Ok, nachdem die Ausgangsfrage ja übereinstimmend mit "nein" beantwortet wurde, gibt es ja doch noch einen interessanten Ausstausch, wenn auch ziemlich OT ;-)
Wenn du ein Schlagzeug einfach nur akustisch abnimmst dann hört sich das an wie bei den Aufnahmen aus den Anfängen des Pops wie den Beatles - damit brauchst du heute wirklich niemanden mehr zu kommen. Hast du schon mal ein Schlagzeug mikrophoniert? Da muss man einfach eine Menge nachbearbeiten, und das wird auch bei den Aufnahmen gemacht die man als sehr natürlich wahr nimmt.
Na, sag mal nichts gegen den Sound der Beatles ab '65 an sondern hör Dir die Alben mal auf 'ner guten Anlage an...
Zum Aufnehmen: Nee, beim Mikrofonieren der Drums bin ich höchstens passiv dabei, wenn's mit der Band ins Studio ging/geht. Aber durch unseren Drummer (der neben der Band die Playalong-CDs für das Magazin "Drumheads" einspielt, produziert im Studio eines Freundes von mir, habe ich durchaus einen ganz guten Einblick, was auf dem Sektor geht).
Grundsätzlich: Ein "Natur-Schlagzeug" so zu mikrofonieren und aufzunehmen, dass man erstklassige Einzelsignale hat, verlangt eben viel mehr Know-How und Zeit. Und nicht zuletzt muss der Drummer sein Handwerk 100%-ig beherrschen... Der Aufwand ist einfach höher, das Ergebnis aber ungleich besser: Es klingt trotzdem transparent und die Signale an sich können "atmen" und dürfen eine gewisse Dynamik haben.
Sowas nannte man früher "Musik" ;-) Ich wüsste auch nicht, warum man sowas nicht auch bei einer "modernen" Produktion hinbekommen sollte, entsprechendes Know-How und Zeit (=Geld...) vorausgesetzt.
Ich gebe Dir insofern recht: Angesichts der veränderten Hörgewohnheiten (MP-3s, PC-Speaker, Autoradio, wer hört Musik überhaupt noch 'ne gute "Anlage") sind andere Aspekte in den Vordergrund gerückt, z.B. Loudness oder eben maschinenhafte "Perfektion". Ist halt wie mit dem Privatfernsehen: Irgendwann hat sich der Konsument an's "Niveau" gewöhnt, ab da ist das "Arbeiten" gleich viel leichter ;-)
Gut klingende Rock-Produktionen im "klassischen Sinne" sind heute selten, im Metal sowieso (ausgenommen vielleicht noch die letzte Kreator). Heutzutage muss man leider zu sowas wie Katie Melua greifen, wenn man mal
sauber aufgenommene Instrumente hören will, seufz...
Aber was man allerdings auch sagen muss, ist dass es im Metal immer so sein wird, dass Konzis vom Erlebnis her immer intensiver sind, als ne saubere Produktion auf der Platte. Da muss es vor der Bühne schon ordentlich drücken. Man muss die Musik spüren. Dann ist Metal richtig geil. Sauberes spielen natürlich vorrausgesetzt.
Da hat "gorephil" den Punkt getroffen, genau darum geht es "uns" bei der Musik! Deswegen kann ich es ganz gut verschmerzen, dass Metal nicht meine Bedürfnisse nach "audiophilem" Sound aus der Konserve befriedigt - ich kann ja zu den Konzerten gehen. Übrigens ist gerade bei Metalbands der Unterschied zwischem Studio- und Live-Sound idealerweise
minimal - zumindest was das spielerische angeht. Und wer da im Studio faked, fliegt live auf, dann kommt eben null Energie auf...
ich würde etwas vorsichtiger mit der Einstufung von Showbands umgehen.
Hey, über die hat ja hier auch niemand gelästert. Viele meiner Freunde verdienen so ihr Geld. Der Punkt war nur folgender: Wir sprachen über Equipment und ich versuchte klarzumachen, dass wir da über völlig unterschiedliche Baustellen spreche. Mein Equipment ist bestimmt nicht für eine "Show-" oder "Top-40-"Band geeignet (zu wenig variabel im Sound, gepaart mit Nachteilen wie groß + schwer...). Wenn mir aber umgekehrt jemand erzählen will, dass sein 1x12"-Modelling-Combo (oder gleich per POD direkt in die PA) doch für meine Bedürfnisse als
Metal-Musiker auch das beste sein müsste, dann frage ich mich, ob derjenige das wirklich ernst meint oder auch nur einen blassen Schimmer davon hat, was so eine Metal-Band gemeinhin veranstaltet...
Ich weiß gar nicht woher du dein Wissen über jene Einschätzungen nehmen willst? Bei JEDER komerziellen Produktion wird heute "massiv" getrickst.
Der "Dunstkreis" aus Musikern + Prodzenten, mit denen ich unmittelbar zu tun habe, beschränkt sich tatsächlich auf "härtere Gitarren-Genres". Und schon da wird genug getrickst, manchmal, um Schwächen der Musiker auszubügeln, oft einfach nur, weil's schnell gehen muss. Ich denke, mit "kommerziell" zielst Du auf das ab, was im Radio läuft, die ganze Mainstream-Pop- und Rock-Mucke. Klar, da ist die Frage,
wie Musik eigentlich entsteht, sicher nachrangig.
Durch meine Eltern bin ich mit dem 60s/70s-Kram von den Beatles über Hendrix bis Led Zep groß geworden und daher bin ich halt geprägt von diesem altmodischen "Rock'n'Roll"-Gedanken: Zusammen Musik machen, zusammen besser werden, zusammen an Songs feilen, gemeinsam als Band raus gehen und die Bühne zerlegen...
Und daher finde ich es schon schade, wenn in den "archaischsten" aller Rock-Genres heute auch schon im Studio ziemlich viel gefaked wird. Das hat einfach mit meiner persönliche Idee von Musik machen als Rock-Band (!) nicht mehr viel zu tun.
Du magst mit Deiner Analyse recht haben - aber das bedeutet ja nicht, dass man sich dem
beugen und es
gut finden muss! So eine Haltung ist ebenfalls nicht die Essenz meiner 60er/70er-Jahre Musik-Sozialisation ;-)