Der Auftritt und der Alkohol

[frankpaush]

Wobei: der einzige Gig, bei dem ich echt total breit war (mit 19 auf dem Sommerfest meiner alten Schule), war auch der bisher einzige bei dem ich groupiemäßig so richtig abgesahnt habe ->

.. war das "Absahnen" vielleicht eher ein Produkt von gnadenvoller Kritiklosigkeit?

 

[Archivicious]

.. war das "Absahnen" vielleicht eher ein Produkt von gnadenvoller Kritiklosigkeit?

Das erscheint mir absolut undenkbar!!!

 

[ChasmofmySoul]

Ich wurde da recht früh geschädigt.
Mit meiner zweiten Band und etwa 18 Jahren hatten wir unseren ersten Auftritt auf einen lokalen Bandcontest mit Publikumsentscheid.
Die Reihenfolge zwischen den vier Bands wurde zu Beginn ausgelost.
Ich meine wir waren an zweiter Stelle und keiner von uns hat davor etwas getrunken.
Der erste Auftritt war jedoch sehr erfolgreich, also wurde aus der kollektiven Kippe nach dem Auftritt schnell eine Feierei mit Bier und Kurzen.

Die Band die als letztes dran gewesen wäre, musste während unserem Auftritt schon feststellen, dass das mit dem Auftritt wohl nichts wird, da der Sänger zu diesem Zeitpunkt schon vollgesoffen in der Hecke lag.
Das hat uns aber nicht davon abgehalten zu Feiern, unser Auftritt war ja schon durch.

Irgendwann kam es dann zum Verkünden des Ergebnisses und wir wurden als Sieger des Contest gekürt.
Zu diesem Zeitpunkt war ich schon jenseits von Gut und Böse.
Also Gewinner wurden wir aufgefordert auf die Bühne zu kommen und in meinem Zustand, gepaart mit Euphorie habe ich diese ohne Hose (also blank) betreten.
Ich dachte dass wäre eine gute und lustige Idee.

Retrospektiv betrachtet war es eher eine peinliche Aktion, die wohl nicht in Vergessenheit geraten wird.
Glücklicherweise bleibt noch zu sagen, dass nur noch wenige Zuschauer anwesend waren und es für uns ein Heimspiel war und wir quasi unser Equipment zu Fuß in den Proberaum bringen konnten.

Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich immer freiwillig als Fahrer gemeldet und habe mit dem "Feierabendbier" gewartet bis wieder die gesamte Band mit Equipment im Proberaum war.

 

[Strat-Fan67]

Jaa Club 27... ein Reigen voller junger und begnadeter Musiker... Das fatale an diesem Club ist diese immerwährende Dauermitgliedschaft, man kommt dort nicht mehr heraus...

 

[blechgitarre]

. Einmal paar wenige Male hab ich den rechtzeitigen Absprung vorm Konzert verpasst, so dass ich auf der Bühne beim Abgehen ständig in das Schlagzeug gefallen bin. Unser Drummer musste mich dann immer wieder vom Beckenständer wegdrücken, während er mit seinem anderen Arm versucht hat den Groove zu halten Da wir aber Punkrock gemacht haben und sowieso nie besonders gut waren, hatte das damals auch keine all zu "peinlichen" Konsequenzen.

Ja beim Punk wärs eher peinlich wenn alle nüchtern sind

Wenn unter Musik das möglichst genaue Umsetzen des Notentext verstanden wird, dann ist Alkohol sicher schädlich.

Wenn man geringe Abweichungen davon als wichtig erachtet kann Alk helfen.

 

[Christian_Hofmann]

so dass man auf der Bühne trotz 2,9 Promille den Johnny Winter absolut fehlerfrei zum besten geben kann. Alles nur eine Frage des Übens

Ich würde einmal behaupten dass jemand der mit 2,9 Promille noch fehlerfrei irgendein Musikstück vorträgt vermutlich ein ganz großes Problem hat mit dem Alkohol. Ein normaler Mensch wäre da ja vermutlich schon Tot oder zumindest nicht mehr in der Lage ohne Hilfe zu stehen. Ja Alkoholiker sind da anders die brauchen ihren für normale Menschen tödlichen Pegel, aber das ist eher nichts vorauf man stolz sein sollte, sondern eher was für eine ernsthafte Suchtberatung und einen Entzug. Auch wenn es einzelne gibt die das schaffen, die werden vermutlich nicht mehr viele Jahre haben um sich an ihrer "Leistung(?)" zu erfreuen.

 

[frankpaush]

Ja beim Punk wärs eher peinlich wenn alle nüchtern sind

... ich denke, diese Sicht hängt schon eng mit einer Kopplung an eine Subkultur zusammen, die zwar rebellisch wirken will, aber letztlich viele Probleme der Etablierten unreflektiert mit sich rum schleppt ... ich kenne durchaus viele Alt-Punks, die sich inzwischen aufführen, wie ihre "Alten", Suff inklusive ...

 

[chris_kah]

dass jemand der mit 2,9 Promille noch fehlerfrei irgendein Musikstück vorträgt vermutlich ein ganz großes Problem hat mit dem Alkohol.

Nee ... der hat ein Problem ohne Alkohol.

 

[blechgitarre]

ich kenne durchaus viele Alt-Punks, die sich inzwischen aufführen, wie ihre "Alten", Suff inklusive ...

sicher, die Altpunks sind ja inzwischen wirklich ziemlich alt,und haben deshalb Rücken und Potenzprobleme wie ihre Alten
gesoffen haben sie aber immer schon wie die
oder sehe ich das falsch

 

[FraRa]

Alkohol gibt einem alles, was man will, und fordert nur ein, dass man ihm gehört und der eigenen Zerstörung zustimmt..

 

[Archivicious]

Alkohol gibt einem alles, was man will, und fordert nur ein, dass man ihm gehört und der eigenen Zerstörung zustimmt..

Amen, Bruder, denn stehet nicht geschrieben in der Schrift:
Saufen, Fressen und dergleichen; von welchen ich euch habe zuvor gesagt und sage noch zuvor, daß, die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben.

 

[InTune]

Nur für die Statistik hier…
Meine Erfahrung/Einstellung:
Alkohol hat bei mir in Sachen Leistungsfähigkeit/Performance auf jeden Fall keinen positiven Effekt. Ich brauche vor einem Auftritt aber auch kein Beruhigungsmittel und als Aufputschmittel/lockernd wirkt das bei mir nicht.
Ein Bier während der Probe wirft mich aber auch nicht aus der Bahn.
Ich kenne mich da recht genau und zum Glück singe ich nicht, denn meine Sprachbox wird idR zuerst von Alkoholkonsum beeinträchtigt (weshalb extensives Trinken auf Parties, wo man auch Leute/Frauen kennenlernen wollte, immer eher „blöd“ war…). Rein motorisch muss ich schon sehr kräftig zulangen, bis es da zu Aussetzern kommt. Ich denke aber, dass meine Konzentration/Fokussierung eher schlechter wird, weil ich je nach Tagesform mehr oder weniger schnell müde werde.
Dann kommen noch die äußeren Umstände zusätzlich dazu. Bei einem Gig an einem warmen Tag, wo viel Gerödel mit Aufbauen ansteht, ist es natürlich eine ganz schlechte Idee, da schon mit Bier und Schots anzufangen…

So meide ich generell eher Alkohol vor einem Gig und während des Auftritt, ordere ich auch eher Wasser, aber wenn es sich ergibt, trinke auch ich ein Bier oder Wein, wenn ich das für vertretbar halte (…anschließend Autofahren,….).

Noch ein Wort zu anderen Drogen: Auch da ist es IMO gute Politik, sich selbst sehr kritisch zu hinterfragen. Wenn gleich ich meinen Alkoholkonsum glaube ich sehr gut unter Kontrolle habe, weiß ich gleichwohl, dass mich andere „Laster“ durchaus in den Bann ziehen können. Von daher habe ich schon früh für mich beschlossen, dass ich an der Stelle „dumm“ sterben möchte. Was, wenn ich das cool finde? Ich will also gar nicht wissen, ob mir das irgendetwas gibt. Diese Haltung (und vor allem wohl, das auch konsequent durchzuziehen) hat nie irgendwer belächelt, eher im Gegenteil.

 

[DerZauberer]

Das kleine Bierchen bei der Probe (Hobby-Band, man ist befreundet, der Spaß steht im Vordergrund) oder besonders nach dem Gig (selbige Situation) war bei uns so nach dem Motto "ein kühles Getränk täte jetzt gut" mit dabei. Eher der soziale Aspekt also, konnte genausogut ein Spezi oder Wasser sein (je nach Vorliebe, Fahrer-sein, etc.). Das war in der Abi-Band (da wäre mit Alkohol gar nix mehr gegangen) so, in der Studi-Band auch (da wollten wir gut performen und haben uns entsprechend zusammengerissen), und dann im gesetzteren Alter sowieso. 1-2 Bierchen wer mag, aber dann ist auch gut.

Bei allem, wo ich mit mehr Ambition unterwegs bin - in meinem Fall also außerhalb der Musik - gilt konsequent "Alkohol erst zum Feiern wenn's angebracht ist", und so würde ich das eigentlich auch von professionellen Bands erwarten. Das Motto "die sind erst ab x Promille oder y lines gut" ist armselig, wie ja die diversen Sucht-Opfer und "Unfälle" zeigen. Ich werfe da ganz bewusst den 27 Club und die "Unfälle" (Prince, Tom Petty, Taylor Hawkins) in einen Topf... wenn man dann noch dazunimmt, wer im Profi-Bereich mit Problemen kämpft/zu kämpfen hatte wird die Liste endlos. Und die meisten sind sich einig: (1) macht auf Dauer keinen Spaß (2) man wird eher schlechter als besser (3) ungesund isses auch.

 

[glombi]

die "Unfälle" (Prince

Wobei da der Hintergrund ja wohl wirklich extreme Schmerzen wegen einer für einen Zeugen Jehovas nicht machbaren Hüft-OP war...

 

[DerZauberer]

Wobei da der Hintergrund ja wohl wirklich extreme Schmerzen wegen einer für einen Zeugen Jehovas nicht machbaren Hüft-OP war...

...und Tom Petty ja auch nur "aus Versehen" wegen starker Schmerzen. Wenn du dir (wie Prince) aber gefakte Pillen mit Fentanyl reinhaust, oder (Michael Jackson) Propofol spritzen lässt, dann hast du ja offensichtlich schon Probleme, die du mit dir rumschleppst...

 

[blechgitarre]

einer für einen Zeugen Jehovas nicht machbaren Hüft-OP war...

Prince war Zeuge, das ist mir ganz neu.
Dass König Alkohol Künstler anzieht ist mir klar, aber die langweiligen Zeugen
Und , dass die gefährlicher sein können als manche harte Droge
Was haben die eigentlich gegen künstliche Hüften??

 

[dubbel]

neue Hüfte -> OP -> evtl. Bluttransfusion.
OPs, die eine Bluttransfusion erfordern, sind bei den Zeugen verboten.

 

[frankpaush]

gesoffen haben sie aber immer schon wie die
oder sehe ich das falsch

.. ich denke, das siehst du wie ich. Nur: die haben sich eben schon beschwert über die Macken der Alten, die aus meiner Sicht immer schon mit Substanzabhängigkeiten in enger Verbindung standen, und die blieben ihnen eben genauso wie die folgenden körperlichen Schäden bei Langzeitmissbrauch nicht erspart. Es ist eben schon ein gewisser Unterschied zwischen wilder Jugend und selbstzerstörerischem Lebenslauf. Bei so ziemlich allen Substanzen (auch den "harmlosen"), nach meiner Beobachtung. Das fühlt sich für mich schon etwas deprimiernd an, gerade, weil das eben auch Leute waren, die durchaus eine Menge künstlerische Impulse verbreitet haben und eben liebenswerte große Kids waren.

Prince war Zeuge, das ist mir ganz neu.

..entspricht aber auch meinem Kenntnisstand. Beschwören würde ich's aber nicht ....

 

[Christian_Hofmann]

Wobei da der Hintergrund ja wohl wirklich extreme Schmerzen wegen einer für einen Zeugen Jehovas nicht machbaren Hüft-OP war..

Wobei das paradox wäre. Eine OP ablehnen die einen von starken Schmerzen befreien würde weil es so in der Bibel stehen soll, aber gleichzeitig das Gebot des mäßigen Alkoholkonsums brechen? Da würde ich schon fast sagen: Entweder leide wie ein Mann oder überdenke ob deinen Glaube der richtige für dich ist.

 

[frankpaush]

Wobei das paradox wäre.

...ich denke ja, alle extremen Dogmen habe dazu eine unübersehbare Tendenz ...