ist es meiner Meinung nach unerheblich ob man das hauptberuflich oder als Nebenjob macht.
Also erwarten Musiker Geld weil Musikmachen ihr Job ist. Wenn dem nicht so wäre, wäre es ein Hobby, das nicht bezahlt werden wird.
So einfach ist das. Und das hat gar nichts mit einem möglichen Überschätzen ihres Wertes zu tun.
 
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Wenn jemand Musik macht und dafür Geld verlangt, ist das per se kein Hobby mehr sondern eine Tätigkeit mit Gewinnabsicht.
Das Finanzamt sieht das anders - Gewinn ist Einnahmen minus Ausgaben. Alleine dafür, dass ich Geld bekomme, muss eine Band noch lange keinen Gewinn machen. Leider ;)

Solange man dafür mehr Geld ausgibt (zB Equipment, Fahrtkosten) als einnimmt, ist es ein Hobby.
Ich würde sogar sagen, solange der Stundenlohn im Bereich von wenigen Euro liegt, ist es jetzt auch nicht wirklich so, dass man es des Geldes wegen macht.

Aber das Geld ist auch irgendwie eine Anerkennung. Wenn bei einem Stadtfest jemand eine Feuershow macht, erwartet man doch auch nicht, dass er das ohne Geld macht, weil es ihm doch Freude macht.

Für mich ist es Hobby und Nebenberuf. Privat oder bei mehr oder weniger karitativen Anlässen spiele ich natürlich auch ohne Geld. Manchmal gibt es auch bezahlte Sachen, wo ich grundsätzlich auch ohne Geld spielen würde. Aber nur als Hobby würde ich deutlich weniger spielen, und außerdem würde man den Vollprofis die Preise kaputt machen, das geht imo auch nicht.

Trotzdem ist es natürlich Angebot und Nachfrage. In Berlin hab ich gehört, dass unbekanntere Bands dafür bezahlen, in bestimmten Clubs spielen zu dürfen. :nix:
 
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Das Finanzamt sieht das anders - Gewinn ist Einnahmen minus Ausgaben.
Ja, denn dort heisst es dann Liebhaberei, also quasi eine bezahlte Tätigkeit, die amende nicht gewinnorientiert ist.
Hobby definiert sich, zumindest nach Wikipedia, dass es „kein Einkommen erwirtschaftet“.
Liebhaberei ist da anders angelegt.

Als Liebhaberei ist die Tätigkeit eines Steuerpflichtigen zu verstehen, die ohne Gewinnerzielungsabsicht ausgeübt wird.
……..
Folgende Kriterien sind Indizien für eine von Liebhaberei getragenen Tätigkeit:

  • es handelt sich um ein Hobby.
  • der Lebensunterhalt oder die resultierenden Verluste werden mit anderen Einkünften finanziert oder ausgeglichen.
  • trotz anhaltender jahrelanger Verluste wird die Tätigkeit weder aufgegeben noch die Art der Betriebsführung verändert.
  • insgesamt gesehen ist auf Dauer kein Totalüberschuss zu erzielen (sogenannte Totalüberschussprognose), wobei der in der Steuerrechtsprechung zugrunde gelegte Betrachtungszeitraum variiert. Tendenziell ist im Bereich der Vermietung von Immobilien in der Regel von mehreren Jahrzehnten auszugehen, wohingegen bei einem Gewerbe von einem Zeitraum von 7–15 Jahren auszugehen ist.

Wenn man damit seinen Lebensunterhalt, oder zumindest einen Teil davon, verdient, also Gewinne einfährt, ist es entweder ein Haupt- oder Nebenjob.

Hobby = keine Kohle
Liebhaberei = zu wenig Kohle
Beruf = mehr Einnahmen als Ausgaben

Für mich ist das klar, sobald Geld fließt, ist es kein Hobby mehr, egal ob Fußball, Käse rollen oder Musizieren.
 
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Die Frage ist erstmal wie viele Leute / Publikum kommen bei der Band ?
Dann könnte genug zusammen kommen für Band Tontechnik und Kasse ?
Der Veranstalter verdient am Getränk !
Ohne ausreichend Andrang floppt es auf beiden Seiten des Events !
Das Wetter ist noch so ein Risiko !
Für DJs ist das ganze viel billiger, die Anlage ist kleiner und die krallen die Kohle allein
Das war Ausgangspunkt
Das manche Musiker sich verschätzt haben mit ihrem Wert, kann ich bestätigen .
Andere sind unbezahlbar !
 
Manche sehen Musikmachen vom Grundsatz her nicht als Hobby, sondern als Arbeit, vergleichbar mit rasenmähen und bedienen.
Stimmt, vor allem bei Musikern, die jedes Wochenende einen Auftritt haben, lässt sich diese Haltung beobachten.

Aber wenn ich Deinen (aus meiner persönlichen Sicht hier bewusst gegenargumentsresistenten) Ansatz "was man als Hobby macht, ist keine Bezahlung wert" einigermaßen konsequent weiterverfolgte, käme ich zu dem Schluss: "Dann sage ich halt einfach nicht, dass es mein Hobby ist, sondern nenne es meinen Nebenjob, dann bekomme ich auch Geld dafür." Das, was ich mache (Musik für andere), ist genau dasselbe, nur als Nebenjob plötzlich Geld wert - und ich werde sogar noch ein wenig bemitleidet, dass ich abends und am Wochenende malochen muss.
Aber vielleicht will die Welt ja einfach ein wenig behumst werden?
 
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Richtig, das FA nennt es Liebhaberei (danke für die Richtigstellung!).
Für mich ist das klar, sobald Geld fließt, ist es kein Hobby mehr
Klar, kann man so definieren, aber folgt daraus irgendwas?

Ob ich es nun als "bezahltes Hobby" oder "Zweitjob, der Spaß macht" betrachte, spielt für mich letztlich doch keine Rolle. Es ist nicht mein Hauptjob, aber ich verdiene etwas Geld damit.
Natürlich muss ich eine Steuererklärung dafür machen, das macht dann keinen Spaß ;)

Der Spaß alleine kann irgendwie auch kein Kriterium sein ... Auch beim Sport gab's manchmal Wettkämpfe, da musste man ewig fahren und dann ein Spiel machen, was eigentlich keinen Spaß gemacht hat. Trotzdem war's Hobby.
Genau diese werden sich dann auch nicht über Auftritt/Spiel freuen, sondern sich beschweren, dass sie für die unangenehme Pflicht, Musik machen/spielen zu müssen, nicht entlohnt werden.
Diese Einstellung habe ich selten erlebt. Aber es gibt sicher Musiker, die sich selbst zu hoch einschätzen. Dh. ihr persönliches Können und auch ihren Wert am "Markt". Das würde ich aber dann auch nicht mehr als Hobby sehen.
 
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