Wie komponieren geniale Musiker ?

  • Ersteller Ex-The Maniac
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Ich glaube das Ziel meines Posts ist nicht ganz klar geworden, ich wollte damit nich irgendeine MUsik höher werten oder so, ich wollte nur sagen, dass es mit tonleiterlernen und jammen nicht getan ist.
Auch für Bach war seine Musik kompliziert, oder was meinst du warum er das komplizierteste werk erst an seinem Lebensende komponiert hat. Nur hat er sich halt mit dieser komplexität außeinandergesetzt, was vielen Musikern heute anscheinend verlorgen gegangen ist.
Man ist heute viel zu schnell zufrieden, denke ich.
Aber warum sollte man zufrieden sein, solange noch neues gemacht werden kann.
Solange es noch weiter geht. Ich meine natürlich sollte man mit gewissen Punkten
zufrieden sein, ich denke nicht das Bach sich, als er im Kindesalter sein erstes Klavierstück spielen konnte, gedacht hat, ja toll aber die Kunst der Fuge hab ich immer noch nicht geschrieben. Aber natürlich sollte man nicht dauerhaft zufrieden sein damit dieses Stück nun zu können.
Immer wieder erlebe ich es, dass mir jemand erzählt er könne Gitarre spielen.
Und was kann er dann? Nen paar akkorde und Powerchords. :screwy:
Das problem ist nicht das sie nicht mehr können, denn das könnte man schließlich allesnoch lernen.
Das problem ist, das sie denken der Weg sei hier zu ende. Und das sie mit dem bisschen was sie können zufrieden sind. Stillstand:(
 
Yep, das sehe ich auch bei vielen, die sind zufrieden wenn sie das Zeug ihrer Heroes nachklimpern können.
Ist das die Erfüllung für einen Musiker?
Ich weiß ja nicht, aber für mich ist es einfach viel schöner Eigenes zu schaffen und mich immer weiter voranzutreiben, neue Wege zu gehen, mich überall verbessern zu wollen.

Was ja noch dazu kommt ist, dass du dich selber eben immer spielen hörst und dementsprechend das was du spielst schon so oft gehört hast, dass es für dich eben nichts tolles mehr ist. Wie oft liest man Threads wie "alle meine Soli klingen gleich"? Das ist dann eben der Zeitpunkt wo man sich hinsetzen sollte und nach neuen Möglichkeiten Ausschau halten sollte, vielleicht auch mal simple Melodien spielen und diese dann immer wieder Ausschmücken, siehe "For The Love Of God".
 
da ich gerade nicht schlafen kann ... hole ich hier mal einen alten Thread raus :D

zu dem was kleinershredder geschrieben hat:
ich finde es zwar immer nett gemeint, wenn jemand zu mir sagt, ich könnte Gitarre spielen, aber ich für meinen Teil weiß ganz genau, dass mit jeder neuen "Sache", die ich lerne, ich für mich persönlich schlechter werde, weil ich somit eine neue Tür aufmache und merke, dass es noch viel mehr auf diesem Instrument gibt, dass ich früher gar nicht kannte und das ich noch lernen will. Deswegen werde ich nie über mich sagen "ich bin gut", weil ich persönlich 1000 Dinge weiß, die ich noch nicht kann und es bestimmt noch 1000 Dinge gibt, von den ich noch gar nicht weiß, dass ich sie noch nicht kann.

und zur Komplexität von Melodien:
ich glaube, die Kunst besteht darin nicht in "Noten" zu denken. Geht es Euch nicht auch manchmal so, dass Ihr ein Gefühl für ein Musikstück habt, es aber nicht richtig beschreiben oder nachspielen könnt? Mir gehts zumindestens so und ich denke, diese Genies, die eben alles so präzise spielen, die können dieses Gefühl genau umsetzen. Sie brauchen nicht zu wissen welche Noten im 5. Takt gespielt werden. Sie haben einfach dieses Gefühl, dass die Melodie so sein muss und sie können es direkt umsetzen.
 
Vielleicht sollte man mal den Unterschied zwischen Komposition und interpretation ansprechen.
Warum soll der Komponist sein Werk immer spielen? Warum soll jeder, der ein Instrument spielt selbst komponieren. Ich für meinen teil komponiere viel lieber. und komponieren hat meiner meinung nach fast gar nichts mit dem spielen zu tun. man kann auch komponieren, ohne ein instrument zu spielen.
Das sollte vielleicht mal erwähnt sein, um die vorstellung, das alles gespielt wird mal ein wenig umzustoßen.
 
Ich habe immer die ganzen songs im kopf... aber ich kann sie nie in form von noten umwandeln oder spielen, da ich nicht wirklich gut in notenlehre bin oder ein instrument richtig gut beherrsche.

Jedoch summ ich es mir auf ein diktiergerät (bzw mein handy oder gleich aufm computer) und ich gebe es an freunde die das dann taben.

DU brauchst nur kreativität, irgendwie kannst du das dann realisieren wenn du willst.
 
was mich jetzt noch sehr interessieren würde:

komponiert ihr nur mehr mit Programmen oder noch "altmodisch" mit Zettel und Stift?
und wie arbeiten da die profis? =)
 
Ganz verschieden: manche schwören auf notenpapier und bleistift, andere auf den bildschirm.
Ich habe immer geträumt, töne zu setzen wie in Hesses glasperlenspiel, dem kommt man jetzt nahe - - - -
Mit dem wort "genial" würde ich vorsichtiger umgehen, ich denke eher an handwerk.
 
Ich komponiere nur noch am Rechner. Das hat für mich einige Vorteile. Nicht nur in der Handhabung, sondern in der Methodik.


Ich hab mittlerweile eine einigermaßen gute Vorstellung von dem, wie was klingt. Ich kann also ein Gitarrenriff im Kopf komponieren und wenn ich es dann aufschreibe und ich oder jemand anders es so spielt, dann klingt das auch so. Allerdings nicht immer, und nur bei einfachen Sachen, bei einem Instrument. Ich brauche also ein Feedback über das was ich mir ausdenke. Das ginge entweder darüber, dass ich das ganze selber spiele oder aber, dass ich es mir von GuitarPro vorspielen lasse.
Ich hab auch schon einfache Songs komplett im Kopf komponiert, aber es klingt dann später richtig gespielt doch immer ein wenig anders. Monzart hatte das Problem angeblich nicht, aber mit dem will ich mich auch nicht vergleichen.

Früher hab ich selber mit der Gitarre dagessesen und die Songs geschrieben, und sie dann später für die Band arrangiert. Mittlerweile sitze ich nur noch mit meinen Laptop irgendwo in der Gegend und lasse mir vorspielen, und zwar von einer kompletten Band. Ich schreibe also keine Gitarren, sondern Bandsongs. Hört sich trivial an, ist aber ein himmelweiter Unterschied.

Es ist doch drecksegal, ob das Gitarrenriff alleine scheiße und unzusammenhängend klingt, solange es im Bandkontex Sinn ergibt?
Ich merke oft erst im Nachhinein, dass ich Akkorde ganz automatisch über alle Instrumente verteilt hab, eins alleine macht dann gar keinen Sinn. Oder dass sich bestimmte Melodien nur im Kontex der Drums gut anhören.
Früher hab ich erstmal alles auf einem Instrument geschrieben und dann Bass und Schlagzeug drumherumgebaut, weil es halt so gehört.

Es wird oft gesagt, dass ein guter Song auch auf der Akustikgitarre am Lagerfeuer funktionieren muss. Ich sage, das ist Schwachsinn. Ein Song, der für eine Band geschrieben ist, muss in der Band funktionieren, nirgengswo anders.
Den Lagerfeuertest kann man machen, um zu schauen ob die Gesangsmelodie gut ist, über den Song selber sagt das überhaupt nichts aus.

Diese Erkenntnis hat mich als Songwriter sehr viel weitergebracht, zumindest schreibe ich jetzt sehr viel bessere Songs als früher.
 
Ich machs zB ganz altmodisch mit unmengen Papier und Stift. Wobei der einzige der das was auf diesen Zetteln steht versteht bin ich.

Unsere Band spielt auch sehr schwierige komplexe Stücke, wobei ich einen grossen Teil des Komponierens übernehme (im Moment).
Ich habe den ganzen Song in meinem Kopf. Bei mir ist es eher schwierig die Songs umzusetzen. Bzw, das ganze so für die Band aufzunehmen, dass jeder weiss was er zu tun hat. Bei Rock zB ist das leicht, wenn man zB nach dem Vers, Chorus, Bridge prinzip komponiert. Aber bei uns gibt es Breaks, Tonart- oder Akkordwechsel. Bei den meissten Songs hat so ziemlich jeder ne kleine Pause. Da ist es schwierig für eine Einzelperson das ganze so aufzunehmen...

Wenn man Noten schreiben kann erleichtert es die ganze Sache, wobei muss dann die gane Bang auch Noten lesen können...

Auf jeden Fall sollte man sich nicht hinsetzten und sich vornehemn einen Song jetzt schreiben zu wollen. Das kommt einfach. Bei mir jedenfalls...


Es ist schwierig, aber möglich! ;)
 
"Geniale" Musiker komponieren ihre Musik nicht, sie leben sie.

Mag zwar flach klingen, ist aber für mich so. Die besten Ideen hat man, beim jammen mit anderen, beim herumexperimentieren mit anderen Instrumenten oder einfach wenn die Stimmung passt. Hinsetzen und mit Gewalt eine Hymne schreiben wird nicht so wirklich funktionieren. Also lieber Musik spielen, als sie zu Tode zu theoretisieren. :)

P.S.: Nicht ganz ernst nehmen. Musiktheorie ist übelst wichtig. Man sollte halt nur nicht die Kernfunktion aus den Augen verlieren. Habe ich leider schon öfter erlebt. Theoriegötter die am Instrument dann vollkommen leblos und statisch klangen. Dann 2 Akkorde nicht können und dafür mehr Spaß haben.
 
Ist "spaß haben" genial?
Warum wird improvisieren immer mit komponieren verwechselt?
Woher kommt die abneigung gegen theorie (und lernen allgemein: eine tätigkeit, die in der evolution eine gewisse rolle spielt)?
 
Günter Sch.;2569699 schrieb:
... Woher kommt die abneigung gegen theorie (und lernen allgemein: eine tätigkeit, die in der evolution eine gewisse rolle spielt)? ...
Mensch Günter, alter Spielverderber - warum noch was lernen, steht doch alles im Internet!!:rolleyes::cool:
 
"Geniale" Musiker komponieren ihre Musik nicht, sie leben sie.

Mag zwar flach klingen, ist aber für mich so. Die besten Ideen hat man, beim jammen mit anderen, beim herumexperimentieren mit anderen Instrumenten oder einfach wenn die Stimmung passt. Hinsetzen und mit Gewalt eine Hymne schreiben wird nicht so wirklich funktionieren. Also lieber Musik spielen, als sie zu Tode zu theoretisieren. :)

P.S.: Nicht ganz ernst nehmen. Musiktheorie ist übelst wichtig. Man sollte halt nur nicht die Kernfunktion aus den Augen verlieren. Habe ich leider schon öfter erlebt. Theoriegötter die am Instrument dann vollkommen leblos und statisch klangen. Dann 2 Akkorde nicht können und dafür mehr Spaß haben.

wie du schon sagtest: nicht ganz ernstzunehmen. ein schreiner kann keinen schrank bauen, wenn er nicht sägen kann. wenn er nur weiß, wie er geradeaus sägen kann, wird er nie schöne rundungen erschaffen können. ähnlich ist es in der musik: kein arsch wird auf die idee kommen, einen dominantakkord zu alterieren (in der jazzmusik doch sehr geläufig) und dann auch noch die alterierte skala zu spielen. dass man danach auf der tonika in lydisch weiterspielen muss, um so die hässliche 4 zu umgehen, saugt sich keiner einfach so aus den fingern oder erjammt es sich. dabei klingt das zeug so genial...

es gibt nichts schöneres als verstandene theorie in schöne musik umzusetzen. wenn man weiß, wann man was spielen kann, kann man sich auch mal auf die emotionale seite konzentrieren.
 
wie du schon sagtest: nicht ganz ernstzunehmen. ein schreiner kann keinen schrank bauen, wenn er nicht sägen kann. wenn er nur weiß, wie er geradeaus sägen kann, wird er nie schöne rundungen erschaffen können. ähnlich ist es in der musik: ...

Wenn man schöne Biedermeierschränke bauen will, stimmt das. Aber einige wollen nur eine Seifenkiste bauen und damit viel zu schnell den Berg runterheizen. Da ist die Wurzelholzmaserung sowas von egal, und ob die Rundung schön gesägt ist auch.
Ok, nicht alles was hinkt ist ein Vergleich, aber meiner Meinung nach kann man durchaus ohne Theorie Musik erschaffen.

Musiktheorie ist der Versuch, eine Systematik unserer Hörgewohnheiten zu erstellen. Wenn man sehr komplexe Projekte hat, wie das Komponieren eines Orchesterstückes, dann kommt man ohne nicht aus.
Wenn man nur Rocksongs machen will, mit drei oder vier Instrumenten, dann geht es sehr wohl ohne Systematik. Anderherum ist es eine Gefahr, so etwas Gefühlvolles wie Musik zu systematisieren, denn sie Muster brennen sich schnell ins Gehirn ein. Und so wird die Musik schnell genau das: Systematisch.
Wenn ich selber für mich spiele, um Melodien zu erfinden oder umzusetzen, dann behindern mich die Tonleitern, die Akkorde die ich kann. Andere, die keine Ahnung von all dem Zeugs haben erfinden Sachen, auf die wäre ich mein Leben nicht gekommen.

Es gibt sehr technische Ansätze ans Komponieren, und es gibt gefühlsbetonte. Meiner Meinung nach sind Beide sehr brauchbar.
 
Die Gefahr ist doch umgekehrt viel größer.
Ich war letztes Jahr bei einem Vorspielabend einer größeren Musikschule, im zweiten Teil haben dann auch 5-6 Bands gespielt - das waren dann 20 geniale Songs, hoch kreativ von den Bandmitgliedern "erschaffen".

Viele unter den Zuhörern haben aber leider 20 fast identische Songs gehört - am Ende hätte man nicht einen einzigen irgendwem zuordnen können - bei einem gelernten "Musik-Handwerker" wäre sowas nicht passiert!
 
@ WilliamBasie

Das unterstützt doch nur meine These.:D Zwanzig Mitglieder einer Musikschule schreiben identische Songs... wahrscheinlich hatte man allen gerade die Kadenz beigebracht.
Wenn man diese Musikschüler als Beispiel für etwas nehmen will dann doch für den Musikhandwerker, auch wenn sie noch nicht ausgelernt haben. :cool:

Und jetzt vergleich mal diese auf Spur gebrachten musikalischen ABC-Schützen mit der schrammeligen Stonerband aus dem Dorf nebenan, die noch nie einen Akkord auf Papier gesehen haben. Wer ist eigenständiger?

Man, ich will doch gar nicht gegen Musiktheorie argumentieren, aber es ist nicht der einzige Zugang zu Musik. Es ist ein festgefügter Rahmen, dem sich nicht alle "unterwerfen" wollen. Das haben sich auch einige Jazzer gedacht und diese Theorie immer mehr erweitert, wie z.B. die alterierten Skalen etc. Mittlerweile ist die Jazztheorie doch so frei und erweitert, dass man sich dort schon wieder komplett auf sein Gehör und sein Gefühl verlassen muss. Warum ist dann der Ansatz, das von Anfang an zu machen so falsch? Vielleicht ist der Jazzer, der auf seiner Hollowbody tiefergelegte sus Akkorde mit Heckspoiler spielt der bessere Musiker, ich höre mir abends in der Bar dann doch lieber die Irish-Folk Band an, die zwar mächtig Stout, aber wenig Musiktheorie intus hat.

Man ließt hier aus vielen Post raus, dass die akademische Herangehensweise die einzig wahre ist, und der Rest nicht in der Lage wäre Musik zu machen. Hey, hier werden keine Handys gebaut und keine Brücken konstruiert (höchstens im metaphorischen Sinn:D), hier wird Musik gemacht. Und ein nicht kleiner Teil von eben dieser ist komplett ohne Theorie entstanden und ich wollte sie trotzdem nicht missen.
 
ich denke wir werden uns nie einig sein... das bleibt der ewige konflikt zwischen den intellekt-musikern und den gefühlsmusikern. das ist alsob ein philosoph und ein mathematiker ein bild analysieren... es wird nie ein konsens dabei rumkommen, aber beide haben bezüglich ihrer ansichten irgendwie recht.
 
... Das unterstützt doch nur meine These.:D Zwanzig Mitglieder einer Musikschule schreiben identische Songs... wahrscheinlich hatte man allen gerade die Kadenz beigebracht ...
Wohl nicht, denn nur die Drummer kamen aus dieser Musikschule, alle anderen Musiker von irgendwo her - die kannten sich zum größten Teil nicht, geschätzes Einzugsgebiet +/- 30km.

..und die Drummer haben die Songs sicherlich nicht (zumindest nicht im Alleingang) geschrieben.
 
ich denke wir werden uns nie einig sein... das bleibt der ewige konflikt zwischen den intellekt-musikern und den gefühlsmusikern. das ist alsob ein philosoph und ein mathematiker ein bild analysieren... es wird nie ein konsens dabei rumkommen, aber beide haben bezüglich ihrer ansichten irgendwie recht.

Ganz so extrem würde ich das nicht sehen. Ich denke, es reicht die beiden Positionen zu akzeptieren. Ich selber bin sogar eher Intellekt Musiker, der versucht mehr aus dem Bauch heraus zu machen.
Wobei ich durchaus einsehe, dass Musik ab einer gewissen Komplexität nicht mehr im Kopf verwalten kann und Hilfsmittel braucht.
Es wird wohl nie jemand ein orchestrales Stück pur aus dem Bauch komponieren.

Ich hab mir jetzt mal Albinonis Adagio in Gm und Something in the Way von Nirvarna angehört. Beide Stücke versetzen mich in die gleiche, traurige Stimmung und sind auf mich ähnlich Eindrucksvoll, obwohl das eine ein durchkomponiert Orchesterstück ist und das andere von einem Typen geschrieben wurde, der die meiste Zeit so zugekokst war, dass er mit Notenblättern nichts hätte anfangen können wenn er hätte Noten lesen können.
 

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