Was ist der Sinn von Double-Action Trussrods?

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MyNameHere
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Hallo Forum,
ich hoffe die Frage ist so noch nicht gestellt worden und ihr könnt mir helfen.

Ich weiß, wie ein Dual-Action Trussrod funktioniert, frage mich aber, wozu er gut ist? Bisher hatte ich nur Gitarren mit einem Single-Action Trussrod, der der Saitenspannung entgegen wirkt, um die Halskrümmung einzustellen. Soweit, so gut.

Warum braucht es also einen Dual-Action Trussrod?

Tatsächlich habe ich jetzt eine Gitarre mit so einem Trussrod und komme damit nicht zurecht. Ich habe den Trussrod aktuell auf die "Mittelstellung", in der keine der beiden Gewinde greifen, gestellt und würde erwarten, dass die Saitenspannung den Hals konkav (nach vorne) krümmt, damit ich ihn anschließen wie bei einem Single-Action Trussrod in die korrekte Krümmung bringen kann. Das passiert aber nicht. Der Hals bleibt auch nach einem Tag warten konvex (nach hinten gekrümmt). Wie kann das sein?

Ich müßte jetzt als den Hals per Trussrod und zusätzlich zum Saitenzug konkav krümmen. Damit hätte ich Zug auf dem Trussrodgewinde. Wenn ich nun, wegen z.B. dünnerer Saiten den Hals wieder etwas nach hinten stellen möchte, müßte ich den Trussrod lösen und hätte dann Druck auf dem Gewinde. Ok. Wäre kein Problem, da dann wieder der Trussrod dem Saitenzug entgegenwirkt, wie bei einem Single-Action Trussrod.

Warum aber wandert, in der jetzt entspannten Position, der Hals nicht nach vorne? Und warum wurde der Dual-Action Trussrod überhaupt eingeführt?

Würde mich freuen, wenn ihr mich erleuchten könntet und vielleicht den einen, oder anderen Tipp zum arbeiten mit Dual-Action Trussrod für mich habt.
 
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Das ist einfach zu erklären:
Im Normalfall sind die Hälse gerade, und werden durch den Saitenzug minimal gebogen. Wie viel hängt ab von der Saitenstärke, Anzahl der Saiten und der Halssteifigkeit. Dünne Hälse (wie Ibanez) oder welche aus weichen Hölzern, biegen sich mehr. DAS wird durch normale "Einwegstäbe" problemlos richtig gestellt. Aber Holz arbeitet nun einmal, je nach Qualität mehr oder weniger. Wenn sich nun aber ein Hals überlegt in die "falsche" Richtung zu biegen, hat man die Arschkarte!
So ein Hals ist zu 90% Ausschuss. Und kann nur in den seltensten Fällen wieder brauchbar gemacht werden (durch Druck oder Temperatur).
Mit dem Doppelweghalsstab ist das dann eine Sache von Minuten, ihn zu überzeugen seiner Arbeit nachzugehen.. Einfach in die andere Richtung drehen.
Ich habe (hatte) einen halben Dutzend solcher in die verkehrte Richtung verbogener Hälse hier in der Werkstatt. Leider alle von einer renomierten US Firma...
Die einzige Rettung ist, Griffbrett ab, Hals schleifen, und ein neues Griffbrett unter Negativspannung aufzuleimen. Die entstehenden Kosten sind dabei aber recht hoch, dass es sich nur lohnt wenn es sich um teure Hölzer handelt. Dass man überhaupt noch die Billigstäbe verwendet, wo ein Doppelstab nur 3 oder 4 Euro mehr kostet??
Gewinnoptimierung!
Nachtrag zu Deiner Frage: Ich vermute, Du hast so einen Hals der in Normalstellung negativ gebogen ist. Also, anders spannen - dann gibt es kein Problem. Wenn Du dann die Saitenstärke wechselst, musst Du genau wie bei einem einfachen etwas nachstellen. Wenn überhaupt, meist nicht nötig, außer Du wechselst von 9/42 auf 12/58....
 
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Danke murle1 für deine Antwort.
Kaum, dass ich die Frage hier im Forum gestellt hatte und im Internet noch ein wenig weiter gesucht habe, bin ich auf diese Seite gestoßen. Ist zwar auf Englisch, erklärt aber letztlich auch das, was du bereits geschrieben hast.
https://theartoflutherie.com/guitar-truss-rod/
 
Ich verwende seit ca. 15 Jahren NUR noch die Doppelwegstäbe. Von den dort abgebildeten den linken. Der mittlere ist etwas schwerer.
Zur Info ein Bild: In die 6mm Nut wird dünn Silicon gespitzt, damit der Stab nicht klappern kann. Dann wird der Stab eingelegt. Die flachere 1mm tiefe Nut dient zur Abdeckung mit einem Furnierstreifen, damit beim Aufleimen vom Griffbrett kein Leim zwischen Stab und Nut gelangen kann, um ihn zu behindern.
Das ist zwar etwas mehr Aufwand, macht sonst niemand meines Wissens, aber ich erspare mir dadurch evtl. Ärger...

. IMG_4020-2000.jpg
 
Ich finde es witzig, dass du fragst wozu ein Zwei-Weg-Halsstab gut ist und eigentlich selbst die Erklärung dafür lieferst. Sei froh, dass du einen hast, sonst hätte dein Hals ein ernstes Problem!
Im Grunde kannst du die Neutralstellung ignorieren und einfach in die richtige Richtung drehen, bis dein Hals genau die richtige Krümmung hat. Ob der Stab dann gegen- oder mit dem Saitenzug arbeitet, ist eigentlich egal, Hauptsache das Ergebnis passt!
 
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Ich verwende seit ca. 15 Jahren NUR noch die Doppelwegstäbe. Von den dort abgebildeten den linken. Der mittlere ist etwas schwerer.
Zur Info ein Bild: In die 6mm Nut wird dünn Silicon gespitzt, damit der Stab nicht klappern kann. Dann wird der Stab eingelegt. Die flachere 1mm tiefe Nut dient zur Abdeckung mit einem Furnierstreifen, damit beim Aufleimen vom Griffbrett kein Leim zwischen Stab und Nut gelangen kann, um ihn zu behindern.

Mich würde mal deine Meinung dazu interessieren, ob ein stark gespannter Halsstab den Sound beeinflusst (negativ oder positiv).

Sowas ist sicherlich schwierig zu beurteilen, da die damit einhergehende Veränderung der Halskrümmung auch einen Einfluss auf das Schwingungsverhalten der Saiten hat.
Ich bilde mir aber manchmal ein, dass ein (frisch *) stark gespannter Halsstab irgendwie das "Mitschwingen" des Halses behindert.
Das fällt mir aber eher bei Gitarren auf, die keine 5teiligen gesperrten und/oder sehr harte Hälse (ggf. mit Carbon Einlagen etc.) haben.

Was meinst du dazu?

(* normalerweise passt sich der Hals bzw. das Holz dann nach einiger Zeit an, so dass der Druck, den der Trussrod im Hals ausüben muss, weniger werden dürfte und der Hals möglicherweise dann wieder etwas besser schwingt)
 
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@murle1 Ich nehme an, dass die Nut für einen Doppelweghalsstab einfacher herzustellen ist, als die gebogene Nut eines Einweghalsstabes. Ist meine Annahme richtig? Wenn ja, wäre das Argument Gewinnmaximierung nur zweitrangig...
 
*edit*

Hallo,
nein, das ist nicht richtig. Die Herstellung einer Nut, gerade oder gebogen, geschieht mit einer CNC. Und der ist es schnurz egal was sie machen soll. Da ist also kein Unterschied. Aber der Doppelwegstab kostet mehr, je nach Ausführung zwischen 3 und 7 Euro mehr. Bei Herstellung von bis zu tausend Hälsen und mehr pro Monat, ist das schon eine Gewinnoptimierung...
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Mich würde mal deine Meinung dazu interessieren, ob ein stark gespannter Halsstab den Sound beeinflusst (negativ oder positiv)...
Das zu hören oder nachzuweisen, dürfte fast unmöglich sein, ohne mit wissenschaftlichen Methoden an die Sache ranzugehen. Allerdings vermute ich, dass es so ist.
Es müsste ausprobiert werden bei einer Gitarre den Stab total zu lockern, und danach den Halsstab "extrem" zu spannen... Ob man das hören oder fühlen kann??
Ich habe früher sehr unterschiedliche Halsstäbe eingebaut, was Material und Wirkung angeht. Auch schon mit Carbonstäben... Aber aufgefallen ist mir dabei nichts...
 
Grund: Vollzitate reduziert/editiert
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Allerdings vermute ich, dass es so ist.

Ich hatte diesen Eindruck, ja.

Habe bei einer Gitarre ein Setup gemacht, deren Hals hatte bei gelockerten Single Action Trussrod (also mit lose drehender Mutter) und lockeren Saiten einen Frontbow (Krümmung nach vorne) mit ca. 0,50 mm Relief (Abstand 12. Bundstäbchen Oberseite und gerade Linie zwischen 1. und letztem Bund).

Wenn man die Saiten bis zum gewünschten Tuning spannt, wird der Hals noch etwas mehr nach vorne gezogen und dementsprechend vergrößert sich besagter Abstand.
Bei Anziehen des Trussrods habe ich schon gemerkt, dass er mehr Druck macht, wenn man die gewünschten ca. 0,15 - 0,30 mm anpeilt (je nachdem, was bei der Gitarre besser funktioniert - kerzengerader Hals mag ich nicht).
Und die Schwingung des Halses wurde gefühlt von innen gedämpft.

Ich gehe schon davon aus, dass das Holz mit der Zeit mit dem Trussrod mitgeht bzw. entsprechend nachgibt und dann ggf. wieder etwas freier schwingen kann.

Mir ist das jedenfalls schon öfters in der Art aufgefallen, weil ich häufig Gitarren hier hatte zum Einstellen, die einen wirklich stark durchhängenden Hals hatten - scheinbar kümmert es die meisten Gitarristen überhaupt nicht und/oder die trauen sich nicht an den Halsstab ran. Dafür wird dann einfach die Bridge weiter runtergeschraubt, wenn die Saitenlage zu hoch ist und dementsprechend scheppert es dann. Sowas bekommt man übrigens auch oft von Musikhäusern geliefert, wenn die Instrumente dort "eingestellt" wurden. :ugly:

Kann noch den Tipp geben, es beim Einstellen nicht zu übertreiben, am besten in kleinen Viertel Drehungen Schritten, wenn man merkt das es schwergängiger ist - und der Gitarre mal einen Tag Zeit geben dazwischen.
 
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