Wie werden professionelle Studioaufnahmen bearbeitet?

Auf jeden Fall alles sehr interessant, auch wenn ich das meiste nicht kenne und noch nicht so richtig komplett verstehe.
Seit ich nun weiß, was man alles rumtricksen kann und wie künstlich heutige Musik deshalb wohl nicht selten ist, habe ich wieder mehr Freude daran meine Elvis "The King" CD zu hören, oder meine Sinatra CDs.

Bei Klassik wird doch nicht so nachbearbeitet und geschnitten, oder etwa doch?

Allerdings traue ich mir selbst noch nicht zu Klassik zu singen, auch wenn ichs irgendwann gerne mal versuchen würde. Dafür aber sollte die Stimme wohl voll ausgebildet und das Stimmfach sicher bestimmt sein.
 
in 'contemporary' Ausgaben würde ich schon davon ausgehen
was auf den Massenmarkt zielt, bedient auch den Geschmack desselben
ist ja nicht per se schlecht - eben Geschmacksache...

Sinatra CDs sind da übrigens ein gutes Beispiel - die sind praktisch alle massiv 'remixed'
was in den Ohren von Puristen natürlich grässlich klingt...
und einen in die offen Arme der vinyl-vintage Händler treibt - dh für ein Original aus den 50ern können schon mal > 50€ eingeplant werden
(vielleicht hat sich das geändert, aber so stellte sich die Situation vor einigen Jahren dar)
die Aufnahmen mit Nelson Riddles Orchester sind tontechnische Meilensteine (imo)
die Originale erkennt man daran, dass bis auf den natürlichen Raumklang kein Hall verwendet wurde

cheers, Tom
 
Bei Klassik wird doch nicht so nachbearbeitet und geschnitten, oder etwa doch?

Kommt drauf an, was man alles unter Klassik versteht. Das wird natürlich genauso sorgfältig produziert. Wobei das schon noch mal ein Unterschied ist, ob es sich um Orchester, Oper und Operette und ähnliches handelt, also Musik, die im Kontext Konzert als eben solches aufgeführt werden. Da reicht ein "Mehrspur Rekorder", dementsprechende Mikrofone und eine Partitur lesen können kann auch nicht schaden,wenn man sowas aufnehmen will.

Oder Klassik, wie sie in Filmen zum beispiel vorkommt. Das ist bei weitem der grösste Markt für Klassik. Da kommen Mozart und Co. nicht mit.

Der Aufwand bei Filmmusik ist enorm. Das sind voll Orchestrierte Musicals, die da laufen. In dem Kontext zu erwähnen Hans Zimmer:

Gladiator Soundtrack "Elysium", "Honor Him", "Now We Are Free"



egal, wie groß das Orchester auch sein soll, der holt es raus aus seinem digitalen Equipment. Da ist aber auch Zeug am spielen, da muss man Glück haben, wenn man das auf dem eigenen Sparcomputer laufen lassen kann. Sowas hier zum Beispiel:

http://www.soundsonline.com/CCC3-PRO

das kommt dann gleich auf externer Festplatte. Also aus sowas kommt dann das Gros der Filmorchester. Singen tun die natürlich selbst. Und die Leute, die da bei Gladiator singen sind mit Sicherheit Studio Musiker. Die haben selbstverständlich eine entsprechende Ausbildung und Erfahrung. Sonst kommen die erst gar nicht rein in so ein Studio zum aufnehmen.

Das kann man natürlich auch Live spielen. Hier zum Beispiel:

John Williams Conducts The Main Theme From Star Wars



In München gab es mal ein Star Wars Special, alle Filme mit Live Orchester dazu. Ein 12 Stunden Epos. Da wollte ich wirklich nicht Musiker sein bei sowas.

Auf jeden Fall eine abgefahrene Idee.

Gerade mal nachgesehen. Die haben dieses Jahr auch eine Produktion:

http://www.muenchenticket.de/guide/event/62kb/Der+Herr+der+Ringe.html

Der Original-Film mit Live-Orchester und Chören in der Philharmonie

Eignet sich natürlich auch für sowas.

Allerdings traue ich mir selbst noch nicht zu Klassik zu singen, auch wenn ichs irgendwann gerne mal versuchen würde.

Nur zu. Bandmaterial ist ja heutzutage genug da. Beziehungsweise Speicherplatz....... :)

Nelson Riddles Orchester

Ah, der klassische Bigband Sound. In youtube gibt es unterdessen wirklich alles:



der Sound ist eindeutig auch ein Klassiker. Die können sowas problemlos Live. Und das lässt sich live auch prima abmischen, wenn notwendig. Der Klangkörper stimmt. Das muss man nur noch ordentlich abnehmen.

Hier noch was abgefahrenes mit schönen Bläser Sätzen dabei:



hoher Skurilitätsfaktor aber prima gemacht. Und die können auch live:



ab 16:30 ca. Trotz Live in fetter Brass Sound........
 
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Hallo,

Bei Klassik wird doch nicht so nachbearbeitet und geschnitten, oder etwa doch?

...abgesehen davon, daß ein Einsatz von Melodyne oder sonstigen Hilfsmittelchen zur Intonation bei einer Komplettaufnahme von Orchester und Chor nicht möglich ist, könnte ich mir durchaus vorstellen, daß klassische Solisten durchaus sauber intonieren können bzw. hören, wenn sie dies nicht tun... ;)
"Amtliche" klassische Einspielungen haben zudem meist den Vorteil, akustisch entsprechend gute Räumlichkeiten nutzen zu können.
Schnittmöglichkeiten gibt es durch die gemeinsame Einspielung auch nicht sooo furchtbar viele, da muß man sich schon sehr gut in der Partitur auskennen - ich denke, daß sich Tonmeister und Dirigent hier schon sehr genau absprechen, was geht (auch vom künstlerischen Gesichtspunkt her...) und was nicht.

Zum filmmusikalischen Aspekt "Orchester spielt Filmmusik live zum Film": Im hiesigen Raum macht das Aachener Sinfonieorchester sowas öfters, meist mit Stummfilmen. Höhepunkt war bislang eine Langversion von Fritz Langs "Metropolis".

Viele Grüße
Klaus
 
...abgesehen davon, daß ein Einsatz von Melodyne oder sonstigen Hilfsmittelchen zur Intonation bei einer Komplettaufnahme von Orchester und Chor nicht möglich ist, könnte ich mir durchaus vorstellen, daß klassische Solisten durchaus sauber intonieren können bzw. hören, wenn sie dies nicht tun... ;)

Trifft das nicht eigentlich auf alle Live-Konzerte zu, egal ob Contemporary oder Klassik, daß man da einen schiefen Ton nicht schnell mal gerade rücken kann?

Ich hab mit der Intonation beim Singen für meinen jetzigen Stand (ca. 1 Jahr und ca. 0,5 Jahre mit Unterricht) eigentlich eine gute Intonation, allerdings macht meine Stimme nicht immer was ich von ihr erwarte und darum stimmen auch mal ab und zu Töne nicht, was ich aber meine eigentlich immer sofort zu merken, das hilft dann aber auch nichts mehr, besonders gemeint ist das bei hohen Tönen. ;)

Da bewundere ich dann schon immer die Profis, wie ton- und taktsicher die stundenlang singen können. Kann aber auch sein, daß die mal Fehler machen und ich sie nur nicht bemerkt habe, viel Hörerfahrung hab ich eh nicht.

Gruß
Tim
 
Vin einem bekannten deutschen Schlager, ich glaub der 90'er, weiß ich, dass der aus über 60 Gesangsspuren zusammengeschnippelt ist.

Banjo
 
Hallo,

Trifft das nicht eigentlich auf alle Live-Konzerte zu, egal ob Contemporary oder Klassik, daß man da einen schiefen Ton nicht schnell mal gerade rücken kann?

...ach, da gibt's so hübsche Hardwaregeräte und auch einiges an Software, was man live einsetzt, um die Solo-Vocals ein wenig zu begradigen... da hat man ja fast reine Spuren. Im Klassik-Bereich, wenn mikrofonlos oder mit Stützen für den Fernseh- oder Großbühnenton gesungen wird, ist es damit Essig.
Wobei ich damit keinesfalls behaupten möchte, allein Klassiker seien der sauberen Töne mächtig. Ich glaube allerdings nicht, daß z. B. eine Britney Spears eine geschlagene Stunde wild tanzend über die Bühne fegen kann und dabei immer noch jeden Ton trifft. Es gibt von vielen Stars und Sternchen übrigens durchaus Gerüchte, angebliche live-Konzerte seien vom Gesang her playback gewesen... was jetzt aber hier nichts zur Sache tun soll.
Auf der anderen Seite habe ich Mitte der 90er mal ein Marillion-Konzert im Kölner E-Werk erlebt, bei dem Steve Hogarth wie ein Irrwisch über die Bühne fegte und nach zwei Stunden zwar stimmlich müde, aber dennoch präzise war.

Viele Grüße
Klaus
 
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ich kann mich an einen Track der Spice Girls erinnern, bei dem der Sound derart heftig geschnitten war, dass sie das nicht mal mehr selbst lip-syncen konnten (wegen timestretch und auf den groove gesetzten Silben etc) :D

cheersa, Tom
 
Hier mal eine etwas andere Technik Sound zu formen:



so ab 8:30. Gute Idee. Probiere ich sicher mal aus.......
 
Gerade im Popbereich wird sehr viel an den Vocals bearbeitet, trotzdem gilt shit in shit out. Aus ner piepsigen Maus kriegt man auch mit der tollsten Software und auch im bestausgestattetsten Studio keine Christina Aguilera und keinen Pavarotti raus. Wenn einem der künstliche Klang nicht stört, kann man ansonsten ein Stilmittel draus machen. Ich denke da z.B. an Ke$ha. Mir scheint, als ob sie ihren "Gesang" nur reinlabern würde und dann songify-this mäßig autogetuned wird. Ansonsten kann man mit sehr guten Backgroundsängern ein Stimmchen fetter machen, z.B. Britney Spears oder Oonagh. Oder man gibt sich gar nicht erst die Mühe die Stimmbänder zu bewegen und spielt per Vocoder ein, hört man aber nur in der Elektroszene und ist so gewollt.
 
Bei Klassik wird doch nicht so nachbearbeitet und geschnitten, oder etwa doch?
Also meine Information von Kollegen ist, dass bei Klassikaufnahmen teilweise unfassbar viel geschnitten wird. Ich denke man darf hier den Perfektionsanspruch nicht unterschätzen. ;)

Wie wichtig ist die Raumakustik des Aufnahmeraumes?
Würde ich z.B. im normalen Wohnzimmer mit Parkett und Möbeln einen deutlichen Unterschied zwischen meinem Shure SM 58 und einem echten Recordingmikrofon der 200-250 Euro Klasse hören?
Auf jeden Fall wirst du da einen unterschied hören. Das SM58 ist ein dynamisches Mikrofon und für Studio-Gesangs-Aufnahmen verwendet man in der Regel Großmembran-Kondensatormikrofone. Es gibt natürlich ausnahmen.

Typische Studio-Mikrofone im professionellen bewegen sich aber im vierstelligen Preisbereich. Die restliche Technik (Preamp, Wandler, Analoge Kompressoren, EQs) ist natürlich bei industriellen Pop-Aufnahmen auch für uns alle unerschwinglich.

Akustik ist natürlich total wichtig. Deshalb baut man ja Studios. Aber die Akustik in einem durchschnitts Wohnzimmer ist nicht sooooo schlecht. Besser sicher als in einer amateurhaft zusammengezimmerten Gesangskabine. ;)

Auf die Wahl des richtigen Mikros sollte man großen Wert legen. Große Studios haben natürlich mehr Auswahl um das für den Sänger und Stil passende Mikro zu finden.

Nachbearbeitet wird logischerweise alles was geht, solange das Budget groß genug ist. Nun ist das aber nicht immer nur Schadensbegrenzung. Es gibt ja auch etliche Pop-Sängerinnen die eine unfassbare Stimmkontrolle haben und professionell arbeiten können. Pop-Gesang ist ein eigenes Fach. Man muss viele Klangfarben anbieten können, die keine Nachbearbeitung jemals erzeugen könnte.

Natürlich kann man mit moderner Software aber unfassbare Dinge anstellen, selbst bei polyphonen Aufnahmen. Eine Gitarrensaite verstimmt gewesen? Kein Problem für Melodyne ...

Es wird gemacht was geht.

Je mehr aber "gerettet" werden muss, desto weniger gut ist das Ergebnis. Das hört man aber leider viel zu oft.
 
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dass bei Klassikaufnahmen teilweise unfassbar viel geschnitten wird.
Wir haben früher, um Geld zu sparen, viele gebrauchte Studiobänder von VEB Schallplatte gekauft, auf dem einen waren die Aufnahmen eines relativ kurzen, dreistrophigen Kinderliedes drauf, volle 44 Minuten in Stereo, und ich weiß nicht, ob es das einzige Band zu diesem Lied war :)
 
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