Der Auftritt und der Alkohol

  • Ersteller Christian_Hofmann
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Ich würde meinen vorherigen Beitrag noch einmal ergänzen:

Es ist tatsächlich nicht ausgeschlossen das jemand wirklich trotz Einschränkungen mit Alkohol plötzlich besser spielt. Es enthemmt natürlich und jemand der eher ängstlich und schüchtern ist kann dann die Sau rauslassen auf der Bühne. Jemand der sehr hohe Ansprüche an sich und sein Spiel hat kann nüchtern durchaus Stücke meiden die er verhauen könnte, mit Alkohol sinkt die Angst davor und auch beim Spiel denkt man weniger darüber nach einen Fehler zu machen. Beim musizieren hat unser Kopf ja extremen Einfluss auf unsere Leistung. Man kann alle Techniken perfekt beherrschen, wenn man den Fokus aber nicht findet, dann spielt man nicht gut.

Kurzfristig funktioniert das auch und es wird zur Gewohnheit. Aber irgendwann wird es sein Untergang sein.
 
Mein persönlicher "Untergang" wäre auf jeden Fall inzwischen bekifft einen Auftritt zu spielen.
Es war in jüngeren Jahren schon das ein oder andere Konzert dabei, dass ich deswegen als anstrengend empfunden und mich zwischendurch überfordert gefühlt hab (weniger vom musikalischen, als eher von der Situation) aber inzwischen wäre das für mich gar nicht denkbar.
Ich hab überhaupt keine Toleranz mehr und/oder die meisten Sorten sind so exorbitant stark geworden, dass mich das eher psychotisch macht. Ab und zu bin ich so doof und zieh bei irgendwem und bin dann direkt knocked out. Da reichen 1-2 Züge und das war's für mich für die nächsten 2-3 Stunden. Der Effekt ist absolut des Gegenteil von entspannend... so auf die Bühne zu gehen wäre eine Qual.

Laut einigen führenden Köpfen der Regierung ist die Legalisierung ja nur noch eine Frage von ein paar Monaten und wenn es eine kontrollierte Abgabe gäbe, würde ich es mir vll noch überlegen mal auszuprobieren eine extra schwache Sorte zu kaufen und zu schauen ob das für mich funktioniert.
Aktuell wäre der Effekt bei einem Konzert wohl ähnlich wie eine halbe Flasche Vodka vorher zu exen... es würde alles unnötig anstrengend und die Leistung merklich schlechter machen.

Faktor bei Konzerten ist sicher auch noch die Frequenz. Die meisten Musiker lernen meiner Erfahrung nach beim Touren, dass man mit Alkohol und Anderem vorsichtig(er) sein muss. Wenn man ein Konzert spielt und sich davor und danach ordentlich einen gönnt, kann man das ja durchaus mal machen, wenn man den Tag danach in Ruhe auskatern kann... wenn man 20 Konzerte an aufeinander folgenden Tagen spielt, dann funktioniert das so aber nicht.
Das ist der Punkt wo bei vielen ein Lerneffekt einsetzt... oder (leider) das Gegenteil: Ins Koma saufen, am nächsten Tag Schmerzmittel gegen den Kater und dann Kokain um wieder Energie zu kriegen... Da ist die Chance dann natürlich ziemlich hoch, dass das nicht lange gut geht.
 
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Wenn man ein Konzert spielt und sich davor und danach ordentlich einen gönnt, kann man das ja durchaus mal machen, wenn man den Tag danach in Ruhe auskatern kann..
Ich finde es spricht nichts dagegen nach einem erfolgreichen Auftritt sich ein Gläschen zu gönnen. Das machen wir auch, egal ob Chor, Bläser oder ähnliches. Nur wenn man sich regelmäßig so abschießt dass man nicht mehr klar denken kann, dann sollte man sich vermutlich Hilfe suchen. Ich bin inzwischen 38 Jahre alt, habe aber noch nie irgendwie einen Filmriss gehabt. Natürlich lag ich auch schon im Bett mit einem Bein daneben und habe mir geschworen nie wieder was zu trinken, aber es gab noch nie die Situation das ich nicht mehr klar bei Sinnen war oder gar Lücken habe. Ich denke eher so etwas ist dann eine Folge von fehlender Selbstregulation. Normal merkt man ganz genau wann man es nun lassen sollte, einigen fehlt nur die Disziplin oder der Mut zu sagen dass man genug hat.
 
Ich erinnere mich noch sehr lebhaft daran, ich muß so Anfang 20 gewesen sein. Wir hatten im Bocholter Raum viel Tanzmusik gemacht und waren oft 2 Wochenenden im Monat unterwegs.
Geprobt wurde im Probenraum bei mir und da gab es eigentlich gern mal öfters ein Bierchen oder auch mehrere, es lockerte die Stimmung auf und man selbst wurde dadurch auch irgendwie relaxed. Die Mutter von unserem Keyboarder war Verteterin bei Der Brauerei XXX und brachte desöfteten so ein 5 Liter Fässchen mit rein.
Bei den Auftritten allerdings hielt sich das schon sehr in Grenzen, einer mußte sowieso immer fahren und da gab's auf den Abend verteilt zwei drei Bier, ansonsten Cola, Wasser. Ich denke es wäre schon sehr schwierig mit einem Pegel im Blut seine Leistung zu generieren und vorzutragen.
Bei Tanzmuckenevents, Hochzeiten, Lubilärn, Geburtstagen gab es ja auch immer reichlich, so auch Essen, dazu wurden wir auch immer mit eingeladen Am Ende wenn abgebaut wurde bekamen wir jede Menge Schnitzel in Tüten eingepackt und so'n warmer Twin Reverb auf Rollen, da geht hinten schon was rein 😉
Angetrunken auf der Bühne, eher besser nicht, muss aber jeder selber für sich entscheiden
 
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Schwierig ! Also ich kenne jemanden bei dem das langfristig zu massiven Problemen geführt hat. Auf der Bühne hat es jedoch, bis zu gewissen Kipppunkten, gut funktioniert. Da ist dann eben das Maß an Enthemmung eingetreten, das für einen Rocksänger tendenziell förderlich ist :m_sing:
Meine Haltung war von Beginn an, dass ich keinem in seine Gig-Vorbereitungen reinrede. Früher habe ich mich an ein zwei Bierchen festgehalten und ganz selten mal einen Kurzen. Besoffen hätte ich mich nicht mehr getraut, da hätte ich gefühlte 10 Schnitzer pro Song fabriziert.
Heute würde ich auch mit fünf oder sechs Bierchen oder einem Fläschchen Wein auftreten. Liegt halt an der Routine die man als junger Typ so nicht hatte - ich jedenfalls nicht.
Bei einer Veranstaltung standen wir mal mit einer offensichtlichen Koksertruppe auf dem Billet. Das ist wirklich nur lustig wenn man in einer unbeteiligten Beobachterrolle war. Sobald die versucht haben mit dir zu interagieren oder man in den Schwachsinn einbezogen werden sollte, war das einfach nur ohne Worte :patpat:
 
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Ich denke eher so etwas ist dann eine Folge von fehlender Selbstregulation. Normal merkt man ganz genau wann man es nun lassen sollte, einigen fehlt nur die Disziplin oder der Mut zu sagen dass man genug hat.

Selbst-deregulartion ist aber das, was Kunst ausmacht.
 
Okay, lecker Bierchen schön kalt geht ja immer, jedoch könnte es auf der Bühne durchaus zum Balanceakt kommen wenn man denn einen gewissen Pegel intus hat. Der Gastgeber bestellte uns ja aus dem Grund, seine Feierlichkeit musikalisch aufzuwerten und für Stimmung zu sorgen. Es ist auch eine Visitenkarte für eine Band, ein schönes Programm zu gestalten und die Leute auf die Tanzflächen zu bringen. Aber nicht laufend am Mikro oder verfallend in einer Art Lethargie... nee das wäre nicht gutgegangen.
Anders nach den Gigs, auf irgendeinem Bauernhof war immer ne Party, wo der Keyboarder und ich uns hinbringen ließ... dann gings aber ab, da durfte man, aber so richtig ;-) Good old days...
 
Ab einen gewissen Pegel hat meine Gitarre plötzlich mindestens eine Saite mehr und an der rechten Hand fehlt mir eine Finger.
Anders ist das alles irgendwie nicht zu erklären. ;-)

Ne, mal ernsthaft..
Ein paar Akkorde schrammeln und das sogar halbwegs "taktvoll", dass geht wahrscheinlich fast immer.
Aber Fingerpicking? Komplexere Sachen auf der E-Gitarre? Da dürfte ich nicht allzu sehr an alkoholischen Getränken naschen.
Ein oder zwei Whisky würde mich da sicher nicht aus der Bahn werfen, aber ich versuche das trotzdem voneinander zu trennen.

Einige Bekannte von mir sind da trotzdem noch erstaunlich spielsicher.
Sicher auch eine Sache des "Trainings".

Für die, die hier das wilde Rock n´ Roll-Leben propagieren.
Irgendwann ist halt Zahltag. ;-)
 
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@SlowGin Sehr schöner Username in dem Zusammenhang! :prost:
 
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Wobei in diesen Kontext ohnehin alle angeheitert sind.
Das sowieso. Bei unseren Kneipengigs ist der Pegel bei den Besuchern üblicherweise recht schnell so hoch, dass die überwiegende Mehrheit sich auch an groben Verspielern nicht stören würde (falls sie diese überhaupt bemerken), da sind es ja eher die eigenen Ansprüche sowie diejenigen der Mitmusiker, welchen man gerecht werden möchte.

Wobei: der einzige Gig, bei dem ich echt total breit war (mit 19 auf dem Sommerfest meiner alten Schule), war auch der bisher einzige bei dem ich groupiemäßig so richtig abgesahnt habe -> soviel zum Thema enthemmte Performance (qualitativ in Bezug auf Präzision Gesang/Keys war die halbe Flasche Bourbon - wie ich anhand einer Aufnahme nachher erstaunt feststellen musste - allerdings nicht sehr förderlich :giggle:)
 
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Ich spiele Posaune nebenbei. Ich halte diese Aussage für Quatsch. Wenn ich drei oder vier Bier getrunken habe, dann komme ich vielleicht höher
Die Begründung war, wenn ich mich recht erinnere, durch das Trinken wird man körperlich entspannter, wodurch man das gebrauchte Luftvolumen besser zur Verfügung hat.
Kann ich nicht beurteilen, könnte was dran sein, oder es ist wirklich nur ein Witz gewesen.
 
@Person Eigentlich ist eine gewisse Körperspannung wichtig. Gerade bei Bläser hört man die Haltung. Klar wenn man ein Schlaflied spielen will geht das, aber Spannung beim Zuhörer baut man nur schwer auf wenn man die Toccata sanft ins Mundstuck kuschelt. Da muss der Spieler selbst die Anspannung haben die das Stück hat. Du nimmst ja auch keinen Motivations Trainer ernst der im Halbschlaf erzählt wie du motivierter wirst 😅
 
Ich denke es hat sehr viel mit Nervosität, und/oder Lampenfiber und dem eigenen Leistungsdruck zu tun.
aber unser Schlagzeuger war so nervös und hatte viel zu viele Bier
Unser Schlagzeuger hatte damals einfach tierisch Bammel bei dem Auftritt zu versagen. Er hatte sich selbst so unter Druck gesetzt, da er vor all seinen Freunden cool und gut sein wollte. Letzten Endes gingen die vielen "Entspannungs-/Nervositäts-Bier" einfach nach hinten los.
Ich selbst habe Gott sei Dank kein Lampenfiber. Am häufigsten spiele ich bei uns in der Gemeinde, also quasi in meinem "zweiten Wohnzimmer" vor Familie und Freunden im Gottesdienst, oder auf diversen Abendveranstaltungen. Das ist einfach ein ganz anderes Umfeld, aber auch da gibt es Musiker, welche sich selbst unter Druck setzen und es kommt auf die Gemeinde und die eigene Einstellung an, ob es mich stresst, oder eben nicht. Da ich ja weiß für wen ich die Musik mache, weiß ich, dass er mich dabei auch begleitet, leitet und versorgt. Deshalb kann ich entspannen und voll in die Musik eintauchen.
Bei anderen Konzerten war das teilweise anders und fiel mir nicht so leicht.
Nach einer Abendveranstaltung setzen wir uns aber ab und zu durchaus noch auf ein Glas Wein in geselliger Runde zusammen (so wie gestern Abend). 🍷
 
Bei der einen oder anderen Probe hat die Band und ich schon mal heftig "über die Stränge geschlagen":
Alle waren sich einig: Super Probe!-Bis dann mal jemand ein Aufnahmegerät mitgebracht hat.
Alle waren sich nach dem Abhören einig: Auweia(Schief und Scheel ist noch harmlos ausgedrückt)
Über die Alternativen zum Saufen decke ich mal den Mantel des Schweigens-ist ja auch schon zig Jahre her..... :stars:
 
Unser Schlagzeuger hatte damals einfach tierisch Bammel bei dem Auftritt zu versagen
Das ist leider recht häufig. Vor allem in den Medien ist immer alles perfekt und so bearbeitet das kein Verspieler mehr zu hören ist. Man neigt dazu die falsche Idee zu haben dass man keine Fehler machen darf. Aber das ist ja Quatsch, die weltbesten Pianisten sitzen auf der Bühne und verhauen ganze Abschnitte oder bekommen es dann nicht hin und spielen einfach das nächste Stück. So was ist doch ganz normal und wenn der Pianist dann amüsiert sagt "gestern klappte das noch, ich spiele besser was anderes", dann gibt das Erheiterung im Publikum und ein Applaus. Nur im Mitschnitt wird das nicht mehr enthalten sein

Wer sich selbst zugesteht nicht perfekt zu sein, der muss auch keine Angst haben und sich betäuben. Ich hatte auch einmal einen im Publikum der lautstark ständig über kleine Fehler gejammert hat. Als ich ihn gebeten habe mir einmal zu zeigen wie man diesen reger anständig und korrekt spielt war Ruhe 😅
 
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der muss auch keine Angst haben und kann sich betäuben.
Muss jeder für sich selbst entscheiden. Wer betäubt durch das Leben gehen will der soll das tun. Für mich wäre das nichts, ich genieße es viel mehr nüchtern zu leiden 🙈
 
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Aber vielleicht hatten wir ja doch alle dir völlig falschen Lernansätze... Man sollte den Alkoholgenuss während des Gitarrenspiels in den Proben, es heißt ja auch ,,proben", stetig steigern, so dass man auf der Bühne trotz 2,9 Promille den Johnny Winter absolut fehlerfrei zum besten geben kann. Alles nur eine Frage des Übens 😉
 

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