Der Magnet hat ein Magnetfeld, das wird durch das Schwingen der Saiten verändert.
Diese Veränderung induziert in die Spule eine Spannung, wird dann ein Verbraucher angeschlossen, fließt Strom. Die Resonanzfrequenzen ist von der R (Widerstand der Spule, Potis) und L (Induktivität der Spule) Komponente anhängig.
Richtig!
Die Permeabilität gibt nur an wie gut ein Material ein Magnetfeld "führt", wenn man's so will leitet.
Die Induktivität einer Ring oder Zylinderspule bestimmt sich bekanntermaßen zu:
L=µ0*µr*N^2*A/l
So nachzulesen in "Kuchling, Taschenbuch der Physik, 11. Aufl., Seite 440, (E 30.27)". Für andere Spulenformen gelten sicherlich anders aufgebaute Gleichungen, die einflußnehmenden Größen (absolute und relative Permeabilität, Anzahl der Windungen, durchflutete Fläche und Länge der Spule) sind jedoch gleich!
Deine Aussage ist so also richtig, aber im Hinblick auf die maßgeblichen Eigenschaften eines elektromagnetischen Tonabnehmers leider nicht ausreichend.
Eine wesentliche Eigenschaft von ferromagnetischen Stoffen ist die Tatsache, daß die relative Permeabilität µr eine Funktion der magnetischen Feldstärke H ist. Sie wird mit wachsendem H zunächst größer und erreicht ein Maximum. Gerät der Stoff in die magnetische Sättigung, so führt eine weitere Vergrößerung der Feldstärke nicht mehr zu einer signifikanten Erhöhung der magnetischen Flußdichte B. Sie wächst lediglich noch mit B=µ0*H. In der Folge verringert sich die relative Permeabilität wieder.
Das ist auch im Kuchling auf Seite 434 so nachzulesen.
Schlußfolgerung:
Die Induktivität einer Spule ist abhängig von der aufgebrachten Magnetisierung.
Damit läßt sich die Resonanz eines elektromagnetischen Tonabnehmers durch die Magnetisierung verändern.
Der Verlauf des magnetischen Feldes selber hat auf die resultierenden elektrischen Filtereigenschaften des Tonabnehmer keinerlei Einfluß!
Durch die sogenannte magnetische Breite eines Tonabnehmers ergibt sich jedoch ein Kammfiltereffekt, der hauptsächlich bei den tiefen Saiten als Tiefpaß wirkt. Ich habe hierüber unlängst an anderer Stelle etwas geschrieben.
Ein stärkerer Magnet führt zu einer stärkeren Flussänderung, dadurch werden die Signale weniger differenziert, weil auch leichtes Saitenschwingen gleich eine rel. große Spannung induziert.
Die Stärke des Magnetfeldes übt zweierlei Einflüsse aus:
1. Magnetische Kraftwirkung
Zwischen dem Magneten und der magnetisierten Saite entsteht eine Kraft, welche die Saitenschwingung dämpft, also quasi "bremst". Man stelle sich dazu ein mechanisches Pendel vor, dessen Faden durch ein Gummiband mit einem festen Punkt verbunden wurde. Das zu beobachtende Verhalten ist vergleichbar.
Die Kraft ist umgekehrt proportional zum Abstand von Saite und Magnet. Da hier ein reziprokes Verhalten vorliegt, ergibt sich hier eine nichtlineare Dämpfung der Saitenschwingung.
2. Induktion
Die Induktionsspannung des Tonabnehmers ist von der Anzahl der Windungen und der Änderung der magnetischen Flußdichte abhängig.
Hier gilt zunächst: Je stärker der Magnet, desto stärker ist auch der magnetische Fluß und folglich auch seine Änderung, wenn die Saite bewegt wird.
Allerdings darf man nicht vergessen, daß die Flußdichte mit steigender Entfernung vom Magnete abnimmt. Hier liegt grundsätzlich ein reziprokes Verhalten vor. Der Fluß ist im Bereich der Saitenschwingung also nichthomogen.
Das bedeutet, daß eine Auslenkung der Saite vom Tonabnehmer weg eine geringere Flußdichteänderung hervorruft, als die gleiche Auslenkung zum Tonabnehmer hin. Hier liegt also wieder die Aussteuerung einer nichtlinearen Kennlinie vor.
Sowohl die Kraftwirkung als auch die inhomogene Flußdichte führen dann zur Erzeugung von zusätzlichen Frequenzen, die allgemein als Klirrfaktor bezeichnet werden. Dabei gilt:
Je geringer der Abstand von Saite und Tonabnehmer und je stärker der Magnet, desto größer ist der Klirrfaktor.
Ein "undifferenzierter" Klang ist also die Folge dieses Klirrfaktors. Dieser läßt sich nur verringern, indem
- der Abstand vergrößert wird oder
- die Stärke des Magneten verringert wird.
Beide Maßnahmen führen jedoch zu einer Verringerung der Ausgangsspannung des Tonabnehmers. Hier gilt es also, einen geeigneten Kompromiß zu finden!
Da die Spulen bei beiden Tonabnehmer gleich sind, ist das RL-verhalten abgesehen vom Magneten gleich. Deshalb muss nur die Stärke des Magnetfeldes angepasst werden damit sich die Tonabnehmer gleich verhalten.
Das ist eben nicht der Fall!
Das einzige Problem dass ich im Magnetenaustausch sehen, ist den gleichen Keramik-Typen wie im SH-6 zu finden. Da aber nicht so viele Hersteller Magneten im Humbucker-Maß herstellen, dürften die Keramik Magneten ziemlich gleich sein.
Das ist eine ziemlich waghalsige Vermutung. Die Hersteller liefern die Magnete entweder konditioniert oder nichtkonditioniert aus. Wenn zwei Hersteller einen Magneten mit gleichen Abmessungen und Material unterschiedlich magnetisieren, so ist das Kind schon in den Brunnen gefallen.
Seymour Duncan bezieht nach meinem Kenntnisstand unkonditionierte Magnete. Die Magnetisierung wird dann vor Ort passend zur gewünschten Charakteristik des einzelnen Tonabnehmers vorgenommen.
Ulf