Ein Synthesizer (im ursprünglichen Sinne) hat mit einem Mellotron erstmal recht wenig zu tun. Aber im Grunde hast du den wichtigsten Unterschied schon ganz gut definiert..:
Stell' dir einen Synthesizer als einen Haufen elekronischer Bauteile vor, die so verschaltet sind, daß sie in der Lage sind, Töne zu erzeugen - und zwar neuartige, elektronisch klingende, die kein anderes Instrument zuvor erzeugen konnte. Ziel ist in erster Linie nicht das Imitieren vorhandener, oft akustischer Instrumente.
Ein Mellotron ist im Prinzip eine aufwändige Ansammlung von Tonbandgeräten, die mit einer Tastatur verbunden sind (1 Tonband pro Taste!!!) und zusammen mit dieser in ein orgelähnliches Gehäuse gebaut sind.
Nun kann das Mellotron also pro Taste eine Aufnahme eines tones eines akkustischen Instruments abspielen - allerdings war der Wechsel von Klängen sehr aufwändig, da für ein neues Instrument der Komplette Bandrahmen mit den Tonbändern ausgebaut werden mußte (genauer gesagt sind auf einem Bandrahmen immer 3 Klänge gespeichert). Dennoch war das Mellotron bis zum Aufkommen der ersten digitalen Sampler zu Anfang der 80er Jahre die einzige Möglichkeit, mit einem Tasteninstrument halbwegs realistische (da vom Original aufgenommene) Klange von Streichern, Chören und anderen Instrumenten zu immitieren, dementsprechend legendär war und ist das Ding.
Nun können heutige, samplebasierte digital-Synthesizer eigentlich schon lange auch alle Instrumente der Welt inklusive des Mellotrons nachbilden, und das potentiell wesentlich besser als das alte, Tape-basierte, komplizierte und Anfällige Mellotron - dessen Reiz aber nach wie vor im unperfekten, patinierten, leiernden Klang liegt.
Auch einige aktuelle Instrumente haben sich teilweise oder auch ganz der neuzeitlichen Interpretation des Mellotronsounds gewidmet:
- das Manikin Memotron
- Die Software M-Tron von G-Media
- der Synthesizer "Nord Wave" von Clavia
- es gibt, glaube ich, auch wieder Nachbauten "echter" Mellotrone zu kaufen.