Gesangsliteratur / CD / DVD

  • Ersteller Elisa Day
  • Erstellt am
Status
FĂŒr weitere Antworten geschlossen.
Autor: Robert J. Lunte
Titel: Die vier SĂ€ulen des Gesangs (Orig. "The four Pillars of Singing")
ISBN 978-3-939-140-09-2

Beinhaltet:

  • Das Buch “Die vier SĂ€ulen des Gesangs” – Deutsche Übersetzung
  • Übungs-CD mit 11 fundamentalen Gesangs-Workouts.
  • 22 DVD-Kapitel.Robert Lunte & Top TVS Studenten fĂŒhren vor)

-------------------------------------------------------------------------------------

Wie ich schon in ein paar Threads geschrieben habe, arbeite ich seit einiger Zeit mit dem TVS-System von Rob Lunte. Da ich Ă€hnliche Threads schon ĂŒber andere Systeme (Singing Success, CVT) gesehen habe, wollte ich mal einen kleinen Erfahrungsbericht schreiben, falls jemanden interessiert, worum es in dem Programm genau geht.

Generelles
TVS richtet sich nach Aussage von Lunte selbst primĂ€r an fortgeschrittene SĂ€nger und ist auf den Bereich des Contemporary-Gesangs ausgelegt. Die 4 "SĂ€ulen" des Gesangs sind Lunte nach: Atmung, Phonation, Resonanz und Visualisierung (am gĂŒnstigsten mit "Vorstellungskraft" ĂŒbersetzt). KernstĂŒck des Programms ist natĂŒrlich das dazugehörige Buch und etwa 30 Video-Lektionen, in denen Lunte seine Formalismen erlĂ€utert und Übungen demonstriert.

Formalismus ist dabei das Stichwort, denn insgesamt ist das Programm recht formal gehalten und orientiert sich grob am Estill-Paradigma. Generell gibt es bei Lunte 4 sogenannte Vocal Modes, die zum Singen tauglich sind, nĂ€mlich "Opera" (klassischer Gesang), "Twang" (bei Lunte im Prinzip = Contemporary-Gesang), "Belt" (sehr stark angelehnt an natĂŒrliches Rufen) und "Distortion" (angezerrter Gesang basierend auf entweder Belt oder Twang).

Gesangliche Konzepte werden bei Lunte grob angelehnt an die zugrunde liegenden physiologischen VorgÀnge relativ fein aufgedröselt. So gibt es bspw. das Konzept des "intrinsic anchoring", welches sich wiederum aufdröselt in die drei EinzelvorgÀnge "Zungenkontrolle", "Kehlkopfkontrolle" und "Twang".

Im Folgenden ein paar SchlĂŒsselkonzepte des Programms.

Twang
Twang beschreibt bei Lunte einen Vorgang der durch Konstriktion der AES-Falte ausgelöst wird und insbesondere eine Adduktion der Stimmlippen (bei Lunte "Twang compression") und die Erzeugung des SĂ€ngerformanten bewirkt. Twang ist in diesem Konzept DAS Grundelement des Gesangs und findet sich in nahezu jeder Übung wieder, die Lunte benutzt. (Zitat Lunte: "Singing lives in a world of twang"). Dabei ist die Nutzung des Begriffs allerdings etwas verwirrend, da Twang neben einer physiologisch komplexen Aktion eben auch einen sogenannten "vocal mode", also eine komplette Gesangseinstellung beschreibt, zu der u.a. auch das Abschlanken (tilt) gehört.

RegisterĂŒbergang
Bei Lunte gibt es nur zwei Register: Bruststimme und Kopfstimme. Diese entsprechen 1:1 den physiologischen Schwingungsmodi der Vollstimme und der Randstimme. Die ÜberbrĂŒckung der Register wird bei Lunte v.a. dadurch geĂŒbt, dass die Kopfstimme zunĂ€chst im einfacheren vocal mode "Falsett" gesungen wird. Durch den Einsatz von Twang und Optimierung der ResonanzrĂ€ume wird dann nach und nach trainiert vom vocal mode "Falsett" in den vocal mode "Twang" ĂŒberzugehen.

AnsÀtze
Eine besondere Wichtigkeit im Konzept haben die AnsĂ€tze, also wie genau man den Gesangsvorgang beginnt. Dabei wird großer Wert darauf gelegt, dass geĂŒbt wird bereits vor Beginn der eigentlichen Phonation den Kehlkopf in eine möglichst optimale Einstellung zu bringen. Nahezu alle Übungen werden bei Lunte mit einem Ansatz auf einem gesummten "M" gemacht und dann in der Regel auf ein twangiges "iĂ€" oder "Ă€" geöffnet. Es gibt fĂŒr verschiedene Zwecke aber leicht abgewandelte AnsĂ€tze, z.B. wird fĂŒr das Singen mit geringer Masse (softe Balladen etc.) statt einem gesummten "M" ein "M" im Vocal Fry-Modus gewĂ€hlt.

Resonanz
Anders als bei anderen Contemporary-Gesangslern-AnsĂ€tzen (wie z.B. SingingSuccess) wird bei TVS ein recht großer Wert auf Resonanz gelegt, welche Ă€hnlich wie im klassischen Gesang vor allem durch eine VergrĂ¶ĂŸerung der Pharynx ("hintere Weite") verbessert wird. Dies geschieht primĂ€r durch Absenkung des Kehlkopfes, Zungenposition vorne und Heben des Gaumensegels.

StĂŒtze
Die StĂŒtze wird bei Lunte im wesentlichen durch zwei Konzepte definiert, welche die StabilitĂ€t des Gesangs erzeugen, das "intrinsic anchoring" und das "extrinsic anchoring". Der wichtigere Teil dabei ist das "intrinsic anchoring", welches v.a. durch Muskeln im Bereich des Kehlkopfes erzeugt wird. Demnach wird der Gesang v.a. stabilisiert durch ein SpannungsverhĂ€ltnis, das entsteht, wenn die drei Aktionen "Twang", "Senken des Kehlkopfes" und "Zungenposition vorne" kombiniert werden. Eine Aktivierung der Rumpfmuskulatur, welche die Atemluftzufuhr reguliert, geschieht dabei v.a. passiv.

Das "extrinsic anchoring" ist sozusagen eine sekundĂ€re VerstĂ€rkung der StĂŒtze, die dadurch erreicht wird, dass eine Körperhaltung eingenommen wird, welche die StĂŒtzarbeit der Rumpfmuskulatur erleichtert. Diese ist laut Lunte aber lediglich auf sehr intensiven Tönen notwendig.

Atmung
Die Atmung wird bei Lunte nur in sehr geringem Ausmaß behandelt (obwohl sie einer der 4 SĂ€ulen ist). Die Lektion zur Atmung beschrĂ€nkt sich prinzipiell auf den Grundsatz, dass Tiefenatmung verwendet werden soll und ein paar Übungen wie Tiefenatmung gemacht wird.

Stimmfunktionsparadigma
Was ja schön öfter in einigen Threads aufgetaucht ist, ist das Paradigma, nach dem Lunte empfiehlt die Kopfstimme bzw. Bruststimme zu nutzen. Dabei teilt er die Range des SĂ€ngers gewissermaßen in 4 Bereiche, in denen unterschiedliche Techniken zum Einsatz kommen. Er gibt dabei auch ungefĂ€hre Noten an, wie diese Bereiche bei MĂ€nnern bzw. Frauen liegen (diese können sich natĂŒrlich individuell etwas verschieben):

1. reine Bruststimme (bei MĂ€nnern phonisch null bis h, bei Frauen phonisch null bis f')
In diesem Bereich wird unspektakulÀr im Prinzip in einem brustdominanten Mix bzw. im vocal mode twang gesungen, d.h. höhere Töne werden durch Twang und Abschlanken (Tilt) erreicht wÀhrend der Atemdruck möglichst konstant bleibt.

2. Belting Range (bei MĂ€nnern c' und d', bei Frauen g' und a')
Dieser Bereich ist der einzige, in dem im System von Lunte gebeltet wird. Im Prinzip wird die Bruststimme noch in die untersten beiden Töne der kopfresonanten Stimme hochgezogen. Lunte bezeichnet in diesem Zusammenhang das Belting als "notwendiges Übel". Vereinfacht könnte man sagen, dass bei Lunte die Kopfstimme generell auf einem leicht höheren Atemniveau gesungen wird, welches durch Belting beim Eintritt in die Kopfstimme erzeugt wird. Danach wird der Atemdruck aber bis in die höchsten Höhen nicht weiter erhöht.

3. Covered Range (bei MĂ€nnern e' bis a', bei Frauen h' bis e'')
In diesem Bereich liegen laut Lunte die "money notes" also die eindrucksvollsten, aber auch die am schwierigsten zu singenden Noten. Diese werden bei Lunte bereits in der Randstimme gesungen, d.h. ab hier wird nicht mehr Atemdruck, sondern wieder Tilt und Twang zum erreichen höherer Töne genutzt. Die Besonderheit dieses Abschnittes ist es zudem, dass Àhnlich wie in der Klassik "gedeckt" gesungen wird, d.h. es wird besonders stark abgedunkelt. Durch die Kombination Randstimme + Twang + Abdunkeln wird ein Klangeindruck erzielt, bei dem es akustisch kaum möglich ist zu unterscheiden, ob es sich um Vollstimme oder Randstimme handelt, es wird sozusagen ein brustiger Belt "simuliert".

4. Offene Kopfstimme (bei MĂ€nnern h' bis e'', bei Frauen f'' bis h'')
In diesem Bereich ist es nicht mehr möglich das starke Abdunkeln (covern) aufrecht zu erhalten, da der Twang hier zu stark wird. Der Schwingungsmodus der Randstimme wird hier akustisch erkennbar.

Ab etwa f'' bei MÀnnern und c''' bei Frauen beginnt nach Lunte der Bereich der Pfeifstimme, die bei ihm keine gesangliche Bedeutung hat. Durch verwenden eines höheren Atemdrucks ist es in jedem dieser "technischen Bereiche" der Range möglich den jeweiligen Bereich noch etwas auszudehnen. Ob und wie weit das geht, ist aber letztlich vom Stimmfach abhÀngig.

Distortion
Bei Lunte werden zwei Arten der Verzerrung vorgestellt. Zum einen die "overlay distortion", welche im wesentlichen dem fry screaming entspricht. Zum anderen stellt er die "extreme scream distortion" vor, welche eine sehr starke Verzerrung erzeugt, die durch eine Einatemaktion ausgelöst wird (dafĂŒr gibts auch einen allgemeiner bekannten Begriff, der mir gerade nicht einfĂ€llt, irgendwas mit "inhale").

Gesamteindruck
Mit persönlich gefĂ€llt das Konzept sehr gut. Die ErklĂ€rungen sind sehr detailliert und formal stimmig. Mit den Übungen komme ich sehr gut klar. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass das stark formalisierte Vorgehen von Lunte nicht jedermanns Sache ist. Zudem ist es quasi absolute Grundvoraussetzung, dass man in der Lage ist den Mechanismus des Twang ĂŒber charakteristische Laute (z.B. EntenquĂ€ken) erfĂŒhlen und erlernen zu können.

Das vorgestellte Paradigma zu den Registern ergibt eine sehr ausgeglichene und gut ĂŒbergleitende Range von der Bruststimme in die Kopfstimme. Der frĂŒhe Übergang in die Randstimme ist aber eventuell nicht jedermanns Sache. Ein sauberer Übergang in die Randstimme ist allerdings nur schwer möglich, wenn die Vollstimme durch Belting noch weiter in die Höhe gezogen wird.

Klanglich gesehen gibt es bei Lunte an vielen Stellen eine gewisse Orientierung am klassischen Gesang (er selbst wurde auch ursprĂŒnglich klassisch ausgebildet). Das findet sich an deutlich mehr Stellen wieder als bspw. beim SingingSuccess-Programm. WĂ€hrend dort z.B. eine neutrale Kehlkopfstellung als Grundstellung angenommen wird, wird bei Lunte standardmĂ€ĂŸig mit einer tieferen Kehlkopfstellung gesungen, zudem mit mehr Tilt. Auch das Konzept der "vorderen Weite" (offenes Gesicht) wird bei Lunte verwendet. Durch Verwendung eines noch etwas tiefer stehenden Kehlkopfes und (bei den MĂ€nnern) ein leichtes Ausdehnen der Belting Range durch Atemdruck wĂŒrde man im Prinzip typischen klassischen Gesang erhalten.

Das Klangbild von Luntes eigenem Gesang, das sicherlich prototypisch fĂŒr die von ihm vermittelte Technik steht, könnte man etwa als "epic rock" bezeichnen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Beitrag kopiert aus: https://www.musiker-board.de/contem...complete-vocal-trauma-terror-technique-3.html


Hey

habe mir das Buch zu Weihnachten schenken lassen, weil ich neugierig war :)

ZunĂ€chst einmal bin ich positiv ĂŒberrascht vor allem vom ersten Teil, in dem es um StĂŒtze ("Support") und die "Grundprinzipien" des Singens geht. Das passt fĂŒr mich alles sehr gut, wenn man mal die etwas eigenwillige Terminologie ĂŒbersetzt hat ;-)

Der Begriff "Support" gefĂ€llt mir dabei noch am Besten und auch der deutliche Hinweis darauf, daß Singen Energie und auch Kraft erfordern kann und es eben nicht nur um "Entspannung" geht. Das Buch beschreibt auch den ökonomischen und songdienlichen Umgang mit der Support-Energie fĂŒr meine Begriffe sehr gut.

Die "Modes", Klangfarben und Effekte kommen daher wie ein riesiger Baukasten. Wobei ich auch hier die spezielle Terminologie fĂŒr mich erst einmal ĂŒbersetzen musste.
Ich komme zu dem Schluss (auch nach anhören der Hörbeispiele):

Neutral = (Halb)klassischer Ansatz in allen möglichen Variationen von hauchig bis komprimiert bis "klassisch" (Pseudo-Klassisch??)
Curbing = Leicht jammeriger Sound mit "Hold" (zurĂŒckgehaltener Sound, keine ausklingenden Töne mit Vibrato)
Overdrive = Belting
Edge = Twang

Der Begriff "Twang", wie er im Buch verwendet wird bedeutet soviel wie "Fokus" und/oder "Vordersitz.
Die Grundprinzipien sind also:

1. Atemverbindung ("Support")
2. Fokus/Vordersitz (das heisst im Buch "notwendiger Twang")
3. Lockerer Unterkiefer mit Öffnung nach unten/hinten, Verspannungen vermeiden

So weit so gut.

Im Buch verstreut sind viele "Fallbeispiele", in denen es ganz oft darum geht, wie einem SĂ€nger oder einer SĂ€ngerin bei einem speziellen Problem geholfen wurde. Dabei denke ich ganz oft: Ja, klar: Atemverbundung optimieren, Verspannungen lösen und dann einen Mode zentrieren. Da kĂ€me jeder gute Gesangslehrer auch ohne CVT drauf ;-) Es geht auch viel um den nötigen Vokalausgleich in jedem "Mode", daß man also z.B. nicht auf einem reinen i oder u-Vokal belten kann, Edge auf Ă€ geĂŒbt wird und sich alle Vokale dann im Song nach Ă€ ausrichten usw. Auch ein absolut alltĂ€gliches Thema fĂŒr jede Gesangslehrerin.
Einem OpernsĂ€nger in den Höhen "Edge", also einen stark twangigen Ansatz beizubringen und diesen dann "etwas abzudunkeln" mag ja eine Akutlösung sein, aber meinem ehemaligen Klassiklehrer wĂŒrden die Haare zu Berge stehen - und dauerhaft klingt das fĂŒr mich weder nach echter klassischer Technik noch sinnvoll im Sinne der Stimmhygiene. Klar ist allerdings, daß es dem SĂ€nger mit dieser Lösung erst einmal viel leichter fĂ€llt, die Höhen zu erreichen. "Edge" bzw. ein sehr starker Twang verkleinert das Instrument so enorm, daß man damit typischerweise sehr leicht in die Höhen kommt.

AuffĂ€llig ist auch, daß es in den Beispielen immer um fertige SĂ€ngerinnen und SĂ€nger geht, ambitionierte Semiprofis oder sogar BĂŒhnensĂ€ngerInnen, die voll im Beruf stehen.
Es geht NICHT um GesangsanfĂ€ngerInnen und genau da liegt fĂŒr mich der blinde Fleck dieser Methode bzw. des Buches:

Es beinhaltet KEINE grundlegende Stimmbildung. "Register" z.B. kommen gar nicht vor, bzw. werden sogar als falsche Terminologie beschrieben. FĂŒr Sadolin gibt es nur die Modes, keine Register oder RegisterĂŒbergĂ€nge.
Ein AnfĂ€nger/AnfĂ€ngerin erhĂ€lt also durch reines CVT keine Stimmbildung im "funktionalen" Sinne, daß also an Brust-, und Kopfregister oder an einer Mixed Voice (unabhĂ€ngig von den stilistischen Modes) gearbeitet wĂŒrde. Diese Aspekte kommen schlicht gar nicht vor.

Ich habe das Buch noch nicht ganz durch, habe aber alles schon mal ĂŒberflogen und mir einen Überblick verschafft. FĂŒr mich ist es ein tolles Buch fĂŒr GesangslehrerInnen, weil es viele Ideen enthĂ€lt und neue Inspiration durch eine neue Terminologie und spezielle Herangehensweisen. (Auch wenn zumindest ich all das bisher auch schon
unterrichtet habe ohne von CVT irgendwas gewusst zu haben).

Es ist fĂŒr mich KEIN Buch, das es AnfĂ€ngern erlauben wĂŒrde sich den richtigen Gesangsunterricht zu ersparen. Allenfalls eignet es sich fĂŒr AutodidaktInnen, die bereits SĂ€nger und SĂ€ngerinnen SIND als Baukasten und Inpirationsquelle. Das betrifft aber eigentlich alle GesangsbĂŒcher und ist fĂŒr mich daher nicht bloss diesem Buch oder dieser Methode anzulasten.

Ich werde jetzt mal bisschen mit den "Effekten" und Stilmitteln herumexperimentieren, um zu schauen, in wieweit sich das fĂŒr den Unterricht nutzbar machen lĂ€sst. Vor allem interessiert mich die Ornamentierungstechnik, die das Buch anbietet. Also wie man schnelle Verzierungen auf so einer Art Ziegenmeckervibrato singen kann/soll.... Das ist mir so noch nie untergekommen.....
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Was macht ein 115 Jahre alter Schinken - ein Buch noch dazu - unter den Rezensionen des Musiker Boards?

Das vorliegende Buch ist als einer von drei Teilen eines Lehrwerks „Deutscher Gesangsunterricht“ um 1900 erschienen. Obwohl sich Sprachempfinden, Duktus und Konnotationen im Laufe der Generationen nicht unerheblich verĂ€ndert haben, ist „Der Kleine Hey“ bis heute das Standardwerk fĂŒr den Sprechunterricht fĂŒr SĂ€nger und Schauspieler. Ich selber bin ĂŒber meine Stimmtherapie an den Hey geraten. Als mein Therapeut feststellte, dass ich kein sauberes „i“ formen konnte, ließ er mich neben meinen Exerzitien zur Atemtechnik die Artikulationen der Vokale und Konsonanten ĂŒben. Ich lernte, dass es fĂŒr jeden Laut bestimmte Einstellungen und ÜbergĂ€nge bzw. AnschlĂŒsse gibt. Und ich lernte, dass meine eingeengte Atmung auch von einer falschen, nachlĂ€ssigen Sprechweise herrĂŒhrte. Die Übungen, die ich nun lernte, waren zu einem guten Teil diesem Buch entlehnt, das ich mir daraufhin zu Weihnachten gewĂŒnscht und bekommen habe.

Julius Hey, so kann man z.B. bei Wikipedia nachlesen, war ein deutscher Gesangslehrer und MusikpĂ€dagoge, und er hat das um die Jahrhundertwende erschienene oben erwĂ€hnte Werk verfasst. Das ist als Information ein bisschen dĂŒnn, und so habe ich einmal etwas weiter nach dem Mann geforscht, der es geschafft hat, ein offenbar zeitloses Lehrwerk zu verfassen. Hey diente als Musiklehrer im Hause Herzog Maximilians, er war Gesangslehrer an der Königlichen Musikschule in MĂŒnchen. Er schrieb 16 Opern, von denen jedoch nur eine, „Kinderlieder“ seinerzeit einen nennenswerten Bekanntheitsgrad erlangte. Gemeinsam mit seinem Lehrer Friedrich Schmitt begrĂŒndete er eine auf der Sprache basierende Gesangslehre, die sich ganz der Artikulation und Atemtechnik widmet. Diese Lehre hat neben dem Solfeggio bis heute im deutschen Sprachraum ĂŒberdauert.

„Wie bitte? - Was singt der da? Oma fiel ins Klo??"


Solche oder Àhnliche Fragen drÀngen sich nicht nur in der Musik auf. Auch GesprÀchen kann man manchmal schon deshalb nicht folgen, weil der jeweilige Sprecher nuschelt, viel zu schnell spricht, nachlÀssig artikuliert oder mundartlich derart geprÀgt ist, dass es einem wie eine Fremdsprache vorkommt. Im Konferenzraum, am Telefon, in der Bar - schlechtes Sprechen strengt beim Zuhören an, nervt und stört die Kommunikation.

Was aber hat das nun mit Musik zu tun?

Sehr viel, vor allem natĂŒrlich fĂŒr das Gesangsfach ist eine gute Aussprache enorm wichtig. Und zwar nicht nur, um nicht als Knödelbarde zwar viel sagen zu wollen, aber nicht verstanden zu werden. Es gibt einen Zusammenhang zwischen gutem Sprechen und guter Atemtechnik. Letztere ist fĂŒr eine nachhaltige Stimmgesundheit unerlĂ€sslich, und so schließt sich der Kreis: Wer Singen will, muss sprechen können. Intonation bekommt einen Partner, die Artikulation.

Womit wir nun beim Buch wÀren


Hey beginnt sein Buch mit der StimmprĂŒfung, der Anamnese, wie man therapeutisch vorgebildet heute sagen wĂŒrde. In einem Frage-und-Antwort-Spiel zeigt er typische Fehler und die passenden Therapiewege auf. Vom „schwachen und wenig tragfĂ€higen Organ“ ĂŒber die „mundartliche Verbindung“ bis zur gesamtkörperlichen und geistigen Verfassung des SchĂŒlers spannt Hey seinen Bogen. Wohlgemerkt: um 1900 geschah dies. Zu einer Zeit also, als Begriffe wie LogopĂ€die, Physiotherapie oder gar Psychotherapie noch lange nicht den breiten Stellenwert hatten wie heute.

Es folgt des Pudels Kern, die Lautlehre.

„(
) Immer mehr kam ich zu der Überzeugung, daß eine strenge Anleitung zum kunstgerechten Sprechen sehr bald auch eine bemerkenswerte Besserung des Stimmorgans im ganzen zur Folge hatte. (
)"

Nach einer sehr gut geschriebenen Einleitung geht es mit den Vokalen ans Eingemachte und damit auch an die Übungen, ĂŒber die ich an dieses Buch gekommen bin. FĂŒr jeden Vokal hat Hey Gedichte verfasst, die auf eben diesem Vokal basieren. Das ist fast schon dadaistisch, erinnert z.B. an „Ottos Mops“ und macht viel Spaß. Das ist nicht unwichtig, denn man beginnt die LautĂŒbungen zunĂ€chst recht monoton. Es geht nicht um eine darstellende Sprechweise sondern nur um die Lautformung. Hat man die einmal drauf, kann man mit den Gedichten spielen: als Liturgiegesang, mit opernhafter dunkler Schwere oder auch mal mit aller verfĂŒgbaren, vielleicht grotesken Theatralik.

„Welch schlecht berechtigtes VermĂ€chtnis
ErwÀchst dem schwÀchlichen GedÀchtnis!"

heißt es als Übung I fĂŒr A und E (Ä) mit dem Anschluss des CH.

Und in diesem Stil geht es weiter zu den Konsonanten, die noch als Verschluss- und Reibelaute unterschiedlich behandelt und beschrieben werden. Schließlich gelangt man bei B und P an und fĂŒhrt das Gelernte in so schönen Versen wie diesem hier zusammen:

„Bald bebt im Purpur die blonde Braut,
Bunt blĂŒhen BlaublĂŒmelein am Boden;

"

Herrlicher Blödsinn, den dramatisch zu deklamieren schon manches SchĂŒlers Auge glitzern ließ. So schwurbelten mein Therapeut und ich lachend, als wir gemeinsam ein paar Hey’sche Kleinode als Übung auserkoren hatten.

Es folgt ein Abschnitt ĂŒber Rhythmus und Dynamik der Sprache, in dem der Autor auf eine harmonische Bindung der Wörter zu SĂ€tzen und eine rhythmische Gestaltung derselben eingeht. Er zeigt, dass die klassischen lateinischen Versmaße nicht natĂŒrlicherweise zur deutschen Sprachmelodie passen. Er erlĂ€utert, wie Satzbau und Rhythmus bzw. Metrik zusammenpassen und arbeitet ganz nebenbei heraus, dass unterschiedliche Sprachen hier durchaus ihre Eigenarten haben.

Ziemlich viel Stoff fĂŒr 104 Seiten! Auch das ist eine herausragende QualitĂ€t des Kleinen Hey: Die Methode steht im Vordergrund, Geschwafel hat der Autor sich gespart. DafĂŒr kommen wertvolle Hilfen und gut erklĂ€rte Grundlagen hinzu, was es dem SchĂŒler einfacher macht, die Übungen zu verstehen.

Es gibt auch andere Worte und SĂ€tze, die man gut zur Übung heranziehen kann. Nur zu! Heys Absicht war es sicherlich nicht, seine Lyrik fĂŒr alle Zeit in Fels gemeißelt zu sehen. System verstehen und anwenden - das ist das Ziel. Und ein erreichbares, wenn man sich an die grundlegenden Methoden hĂ€lt, was bis heute Stimmtherapeuten und Schauspiellehrer tun.

Nun bin ich ja durch meine Stimmtherapie etwas vorbelastet und stand dem Kleinen Hey von vornherein sehr wohlgesonnen gegenĂŒber. Dennoch wĂŒrde ich auch nach eingehender LektĂŒre sagen, dass es interessant und aufschlussreich ist, das Buch zu lesen. Und Spaß macht es auch noch.

Das Buch lĂ€sst durch seinen systematischen Aufbau sogar das Selbststudium zu. Zumindest so weit, wie die Aussprache kontrolliert und korrigiert werden kann, was ohne einen kundigen Lehrer allerdings schwierig ist. Wer hört denn schon selber, ob es aus ihm nun eher „i“ oder „e“ tönt? Nach meinen Erfahrungen ist das nahezu unmöglich. Zumindest zu Beginn der Übungen braucht man hierzu die Hilfe anderer. Ist eine Übung verinnerlicht, genĂŒgt es, von Zeit zu Zeit eine Kontrolle durchzufĂŒhren, um sich nichts falsches anzugewöhnen. Interessanter Weise kann man die richtigen Lautformung relativ leicht erspĂŒren, wenn man es sich einmal richtig eingeprĂ€gt hat.

Und was bringt das nun?


Der Einfluss auf die gesanglichen Möglichkeiten ist enorm. Ohne die Stimm- und Sprechbildung wĂŒrde ich nicht ansatzweise verstehen, was mir ein GL sagen will, wenn es um irgendwelche „UÄÄHs“ und „WIWIWIWIWIIs“ geht. Es bliebe ein Rest von „Wozu soll der Quatsch gut sein!?“, weil sich ja nicht direkt erschließt, wie man mittels Artikulation die Intonation beeinflusst. So aber braucht es oft nur ein Stichwort, und ich verstehe, wohin die Reise geht. Denn Artikulation kann man fĂŒhlen. Leichter als Intonation.

Zudem gehen Artikulation und Atemtechnik Hand in Hand. Je besser ich also meine Laute formen kann, desto leichter fallen Atmung und StĂŒtze und desto schonender kann selbst in extremen Grenzbereichen noch klar und krĂ€ftig gesungen werden.

Die Erfahrung aus der Stimmlehre und die LektĂŒre dieses hervorragenden kleinen Buches haben mir die TĂŒr weit aufgestoßen, meine Stimme ganz anders einsetzen zu können als frĂŒher. Und die Grenzen sind immer noch nicht ausgelotet. Die FĂ€higkeit, die Lautbildung ĂŒber die Artikulation zu erschließen hat mir Werkzeuge an die Hand gegeben, mit denen ich unter Anleitung die Stimme noch ausbauen kann. Schon das Spiel mit I und E fĂŒhrt zu Klangnuancen, von denen man nichts ahnt, wenn man sich der Artikulation nicht bewusst ist.

Jedem, der in irgendeiner Weise beruflich oder als Hobby vor anderen spricht oder singt, sei dieses kleine Werk ans Herz gelegt.


_______________________________________________

Der Kleine Hey
Die Kunst des Sprechens

Nach dem Urtext von Julius Hey
Neu bearbeitet und ergÀnzt von Fritz Reusch
SCHOTT Studienbuch Musik
(c) 1997 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz
(c) 1956 und 1971 (revidierte Neuauflage)
Taschenbuch, 104 Seiten
ISBN 978-3795787028

€ 9,99

 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Ich kenne noch die "Urversion" aus meiner Zeit bei einer KleinkunstbĂŒhne.

"Barbara saß nah am Abhang" und "Die indisch-chinesische Grenze" ...

Vllt. sollte ich mir mal die Neuauflage zulegen :)
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Beitrag kopiert aus Diskussion: https://www.musiker-board.de/threads/review-how-to-sing-better-ken-tamplin.598638/

Okay, dann denke ich, werde ich nun auch endlich einmal das versprochene (vollstĂ€ndige) Review posten (+ DAS GEWÜNSCHTE VORHER/NACHER SOUNDBEISPIEL ;) ).
Ich hoffe, es diesmal so objektiv und umfassend wie möglich zu machen, um hoffentlich alle noch offenen Fragen zu klÀren. :)

Inhalt:
-Vorgeschichte
-Kaufabwicklung
-Inhalt
-Volume 1
-Volume 2
-Volume 3
-Persönliche Erfahrungen und Meinung

Vorgeschichte:
Vor etwa einem Jahr habe ich den How To Sing Better (Than Anyone Else) Kurs von Ken Tamplin gekauft (aufdringlicher Name - ist halt Amerika :D ) erhÀltlich unter folgender Adresse: http://kentamplinvocalacademy.com/

Ich habe davor schon lĂ€nger Videos von Herrn Tamplin auf Youtube gesehen, wo er andere Artisten imitiert und mir ist dort bereits seine riesige Range, sowie Power und Leichtigkeit aufgefallen, mit der er singt. Es gibt praktisch nichts, was er nicht singen kann. Allerdings war ich skeptisch wegen seinem Kurs, vor allem auch wegen dem Namen und weil es ĂŒberall bei seinen Videos und auf der Webseite so angepriesen wird, als seie es das "one and only" Gesangstrainingsprogramm. Allerdings hat er ein paar wirklich ĂŒberzeugende Referenzen, allerdings kann auch hier immer getrickst werden. Da ich aber bereits einige andere Trainigskurse gekauft hatte liess ich es eher langsam angehen, da ich nicht schon wieder Geld zum Fenster rausschmeissen wollte (*hust* Singing Success *hust* -> nicht geeignet fĂŒr Rockgesang!). Schlussendlich entschied ich mich dann aber doch dafĂŒr, den Kurs einmal auszutesten.

Kaufabwicklung
Ich kaufte damals das Pro Bundle, wo alle Volumes (1-3) + einige extra Lektionen enthalten waren. Damals kostete es noch 300 Dollar, mittlerweile is
es bei 250 Dollar. Allerdings, was etwas komisch ist, das ganze Jahr durch ist immer irgend ein "Sale" angepriesen, so dass die angegebenen "richtigen" Preise gar nie zum Zug kommen. Clevere Strategie.

Der Kauf geht schnell und einfach vonstatten, wie man es gerne hÀtte, ausserdem ist der Kundendienst sehr schnell und hilfsbereit. Ich hatte ein Problem mit der Identifikation, da ich mich mit einer anderen Email beim Forum angemeldet hatte, als ich bezahlt hatte, aber dieses Problem liess sich rasch lösen mithilfe des Kundendienstes. Der Download kann ziemlich lange dauern, die Dateien sind zusammen ca. 14GB gross.

Er bietet ausserdem Skype-Stunden an, welche aber sehr teuer sind (200 Dollar fĂŒr eine halbe Stunde, 360 Dollar fĂŒr 1h...)

Inhalt
Kommen wir zum Inhalt. Der Kurs ist in 3 "Volumes" eingeteilt. Volume 1 fĂŒr die Grundlagen, Vol. 2 um Kraft um Ausdauer aufzubauen und Vol. 3 um weiter aufzubauen, zusĂ€tzlich werden fortgeschrittene Techniken erklĂ€rt, wie etwa Distortion. ZusĂ€tzlich sind im Pro Bundle weitere "Pro-Packs" enthalten, 4 an der Zahl. Diese beinhalten: Training der Kopfstimme, "Wie kann ich wie ... singen?", Licks und Tricks und Webcam Sessions mit seinen Studenten. Jedes Volume besitzt einen Video sowie einen Audio Teil + eine PDF Beschreibung. In den Videos werden die einzelnen Übungen + allgemeine Gesangstechniken erklĂ€rt und im Audio Teil können diese dann angewendet werden. Man hat jeweils ein Klavier im Hintergrund, zu dem man die Übungen machen kann. Es gibt immer eine Version fĂŒr MĂ€nner und eine fĂŒr Frauen, ausserdem gibt es eine Version, bei der er seine ErklĂ€rungen dazu gibt und eine, bei der nur Klavier lĂ€uft. Letztere eignet sich super zum ĂŒben nach einigen Wochen, wenn man die Technik drauf hat.

Tamplin sagt ausdrĂŒcklich, dass auch erfahrene SĂ€nger zunĂ€chst bei Volume 1 beginnen sollen, um falsch antrainierte Gewohnheiten loszuwerden.

Volume 1
Hier erklĂ€rt Tamplin zunĂ€chst einmal die Grundlagen. Er erklĂ€rt allgemeine Haltung, Atmung/StĂŒtze, zeigt eine Nahaufnahme seines Mundes, damit man sieht, wie man Zunge/Gaumen etc. formen muss und erklĂ€rt die VerĂ€nderung der Vokalen in der Höhe. Er legt grossen Wert auf die Vokale, StĂŒtze und die richtige Haltung (gesamthaft, nicht nur im Mund). Er sagt, dass alle Vokale von einem einzigen Vokal kommen, dem "Ah". Deshalb trainiert man zunĂ€chst vor allem a und Ă€, da diese beiden sehr Ă€hnlich sind.

Die Übungen sind ausnahmslos Skalen, welche auf den Vokalen A, Ä und I gesungen werden sollen, ausserdem gibt es Liprolls und eine "Tongue-Exercise" (Zunge rausstrecken und Summen) zum EinwĂ€rmen.

Tamplins Philosophie ist es, dass zunÀchst eine starke Bruststimme trainiert werden muss und erst anschliessend die Kopfstimme, da ansonsten die Bruststimme verloren geht. Er bringt die Referenz mit dem Bein: ZunÀchst muss ein starker Oberschenkel da sein, danach die Verbindung zum Unterschenkel (Knie - Bruch zur Kopfstimme) und erst zum Schluss muss der Unterschenkel (Kopfstimme) trainiert werden. Allerdings wird schon von Anfang an an der Verbindung von Brust zu Kopfstimme gearbeitet, alledings soll man seine Bruststimme stretchen (mit korrekter Technik), so dass man immer höhere Töne erreicht und sobald man dort ein gewisses Limit erreicht hat, auf die Kopfstimme setzen.

Es werden auch Übungen fĂŒr Vibrato gezeigt.

Volume 2
Volume 2 ist im Prinzip "nur" ein lÀngereres Volume 1, es zeigt nicht wirklich viele neue Dinge, ist aber um einiges intensiver. Ziel ist es, die Stimme weiter zu trainieren und die Techniken weiter zu vertiefen.

Volume 3
Hier werden weitere fortgeschrittenere Techniken erklĂ€rt, so zum Beispiel "Glottal Compression", also das ZurĂŒckhalten der Luft, damit die StimmbĂ€nder weniger schnell ermĂŒden. Ausserdem wird Distortion erklĂ€rt, welche auf der Glottal Compression aufbaut. Das Workout zu Vol. 3 ist wirklich ziemlich heftig und geht ziemlich hoch. Man kann dieses Workout ein Leben lang machen, Tamplin behauptet, es seie immer noch genau das Training, welches er tĂ€glich mache.

Persönliche Erfahrungen und Meinung
ZunÀchst einmal muss ich sagen, dass ich sehr zufrieden mit meine Kauf bin. Aber Achtung:
Dieser Kurs macht einen nicht automatisch zu einem super SĂ€nger und vor allem geschieht es nicht ĂŒber Nacht, auch wenn man das anhand der Beschreibung so denken mag. Es braucht sehr viel intensive Übung (mind. 1h tĂ€glich, in der man nur an den Übungen arbeitet), man braucht ein gutes Ohr, um eigene Fehler zu erkennen und es braucht viel Fleiss und einen starken Willen. Es ist fast unumgĂ€nglich sich selbst zu Beginn immer wieder aufzunehmen und unter UmstĂ€nden im Forum zum Kurs hochzuladen, damit die erfahrenen Nutzer einen korrigieren können. Ich wĂŒrde auch wĂ€rmstens empfehlen, solltet ihr euch den Kurs kaufen, eine Stunde mit Tamplin zu nehmen, 30min reichen vollkommen fĂŒrs erste mal, allerdings solltet ihr damit einige Wochen warten, damit ihr bereits wisst worum es geht, um so den Lerneffekt zu maximieren.

Wer hier etwas komplett Neues und nie Dahergewesenes erwartet, den muss ich leider enttĂ€uschen. Auch hier wird es zum grossen Teil damit bleiben, Skalen auf- und abzusingen. Allerdings zeigt Tamplin einige Dinge, welche neu sind. Was ich sehr gut fand ist, wie er genau auf die einzelnen Vokale, die Haltung, StĂŒtze etc. eingeht. In anderen Kursen war es eher so, dass man Skalen hatte, die man singen sollte, aber es wurde einem nicht so genau erklĂ€rt wie.
Ich habe auch 2 Skype Stunden mit Tamplin genommen welche mir ziemlich die Augen geöffnet haben. Es ist wirklich sehr wichtig, die Übungen haargenau so zu machen, wie er es erklĂ€rt und man denkt oft zu schnell "ja mach ich doch genau so", auch wenn dem nicht so ist. Bei der ersten Stunde sagte er mir, ich hĂ€tte keine StĂŒtze, obwohl ich bis anhin der Meinung war, ich wĂŒrde diese schon recht stark brauchen. Seit dem habe ich keine Probleme mehr mit meiner StĂŒtze gehabt, er konnte mir in den 30min gute Tipps geben, damit ich das richtige GefĂŒhl dafĂŒr bekam. Bei der zweiten Stunde hatte ich Probleme mit einem Song ("All I Want" - A Day To Remember), welchen ich in einer Band singen sollte. Ich hatte noch etwa 4 Wochen Zeit und schaffte den Song nur bis zur HĂ€lfte. Diesmal habe ich eine 1h Lektion gebucht, in welcher er noch einmal meine Technik unter die Lupe nahm, welche bereits korrekt war, allerdings fehlte mir die Ausdauer, die Kraft im Zwerchfell. Ich bekam den Rat, den Song so oft wie möglich so weit es geht zu singen, sowie Situps zu machen, wĂ€hrend ich Skalen singe. Ausserdem gingen wir den Song noch einmal durch und er korrigierte meine Vokale. Und siehe da: 4 Wochen spĂ€ter konnte ich den ganzen Song mĂŒhelos durchsingen, musste nicht pressen, hatte keine Angst, dass ich die hohen Töne nicht bekomme und ĂŒberhaupt hatte ich keine grosse Anstrengung. Das war ein tolles GefĂŒhl, da ich noch wenige Monate zuvor gepresst und gewĂŒrgt habe, um irgenwelche Töne rauszubringen. :D

Der Kurs hat mir bisher bei meiner Range sowie MĂŒhelosigkeit, Ausdauer und vor allem Klang geholfen, frĂŒher habe ich meine Stimme abgrundtief gehasst, es klang wirklich nur scheisse und ich dachte, ich wĂŒrde nie singen können. Schon nur 2 Monate nach Starten des Kurses nahm ich wieder einmal ein Soundbeispiel auf und ich musste fast weinen, weil sich meine Stimme einfach so unglaublich verĂ€ndert hatte und ich mir zum ersten Mal in meinem Leben selbst zuhören konnte, ohne zu denken "Oh mein Gott hört sich das scheisse an." Das war ein riesiger Fortschritt fĂŒr mich. :D

Und weil ihr alle es unbedingt haben wolltet... :p Hier ein Vorher/Nachher Vergleich. Die zwei Aufnahmen sind fast genau 1 Jahr voneinander entfernt, beides Live Auftritte, gefilmt mit einem Iphone. :D Die erste Aufnahme ist 2 Jahre her, damals hatte ich gerade mal ein halbes Jahr Gesangsunterricht und ich klang wirklich scheisse^^ wie konnte ich das den Leuten damals nur antun? *facepalm* Die zweite ein Jahr spÀter, damals trainierte ich bereits etwa 5-6 Monate mit KTVA.

NatĂŒrlich ist auch die zweite Aufnahme alles andere als perfekt und ich habe noch seehr viel Arbeit vor mir, allerdings bin ich mittlerweile zuversichtlich, dass ich noch etwas aus mir machen kann. :) Ich bekomme mittlerweile sogar Komplimente, dass Leute meine Stimme mögen, was ich frĂŒher nie fĂŒr möglich gehalten hĂ€tte. :D Ich habe absichtlich noch eine Stelle gegen Ende des Songs mitgeschnitten, welche etwas weniger optimal war. Dort merkt man, dass ich schon etwas erschöpft war (ist wirklich ein ziemlich strenger Song^^).

https://soundcloud.com/durza1112/before-and-after-singing-lessons

So ich hoffe einmal, dass ich damit noch das meiste klÀren konnte, sollten noch offene Fragen da sein, scheut euch nicht, diese zu stellen. :D

Könnte sein, dass sich noch Fehler im Text verstecken oder ich Dinge vergessen habe, tut mir leid, es ist bereits spĂ€t und ich bin mĂŒde. :D
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Status
FĂŒr weitere Antworten geschlossen.

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
ZurĂŒck
Oben