Vergleich der verschiedenen Software Lösungen von Einsteiger für Einsteiger

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Hallo zusammen,


ich habe mich die Tage mit den diversen Alternativen im Modelling Software Bereich für den PC beschäftigt und dachte ich schreibe meine Eindrücke nieder und nehme eine Bewertung vor, in der Hoffnung, dass diese anderen Einsteigern in den Bereich hilft. Quasi von einem Einsteiger für Einsteiger.
Der Fokus liegt auf dem Üben mit Kopfhörer, nicht in der Aufnahme. Um den Vergleich fair zu halten habe ich nur den “gratis” Funktionsumfang der verschiedenen Softwarepakete genutzt bzw. nur Softwarepakete mit einem gratis Umfang ohne zeitliche Beschränkung getestet.

Verglichen habe ich:
  • AmpliTube 3 Free
  • Revalver 4
  • GuitarRig 5 Factory Selection
  • Pod Farm 2 Free


S-Gear von Scuffham habe ich ausgeschlossen, da die Probenutzung auf 15 Tage eingeschränkt ist.
Bewerten will ich den gratis Umfang, die Bedienbarkeit und den Klang, wobei die Referenz hier nicht die professionelle Studioaufnahme sein soll, sondern ein kleiner Röhrenverstärker den man sonst typischerweise zum Üben einsetzen würde. Sicherlich könnte man den Klang über die eingebauten EQs in jeder Software auch noch deutlich an den eigenen Geschmack anpassen, der Vergleichbarkeit halber greife ich jedoch auf die “Default” Settings zurück.
Zusätzlich werde ich noch den Vergleich mit einem Fender Mustang als Modelling Verstärker vornehmen.


AmpliTube 3 Free:

Umfang (Platz 2): Der freie Umfang umfasst 4 Verstärker, 2 amerikanische Modelle und ein britisches Modell so wie ein Bass Amp. Dazu gesellen sich 5 Cabinets so wie 11 Effekte (Chorus, Flanger, Opto Tremolo, Delay, Wah Pedal, Diode Overdrive, Compressor, Graphic EQ, Volume Pedal, Rack Digital Delay und Rack EQ). Die beiden amerikanischen Amp Modelle können allerdings nur clean gespielt werden.
Die Software besitzt einen Tuner und ein Metronom.

Bedienbarkeit (Platz 4): Ich persönlich finde das Interface von Amplitube 3 etwas veraltet und nicht sehr intuitiv. Für einen Einsteiger ist es stellenweise überladen. Drag & Drop ist nicht möglich, Pedale werden durch Listen durchgeschaltet.

Klang (Platz 4): Zum Üben sicherlich ausreichend, allerdings finde ich es schwer den Lautstärkepunkt zu treffen wo das Singal von Crunch in Clean umschwingt. Der Output von Single Coils ist etwas geboostet. Die unterschiedlichen Klangeigenschaften der Tonabnehmer bleiben teilweise erhalten. Single Coild klingen besser als Humbucker. Nebengeräusche klingen durch Reverb sehr “digital”.

Preispolitik und sonstiges (Platz 3): Neue Modelle sind einzeln kaufbar und kosten zwischen 5 und 30 Credits. Credits wiederum kosten ca. 1$ je Credit im kleinsten Paket und werden günstiger je mehr man auf einmal kauft (Minimum 20 für 16€, Maximum 1500 für 600€). Das All-In-One Bundle kostet €240, die Standard Vollversion 160€. Addons lassen sich im Shop vor dem Kauf testen. Beim Beenden stürzt die Software bei mir regelmäßig ab.


Revalver 4:

Umfang (Platz 2): 2 Amps (ValveKing MKII und ein Modell für cleane Sounds), 3 Cabs, 3 Effekte (Tremolo, Tube Screamer und Reverb). Tuner, Noisegate, Compressor und EQ sind ebenfalls in der Software enthalten und lassen sich nutzen. Ein Metronom gibt es nicht.

Bedienbarkeit (Platz 2): Der Tuner bzw. die Input und Output Parameter sind etwas hinter 2 kleinen Pfeilen versteckt, aber sonst ist das Interface recht hübsch gemacht und relativ intuitiv. Module werden aus einer Liste ausgewählt.

Klang (Platz 2): Der Output von Singlecoils wird nach oben angepasst. Die automatische Erkennung des Input Levels lässt Dynamik zu. Single Coils klingen ohne EQ Anpassung besser als Humbucker, diese klingen etwas dumpf. Die Klangeigenschaften der Tonabnehmer bleiben grundsätzlich erhalten. Der Sound des modelierten Equipment (Tubescreamer an cleanem Amp) werden bei schwachen Settings stärker betont als in der realen Welt.

Preispolitik und Sonstiges (Platz 1): Die Preise starten bei $1.99 für Cabinets und enden bei $7.99 für Verstärker Modelle. Günstiger ist es sich das Producer Paket für $99.99 zu kaufen welches Module für ca. 250$ beinhaltet. Es gibt aber auch ein Metall Bundle für $21.99 mit 6 Amps. Alle Module lassen sich vor dem Kauf sehr einfach in der Software mit einem Störgeräusch (Piep) ausprobieren. Das Störgeräusch hindert beim Üben kaum und soll eher das Aufnehmen verhindern.


GuitarRig 5 Factory Selection:

Umfang (Platz 4): Nur ein Verstärker mit Box, der anscheinend einem Marshall (800) nachempfunden ist. Dieser hat jedoch zwei Kanäle für Clean und Overdrive. Dafür gibt es relativ viele Effekte (Tube Screamer, Chorus/Flanger, Reverb, Delay, EQ, Compressor, NoiseGate u.a.)

Bedienbarkeit (Platz 3): Die Bedienbarkeit ist im Allgemeinen recht intuitiv. Der Tuner könnte etwas schneller reagieren. Auch finde ich die Darstellung in Rackeinheiten persönlich nicht so ansprechend wie in “Bodentreter” Form. Equipment kann per “drag & drop” zusammen gestellt werden.

Klang (Platz 1): Der Output von Single Coils ist leicht nach oben angepasst. Single Coils klingen “out of the box” etwas besser als Humbucker, allerdings klingen diese bei GR5 nicht dumpf. Die Klangeigenschaften der Tonabnehmer werden realistisch wieder gegeben. Die Software reagiert gut auf die Dynamik des Anschlags. Der Sound des modelierten Equipment (Tubescreamer an cleanem Amp) kommt bei schwachen Settings sogar schwächer durch als in der realen Welt bzw. es sind höhere Overdrive Einstellungen für das gleiche Ergebnis notwendig.

Preispolitik und Sonstiges (Platz 2): Die Pro Version kostet 199€. Leider funktioniert GuitarRig 5 nur mit Interfaces mit ASIO Treiber (was eventuell eine Treiberinstallation vorraussetzt). Die Elemente der Pro Version lassen sich 30 Minuten lang testen.


Pod Farm 2 Free

Umfang (Platz 1): 3 Gitarren Amps (Blackface, 800, Poweramp), 2 Bass Amps, 2 Preamps, 4 Cabs (112 Blackface, 412 Celest T-75) dazu 15 Effekte (Face Fuzz, Screamer, 2 Compressor, Noise Gate, 3 Wah, Octaver, Tremolo, Phaser, Analog Delay, Digital Delay, Reverb (Hall), Spring Reverb). Tuner und Metronom gibt es auch.

Bedienbarkeit (Platz 1): Das Interface finde ich für Einsteiger gelungen. Die Elemente lassen sich per Drag and Drop platzieren und danach in größerer Ansicht einstellen.

Klang (Platz 3): Grundsätzlich gut, allerdings lässt die Dynamik zu Wünschen übrig. Der Grad der Verzerrung lässt sich durch die Stärke des Anschlags kaum beeinflussen. Single Coils werden auch hier von der Lautstärke angehoben und der Grundcharakter der Tonabnehmer bleibt erhalten.

Preispolitik und Sonstiges (Platz 4): Man kann nur auf die normale Version (99$) oder die Premium Version (299$) upgraden. Ein Einzelkauf von Modulen ist nicht vorgesehen. Die Software funktioniert nur mit Interfaces von Line6.


Dazu möchte ich den Vergleich mit meinem Fender Mustang II v2 wagen. Dieser besitzt ebenfalls ein USB Interface und mit der Fuse Software lässt er sich auch per Software bedienen.

Umfang: 17 Verstärker Modelle, 12 Cabs und 44 Effekte. Ein Noisegate und Tuner gibt es auch.

Bedienbarkeit: Am Verstärker selber eher kompliziert. Die Software ist zwar nicht das Gelbe vom Ei, aber man findet sich schnell zurecht. Effekte werden per Dropdown ausgewählt und sind dann als Bodentreter dargestellt. Insgesamt sehr ähnlich zu den reinen Softwarevertretern. Sobald eine Auswahl in der Software getroffen und abgespeichert ist, kann man die Grundparameter bequem am Amp selber ändern.

Klang: Grundsätzlich deutlich besser als ein günstiger Transistor Verstärker, aber im Vergleich (mit Kopfhörer) finde ich die Softwarealternativen teilweise besser. Auch beim Fender Mustang v2 lassen sich die Grundeigenschaften der Tonabnehmer noch erkennen, haben aber nicht so einen starken Einfluss wie am Röhrenverstärker. Der Single Coil wird weniger geboostet als bei den Softwarevertretern, aber da der Grundchrakter der simulierten Modelle dominiert und es relativ wenig Dynamik gibt, macht das ausser von der Lautstärke her wenig Unterschied. Eine Abstimmung auf bzw. Bevorzugung von Singel Coils oder Humbuckern kann ich nicht feststellen.

Preispolitik und Sonstiges: Für 115€ erhält man mit dem Fender Mustang I v2 quasi ein USB Interface ohne Mikrofoneingang mit Software und Lautsprecher das sich auch ohne PC nutzen lässt ;)



Fazit:

Grundsätzlich eignet sich jede Lösung zum einfachen Üben.
Ich persönlich habe Revalver 4 bis jetzt unterwegs oder mal schnell zwischen durch zum Üben auf dem Laptop genutzt. Den direkten Vergleich mit dem Fender Mustang II v2 habe ich bisher nicht gemacht. Ich muss sagen, dass ich echt positiv von Revalver 4 und Guitar Rig 5 überascht bin. Im Prinzip sind sie für mich zum leisen Üben besser geeignet als der Fender Mustang.

Die beiden Lösungen sind für mich relativ Gleichwertig, ich werde sie weiterhin nutzen und gucken ob ich weitere Vor- und Nachteile entdecken kann (z.B. in der Nutzung mit Touchscreens)




Ich freue mich über euer Feedback!
 
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Super geschrieben und sehr informativ. Ich habe selber Amplitube 3 unt Guitar Rig 5 ausprobiert und empfand den Amplitube vom Klang her besser, allerdings über die angeschlossenen Lautsprecher ausgegeben. Was mich sehr reizen würde, ist der Fender Mustang auf Grund des eingebauten USB Interface.
 

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