Wie "denken" beim Spielen

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Wie "denkt" Ihr beim Klavier-Spielen und wie wäre es richtig? Bzw. was sind die Vor- und Nachteile?
Mit "denken" meine ich, Ihr habt die Noten vor Euch, lest und übertragt sie auf die Finger.
Denkt Ihr in Noten? (Oh! Ein C5. Das ist dort!)
Denkt Ihr in Fingersätzen? (Daumen Rechts ist C5, also ist D5 Zeigefinger Rechts)
Lernt Ihr die Sachen auswendig und spielt sie anschließend "gelernt" ab?
Denkt Ihr gar nicht sondern spielt nach Gehör?

Ich frage, weil ich von der Gitarre komme und es gewöhnt bin in Fingersätzen und auswendig gelernten Bewegungen zu denken.
Jedoch merke ich, dass das fürs Klavier spielen nicht das richtige zu sein scheint und ich damit schnell an Grenzen komme (beim lesen und umsetzen von Noten).
Deswegen die Frage, wie Ihr das handhabt?

Grüße
 
Eigenschaft
 
ich frage mich, ob der Begriff des Denkens treffend ist. Aber ich weiß, was Du meinst und finde die Frage total interessant. Aus Lehrersicht geht es mir auch immer darum herauszufinden, wie der Schüler die Musik "denkt". Das Spiel selbst (wenn man das Erlernen des Stücks hinter sich hat) ist ja immer eine Gleichzeitigkeit von Melodie, Harmonie und Rhythmus. Doch selbst dann ist jeder mal mehr beim Rhythmus, mal in der harmonischen Entwicklung oder in der melodiösen Erzählung. Manche denken dabei an die gesamte Architektur des Stückes, manche sind ganz im Moment. Improvisieren ist nochmal ganz anders als Interpretieren.
Den musikalischen Denkprozess würde ich eher als eine konzentrierte gestaltende Wahrnehmung der im Spieler ablaufenden Musik bezeichnen. Die Finger tragen diese Wahrnehmung nur nach Außen.
Beim Lernen eines Stückes gehe ich ganz bewusst unterschiedliche Wege. 1. Der faule Weg: ich spiele einfach alles vom Blatt. Ist aber nicht so effektiv, weil man kaum etwas behält, macht aber Spaß (ich bin auch Korrepetitor...) 2. ich schau mir den Aufbau des Stückes an und lerne Abschnittsweise melodische und harmonische Entwicklungen. Je mehr ich mir unabhängig vom Klavier, vom Blatt hörend einprägen kann umso effektiver lerne ich. 3. Am Klavier spiele dann möglichst auswendig aber super langsam.
Ich behaupte mal, dass das Denken beim Spielen auch tödlich sein kann. Ich erinnere mich an ein Konzert, bei dem ich vor dem ersten Einsatz warten musste. In der Zeit habe ich darüber nachgedacht, mit welchem Finger ich beginne. Ein Gedanke, der mir in den Monaten vorher nicht ein einziges Mal vorher kam. Weil der Beginn nie ein Problem war. Ich wusste es nicht - und schon war es ein Problem. Das hat mir den ganzen Einsatz verdorben. Mit anderen Worten: Das Denken fokussiert den Spieler auch schnell auf das Unwichtige und man vierliert das große Ganze aus den Augen - äh, Ohren.
 
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In diesem Video wird an Beispielen demonstriert, wie sich Musik verändert, wenn man anders mitdenkt. Es ist leider in Englisch, aber ich finde es sehr instruktiv.
 
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@Errraddicator :

Ich versuche mal deine Fragen zu beantworten. Ich bin selber kein Profi aber spiele schon ca. 15 Jahre klavier als Hobby.

1. Wie "denkt" Ihr beim Klavier-Spielen und wie wäre es richtig? Bzw. was sind die Vor- und Nachteile?

Ich denke es gibt kein richtig und falsch. Als Anfänger denkt man automatisch sehr viel nach das dann später Automatisiert abläuft.


2. Mit "denken" meine ich, Ihr habt die Noten vor Euch, lest und übertragt sie auf die Finger.
Denkt Ihr in Noten? (Oh! Ein C5. Das ist dort!)

Mit der Zeit ist es so das das Notenbild was man sieht entsprechende Impulse in den Fingern auslöst. Aber gleichzeitig hört man auch innerlich die Töne bevor man sie spielt sozusagen.


3. Denkt Ihr in Fingersätzen? (Daumen Rechts ist C5, also ist D5 Zeigefinger Rechts)

Also am Anfang vielleicht dann spürt man einfach die Tasen unter den Fingern und spielt die entsprechenden Noten.

4. Lernt Ihr die Sachen auswendig und spielt sie anschließend "gelernt" ab?

Ja auch.

5. Denkt Ihr gar nicht sondern spielt nach Gehör?

Es ist eine kombination aus allem. Sehen, spüren, hören, wissen...


@klicki : ganz Tolles Video!
 
@klicki Tolles Video!

@Errraddicator ich habe auch sehr lange Gitarre und Bass gespielt eh ich zur Klavier fand. Bei der Gitarre habe ich die Sachen immer auswendig gelernt, weil die Noten keinen Sinn ergaben und mühevoll zu lesen waren. Erst beim Klavier habe ich die Tonleiter so richtig verstanden und mit den Noten in Verbindung bringen können. Seither denke ich immer in den Tonarten (1. Stufe, 2. Stufe, Quint, usw.)
 
Oh, eine spannende Frage. Eine die ich mir auch stelle. Ich kann mich nur selbst beobachten, aber nicht ferststellen, ob das allgemein gut/schlecht/egal ist und ob eine andere Variante bei mir besser anschlagen würde.

Beim Einlernen stottere ich mir die Noten vom Blatt. Oh, ein G - da muss der Finger hier hin. Etwas später geht's mehr nach Hand Gefühl: 1,3,5 anschlagen, normale Haltung, nicht spreizen. Nächster Griff Daumen zwei Tasten runter, aber wieder mit der 5 auf den alten Platz treffen. Dann volle Oktave (maximal spreitzen) und Daumen direkt daneben (auf die 7) wieder ansetzen. Den Zusammenhang zu den Noten hab ich da längst vergessen, den Zusammenhang zur Harmonie nie verinnerlicht. :-(

Harmonische Dinge kann ich abzählen. Sie sind für mich aber so selbsterklärend wie ein Auszug aus dem Telefonbuch. Und auch ebenso hilfreich. Insofern kann ich mir die harmonische Struktur eines Stückes weder merken noch würde sie mir in irgend einer Weise beim Spielen behilflich sein. Zumindest in meiner aktuellen Phase. Genausogut könnte ich mir in die Noten anstatt Am7, G, D/h auch "blau", "Katze" und "*" notieren. Totes, lexikalisches Wissen ohne unmittelbar anwendbare Auswirkung.

Da ich das gleiche Problem auch am Saxophon habe, das ich doch schon ein paar Jahre spiele, ist es wohl meine verkopfte Art, die Musik "abzuarbeiten". Auch dort denke ich mehrt in Fingern als in Harmonien. Auch der direkte Weg von der gelesenen Note zum Finger hat sich nicht aufgebaut. Und ICH muss genau wissen, mit welchem Finger ich wo anfange, sonst geht das Konzept nicht auf.

Der Erfolg ist, dass ich weder vom Blatt spielen kann, noch auswendig und nach Gehör schon überhaupt nicht. Aus mir wird kein großer Musiker mehr, bestenfalls noch ein anständiger Handwerker.

Was soll's.
 
Ein sehr interessantes Thema und eine Frage, die mich eigentlich seit dem kürzlichen Beginn meiner zweiten "Klavierkarriere" beschäftigt: was passiert vor dem geistigen Auge anderer Klavierspieler während des Spiels?
Bei mir ist es nämlich so, dass vor meinem geistigen Augen irgendwie nichts passiert.
Wenn ich ein neues Stück einübe, läuft es normalerweise so ab:
Im Schneckenzeitlupentempo übe ich die ersten paar Takte ein, bis sie einigermaßen, aber nicht perfekt sitzen. Dabei versuche ich aber, nicht stur Takt für Takt vorzugehen, sondern auch Rücksicht auf mir sinnvoll erscheinende zusammenhänge, z.B. in der Melodie, zu nehmen.
Dann gehe ich weiter zu den nächsten 2-3 Takten, wobei ich trotzdem immer wieder mal zu den ersten Takten zurückgehe und von diesen zum aktuellen Punkt spiele. So lockere ich das Ganze etwas auf, wenn mir nach der x-ten Wiederholung der neuen Takte etwas langweilig wird, außerdem sitzen dadurch die ersten Takte immer besser und ich kriege gleichzeitig die Übergänge zu den neuen Takten besser geregelt, als wenn ich diese stur für sich alleine üben würde.
Das ist so mein systematischer Ablauf.

Technisch sieht der Ablauf so aus, dass ich dabei hauptsächlich auf die Noten schaue und mir dabei innerlich vorlese, welche Taste ich mit welchem Finger drücken muss. Bei schwereren, komplizierteren Stellen hilft es auch, dies tatsächlich laut auszusprechen.
Je "auswendiger" die Noten sitzen, umso weniger schaue ich auf das Blatt und stattdessen mit stärker auf das Zählen gerichteter Konzentration vermehrt auf meine Finger.
Und hier beginnt mein (vermeintliches?) Problem.
Ist schwer zu beschreiben, irgendwie ist es so, dass je mehr ich ins Auswendigspielen komme, ich umso mehr den Überblick über die Notation verliere.
Ich sehe meine Finger, wie sie automatisch "irgend etwas" tun und höre, wie die Musik erklingt. Aber das ist dann einfach nur wie ein totaler Automatismus, ich sehe keine Noten vor meinem geistigen Auge, an denen ich mich bei Bedarf festhalten könnte.
Wenn ich irgendwo ins Stocken oder Stolpern komme, bin ich also ziemlich aufgeschmissen, weil ich dann total den Faden verliere und den Punkt nicht finde, wo ich einfach weitermachen könnte. Stattdessen gehe ich zwanghaft an die Stelle zurück, wo der Fehler passiert ist, damit ich von dort aus den Anschluss wiederfinde.
Ich habe von daher auch extreme Schwierigkeiten, einfach an beliebigen Stellen einzusteigen. Ich brauche da immer bestimmte Einstiegspunkte, von denen aus ich mich zu den eigentlich gewünschten Stellen vorarbeiten kann.
Irgendwie fehlt mir beim Auswendigspielen der Gesamtüberblick über das Stück, weil alles nur noch über das reine "Fingergedächtnis" abläuft, während das intellektuelle Gedächtnis auf Durchzug schaltet.
Deshalb bewundere ich auch Musiker so sehr, die bei einem Stück ansatzlos an einer x-beliebigen Stelle einsteigen können oder sich von Fehlern nicht beeinflussen lassen, sondern ihren Stiefel unbeeindruckt durchziehen.
Oder wenn in einer Passage eine bestimmte Notenabfolge über mehrere Takte identisch wiederholt wird, angenommen 5 mal.
Vom Blatt gespielt: kein Problem, da weiß man ja ganz genau, wo in welchem Takt man gerade ist.
Auswendig: hm.., war das jetzt erst die 4te oder schon die 5te Wiederholung...? Da kann man sich doch schon mal vertun.

Ich stelle mir das so vor, vielleicht liege ich da ja auch falsch, dass diese Leute zusätzlich zum (automatisierten) Bewegungsgedächtnis die Notation im aktiven Gedächtnis haben und entweder ständig vor ihrem geistigen Auge sehen, oder diese zumindest bei Bedarf blitzschnell innerlich abscannen können.

Es ist mir ein völliges Rätsel, wie die das machen.
 
Ich habe mal auf dem Netz irgendwo einen Guru gefunden, der meinte, wenn man die Songs auswendig lernt, das würde einen beim Notenlesen hindern. Denn man kann schneller motorisch den Ablauf lernen, als ordentlich vom Blatt zu lesen. Dann schwindet aber die Motivation, sich mit dem Lesen abzuquälen. Daher bleiben viele "Notenanalphabeten".

Um das Lesen zu erleichtern wäre mein Tipp noch: Noten zu schreiben. Dann setzt man sich damit viel intensiver auseinander.
 
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Wenn ich Klaviernoten sehe, kommt mir zuerst in den Sinn, welche Tasten das jeweils sind. Daraus ergibt sich zwangsläufig, daß es ein as, c, ges oder was auch immer ist. Ich bestimme also nicht erst den Ton und überlege dann, wo der auf der Klaviatur liegt, sondern umgekehrt. Wenn ich Akkorde sehe, denke ich sofort auch an die Handhaltung dabei. Das macht es mir leichter, sie schnell richtig anzuspielen. Des weiteren versuche ich dann, das Stück zu analysieren (Tonart, Melodie, Begleitpattern), wodurch ich dann noch kleine Fehler bemerke und korrigiere.
Fingersätze kommen erst ins Spiel, wenn ich eine Stelle nicht bereits so hinkriege.
Durch wiederholtes Spielen lerne ich ein Stück quasi von selbst mehr oder weniger auswendig, so daß ich dann zumindest nicht mehr in jedem Takt auf die Noten schauen muß.
Nach Gehör spielen ist etwas anderes. Dazu benötigt man erstmal jemanden, der einem ein Stück vorspielt, sei es live oder auf Youtube. Nur die allerwenigsten Leute können das dann aber ohne Noten einigermaßen korrekt nachspielen. Ich höre mir Aufnahmen der Stücke, die ich spiele, nur an, um zu prüfen, ob ich es angemessen interpretiere, welches Tempo andere Pianisten wählen, wie sie phrasieren, welche Dynamik sie wählen, und ob ich irgendwo vielleicht doch einen kleinen Notenfehler drin habe, weil ich ein Vorzeichen oder Auflösungszeichen übersehen habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Erst mal danke für die zahlreichen Antworten. Interessante Beiträge dabei. :)
Gerade der letzte von @AdamIsBass spricht genau das an, was ich bei mir festgestellt habe.
Da habe ich in meinem Notenbuch die ersten 5 Stücke demnächst blind spielen können, wenn ich jedoch versucht habe diese wirklich nach Noten zu spielen, kam nur gekrebse bei rum.
Das war der Moment, wo ich inne gehalten und gesagt habe "Stop. Da is was nich in Ordnung, wie Du hier spielst".
Ganz schlimm war auch der Moment, wo das Buch von der C-Lage auf die D-Lage gewechselt ist und nun alle kopf-internen Merker und motorischen Mechanismen dahin waren, weil alles 1 Taste versetzt war. :ugly:

Seitdem versuche ich die Dinge wirklich nach Noten zu lesen, auch wenn ich sie motorisch bereits flüssiger spielen könnte.
Hat mich natürlich zurück geworfen, aber ich denke, mittelfristig ist das der richtige Weg.
In jeden Fall ist es gut zu wissen, das man mit diesen "Problemen" nicht alleine ist. :D
 
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@Errraddicator
Du hinterfragst Deine Lernmethode, weil Du einen Mangel feststellst, sobald Automatismen des Spielens gestört werden..
Möglicherweise war an Deiner Lernmethode etwas nicht richtig - was ich nicht beurteilen kann. Das Einprägen von Bewegungsabläufen ist ja grundsätzlich nicht falsch, ist aber eben nur ein Weg neben vielen anderen, um ein Stück wirklich zu beherrschen. Bleibt es nur beim Automatismus, dann beherrscht dieser das Spiel und das Denken, statt umgekehrt.
Ganz schlimm war auch der Moment, wo das Buch von der C-Lage auf die D-Lage gewechselt ist und nun alle kopf-internen Merker und motorischen Mechanismen dahin waren, weil alles 1 Taste versetzt war.
da bleibt nichts anderes übrig, als sich mit Musiktheorie zu beschäftigen. Und noch mehr Gehörbildung.
Seitdem versuche ich die Dinge wirklich nach Noten zu lesen, auch wenn ich sie motorisch bereits flüssiger spielen könnte
das ist dann fast so, als ob man die Reihenfolge der Buchstaben lernt, nachdem man den Text schon verinnerlicht hat. Eine todsichere Methode, um das flüssige Sprechen zu verlernen.

Ich habe mal auf dem Netz irgendwo einen Guru gefunden, der meinte, wenn man die Songs auswendig lernt, das würde einen beim Notenlesen hindern. Denn man kann schneller motorisch den Ablauf lernen, als ordentlich vom Blatt zu lesen.
Wenn das Ziel das Lesen von Noten ist, dann erreicht man das Ziel nur, indem man Noten liest. Am besten, man spielt möglichst viele Stücke - ja ganze Bücher von vorne bis hinten.
Wenn das Ziel das Erlernen und Spielen von Stücken ist, dann sind Noten nur ein Hilfsmittel. Und diese sind entbehrlich, wenn/sobald man ein Stück nach Gehör spielen kann oder der Körper das Stück schon verinnerlicht hat. Nachträgliche Dekonstruktionen sind aus rein musikalischen Gründen immer hilfreich, um einzelne Passagen und Details zu bearbeiten. Das geht mit Noten oder auch ohne. Nachträglich aber auf Buchstabenniveau zurückzukommen um Noten lesen zu lernen ist kontraproduktiv.
 
Eine gute Übung ist auch, mit dem Notenblatt mental zu üben, also ohne Klavier. Man liest die Noten und versucht, sich die Tastatur, die Fingersätze und den Klang dabei innerlich vorzustellen, ggf. leichte Fingerbewegungen in der Luft oder auf dem Tisch mitmachen, ggf. dabei mitsingen.

Eine weitere Übung: Ganz willkürlich in einem beliebigen Takt eines Stückes anfangen, nach zwei Takten abbrechen und dieses Prozedere an verschiedensten Stellen des Stückes wiederholen. In einer fortgeschritteneren Variante fängt man bei einer beliebigen Note inmitten eines Taktes an.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Wie "denkt" Ihr beim Klavier-Spielen und wie wäre es richtig? Bzw. was sind die Vor- und Nachteile?
Mit "denken" meine ich, Ihr habt die Noten vor Euch, lest und übertragt sie auf die Finger.
Denkt Ihr in Noten? (Oh! Ein C5. Das ist dort!)
Denkt Ihr in Fingersätzen? (Daumen Rechts ist C5, also ist D5 Zeigefinger Rechts)
Lernt Ihr die Sachen auswendig und spielt sie anschließend "gelernt" ab?
Denkt Ihr gar nicht sondern spielt nach Gehör?

Ich frage, weil ich von der Gitarre komme und es gewöhnt bin in Fingersätzen und auswendig gelernten Bewegungen zu denken.
Jedoch merke ich, dass das fürs Klavier spielen nicht das richtige zu sein scheint und ich damit schnell an Grenzen komme (beim lesen und umsetzen von Noten).
Deswegen die Frage, wie Ihr das handhabt?

Grüße


Kommt stark auf die Noten an. Bei klassichen Stücken mit schwieriger Basslinie muss ich mich richtig konzentrieren und darauf achten, dass alles passt.
Bei Popmusik mit Akkordsymbolen geht es ganz von alleine.
An Fingersätze denke ich nie.. solange sich meine Finger nicht in die Quere kommen, spielt das für mich auch keine Rolle.

Habe die letzten zwei Tage einen Song von ABBA geübt und irgendwann hat man es im Kopf, bzw. die Finger "erinnern" sich von alleine.
Nach Gehör spiele ich eher nicht, weil ich versuche das zu können, was auf dem Blatt steht. :)
 
Ich denke eigentlich gar nix beim Klavierspielen oder Üben.
Ich bin beschäftigt mit Hören, fühlen, zählen und schauen auf die Noten und die Fingersätze und die richtige Körperhaltung und was weiss ich was noch alles.
In den Moment wo ich beginne meine Gedanken abschweifen zu lassen bin ich aus dem Spielfluss und das ärgert mich.
Wenn ich einfach nur "eigene Kompositionen" rumklimper, dann lass ich meinen Gedanken freien Lauf, aber etwas bestimmtes denken ..?:facepalm2::thumb_twiddle::nix:
LG
 
Ich denke im Verlauf der Melodie. Nicht seit Anfang an, aber in etwa seitdem ich improvisiere und Melodien die ich neu gehört habe mal eben schnell auf dem Klavier probiere.

Will sagen, ich denke nicht so sehr “von Ton zu Ton, und nun kommt der übernächste“, sondern voraushörender.

Auch seit ich Songs von einer Tonart in die andere übertrage hat diese Denke zugenommen.

Den Ausdruck berücksichtige ich auch so gut es geht gleich mit ab dem ersten erlernen von etwas neuem. Ich meine zb dass Auftakttöne oft wie ein lauter werdendes “Anlaufen“ gestaltet werden und oft der Ton auf der eins dann die größte Präsenz hat.

B-Tonarten spiele ich lieber als Kreuztonarten. (Wenn im Gospelchor jemand worship-songs vorschlägt, ahne ich oft schon voraus, öh, das wird in A-Dur oder D-Dur sein und hat ein Gitarrist geschrieben ;-)

Ich abstrahiere eigentlich immer von den Tonnamen auf Tonstufen und denke letzlich in den Stufen. Es gibt so gesehen nur die sieben (do re ma...) , alles andere sind Abweichungen die man auch sofort hört (oder lernt zu hören, wenn man will)

Kann aber auch eine Melodie singen mit Tonnamen-nennen beim singen, oder Fingersatz singen.

So singe ich das oft den Schülern vor.

Klavier ist mein Erstinstrument. Diese Denke übertrage ich auf mein Gitarrenspiel.

Beim spielen spule ich das ab was ich hören will und “spiele dann mit“

Wenn ich's erklären soll klingt es schnell kokketierend, aber für mich ist es wirklich so simpel: jetzt soll es “so“ klingen, logo, spiele ich's also so. Wie beim Autofahren, wo man sieht, ah, jetzt biege ich da ab usw

Man kann dann Barpiano spielen.

Ist vllt eine Lerntypfrage, umgekehrt könnte ich nie mal eben schnell was komplexeres vom Blatt spielen (muss mich immer damit beschäftigen, dann geht's) (außer lead sheet, wo mir meist ein Arrangement beim ersten durchspielen einfällt, auch wenn ich das Lied an sich nicht kenne)

Der oben zitierte Guru hält davon sicher nicht viel. Ich nehme Noten aber dann, wenn sie mir mehr Aufschluss bringen als mein Gehör - und bei den Notenarrangements für rock pop sieht es da ja üüüübel aus.

Wer kennt das nicht: Schüler bringt Poparrangement mit, weil er mal “was modernes“ spielen will. Lehrer spielt Arrangement an, sagt, klingt nicht, hab ich doch gleich gesagt, dieses moderne Zeug taugt nix. Nur hat ja Stevie Wonder nicht #dieses# Arrangement geschrieben. Der hat lediglich was cooles nach Gehör aufgenommen und das gespielt was er “fühlt“.

Seine Attitüde beim spielen steht auch in keinem notenblatt (und wird so allein mit Noten auch nie erlernt werden können)

Zum Glück war es ein Altmeister, der gesagt hat, das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten (Mahler).

Trotzdem sind Noten natürlich wichtig und berechtigt, aber in gewissen Lernbereichen halt auch höchstens (zumindest für mich) Krücke (aber immerhin).

Spielt jemand Rock pop “nach Noten“ vor - Kommentar: klingt irgendwie so “gelernt“ - nicht authentisch, nicht organisch gewachsen, den spirit nicht verstanden.
 
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Der Erfolg ist, dass ich weder vom Blatt spielen kann, noch auswendig und nach Gehör schon überhaupt nicht.
Wie muss ich mir das vorstellen, wenn einer zu dir sagt "Spiel mal was vor"?

Kannst du dann kein Stück ohne Fehler durchspielen, auch nicht die, die du schon 100x geübt hast? :redface:
 
@bebop , ich empfehle dir dann Stücke die einen bestimmten flow bzw Fluss haben, zb bunte Drachen schaukeln im Wind in Manfred Schmitz: “leicht klavierstücke für Florian“ das klappt :)
 
1. Die Finger machen, was der Kopf will
2. Fingersätze müssen in Fleisch und Blut übergehen, daran niemals denken :cool:
3. Man muß in der Lage sein, vom Kopf sofort über die Finger die Tonfolge zu spielen

Das ist aber der Idealfall.
 
Wie muss ich mir das vorstellen, wenn einer zu dir sagt "Spiel mal was vor"?

Kannst du dann kein Stück ohne Fehler durchspielen, auch nicht die, die du schon 100x geübt hast? :redface:
Ja, genau so. Spontan irgendwas vorspielen geht überhaupt nicht. Gar nicht. Nicht einmal "Hänschen klein". Wenn ich mich an einem einfachen Stück, das ich lange geübt habe warm spielen kann, habe ich eine 50:50 Chance halbwegs durch zu kommen. Es funktioniert aber auch nur dann, wenn ich da permanent dran übe. Lasse ich das zwei Wochen liegen, weil was anderes dran kommt, fange ich bei nicht ganz Null wieder an. Nicht ganz, fühlt sich aber so an. Ein bisschen wie Jonglieren. Ich kämpfe damit, alle Bälle in der Luft zu halten.

Was auch immer ich mir dazu merken will, es entfleucht. Ich werde einfach weiter üben. Ein Bisschen hilft's ja doch.
 
Spontan irgendwas vorspielen geht überhaupt nicht. Gar nicht. Nicht einmal "Hänschen klein".

Du spielst doch auch Saxofon, oder? Ist das da für dich auch so?

Ich frage, weil ich das Problem aus leidvoller Erfahrung am Klavier kenne. Ich kann mir die vielen Töne nicht merken und auch wenn ich die Akkordfolgen weiß, macht es die Sache nur geringfügig besser. Auf einstimmigen Instrumenten habe ich das Problem aber nicht, da kann ich leidlich nach Gehör spielen. Eine (Melodie-)Stimme kann ich mir merken, aber bei dem vielen Drumherum auf dem Klavier kommt mein Gedächtnis nicht mit.
 

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