Gerade den Thread entdeckt, überflogen und eigentlich sind meine Punkte schon genannt. Trotzdem finde ich es wichtig mich zu beteiligen und eigene Erfahrungswerte und Vergleiche zu teilen:
Vor etwa acht Jahren habe ich im Studium eine Band gegründet. Fünf Leute, eigene Songs, kaum Geld – aber viel Lust, auf die Bühne zu gehen. Die ersten Gigs waren ohne Gage: Z.B. beim Kulturabend der Hochschule. Ein Highlight war unser zweiter Auftritt in einem lokal bekannten Rockclub. Das Konzept dort: Zwei lokale Bands eröffnen für einen bekannteren Act – an dem Abend war es
Navarone, eine niederländische Band, die später sogar Vorband von
Deep Purple war. Wir spielten für 24 Freigetränke – also vier pro Person. Eintritt: 13 €. Der Laden war hauptsächlich durch unsere und die Fans der anderen Vorband gefüllt (Zu den ersten Auftritten kommen sogar noch die Eltern

). Ein tolles Erlebnis, ein guter Einstieg. Wer kann schon behaupten, Vorband, der Vorband von Deep Purlple gewesen zu sein
Nach und nach waren wir regional etwas bekannter. Nach drei Jahren konnten wir uns von unserer gesammelten Gage ein eigenes In-Ear-System zulegen. Unserer Performance auf der Bühne half das enorm. Das erste Musikvideo und die erste EP haben wir noch aus eigener Tasche gezahlt. Man wollte ja auch etwas vorzeigen.
Einige Jahre später spielten wir wieder in derselben Kneipe von damals. Wir wussten, dass wir mindestens 25 Leute mobilisieren konnten (rein rechnerisch also mehr als 250€ Eintrittsgelder) – also haben wir verhandelt: Neben den 24 Freigetränken wollten wir diesmal 50 € und – wie der Hauptact – eine Familienpizza für die Band. Ergebnis? Keine Pizza weit und breit. Der kleine Merch-Tisch war schon fest dem Hauptact zugesagt – also keine Möglichkeit für uns, unsere EP oder Sticker unter die Leute zu bringen.
Als wir wegen der Pizza nachhakten, hieß es:
„Bestellen wir noch.“
Was kam? Eine einzelne 27cm-Margarita – also keine Familienpizza, sondern eine Standardpizza für 8 €. Dazu bekamen wir die 50 € bar auf die Hand – aus einem Portemonnaie, das vor großen Scheinen nur so überquoll.
Haben wir uns verarscht gefühlt? Ja. Ganz eindeutig.
Seitdem bin ich bei deiner Frage eindeutig!
Als Hobbymusiker geht es mir nicht darum, mit dem Spielen auf der Bühne Gewinn zu machen. Aber: Ich möchte auch nicht draufzahlen, nur weil ich gerne Musik mache. Deshalb haben wir uns damals einige Grundsätze entwickelt, wann wir einem Gig zusagen:
- Reisekosten müssen gedeckt sein – dazu zählen Spritkosten und ggf. ein Mietwagen.
- Verpflegung muss gesichert sein – wenn es keine Verpflegung vom Veranstalter gibt, rechne ich pauschal mit 10 € pro Musiker*in und Mahlzeit zusätzlich zur Gage.
- Wenn der Veranstalter Einnahmen erzielt – etwa durch Eintritt, Getränkeverkauf oder Sponsorengelder – erwarten wir als Band ebenfalls eine angemessene Beteiligung. Mindestens ein Hut, der rumgeht, sollte drin sein.
Das ist für mich kein „Gewinn“, sondern schlicht ein Ausgleich für laufende Kosten, die mit dem Hobby verbunden sind: Proberaummiete, Instandhaltung von Instrumenten und Technik, Urlaubstage oder Überstunden, die für den Gig draufgehen usw.
Ein schönes Gegenbeispiel: Jahrelang haben wir beim Kulturabend meiner ehemaligen Uni gespielt – ohne Gage. Aber: Die Organisation war hervorragend, wir wurden bestens verpflegt, es war ein tolles Publikum da, und der Aufwand war überschaubar. Wir haben nie etwas verlangt.
Außerdem habe ich häufig erlebt, dass kleinere Veranstaltungen und Vereinsfeste überraschend faire Gagen zahlen – ganz ohne Diskussion. Das zeigt: Wertschätzug geht, wenn der Wille da ist. In einem Jugendtreff hat einmal eine FSJlerin für die Bands ein Buffet hergerichtet, was dem eines Hauptacts auf einem großen Festival glich. Und gerade weil ich selbst aktuell ein Sommerfest für einen Verein mitorganisiere, ist mir ein Punkt besonders aufgefallen (ja, ich provoziere bewusst ein wenig):
- Eine Fotobox kostet rund 350 € pro Abend. Aufwand: hinstellen, am nächsten Tag wieder abholen, Fotos hochladen – fertig.
- Ein DJ mit eigenem Equipment bekommt ebenfalls eine angemessene Bezahlung – zu Recht.
- Ein Hochzeitsfotograf, der neben dem Studium arbeitet, wird ebenfalls bezahlt. Niemand würde auf die Idee kommen, ihm zu sagen: „Du kannst die Fotos doch als Referenz nutzen – sei froh, dass du überhaupt dabei sein darfst.“
Aber wenn eine
fünfköpfige Band anreist, mit zwei Autos, unter einem Pavillon spielen muss (bei Regenwahrscheinlichkeit 15 % und 100% Wahrscheinlichkeit, dass es den Instrumenten nicht gut tut

), vielleicht sogar noch einen Coversong für den Anlass einstudiert – dann reicht oft „ein Kasten Bier“ als Dankeschön? Da stimmt doch was nicht.
Über die Kosten für die Fotobox, den DJ oder den Fotografen wird selten diskutiert. Bei der Gage für eine Liveband hingegen erstaunlich oft.
Das war mein Senf zum Thema
Nachtrag: Was ich noch erwähnen möchte: Musik machen ist ein teures Hobby - das ist hier glaube ich jedem klar. Für gutes Equipment, Unterricht und co gibt hier bestimmt jeder wesentlich mehr aus als für eine Mitgliedschaft in einem Sportverein. Bei einer Band mit Auftrittsambitionen kommen für jeden Musiker einiges an Kosten dazu. Die habe ich oben bereits erwähnt. Auch so Dinge wie: EP, Aufnahme, Musikvideo,... entweder man schafft das Wissen (und das Equipment dazu) selbst an, oder man holt sich professionelle hilfe. Dann braucht man ein paar Sticker, ein Banner, ein "Minusgeschäft" ist es immer. Und für den Tag Gig so viel Gage zu nehmen, dass round about 5 Personen (für den Tag) keine Kosten haben, sollte mindestens drin sein.